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  #1  
Alt 20.02.2009, 15:57
Eponine1974 Eponine1974 ist offline
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Liebe stellina,

ich denke, es ist gut und richtig, dass Du Dir den Kummer von der Seele schreibst. Ich kann sehr gut verstehen, wie es Dir geht, auch wenn ich die Situation meiner Mutter oft auf Distanz erleben muss, wie Du ja weisst.

Man denkt sich als Angehoeriger oft: "Stell' Dich nicht so an, Deine Probleme sind klein im Vergleich." Und man schaemt sich oft vor sich selbst, wenn einem das "Nichtanstellen" nicht gelingt. Es ist aber wichtig, dass man sich seinen eigenen Sorgen und Aengsten stellt. Ich habe auch lange versucht, das irgendwie mit mir selbst auszumachen - was nur in einer Depression geendet hat. Es ist wichtig, dass man als Angehoeriger Anlaufstellen hat, ganz egal wo. Ob nun Forum, Selbsthilfegruppe, Doc oder was auch immer. Wir koennen nicht helfen, wenn wir selbst zusammenklappen.

Ich selbst habe Phasen, wo mir das Forum hilft (sachlich, aber auch einfach psychologisch) und dann wiederum welche, wo es mich nur runterzieht und ich einfach nicht hier lesen und schreiben kann. Mittlerweile versuche ich, mir dabei nichts mehr zu denken und es einfach so hinzunehmen.

Ich fliege heute Abend wieder nach Deutschland bis Montag. Momentan fast jedes Wochenende (dank sei der Mastercard ) , denn die Situation meiner Ma hat sich in den letzten Wochen arg verschlechtert. Wahrscheinlich kommt sie bald ins Hospiz, Anmeldung laeuft. Die seelische und auch koerperliche Belastung ist sehr gross, aber es geht. Man schafft mehr, als man denkt. Trotzdem ist es wichtig, auch auf den eigenen Koerper (und die Seele) zu hoeren, wenn es denn nicht mehr geht. Ich glaube, unsere Muetter, Maenner ... wuerden allesamt nicht wollen, dass wir zusammenbrechen - wir duerfen hin und wieder auch schwach sein.

Meine Mutter z.B. ist nach wie vor mehr besorgt um mich als um sich selbst: "Kind, pass' gut auf Dich auf, das wird alles zu viel fuer Dich!" Wenn sie sowas sagt, weine ich und kann das mittlerweile auch in ihrer Gegenwart (eine Zeit lang habe ich mir das verboten, weil ich nicht wollte, dass sie mich so sieht).

Es gibt einfach manchmal Phasen, wo man fertig ist, und dann hilft es sehr, sich das von der Seele zu schreiben (mir jedenfalls). Danach geht es meist direkt besser, und man schoepft wieder ein bisschen Kraft.

In diesem Sinne: Pass' gut auf Dich auf!
__________________
"Hoffnung ist eben nicht Optimismus, es ist nicht der Glaube, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat ohne Rücksicht darauf, wie es ausgeht." - Václav Havel
  #2  
Alt 20.02.2009, 17:12
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stellina stellina ist offline
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liebe ela, ich nehme nie unsere tochter als vertretung für mich hier zuhause, weil mein mann das nicht will, er will nicht, daß sie ihn so sieht. bei der pflegerin ist das anonymer. er braucht ja auch mal hilfe auf der toilette. und sollte er stürzen, könnte unsere tochter auch nicht viel ausrichten. er ist immernoch im bett, hat aber wenigstens eine banane gegessen.

hallo liebe eponine, ich weiß, welchen drahtseilakt du hinlegst. respekt!
was du mal geschrieben hast: "nicht mit schmerzen und quälerei" die zeit verbringen, die noch da ist, ist auch mein wunsch für meinen mann. ich bin in der glücklichen lage, nicht zu arbeiten, da sein zu können, tag und nacht. das ist zwar für mein nervenkostüm manchmal ruinös, aber immernoch besser, als aus der ferne mit zu leiden, nicht helfen zu können.

ich wünsche euch alles liebe, eine gute, erfüllte zeit, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
  #3  
Alt 20.02.2009, 17:59
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Desi Desi ist offline
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Hey Stellina,
es ist schon eine grosse Leistung die du da Tag für Tag vollbringst.
Ich kann verstehen, wenn du deine Tochter nicht zu sehr in Anspruch nehmen willst.
Auch das es deinem Mann unangenehm ist, wenn sie im z.b. beim Toilettengang helfen müsste.
Du schreibst von einer Pflegerin, kommt sie nur ab und zu damit du mal weg kannst, oder regelmäßig?
Man kann das ja auch vielleicht so organisieren das jeden Tag jemand kommt, und dir dann z.b. das Waschen abnimmt.
Ist für dich ja wahrscheinlich auch körperlich eine Anstrengung.
Oder mag dein Mann das nicht, wenn dann fremde Leute um ihn herum sind?
Bei all der grenzenlosen Liebe zu deinem Mann, darfst du dich nicht aus den Augen verlieren. Das ist ganz wichtig!
Die Idee mit dem Sport ist gar nicht so verkehrt, irgend etwas wo du Spass dran hast, feste Zeiten nur für dich.
Versuch das möglich zu machen.
36 Stunden im Bett, ohne etwas zu essen, das ist schon lang.
Das Problem ist ja nicht das Essen, sondern die fehlende Flüssigkeit.
Hmm, trinkt er denn wenn du hin gehst und ihm was hinstellst?
Du sagtest, das das alles nach der Op anfing. Rückverlegung des Stoma.
Hast du einen Verdacht was da passiert sein könnte?
Hatte er vorher gar nichts?
Sorry, ich hab dir jetzt tausend Fragen gestellt. Du musst sie auch nicht beantworten wenn du nicht magst.
Es interessiert mich nur.
__________________
In Liebe Daddy geb. 27.02.54 gest. 08.02.2008
Du wirst für immer in meinem Herzen sein.
  #4  
Alt 20.02.2009, 18:07
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Ylva Ylva ist offline
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Meine liebe Tina, ,

Desi hat viele Fragen gestellt, die mir auch im Kopf rumgeisterten.
Bringt der Beruf bestimmt mit sich.
Vielleicht wäre ein ambulanter Pflegedienst der täglich zweimal kommt schon eine enorme Hilfe für Dich ? Wenn dein Mann nichts trinkt können sie ihm auch subcutane Infusionen geben, denn Flüssigkeit ist sehr , sehr wichtig. Bitte denke nicht, ich will dich belehren oder soetwas, ich will eher versuchen dir zu sagen das du Hilfe annehmen sollst und in Anspruch nehmen kannst.
Das muss unheimlich schwer sein für Dich und jedesmal aufs Neue überraschst du mich, wie sehr du kämpfst und wie du für ihn da bist und wie du das meisterst.Du bist so eine tolle Frau. Zu seiner Krebserkrankung kommt noch die Demenz. Kein leichtes Thema. Ein Tabu Thema (leider) und kein leichter Umgang. Wir haben viele Patienten mit Demenz und es ist ein schmaler Graad auf dem man sich bewegt. Zwei Welten stoßen aufeinander und man muss versuchen dies zu kombinieren.

Bitte achte auf Dich, ja?
Ylva
  #5  
Alt 20.02.2009, 18:39
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stellina stellina ist offline
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ihr süssen lieben fachfrauen, desi, ylva,
pflegedienst kommt nicht, weil ich ja noch alleine zurechtkomme. es ist nicht die körperliche belastung, die mich runterzieht, sondern ausschließlich die seelische. und ja, er will niemand anderen um sich haben, außer mir. die pflegerin kommt ab jetzt 1x die woche für 2 std. damit ich regelmäßig raus kann. das mit dem trinken ist ein echtes problem: ich halte es ihm hin, er trinkt ein, zwei, drei schluck, dann mag er nicht mehr. das man eine infusion legen kann, weiß ich, will er aber nicht. er will seine ruhe haben. die lasse ich ihm. jede art von unruhe quält ihn, verunsichert ihn. er hat pflegestufe I, dementenbetreuung könnte ich in anspruch nehmen, aber das sind menschen, die er nicht kennt - kommt ja garnicht in frage. erst ab juli kann ich dafür jemanden nehmen, nach eigener wahl.
mein mann war definitiv vor der letzten narkose im hirn fit. ich denke, es war ein mini-gerinsel, ein plaque aus der karotis o. ä., was sich unter narkose gelöst hat und diesen schaden im hirn angerichtet hat. er hatte ja schon 2 TIAs vorher.
ich lasse ihn ja sogar manchmal alleine, aber natürlich nie lang. ich kann nicht alles verhindern, ob ich hier bin oder mal nicht, immer kann was passieren.
dank euch, ihr lieben süssen, tina.
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Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
  #6  
Alt 20.02.2009, 19:21
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Meine Mam war es auch erst unangenehm. Aber dann war es kein Problem. Aber es durften nur ich und die Älteste helfen... Aber ich hab soooo gern meiner Mam geholfen. Ich hoffe, ich konnte ihr damit wenigstens einen Teil zurück geben. Sie hat so viel für mich gemacht.

Ach Tina, ich drück dich mal. Manchmal ist doch alles einfach Schxxx.

Ela
__________________
Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
  #7  
Alt 20.02.2009, 21:41
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Ylva Ylva ist offline
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Liebe Tina,
wollte nochmal kurz vorbeischauen und dir eine Gute Nacht wünschen und einen schönen Samstag! Du machst immer das Beste draus - bewundernswert.

Haben die Ärzte sich dazu geäussert, was während der OP war?

Einerseits kann ich das nachvollziehen, dass es deinem Mann unangenehm ist wenn fremde Menschen sich um ihn kümmern und in eurem Haus, in euer Privatsphäre sind, andererseits würde ich mir für dich wünschen, dass du ein wenig entlastet wirst - das bedeutet ja nicht, dass du deinen Mann weniger liebst oder weniger für ihn da bist - im Gegenteil. Du könntest Kraft tanken! So wie du das machst, machst du es schon sehr gut, aber versuche noch ein bisschen mehr an Dich zu denken, dir auch mal Pausen zu gönnen (auch wenn es nicht leicht ist, weil man ja da sein will).
Wir haben hier in der Umgebung ganz tolle Pflegedienste, viele Patienten die auch dagegen waren, würden jetzt nicht mehr ohne sein wollen.
Nein, verhindern kannst du nicht alles, aber du kannst dir immer wieder bewusst machen, dass du alles menschenmögliche (und noch mehr) für ihn tust.

Laß dich nicht unterkriegen, meine tapfere Kämpferin.

Ylva.
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