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#1
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AW: Krebs als Chance
„>Entscheiden Sie sich für das Leben,<
sagte meine Psychologin, als ich sie am nächsten Morgen (am Tag nach der Diagnose) völlig verzweifelt anrief und am Rat bat. ... >Entscheiden Sie sich für das Leben.< Dieser Satz machte nicht dort Halt, wo sonst Sätze Halt machen, er ging viel tiefer, so tief wie ein Trank lebenssüßer Weisheit.“ Dies schreibt Annette Rexrodt von Fircks in ihrem Buch „. . . und flüstere mir vom Leben“. Im Alter von 35 Jahren wird bei ihr 1998 Brustkrebs entdeckt. Sie beginnt einen bewunderungswürdigen Kampf. Heute gilt sie als geheilt. Und: „>Entscheiden Sie sich für das Leben,< bestimmte den ganzen weiteren Verlauf der Heilung meiner Krankheit und brachte einen Stein ins Rollen, der meine Einstellung und Sichtweise zum Leben, zum Gegenwärtigen gänzlich veränderte. >Entscheide Sie sich für das Leben, Sie können es schaffen!< Wie eine Melodie, die einem nicht aus dem Kopf geht . . .“ >Entscheiden Sie sich für das Leben,< ist auch der Titel einer kleinen Broschüre, die von der Techniker-Krankenkasse kostenlos abgegeben wird. Wer es versteht, dem möge es Hilfe, Hoffnung und Stärkung bedeuten. Wer es nicht versteht, der möge schweigen oder sich als Richter über Krebspatienten aufspielen und sie in seiner göttlichen Weisheit verurteilen. Rudolf Geändert von Rudolf (24.10.2009 um 00:34 Uhr) |
#2
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AW: Krebs als Chance
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Lieber Stefan, du hast mir aus der Seele geschrieben, auch ich empfinde es als Hohn, wenn man sich als Krebspatient gefälligst für das "Leben" zu entscheiden hat und obendrauf den Krebs als die Chance zu sehen hat. Ich kennen keinen, der sich nach der Krebs-Diagnose das Leben genommen hat... alle empfinden Hoffnung und stehen die Therapien tapfer durch !! Doch bemerke ich auch, dass dieses gefühlvolle, poetische Geschreibsel samt Zitaten hautpsächlich von Überlebenden ohne nennenswerten Beschwerden praktiziert wird. Diese befanden sich noch in keiner auswegslosen Situation, kein Arzt, der bedenklich den Kopf wiegt, die Metastasen zählt oder einen Darmverschluss operativ öffnet...., sondern kennen nur das unbegreifliche Wunder, noch zu leben. Aus diesem Bewustsein heraus kann ich nachempfinden, dass sich solche recht überraschten Surviver in mystische Gedanken flüchten - was der Mensch nicht versteht, erklärt er sich als übersinnlich oder einfacher noch: er klopft sich selbst auf die Schulter und meint: richtig ernährt, richtig gedacht.... Immunsystem positiv eingestellt...einfach nur toll... Und Krebsbücher mit einfach gestrickten Anleitungen, sei es auf seelischer Ebene oder der Ernährung, Wundermittelchen usw.. verkaufen sich wie warme Semmeln....Doch ich denke: Krebs kann man nicht erklären oder bekämpfen - man hat es und Punkt. Das ist hart...und wird von mystisch angehauchten Menschen nicht so gern angenommen... Denn warum wird einer geheilt und der andere nicht ? Da es niemand weiss und der mitteilsame Überlebende ja noch anwesend ist.... gratuliert er sich selbst... denn er hat es ja "geschafft". Solche Menschen sind so überzeugt von ihrer Einstellung und Theorie mittels der sie das Unerklärliche so luftig leicht erklärbar machen und dabei nicht merken, wie grausam sie die anderen Schwerkranken mit ihren Meinungen traktieren. Denen stellt sich ja dann automatisch die Frage: warum ich ? Was habe ich falsch gemacht ? Bin ich SCHULD ? Jeder geht anders mit der Krankheit um, der eine praktisch, der andere verklärt. Dass die "Chance" , die uns Krebs angeblich bieten soll, von Menschen, die nicht soviel Glück haben, als Hohn empfunden wird, kann der eine oder andere nicht verstehen. Ich persönlich akzeptiere bis zu einem bestimmten Punkt alle sich bietenden Strategien, denn solange der Krebs nicht wieder ausbricht, ist der Geheilte zu allem bereit, sei es intellektuell, poetisch oder auf der Verweigerungsschiene. Ich mag es nur nicht, wenn man mir den Krebs als Chance zu verkaufen sucht, da geht mir dann doch die Hutkappe nach oben. Auf diese Chance kann ich gut und gern verzichten. Ein wirklich schwer krebskranker Mensch mit Schmerzen und dem Tod vor Augen ...würde sowas nie, wirklich niemals diskutieren. Deine Frau... es tut mir leid, ich habe stets alle deine Berichte gelesen, leider bin ich nicht gut im Trösten, da fehlen dann die Worte, denn dass es abgeschmackt klingt, will ich vermeiden. Alles Liebe Nikita
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Liebe Grüße Nikita Tapferkeit ist die Fähigkeit, von der eigenen Furcht keine Notiz zu nehmen. George Patton Geändert von nikita1 (16.10.2009 um 03:01 Uhr) |
#3
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AW: Krebs als Chance
Zitat:
Du redest von "Verstehen", "Tiefe" und "Weisheit"... wo es nur um deine persönlichen Erfahrungen geht. Ich freue mich für dich, dass du noch lebst, und dass dein Weg für dich der richtige ist. Jeder nach seiner Fasson. Aber: ist dir eigentlich klar, dass du eine zutiefst religiöse und (damit, leider, wie so oft) intolerante Haltung zu diesem Thema hast. Stephan überschrieb seinen früheren Beitrag mit "respektvoller Umgang" - nur zur Erinnerung. Ein statement wie "wer es nicht versteht, möge schweigen" heisst zu Deutsch einfach: wer nicht meiner Meinung ist (denn da gibt es nichts zu verstehen, sondern nur zu glauben), soll die Klappe halten und mich in meiner spirituellen Idylle bitte nicht stören. Sicher, du kannst so denken und handeln. Warum du dann aber mir genau das unterstellst, was du und auch Stephan praktizieren, indem sie ihren Glauben verallgemeinern, nämlich: "sich als Richter über Krebspatienten aufspielen und sie in seiner göttlichen Weisheit verurteilen" - darüber kannst du mal nachdenken, oder auch nicht. Wirst du aber nicht tun, weil du glaubern willst, nicht wissen. Und missionieren, statt zu akzeptieren. Und dir weiter wie andere Leute Bibelzitate die Beispiele von dir Gleichgesinnten rauspicken, die auf deine Weise vom Krebs geheilt wurden. Und die ignorieren, die trotz "bewunderungswürdigen Kampf" und "Trank lebenssüßer Weisheit" langsam und qualvoll gestorben sind. Viele Grüße, Stefan |
#4
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AW: Krebs als Chance
Schön, dass Du wieder da bist, stephan. Ich freue mich, dich lesen zu dürfen.
Ich war nur noch selten hier und habe meine Beiträge auch fast vollständig gelöscht. Nun werde ich ab und an wieder hier hereinlesen und hoffen, dass Du dich nicht verletzen oder entmutigen lässt, deine Gedanken hier aufzuschreiben. Gerne würde ich mich wieder davon inspirieren lassen. Monika |
#5
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AW: Krebs als Chance
Lieber Stephan,
lieber Rudolf, ich bedanke mich von Herzen für eure einfühlsamen, interessanten, bereichernden Beiträge. BITTE verliert nicht den Mut, weiter zu schreiben. Viele liebe Grüsse, Jogilein. |
#6
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AW: Krebs als Chance
Lieber Stephan, lieber Rudolf,
ich empfinde diesen Thread als Bereicherung für mich und den Umgang mit meinem Krebs. Ich lese gerne hier und bin immer wieder fasziniert, wie ihr eure Gedanken und Gefühle in Worte kleidet und wie mich das tief berührt. Danke dafür und BITTE macht weiter! Susanne
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Sarkome gehören in Experten-Hände! Näheres in der Ärzte-Liste, die ganz oben angepinnt ist Mein Motto: Geduld und Humor sind die Kamele, die uns durch jede Wüste tragen. (Aus dem Oman) |
#7
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AW: Krebs als Chance
StefanS,
du hattest dich ja schon vorher für die Verurteilung entschieden. Schade. Und es ist schon grotesk, wie hier Stephans Worte verdreht werden. Da bin ich einfach aus der Haut gefahren. Vielleicht kann ich mich bessern. Ich bin nicht gläubig. Was ist das? Und ich bin auch nicht geheilt. Daß es gewisse Persönlichkeitsstrukturen gibt, welche die Entstehung von Krebs oder anderen Krankheiten fördern kann, ist unbestritten. Aber der Ausdruck Krebspersönlichkeit ist unglücklich gewählt, weil er zu leicht falsch verstanden wird, dahingehend, daß sie zwangsläufig zum Krebs führt. Das ist durchaus nicht der Fall und ich habe ihn auch nie benutzt. Der Begriff kommt nicht aus der Esoterik, sondern aus der Psychologie. Posthum würde sich sagen, daß mein Bruder gewisse Anteile einer Krebspersönlichkeit zeigte, aber er ist nicht an Krebs gestorben. Aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht hierhin. Rudolf |
#8
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AW: Krebs als Chance
Hallo,
jede Krankheit bedeutet eine Chance für inneres Wachstum! Jeder hat die freie Wahl, sich dafür oder dagegen zu entscheiden. Jeder trägt aber auch selbst die entsprechenden folgenden Konseguenzen. Es würde mich sehr freuen, wenn einige User sich mal die Zeit nehmen würden, darüber nachzudenken! Nimm Dir Zeit... Liebe herzliche Grüsse, Jogilein. |
#9
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AW: Ich verstehe nicht
Zitat:
Ich rege mich mitnichten über die o.g. Begriffe auf. Sondern über die bigotte Weise, in der du sie verwendest. Jemand, der "Geduld, Güte, Liebe und Verständnis" postuliert, ist reichlich unglaubwürdig, wenn er zugleich (wie Rudolph und Jogilein auch) unwillig oder unfähig ist, mit anderen Meinungen umzugehen. Und das seid ihr. Anders ist mir zumindest nicht erklärlich, wieso ihr (bei all eurer Liebe und all eurem Verständnis) sofort mit ausgrenzenden Belehrungen wie "wer mich nicht versteht, möge schweigen" oder "besser gar nicht lesen und sich besser dort tummeln, wo man Gleichgesinnte wähnt!" zur Hand seid. Was mir besonders zu denken gibt, da du derjenige bist, der in diesem thread den "respektvollen Umgang" fordert. Und postuliert: "Über die Krankheit nachzudenken und sich darüber auszutauschen hilft, besser mit ihr umgehen zu können." Das klingt gut. Sobald es aber zum Austausch kommen könnte (= jemand anderer Meinung ist als die 3-4 Gleichgesinnten hier, die deine Worte so wunderschön harmonisch und tiefsinnig finden)... da ziehst du dich theatralisch verständnislos zurück. Und hast für anders Denkende, Fühlende und Erfahrende plötzlich keinerlei "Geduld, Güte, Liebe, Hilfsbereitschaft, Weisheit und Verständnis" mehr übrig. Sondern nur den Vorschlag, entweder die Klappe zu halten oder sich zu verziehen. Wenn das zu passieren droht, was du angeblich möchtest: der Austausch - dann fühlst du dich von "Poltern", '"(auf dich) einschlagen", "Häme", "Neid", "Jammern und Klagen" umgeben. Dass du dabei nicht merkst ("ich verstehe es nicht!" in extra large sonderfarbig), wie schizophren und intolerant du dich verhältst, verbindet dich mit einer Reihe von anderen in den Krebsforen, die das Wesen des Netzes und Plattformen wie dieser niemals begreifen werden. Du bist nicht der Redakteur dieses Blattes hier, sondern einer von vielen Leserbriefschreibern. Und Meinungsvielfalt ist die Grundlage des Netzes wie auch dieser Foren. Darauf mit Unverständnis, dramatischer Verletztheit (die schlagen auf mich ein, nur aus Häme und Neid, ich verstehe das gar nicht) und dem Rat "sei still oder geh weg" zu reagieren, führt deine Selbstdarstellung deiner angeblichen Qualitäten (Geduld, Güte, Liebe, Hilfsbereitschaft, Freude, Glück, Weisheit und Verständnis) und Intentionen (Austausch, Nachdenken) völlig ad absurdum. Zitat:
Ich tummele mich am liebsten da, wo ich kontroversen Meinungen und Persönlichkeiten mit Rückgrat sehe. Weil sich IMHO der Mensch nur im Diskurs weiterentwickeln kann - auch, wenn das mitunter sehr anstrengend ist. Wer dagegen im eigenen Saft schmoren möchte, um ja nicht in seinem Seelenfrieden gestört zu werden, der mag deinen Rat befolgen. Refugien für diese Geisteshaltung gibt es in unserer Gesellschaft genug. Ob auf der Kanzel irgendeiner Freikirche oder als Moderator einer geschlossenen mailingliste. War sich aber öffentlich äußert, muss auch mit öffentlichen Reaktionen von Menschen umgehen können, die bzw. deren Position er nicht versteht und nicht gut heisst. Genau das sind Respekt und Toleranz. Die du ausdrücklich gefordert hast. Aber selbst nicht zeigst. Viele Grüße, Stefan |
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