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  #1  
Alt 25.09.2009, 17:05
wattewuschel wattewuschel ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Ich kann mir halt einfach nicht vorstellen, was da genau gemacht wird in einer Reha? Wie sieht denn so ein Tagesablauf dort aus? Was macht man da genau 3 Wochen lang? Man liegt doch nicht nur rum und ruht sich aus?

Ich seh das eigentlich nicht negativ, bis heute früh wollte ich auch noch eine AHB machen, aber der Gedanke an 3 Wochen Klinikaufenthalt...

Körperlich hat die Krankheit sicher Spuren hinterlassen, zumindest im Moment: keine Haare mehr und bestenfalls (!) bleibt an der Stelle des Tumors immer Narbengewebe - das Ding wird wohl noch nicht ganz weg sein. Aber ansonsten würde ich sagen: beinahe spurlos. Abneigung gegen Krankenhausaufenthalte vielleicht, die Erfahrungen (sehe ich als Bereicherung an, wenn auch auf ne schmerzhafte Art), aber ich fühle mich quasi fit (eine Sportskanone war ich vorher auch nicht, daran will ich ja arbeiten). Körperfunktionen klappen alle, nix tut weh.

@ulrich48 die latente Aggression in deinem Posting verstehe ich nicht, ich weiß solche Einrichtungen sehr wohl zu schätzen, für die, denen es hilft. Bzw. ich kann nicht vollumfänglich einschätzen, ob es mir hilft, weil ich keine genauen Vorstellungen habe, was man dort mit den Patienten macht (siehe Frage weiter oben im Text). Noch geht das schlecht mit dem Arbeiten gehen, da ich ja in Kürze durch die Bestrahlungen zeitlich und eventuell auch befindlich eingeschränkt bin. Aber danach: klar geh ich dann wieder arbeiten.

Ob mir die KK Druck macht - noch nicht, ich hab die Bestrahlung ja noch vor mir. Aber danach ist es wohl Standard, eine AHB zu machen. Ich würde halt auch lieber zu Hause sein, da hab ich alles, was ich brauche.
Kann man denn die AHB einfach abbrechen (hab ich hier beim Schökern gelesen) oder gibt es dann Probleme - quasi erstmal hinfahren und gucken, wie es ist und wenn man dann feststellt, dass es nix ist, wieder nach Hause?
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06/09 Diagnose: hochmalignes, großzelliges, diffuses B-Zell NHL, bulky, Stadium IIA, mediastinaler Tumor 10 cm
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  #2  
Alt 25.09.2009, 18:29
Zicke Zicke ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

hallo wuschel!

anstatt auf dich einzuhauen, will ich dir doch mal deine fragen beantworten.

also, bei meiner ahb im april letzten jahres war es so, daß ich am anreisetag vom arzt eingehend untersucht und befragt wurde, auch darüber, was ich denn machen möchte und was nicht. bereits am nächsten tag gab es die behandlungspläne mit etwa 6-8 terminen am tag. da gab es alles mögliche, z.b. sport (nordic walking, badminton, ergometertraining und ähnliches), psychologische einzel - und gruppengespräche (wenn man wollte), kunsttherapie (klasse!), therapeutisches tanzen (nicht so meins...also hab ich zwei termine "geschwänzt"), erlernen von entspannungstechniken, entspannungsbäder, viele interesssante vorträge und vieles mehr. ich hatte großen einfluß darauf, wie der plan aussah, man muß nix machen, was man nicht will!

in der freizeit konnte man das angebot der klinik nutzen (basteln, malen, filmabende, wanderungen etc.) oder auf eigene faust losziehen. gerne auch mit netten menschen, die ich dort kennen lernen durfte.

es gab relativ "fließende" essenszeiten, man mußte also nicht pünktlich um sieben zum frühstück oder ähnliches. mahlzeiten auslassen war auch kein problem. die zimmer wurden täglich gereinigt, hatten aber bestimmt keinen krankenhauscharakter.

alles in allem denke ich, kann man eine ahb in einer guten klinik durchaus als vollpension-wellness-aufenthalt mit sportprogramm betrachten.

bei weiteren fragen bin ich gerne auskunftsfreudig!

liebe grüße,

dat zickchen
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  #3  
Alt 25.09.2009, 19:30
Benutzerbild von sprotte
sprotte sprotte ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo wuschel,

wieso sollte dich dich Krankenkasse zur Arbeit "zwingen" ?
Du weißt doch am besten, wann du wieder arbeitsfähig bist!

Zum Thema Reha:
Mich interessiert, wie dein Arzt dazu steht. Sicherlich befürwortet er eine Reha. Du hast ja auch einen gesetzlichen Anspruch darauf.

Wenn du so fest der Meinung bist das dir die Reha nicht guttut, dann fahre doch einfach nicht hin! Ich bin jedoch überzeugt davon, dass du nach der Bestrahlung anders darüber denken wirst.
Ich glaubte, die Bestrahlung wäre ein Spaziergang im Gegensatz zur Chemo. Kräftemäßig hat sie mir jedoch "den Rest" gegeben.

Ich habe mich in "meiner" Reha-Klinik sehr wohl gefühlt. Sie hatte Hotel-Charakter.
Ich kann @Heike jedoch nicht ganz zustimmen.
Ich versuchte auch, nur an wenig Therapien teilzunehmen. Meine Ärztin in der Reha-Klinik ließ sich jedoch nicht darauf ein. Die Therapien, die dort geboten werden bekommt zu Hause niemals vom Arzt verschrieben (Massage, Fußreflexzonenmassage, Ergotherapie, Krafttraining, Autogenes Training, Entspannungsbad, Aromatherapie, Krankengymnastik, Kochen, Ernährungsberatung, Aqua-Fitness, Hirnleistungstraining am PC.....)
Alle Therapien sind freiwillig. Man kann sich welche aussuchen, der Arzt macht jedoch Vorschläge, was er als medizinisch sinnvoll erachtet. Die sollte man dann auch annehmen.
Auch die psychologische Betreuung ist freiwillig.

Schau z.B. mal bei den Hamm-Kliniken auf die Internetseite. Dort sind alle Therapien aufgeführt, die dort angeboten werden.

Ich hatte die ersten drei Wochen viele Termine (weil ich den Aufenthalt ausnutzen wollte), in der letzten Woche habe ich weniger und nur in Richtung Entspannung was getan und bin mit dem Rad durch die Gegend gefahren, war im Schwimmbad oder habe Ausflüge mit dem Bus gemacht.

Sehr interessant fand ich auch die vielen Vorträge. Diese waren freiwillig, ich habe fast alle besucht. So viele Informationen über meine Erkrankung und Genesungswege habe ich nie von meinen Ärzten erhalten. Dafür ist während der "normalen" Behandlung einfach keine Zeit.
In der Reha-Klinik wurde sich in allen Bereichen viel Zeit genommen.

Ich lehnte zunächst auch eine Sozialberatung ab, die Ärztin vor Ort empfahl mir jedoch, es einmal auszuprobieren. Dort habe Informationen über die Wiedereingliederung erhalten, von denen ich vorher nichts ahnte. Man kann viele (rechtliche) Fehler machen.

Zum Schluß noch:
Als ich überlegte, ob ich zur AHB fahren soll klärte meine Ärztin mich auf, dass es mehr oder weniger meine "Pflicht" wäre. Wenn sich in einiger Zeit Problemem in Bezug auf die Krankheit ergeben sollten könnte sich die KK weigern, Therapien zu bezahlen. Man könnte dir vorwerfen, das du nicht alles in Anspruch genommen hast, um wieder gesund zu werden.

Ich war anfangs auch sehr skeptisch. Ich bin alleinerziehend und mußte eine Betreuung für meine Tochter organisieren. Aber es hat sich gelohnt.
Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall die Nach-Reha in Anspruch nehmen.

Es herrschte, zu meiner eigenen Überraschung, überall eine fröhliche und positive Enstellung. Ich hatte nach langer Zeit mal wieder das Gefühl "normal" behandelt zu werden. Zu Hause brachte man mir in Gesprächen immer (zu)viel Mitleid entgegen.

Auf meiner AHB habe ich tolle Freundschaften geschlossen und es wurde erst zum Ende der AHB über unsere Erkrankung gesprochen, das kann ja jeder selber steuern. Wir haben Ausflüge gemacht ( an den Wochenenden hat man frei), waren abends unterwegs, haben Spieleabende gemacht... ich hatte lange nicht mehr so gelacht.
Ich habe, entgegen meinen Vorsätzen, sogar an einem Aquarellkurs teilgenommen und ein verborgenes Talent in mir entdeckt. Es hat viel Spaß gemacht und ich habe ein neues Hobby, weil ich hier zu Hause viel Zuspruch für meine Bilder erhalten habe.

Wenn du bei deiner Krankenkasse erwähnst, dass du zur Reha möchtest wirst du dort begeisterten Zuspruch bekommen. Zum einen wissen sie, das die Wiedererkrankungsquote ohne Reha höher ist und zum anderen brauchen sie während dieser Zeit kein Krankengeld zahlen. Dann erhälst du Übergangsgeld vom Rentenversicherungsträger.

Eines möchte ich , trotz diesem Romans, noch schnell erwähnen.
Ich dachte, ich wäre nach der AHB wieder "richtig" gesund. Das war leider ein Irrglaube. Ich war trotzdem noch geschwächt und hatte Konzentrationsprobleme. Meine körperlichen Beschwerden durch die OP und Chemo (Schmerzen in Füßen und Händen, Narbenbeschwerden) konnten aber deutlich gelindert werden.
Die Reha zeigt dir den Weg in eine neue Richtung, den Weg mußt du jedoch alleine weitergehen.

Soweit meine Erfahrungen.
LG Sprotte
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Lieber Gott: Bitte gib´mir Geduld - und zwar sofort!
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  #4  
Alt 25.09.2009, 20:01
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo Wattewuschel,
eine Rehaklinik (Schloß Schönhagen) erinnerrte mich nicht an ein Krankenhaus. Auch wenn ich zu Hause auch Sport gemacht hätte, habe ich das große Sportangebot sehr genossen. Nach Plan und ohne anderen Alltag macht man ja dann doch auch mehr als zu Hause. Das man dort mit fremden Menschen zu tun hat, kann auch sehr erholsam sein. Ich "vergaß" alles was mich zu hause beschäftigt und lies mich mal auf was anderes ein. Das kann sehr erholsam sein. Ich hatte das Gefühl den ganzen Tag etwas für mich und meinen Körper zu machen. Zu Hause ist geht man ja doch irgendwelchen Erledigungen nach. Und ich bin auch kinderlos und habe nur eine kleine Wohnung zu versorgen. Man kann schon auf sein Programm Einfluss nehmen. Wenn du sowieso Sport machen willst, warum nutzt die nicht die Chance einen "Sport-Urlaub" zu machen? So habe ich meine Reha betrachtet. Ich glaube auch nicht, dass der Aufenthalt teurer ist als ein Zuhausebleiben. Bei mir war das jedenfalls nicht so. Du musst auch nicht über deine Krankheit sprechen wenn du nicht willst. Den Sozialdienst habe ich nur bei konkreten Fragen genutzt. Ich würde das große Leistungsangebot nutzen, dass dir die Rentenversicherung oder wer auch immer finanziert.
Obwohl ich mit meinen 25 Jahren wesentlich jünger als die meisten Patienten war, habe ich netten Anschluss gefunden und gute Gespräche geführt.
Ich hoffe, die triffst die richtige Entscheidung und erkennst diese Chance noch!
Liebe Grüße
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #5  
Alt 26.09.2009, 09:37
wattewuschel wattewuschel ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

also wenn das ganze in richtung sport-wellness-urlaub geht, ist es absolut ok.
die dame vom sozialdienst meinte, ich solle nach der hälte der bestrahlungen die ahb beantragen. dann kann ich mehr als jetzt sagen, wie mir die bestrahlungen bekommen bzw. auf mich wirken.

ich habe halt auch die befürchtung, dass die KK nachträglich ärger machen könnte, wenn ich keine AHB mache. und zwingen kann sie mich natürlich nicht, arbeiten zu gehen, aber wenn sie die krankengeldzahlung einstellt, muss das geld woanders her kommen.

vielleicht sind die 3-4 wochen ahb auch weniger "schlimm" (weil so lange von zuhause weg), wenn man eine klinik in absehbarer entfernung nimmt und am wochenende nach hause fährt.
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  #6  
Alt 26.09.2009, 10:51
Monika W. S. Monika W. S. ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Zitat:
ich habe halt auch die befürchtung, dass die KK nachträglich ärger machen könnte, wenn ich keine AHB mache.
Ich habe im letzten Jahr die AHB abgelehnt und bin dafür in Urlaub gefahren (mit Genehmigung der KK) Habe dann Monate später eine REHA gemacht. Warum sollte die Krankenkasse Ärger machen???

Übrigens Reha. In der Reha-"Klinik" gab es Einzelzimmer. Im Krankenhaus mußte ich mir das Zimmer mit einer Patientin teilen. War jetzt schon zum zweiten Mal in der Reha. Ich habe die Zeit dort genossen. Sich mal um nichts kümmern müssen. Schöne sportliche Angebote rundeten das Programm für mich ab. Wenn ich noch eine dritte bekommen könnte würde ich wieder wegfahren.

Grüße
Monika

Geändert von Monika W. S. (26.09.2009 um 11:19 Uhr)
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  #7  
Alt 26.09.2009, 12:50
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sprotte sprotte ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo wattewuschel,

nun bleib mal ganz entspannt ;-)

So schnell kann dir deine KK das Krankengeld nicht kürzen oder streichen. Du machst eine wirklich schlimme Krankheit durch! Manche brauchen bis zu zwei Jahren, bevor sie wieder arbeiten. Einige können es gar nicht mehr und das nicht, weil sie nicht körperlich dazu in der Lage sind sondern psychisch.

Meine Ärztin unterstützt mich super. Meine KK hat bereits zweimal bei angerufen mir und ganz freundlich gefragt, wie es im Monent steht (mit dem Ziel, wann ich wieder arbeiten gehe).

Meine Ärztin meinte, ich solle mich auf keinen unter Druck gesetzt fühlen. Ich! bestimme, wann ich mich gesund fühle und wieder arbeiten gehe ( ich hätte dazu gerne ihr Gehalt ;-) ).
Ich bin jetzt seit 13 Monaten krankgeschrieben und sie meint, ich könnte mir nach so einer körperlichen (Chemo und Bestrahlung) und seelischen Belastung ruhig noch etwas Zeit nehmen.
Ich werde aber trotzdem im nächsten Monat mit der Wiedereingliederung beginnen.

Mein Rat: Lasse dir Zeit mit der Arbeit. Wenn du erst einmal wieder "drin" bist interessiert es niemanden, was du durchgemacht hast. Schon nach kurzer Zeit wird erwartet, dass du wieder deine volle Leistung bringst.

Nimm das Angebot (Reha) an und lasse es dir noch mal so richtig gut gehen.

Ich habe während meiner Krankheit eines gelernt: Nicht immer nur Rücksicht auf andere zu nehmen und auch mal Hilfe anzunehmen. Das konnte ich zuvor nämlich nicht.

Ich wünsche dir alles Gute!
Sprotte
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  #8  
Alt 26.09.2009, 21:57
Gledi Gledi ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo Wattewuschel!

Ich erzähle dir mal, was mit den PatientInnen an meinem Arbeitsplatz (eine orthopädische Rehaklinik) so passiert. Gewisse Therapien werden in der onkologischen Reha anders sein, das Grundprinzip ist aber fast überall gleich.

Am Anreisetag bekommt jeder Patient ein Einzelzimmer (außer es wurde ein Doppelzimmer gebucht weil Kind oder Partner mitkommt) und wird im Laufe des Nachmittages zuerst vom Pflegedienst, dann vom Arzt aufgenommen. Wenn jemand keine Hilfe braucht ist das Gespräch mit Schwester oder Pfleger in 5min erledigt. Beim Arzt dauerts länger, das Aufnahmegespräch dreht sich um die aktuelle Erkrankung, frühere Erkrankungen, Berufsanamnese und es gibt, je nach Erkrankung eine körperliche Untersuchung. Im Laufe des Gesprächs werden auch die sog. Reha-Ziele besprochen, d.h. was erwartet sich der jeweilige Patient von der Rehamaßnahme. Auch die Therapien werden dabei festgelegt. Ein bestimmtes Kernprogramm bekommt jeder - in der Orthopädie Krankengymnastik, Massagen oder Lymphdrainagen, Wärme-/Kältetherapie. Andere Maßnahmen werden abgesprochen. Wer nicht schwimmen kann oder Angst vor Wasser hat muß natürlich nicht ins Bewegungsbad. Bei den Sporttherapien kann nicht jeder von Anfang an mithalten, dann beginnt man eben erst in der 2. Woche damit oder noch später. Manche profitieren mehr von einer intensiven psychologischen Betreuung, andere brauchen das gar nicht. Wer kann/darf und will kann auch beim Yoga oder Qi Gong mitmachen, eine Entspannungsanwendung auch für die weniger Mobilen wäre die progressive Muskelentspannung. Kreativtherapie, Kneipp, Bäder usw gibt es auch ....
Abends bekommen die Patienten ihren ersten Therapieplan für den nächsten Tag, auf dem erst mal nur 2 Anwendungen stehen damit auch Zeit zum Eingewöhnen und Ausruhen bleibt. Am Tag 2 gibt es dann den Therapieplan für den Rest der Woche. In der Regel sind es 3 bis 5 Anwendungen pro Tag, z.B. Krankengymnastik, Massage und Elektrotherapie, ein fitterer Patient hat vielleicht noch Rückenschule oder Bewegungsbad mit dabei. Einmal täglich gibt es eine ärztliche Sprechstunde, in der fast alle möglichen gesundheitlichen Probleme hoffentlich gelöst werden, Therapiepläne in gewissem Rahmen geändert werden können. Wer etwas braucht kommt. 1-2x wöchentlich ist Visite. Davor, danach, dazwischen ist Freizeit. Nach Ende der Therapien um 17:30 kann man im Bewegungsbad schwimmen, nach Einweisung Kraftraum, Ergometer, Kreativbereich und Sauna nutzen oder auch raus spazieren oder radfahren gehen. Einige Kneipen gibt es in der Umgebung natürlich auch (aber das dürfen wir eigentlich gar nicht wissen;-) ). Abends um 22:30 müssen alle wieder zurück sein, bei "besonderen Anlässen" wie Besuch, Geburtstag, Veranstaltungen, mal auswärts essen wollen usw. gibt es aber Ausgangsverlängerung. Therapien finden grundsätzlich zwischen 7Uhr30 und 17:30 statt, wer sich morgens schwer tut oder Diabetiker ist bekommt nach Möglichkeit spätere Termine ab 9 Uhr. Samstag vormittags finden Therapien statt, am Sonntag ist Pause. Arztsprechstunden gibt es natürlich auch am WE. Wenn es Probleme mit Arbeitsplatz, Rentenanträgen, Krankengeld usw. gibt, gibt es einen Sozialdienst als Ansprechpartner. Essen gibt es morgens und abends als Buffet, Mittags kann man aus 3 Speisen (normal, fettarm, vegetarisch) wählen, dazu gibt es Salatbuffet und im Winter auch Suppe. Wer will kann zur Ernährungsberatung. Reduktionskost und Allergiegerechte Kost gibt es natürlich auch. So vergehen die meist 3 Wochen recht rasch. Am Ende gibt es noch eine ärztliche Abschlussuntersuchung und einen Entlassungsbericht für den Arzt zuhause.
Dann müssen wir Ärzte einen Entlassungsbericht verfassen, der an den behandelnden Arzt und bei Berufstätigen an die Rentenversicherung und auf Wunsch auch an den Patienten geschickt wird. Darin muß neben Aufnahme-, Abschluss- und Zwischenbefunden, Laborwerten, auch die berufliche Leistungsfähigkeit beschrieben werden. Da steht dann zum Beispiel drinnen ob jemand noch arbeitsunfähig ist, welche Tätigkeiten in Zukunft gemieden werden sollen, ob Anpassungen des Arbeitsplatzes notwendig sind.

Ich hoffe das hilft, LG
Gledi
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Gib mir Sonne, gib mir Wärme, gib mir Licht, all die Farben wieder zurück, verbrenn den Schnee. Das Grau muß weg, schenk mir'n bisschen Glück...Rosenstolz-Wann kommt die Sonne?
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  #9  
Alt 30.09.2009, 19:27
ricola ricola ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo Wattewuschel,

genau deine Gedanken hatte ich auch.... und ich hab die AHB nicht bereut, nicht abgebrochen (obwohl ich im Zug schon am liebsten wieder umgedreht hätte), bin auch am Wochenende nicht heim (obwohl es machbar gewesen wäre... stattdessen war ich auf tollen Ausflügen und einem Salsakonzert...) und hab mit den Kränksten der Kranken noch am meisten zu lachen gehabt und Freundschaft geschlossen, die noch heute über Telefon anhält. Es war für mich eine Bereicherung, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Und ich würde jederzeit wieder gehen. Mit Krankenhaus hatte es insofern was zu tun, da eine Akutklinik dabei war, aber dennoch war der Rehateil nicht krankenhausmäßig, sondern eher wie ein Hotel. Es kam keiner ungefragt ins Zimmer, es wurde versucht, meinen Wünschen zu entsprechen, und alles damit man sich möglichst wohl fühlt, denn das ist ja der Sinn der Sache.

Wünsche dir eine gute Entscheidung,

Lg, ricola
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  #10  
Alt 01.10.2009, 10:54
muri muri ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

Hallo Wattewuschel,

jetzt geb ich auch nochmal meinen Senf dazu.

Meiner Meinung nach hat eine Kurklinik nix mit KRankenhausflair zu tun. Freu Dich doch das es diese Möglichkeit gibt, Zeit für Dich zu haben, sich um nix zu kümmern, nette Leute kennenlernen, evtl. Sportarten ausprobieren, an die Du vorher nicht im Traum gedacht hast, Entspannungstechniken, kreativ sein .......... !

Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber Du machst auf mich den Eindruck, daß die Krankheit eben nicht spurlos an Dir vorüber gezogen ist. Soo sehr wie Du alles abblockst und verneinst, daß Du alles machen kannst, keine Hilfe brauchst etc.

Wie gesagt meine Meinung. Wenn Du die AHB nicht willst, laß es bleiben. Die KK ist sicher froh, ich hab zumindest noch nie gehört, daß jemand zur AHB "gezwungen"! wurde.

Alles Gute für Dich.

LG MURI
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  #11  
Alt 01.10.2009, 11:25
rautenkopp rautenkopp ist offline
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Standard AW: Kurklinik wie Krankenhaus?

hallo muri,

leider muss ich dir sagen, das die krankenkassen schon mal machen.

mein mann wurde nämlich letztes jahr von der krankenkasse aufgefordert einen reha antrag zustellen. hat was mit §51 5 Sozialgesetzbuch zu tun.
§51 Wegfall des Krankengeldes, Antrag auf Leistungen zur Teilhabe

viele grüße
ute
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