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  #1  
Alt 22.03.2007, 17:40
Peti44 Peti44 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Sabitz

Du schreibst mir aus der Seele.
Meine Mom war 70 als sie an Lungenkrebs starb,auch ich hatte das Gefühl das sie nicht gehen wollte.Ich hatte bis zuletzt ihre Hand gehalten und es gibt immer noch Momente als wäre es erst gestern gewesen.
Dann tut das Herz wieder so weh und ich habe das Gefühl das mir die Luft weg bleibt meine Tränen kann ich dann nicht zurück halten.Es heißt die Zeit heilt alle Wunden ich glaube aber nicht das die Wunde je heilt sie wird höchstens verblassen mir tut es gut das ich über meine Gefühle schreiben kann,denn meine Mom bleibt immer in meiner Erinnerung.

Viele liebe Grüße Peti
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  #2  
Alt 23.03.2007, 10:19
Finiboy Finiboy ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo ihr Lieben

ich muss mich hier allen anschließen, ihr redet mir von der Seele. Liebe Steph570, ich weiß ganz genau was du zur Zeit empfindest, habs gerad hinter mich gebracht, ich kann dir nur sagen , du bist nicht allein mit deinem Schmerz, wir hier sind alle bei dir und erleben die gleichen Gefühle oder zumindest sehr ähnlich. Bitte, melde dich trotzdem, wir hören dir auch gerade in solchen schlechten Zeiten zu und sind für dich da. Ja, ich frage mich auch jeden Tag, warum gerade meine Mum, sie war noch so jung, ihre Enkelkinder lieben sie doch so sehr und sind noch so klein, auch ich kann einfach nicht ohne sie leben und kann es kaum fassen, dass sie nie wieder kommt. Ich drück dich

LG Ulrike
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  #3  
Alt 03.04.2007, 12:47
Benutzerbild von Steph570
Steph570 Steph570 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Ihr Lieben ,
wo seid ihr alle abgeblieben
Mußte erst mal suchen um den Tread zu finden.

Sind ja nun nen paar Tage vergangen , aber irgendwie geht es mir nicht wirklich besser.
Ich weiß nicht wie ich es erklären soll , aber irgendwie fühl ich mich wie amputiert. Ja , ich denk das ist der richtige Ausdruck , amputiert.

Es ist immer noch schwer den "normalen" Tagesablauf zu regeln. Alles geht so verdammt schwer von der Hand.
Wer Verständnis dafür hat , keine Ahnung.
Bei meinem Mann hab ich so das Gefühl das er nicht weiß wie er mit mir umgehen soll.
Aber wen wunderts , ich weiß ja selbst nicht wie ich mit mir umgehen soll !

Was mir die letzte Zeit auffällt , jeder fragt mich wie es meiner Mum geht , wie sie das verkraftet , aber keiner fragt nach mir.
Bitte versteht das richtig , ich weiß das es meiner Mum schlechter geht als mir , ich brauch sie mir nur ansehen und es zerreißt mir das Herz sie so zu sehen. Sie kämpft jeden Tag aufs neue damit nicht zusammen zu klappen.
Sie kann nicht schlafen.
Sie hat rund 40 Jahre mit meinem Paps verbracht , die beiden sind wirklich durch dick und dünn gegangen. Und jetzt sitzt sie alleine in dem Haus was ihr zu hause war.
Und sie leidet wie ein Tier. Und mir fehlt die Kraft ihr wirklich zu helfen , wobei ich auch nicht weiß wie ich ihr noch helfen kann.

Aber auch ich trauer. Auch wenn ich "nur" die Tochter bin !!
Warum versteht keiner das die Kinder , mein Mann etc im Moment nur ein kleiner Trost sind.
Ich würde alles dafür geben aus diesem Loch zu kommen.
Ich weiß das mein Paps mir in den Hintern treten würde wenn er hier wäre. Aber das alles ändert nichts daran wie ich mich fühle. Egal wie sehr ich versuch dagegen anzukämpfen.

Mittlerweile bin ich an nem Punkt wo ich mich frage ob es eventuell sinnvoll wäre die Hilfe eines Phsychologen in Anspruch zu nehmen.
Hat einer von Euch damit Erfahrung gemacht und kann mir sagen ob das vielleicht helfen würde.

Ihr Lieben ich Euch alle mal
__________________
Nordisch nobel , Deine sanftmütige Güte , Dein unbändiger Stolz , das Leben ist nicht fair.
Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08
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  #4  
Alt 03.04.2007, 13:57
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
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Beiträge: 837
Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo Steph,

ich habe deinen Beitrag gelesen und gedacht: Irgendwie hat wohl jeder Angehörige, der trauert, das Gefühl nicht verstanden zu werden.

Weißt du, ich kann mir denken, dass du das Gefühl vermittelt bekommst: Nun, sie ist ja schon alt genug, verheiratet, selbst Mutter, da ist das ja "normal". Dass es vielleicht der "Reihenfolge" nach normal sein mag, dass zuerst die Eltern, dann die Kinder gehen, ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass der Schmerz um den geliebten Menschen einen umhaut, dass es einfach keinen Trost gibt, keinen Mann, kein Kind, der Mensch, der dich in diesem Augenblick trösten könnte, nämlich dein Papa ist nicht mehr bei dir.

Aber es wird nicht nur dir so gehen, ich denke, deine Mama fühlt aus ihrer Sicht ähnlich. Mir ist es so gegangen, habe ich immer wieder gehört: Na, zum Glück hast du ja noch deine Kinder, du bist ja nicht alleine. Ja, ich habe meine Kinder, und ja, es ist ein Wahnsinnsglück. ABER und nun kommt es eben, ich war sehr wohl alleine, hatte ich was anderes verloren als meine Kinder, nicht wertend, anders. Mein Jetzt und mein Morgen war nicht mehr da, ich war so alleine wie noch nie zuvor in meinem Leben. Meine Kinder waren anfangs sogar schwer zu ertragen - ich hoffe das versteht jetzt niemand falsch - denn ich konnte meinen Schmerz nicht so zulassen, wie ich es gebraucht hätte, wusst um ihren eigenen Schmerz, wollte sie nicht zusätzlich belasten, ihnen nicht das Gefühl geben, für mich stark zu sein.

Es ist schwer für das Umfeld, besonders auch besonders für deinen Mann, der hilflos zusehen muss, dass ausgerechnet auch er nicht helfen kann. Es kann niemand helfen, die Sprüche, die die Welt nicht braucht, sie verletzen, obwohl das niemand möchte.

Ich weiß nicht, ob du tatsächlich schon Hilfe benötigst, denke ganz einfach, es ist normal, dass du dich so fühlst. Es braucht ganz einfach Zeit, so schwer es fällt, sie zu überstehen. Aber solange du über deinen Papa redest, hier oder wo du dich sonst verstanden fühlst, frisst du ja die Trauer nicht in dich rein, weißt woher dein Unwohlsein herrührt. Klar, jeder empfindet anders, aber ich denke der Austausch dort, wo Menschen mit dem gleichen Schicksal aufeinandertreffen, die ähnliche Erfahrungen gesammelt haben, kann aus meiner Sicht mehr bewirken, als ein neutraler Dritter, der in dem Augenblick, indem er dir Tipps gibt, gar nicht in deiner Situation steckt, sie vielleicht sogar noch niemals erlebt hat. Das jedoch ist meine ganz persönliche Überzeugung, war mein Weg, vielleicht irre ich mich auch.

Lass dir Zeit, alles ist normal auf diesem Weg, alles erlaubt

LG
Andrea
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
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  #5  
Alt 03.04.2007, 13:58
stef777 stef777 ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

liebe steph570,

lass dich drücken...!!!!
ich weiss, oder so wars bei mir, das hilft auch nur bedingt...kann dich gut verstehen, wie schwer es jeden tag aufs neue ist, dass einen immer wieder "voll erwischt"...dass einen so manches unverständnis enttäuscht und ärgert. bei mir fühlt sichs manchmal an wie zusätzliche ohrfeigen. schon schlimm, man hat ja sonst keine sorgen...

ich habe mich auch schon gefragt, wie es den leuten in diesem thread gerade so ergeht, da schon lange nichts mehr gehört...

ich hab mir wie du gedanken über (meine) therapeutische hilfe gemacht und einige meinungen dazu bekommen. wenn du auf meinen namen clickst, wirst du den thread finden...vielleicht hilft es dir...
rückschauend auf die vergangen monate würde ich sagen, dass mir meine therapeutin in der ersten akuten zeit nach dem tod meines vaters nicht helfen konnte, leider, aber das variiert wohl auch von person zu person. ein gespräch mit einer hospizhelferin hat mir damals dagegen sehr geholfen, ich fühlte mich total verstanden. heute kann mir meine therapeutin dagegen schon helfen....

vielleicht hilft es dir, in der sonne zu sitzen, einfach wärme zu spüren, auch wenn die traurigen gedanken nicht einfach weggehen...

LG
stef.
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  #6  
Alt 03.04.2007, 14:37
Finiboy Finiboy ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo,

nun sind wir wieder genau beim Thema!!!! Die Zeit heilt alle wunden!????? Nein, tut mir leid, das kann ich einfach nicht glauben.

Letzte Woche war ich total abgelenkt, da ich beruflich von früh morgens bis spät abends zu tun hatte. Ich war auch nicht zu Hause, habe in den Niederlassungen zu tun gehabt. So hat mich aber auch gar nichts an das was geschehen ist erinnert. Das tat meiner Seele, denke ich, mal ganz gut. Aber als ich dann am Freitag zurück kam..............sorry, es hat mich total umgehauen, als wenns gestern passiert ist und im Moment hab ich immer wieder das Gefühl ich fang von vorne an. Ich kann einfach nicht mehr................und wenn ich dann so Sprüche höre wie: die Zeit ......alle Wunden. Das mag ja vielleicht bei anderen Ereignissen zutreffen oder individuell so stimmen.

Ich kanns einfach nicht glauben, dass ich jetzt tatsächlich Ostern ohne meine Mutti feiern muss. Sie fehlt mir so wahnsinnig.


LG Ulrike
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  #7  
Alt 03.04.2007, 15:29
Anemone Anemone ist offline
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Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo liebe Steph,
Du denkst darüber nach, ob Du Dir von einem Psychologen helfen lassen sollst (kannst). Ja, das ist so eine Sache, manchen Leuten gibt das unheimlich viel, anderen gar nichts. Es kommt halt auch auf den Therapeuten an. Ich hatte eine Therapie, weil ich irgendwie nicht klar kam mit der Diagnose, dass mein lieber Mann an unheilbarem Bauchspeicheldrüsenkrebs sterben wird (er hat vor 14 Monaten seinen überaus tapferen Kampf verloren). Mir brachte die Therapie absolut nichts, aber das kann natürlich auch ganz anders aussehen.
Bitte sei mir nicht böse, wenn ich nun etwas sehr direkt werde. Vielleicht klingt es auch brutal, aber für mich ist es einfach Realität: Jeder muss seine Trauer durchleben und durchleiden, und zwar allein. Im Grunde genommen kann Dir keiner dabei helfen. Vielleicht hilft manchen Menschen ihr Glaube, oder der Glaube an Überirdisches, kann ich nicht beurteilen.
Ich war 41 Jahre mit meinem lieben Mann verheiratet. Obwohl wir neun Monate lang Zeit hatten, Abschied zu nehmen, war sein Tod für mich unfassbar, schrecklich, das Schlimmste was mir passieren konnte, ich dachte, ich überlebe das nicht.
Ich bin sehr, sehr froh, dass ich liebe Kinder habe (34 und 37), die für mich da sind. AAAber!! Sie trauern doch genau wie ich. Sie können mir nicht helfen, ich kann ihnen nicht helfen. Klar, wir sind füreinander da, wir reden oft über unseren Papa, aber durch dieses endlos lange und dunkle Tal müssen wir alle durch, jeder für sich allein. Für meine Kinder war ihr Vater ein Freund, einer, den sie immer fragen konnten, wenn sie Probleme hatten. Ich kann ihnen nicht das selbe geben.
Auch Freunde können nicht viel tun - gewiss, es ist schön, wenn Dich mal jemand in den Arm nimmt. Aber die, die selbst noch nicht um einen geliebten Menschen getrauert haben, wissen einfach nicht, wie man sich fühlt. Sei ihnen deshalb nicht bös. Ich hätte manchmal vor Zorn schreien können, wenn jeman meinte, mich mit einem Witz (dazu noch einem schrecklich blöden...) aus meinem tiefen Trauerloch holen zu können. Fast senkrecht in die Luft ging ich bei dem Spruch: Das Leben geht weiter - Nein, DAS Leben vielleicht, meins nicht. Mein Leben war das mit meinem Mann, das ist unwiederbringlich zu Ende. Ich muss mir ein neues Leben aufbauen, das kostet unendlich viel Kraft.
"Die Zeit heilt alle Wunden" - NEIN, stimmt (zumindest für mich) auch nicht. Irgendwo habe ich mal gelesen: DIe Zeit heilt NICHT alle Wunden, sie hilft uns nur, mit dem Unbegreiflichen zu leben. O.k. gerade in den letzten Wochen hatte ich ab und zu mal ein gutes Gefühl, dachte: Hey, jetzt wirds langsam besser. Am nächsten Tag konnte es schon wieder anders sein - das Trauertier sitzt mir im Genick und fetzt mich kurz und klein.
Liebe Steph, das Einzige, was ich Dir versichern kann, ist, dass Du hier in diesem Forum Menschen triffst, die Dich verstehen, die Dich (virtuell) ein wenig begleiten können auf Deinem Weg durch die Trauer.
Hab Geduld mit Dir, Trauer ist Schwerarbeit für Seele und Körper, sie wird Dich und vor allem auch Deine Mama noch eine Weile begleiten.
Lass Dich mal feste drücken. Ich schicke Dir viele liebe Grüße,
Anemone
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  #8  
Alt 05.04.2007, 11:19
Benutzerbild von Steph570
Steph570 Steph570 ist offline
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Beiträge: 129
Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Morgen zusammen,
na toll nu sitz ich hier hab mir alle Beiträge noch mal in Ruhe durchgelesen und heul wie ein Schoßhund
Und wieder wird mir klar das wirklich nur der verstehen kann der das selbe erlebt hat.
Manchmal fällt es mir schwer hier im KK zu lesen und ich möchte es manchmal auch gar nicht mehr.
Aber dann wird mir klar wie sehr ich den Austausch hier brauche, mit Menschen die wissen wie es mir geht.
Und dafür danke ich Euch

Zu dem was Andrea geschrieben hat.
Ich denke auch das es meiner Mum so geht. Ja sie hat uns, wir sind da, kümmern uns.
Aber das was ihr am meisten fehlt ist eben nicht mehr da und das können wir, mein Bruder und ich, auch nicht ersetzen.
Vielleicht geht es ihr sogar manchmal so wie Andrea es beschrieben hat , das wir ihr auf den "Wecker" gehen. Mit unserer Fürsorge unserem betüddeln, diesem ständigem wie geht`s Dir, brauchst Du was ...
Und ich denke auch das der Schmerz den jeder von uns im Moment mit sich rumträgt dafür sorgt das wir nicht miteinander reden können.
Jeder weiß wie sehr der andere leidet, aber will es nicht sagen um dem anderen nicht noch mehr weh zu tun.
Sie will uns zeigen das sie stark ist und wir ihr.
Wir drehen uns also im Kreis.
Ich weiß auch das jeder unterschiedlich lange braucht um das erlebte zu verarbeiten.
Und dann kommen Leute mit den Sprüchen wie reiß Dich zusammen , Denk an Deine Kinder , Du hast selbst Familie. Am besten finde ich immer den Satz : DAS LEBEN GEHT WEITER !!! Da könnt ich
Nein ich mach ihnen keinen Vorwurf , sie wissen es nicht besser. Aber es ist so wie stef es sagt , es ist dann wie nen Schlag in die Magengegend.

Ulrike Deine Angst davor Ostern ohne Deine Mum zu feiern kann ich mehr als gut nachvollziehen. Mein Paps hat Sonntag in einer Woche Geburtstag und mir graut es jetzt schon davor !!
Ja die Zeit .... vielleicht, irgendwann. Ich wünsch es uns allen.
Die Narben werden immer bleiben, aber es wäre schön wenn sie nicht mehr so schmerzen.
Anemone , ich bin Dir nicht böse Und das aus einem ganz einfachen Grund.
Wenn mir das jemand anders sagen würde , würd ich wahrscheinlich anders reagieren. Ich kenn Dich persönlich nicht, aber (und das ist der große Unterschied) Du verstehst was ich sage und kannst es nachvollziehen.
Und irgendwie denke ich auch das jeder von uns erst mal allein damit klar kommen muß bevor wir miteinander über unsere Gefühle reden können.
Ja jeder von uns trauert um ein und denselben Menschen. Aber jeder anders.
Meine Mum hat ihren Mann, ihren Lebensmittelpunkt verloren.
Mein Bruder seinen Vater mit dem er schon mal aneinander geraten ist, aber den er mehr geliebt hat als er sich vielleicht im klaren war, oder selbst gedacht hat.
Und ich ... meinen Beschützer, meinen besten Fraund, meinen Fels in der Brandung.
Der selbe Mensch, aber mit einer anderen Bedeutung für jeden von uns.

Ihr habt Recht, jeder von Euch hat Recht.
Und ja es ist mir ab heute scheißegal was andere über meine Trauer und mich denken. Ich werde mir die Zeit nehmen die ich brauche.
Und wer meint das ich mich zusammenreißen soll, der kann mich gern haben !! Wir können uns dann wiedersprechen wenn derjenige weiß wovon ich rede.
Ich danke Euch , von ganzem Herzen das ihr da seid und jeder für sich die richtigen Worte findet. DANKE
__________________
Nordisch nobel , Deine sanftmütige Güte , Dein unbändiger Stolz , das Leben ist nicht fair.
Es war ein Stück vom Himmel , das es Dich gibt.
(Grönemeyer)

Paps geb. 15.04.47 - gest. 08.02.07
Opipi geb. 19.03.22 - gest. 08.01.08
Schwiegerpapa geb. 23.08.35 - gest. 18.01.08
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  #9  
Alt 05.04.2007, 20:53
marionA marionA ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 315
Standard AW: Die Zeit machts einfacher????????

Hallo,
ich habe lange überlegt, ob ich hier schreiben soll, denn ich wollte niemandem die Hoffnung auf die Zeit nehmen. Nun habe ich mich entschieden doch meine Erfahrugen mit der Trauer hier niederzuschreiben und hoffe, dass ich niemandem die Hoffnung nehme.

Mein Pa ging am 23.01.2005. Es ist also schon über 2 Jahre her. Er hatte Lungenkrebs. Erst sah alles sehr gut aus. Er wurde operiert und die Ärzte gaben ihm eine 90 % Chance. Die erste Nachuntersuchung erst nach einem halben Jahr. Alles war Bestens. Die Freude unbeschreiblich. Dann die 2. Nachuntersuchung, wieder ein halbes Jahr später.... Rezidiv. Und ab ging es in ein tiefes Loch. Die Angst hatte uns wieder gepackt. Dann die Nachricht: Es kann operiert werden. Die Hoffnung war groß. Am morgen vor seiner OP rief er mich noch auf der Arbeit an und sagte: Hier ist nochmal Dein gesunder Vater (er hatte nie Symptome, nicht einmal Husten). Ich hätte nie gedacht, dass das die letzten Worte waren, die ich von ihm höre.

Nach der OP ging es Schlag auf Schlag. Erst ging die Wunde wieder auf und er mußte Notoperiert werden, dann kamen 2 Lungenentzündungen und schließlich die dritte, die mit einer tödlichen Sepsis endete. In dieser Nacht hatte meine Ma das Telefon nicht mit ans Bett genommen. Die Nachricht bekamen wir am nächsten morgen. Ich konnte mich nicht einmal von ihm verabschieden und habe ihn auch nie wieder gesehen. Vielleicht ist der Verlust deswegen so unfaßbar für mich. Eigentlich hatte ich mir selbst versprochen, dass er nicht alleine gehen muß. Dieses Versprechen konnte ich nicht halten und ich kann es mir nicht verzeihen. Mein Pa mußte alleine im KH gehen.

Dann begann die Zeit der Trauer. In der ersten Zeit habe ich gar nichts mehr auf die Kette gekriegt. Habe mich total zurückgezogen und mir war alles egal. Oder doch nicht ? Eigentlich wollte ich nur hinterhergehen. Als mir das bewußt wurde, habe ich einen Trauerbegleitung gemacht. Die Gespräche taten zwar gut, aber meinen Pa konnten sie mir auch nicht zurückbringen. Aber wenigstens hatte ich gelernt, mich gegen Leute, die mich in meiner Trauer störten oder unpaßende Sprüche brachten, zur Wehr zu setzen. Und ich hatte auch beschlossen, dass ich meinen Weg hier zu Ende gehen muß, egal wie schwer er auch sein wird.

Dann habe auch ich auf die Zeit gehofft. Erst dachte ich nach 2 Monaten wird es besser, dann nach einem Jahr. Nein, auch nicht, aber bestimmt nach 2 Jahren. Nein, die Trauer ist noch lange nicht vorbei. Ich weine immer noch fast jeden Tag um meinen Pa. Ich vermisse ihn immer noch unendlich und würde alles tun, um ihn auch nur noch einmal sehen zu können. Jetzt, nach 2 Jahren, 2 Monaten und 13 Tagen bin ich zu dem Entschluß gekommen, dass ich wohl den Rest meines Lebens irgendwie Trauern werde. Mein Leben hat sich drastisch verändert und wird nie mehr so, wie es mal war. Mein Pa und ich wohnten im gleichen Haus und haben uns jeden Tag gesehen. Er war mein bester Freund, mein Vater und mein Seelenverwandter. Ich habe ihn mehr geliebt als mein Leben und liebe ihn immer noch. Daher denke ich, dass die Trauer vielleicht einfach der Preis ist, den wir für die Liebe bezahlen. Und für das, was mein Pa für mich war und ist, ist kein Preis zu hoch und keine Träne zu viel. Ich habe einfach in den letzten 2 Jahren gelernt, die Trauer als Teil von mir zu akzeptieren. Sie gehört jetzt einfach zu mir, sowie mein Pa zu mir gehört. Eines hat sich allerdings doch gebessert: ich kann auch mal wieder herzlich und ohne schlechtes Gewissen lachen, denn auch das gehört zu meinem Leben.

Mein Fazit nach 2 Jahren, 2 Monaten und 13 Tagen Trauer: Die Zeit heilt nicht alle Wunden, manche sind einfach zu tief. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich an den Schmerz und akzeptiert ihn als Teil des Lebens.

Liebe Grüße
Marion
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