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  #1  
Alt 24.07.2010, 23:01
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Chris ...
auch wenn ich hier sitz und mir grad die Tränen kullern - schön, dass Du Dich getraut hast. Als ich las, wie es euch ergangen ist dachte ich beinahe, ich lese "unsere" Geschichte ... Vieles ist so gleich, von der Lähmung bis zum Nicht-mehr-sprechen-können. Vom schockiert sein bis zum völlig verzweifelt sein und nichts tun können ... jetzt werden die Momente, die ihr erlebt habt in mir sehr deutlich.

Mach Dir aber keinen Kopf - ich heule heute eh den ganzen Tag ... heute ist es 2 Monate her und ich war im Hospiz, habe Kerzen angezündet in der kleinen Kapelle.
Dort ist sie mir so unbeschreiblich nah. Ich sehe sie neben mir sitzen wenn ich dort bin, da, wo sie immer saß ...

2 Monate schon - die Zeit vergeht so schnell.

Ja, es ist sicher unsagbar schlimm, wenn man gesagt bekommt, dass der Weg nur noch in eine Richtung gehen wird ... Auch ich, obwohl ich aus dem med. Bereich komme, habe dennoch immer noch ein Fünkchen Hoffnung gehabt.

Und als ich merkte diese Hoffnung schwindet und mein größter Wunsch sie würde doch noch wieder gesund werden wird - egal was ich auch tue - nie in Erfüllung gehen, hat sich die Hoffnung und haben sich meine Wünsche verändert.
Die Hoffnung teilte sich in viele Hoffnungen auf und der eine Wunsch in mehrere.

Ich hoffte irgendwann nicht mehr dass sie gesund wird, sondern ich hoffte, dass sie Kraft findet zu akzeptieren was unabänderlich ist und ich hoffte, dass es ihr gelingt loszulassen. Mein Wunsch war, dass Gott es so richtet, dass ich dann bei ihr sein darf und dass ich die Kraft habe zu tragen, was Stärke und Kraft braucht (Heike, ihre Kinder und nicht zuletzt mich selbst) ... Dieser große Wunsch, der auch Heikes und der der Kinder war, wurde uns allen erfüllt
und dafür bin ich dankbar.
Es hat mich demütig werden lassen gegenüber dem Leben ...

Vielleicht kannst Du irgendwann in Deinem Denken dahin gelangen, dass Du Dich freuen kannst dass Deine Mama
61 jahre lang leben durfte und Menschen hat die sie sehr lieben.
Weißt Du - manche Menschen haben das nie, egal wie alt sie werden ... es gibt niemanden der sie liebt oder sie sind so erkaltet, dass sie es einfach nicht mehr spüren können.
Auch Heike hatte das bis dahin nicht - außer von ihren Kindern, aber auch da war das Verhältnis eher sehr "kühl".
Sich wirklich nah zu sein und sich zu lieben haben alle erst in Heikes Sterben gelernt ... sie haben ihre Mutter dort erst kennengelernt. Sie hatte eine schöne Seele, verpackt hinter kalten, strengen und harten Mauern, die sie sich im Laufe ihres schweren Lebens zugelegt hatte.
Auch wirkliche Freundschaft hat sie erst in ihrem Sterben gelernt.

Du hast Deiner Mutter soviel Wertvolles schenken können, denn Du hast sie nicht allein gelassen. Jede Träne weicht irgendwann einer schönen Erinnerung ...

Es ist schön, dass Du Geschwister hast mit denen Du gemeinsam trauern kannst - auch das ist viel wert.

Heikes Kinder können das nicht gemeinsam - ich arbeite noch immer mit ihnen daran für sie eine Basis zu finden, um als Geschwister zusammenzufinden und zusammenzuhalten.

Sicher gibt es noch viel zu sagen ... sags.

Vielleicht kannst du für Deine Mami und Dich beginnen ein Buch zu schreiben? All Deine Erinnerungen und auch Gefühle, Deine Gedanken und Deine Traurigkeit könnten Platz darin finden ...

Alles Liebe,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #2  
Alt 26.07.2010, 14:22
sunflower77 sunflower77 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

liebe angie

gestern abend waren es genau 5 wochen her seit sie gestorben ist... der tag war besser als die sonntage davor... mit den eltern meines freundes waren wir wandern und in der natur. auf dem berg gab es auch eine kappelle. ich hab so fest an sie gedacht !!!

ins hospiz konnte meine mami nicht mehr. sie starb vorher im spital. unter morphium fand sie endlich ruhe und schlaf, sie konnte dann (endlich !!)einschlafen. vielleicht wie bei deiner freundin, konnte meine mami es eine zeitlang auch nicht wahrhaben, was unabänderlich war... aber ich verstehe sie so gut !!! sie hatte noch so viel lebensfreude ein paar monate, nein wochen vorher...sie hatte auch noch immer hoffnung, wie ich und du !!

ins spital möchte ich (wie du ins hospiz) manchmal noch heute, wo wir ihr die letzten tage so nahe waren, aber ich glaube, ich schaffs noch nicht... zu wissen, dass in ihrem zimmer jetzt jemand anders ist... die pflegerinnen zu sehen und zu merken, die erde dreht sich weiter - auch dort...

es tut mir leid, dass bei deiner freundin zur umwelt das verhältnis nicht so gut war - aber am schluss hat es ihr sicher sehr geholfen, dass doch du und ihre kinder sie liebten ! du hast recht wie du schreibst, sie war nicht alleine und du hast dein bestes gegeben und tust es noch heute - mit ihren kindern!!

meine mami hatte auch ein sehr schweres leben, andere hätten schon lange aufgegeben oder wären verbittert geworden... aber meine mam war bei allen so beliebt, gerade deswegen weil sie so viel duchgestanden hat und nie dem schicksal böse war, sie war voller liebe, freude uns positiver energie... sie war ein vorbild für uns alle !! und dann musste ich zusehen, wie sie von tag zu tag sich veränderte, abgab und schliesslich das leben lassen musste, auf so eine traurige und unwürdige weise !! WARUM ??

ich glaube es ist wichtig, dass du mit ihren kindern kontakt hast... ich habe auch noch kontakt mit mami's freundinnen, sie waren ein teil von ihrem leben, von ihr und dadurch werde ich auch immer wieder an sie erinnert... und wenn du nicht, wer denn sonst ? sie haben noch ein leben vor sich, mit dir - du wirst für sie auch immer etwas spezielles bleiben !!

wie du schreibst, demütig sein... bei mir hat sich alles verändert. ich weiss nun, wie das leben sein kann. ich bin dankbar für jeden tag mit all meinen liebsten und hoffe, dass es noch lange so sein wird. ich weiss auch, dass wir für die 61 jahre froh sein müssen - und trotzdem, warum wurde ihr leben durch diese grausame krankheit so beendet ?

ach, ich habe so viele fragen und keine antworten ! im moment kann ich es noch nicht so annehmen, wie es ist

herzlich, chris
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  #3  
Alt 27.07.2010, 16:16
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Es ist müßig darüber nachzudenken ... an die Frage nach dem Warum kann man seine ganze Zukunft hängen - man wird niemals eine Antwort finden ...


Hier bricht im Moment alles zusammen ... bzw die Kinder von Heike ...
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  #4  
Alt 27.07.2010, 21:31
sunflower77 sunflower77 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

das tut mir leid, dies zu hören.... könnt ihr euch von jemand hilfe oder unterstützung erhoffen / holen ?... für dich ist es sicher auch sehr schwierig im moment - du warst die freundin - erst heike und jetzt den kindern so nahe und noch verbunden - und fühlst dich auch irgendwie doch verantwortlich... ich hoffe, es findet sich ein lichtblick die nächsten tage ?! viel kraft !!
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  #5  
Alt 28.07.2010, 19:17
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Hallo Blümchen ...

Hilfe organisiert habe ich schon als die Mama noch lebte.

Das Problem liegt eher da, dass jemand auch Hilfe wollen muss ... es ist manchmal sehr schwer Hilfe anzunehmen.

Die Tochter ist derzeit so, dass ihr alles - wirklich ALLES egal ist.
Mein Sohn ist völlig überfordert damit, normal reden ist auch mit ihm nicht mehr möglich - er schreit nur noch rum.

Aber mehr als Hilfe suchen und Erstkontakt herstellen und sie dorthin begleiten kann ich nicht ... bzw mir fällt nix mehr ein.

Hab meinem Sohn gesagt er soll die Ärztin seiner Freundin anrufen und beschreiben was los ist und sie fragen was er am Besten tun soll.

Zur Kur will sie nicht, in eine Klinik auch nicht - sie will gar nix.

Nachdenkliche Grüße,
Angie
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

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  #6  
Alt 28.07.2010, 23:25
parigo parigo ist offline
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Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

Salut

ich bin neu im Forum (auch wenn ich seit meine Frau erkrankt ist ständig stumm mitgelesen und mitgelitten habe)

ich bewundere Dich für das was Du für Deine Freundin getan hast und noch für Ihre Kinder tust.

Ich denke schonn das die Tochter hilfe will und Hilfe braucht.

ich denke aber auch das sie erst hilfe annehmen kann, wenn sie das was passiert ist ein wenig verarbeitet hat .

mir fällt es auch sehr schwer hilfe anzunehmen.manchmal empfinde ich Hilfe als erdrückend und belastend.ich ertrage es dann nicht wenn mann mich helfen will, weil ich es erst selber tief in mir in ruhe verarbeiten muss.so war es als mein Vater starb (ich war 14) und jetzt wo meine Frau an diesen Tumor erkrankt ist.

einfach da zu sein , ist oft eine grosse Hilfe und ich denke Die Tochter ist es nicht egal,und das sie weiss das Du für sie da bist .

entschuldige wenn ich mich eingeschaltet habe , aber ich glaube das Du Für die Tochter eine grosse Hilfe bist.

Salut

Parigo

Geändert von parigo (29.07.2010 um 11:10 Uhr)
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  #7  
Alt 29.07.2010, 14:19
sunflower77 sunflower77 ist offline
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Beiträge: 56
Standard AW: Glioblastom - alles furchtbar

liebe angie

ich glaube auch, dass du eine sehr sehr grosse stütze bist !! vielleicht fühlst du dich, dass du nicht helfen kannst, oder die kinder die hilfe nicht annehmen wollen oder können...

aber ich bin mir sicher, dass es ihnen enorm gut tut, dass du da bist und sie auf dich zählen können. und du ihnen auch ein bisschen die richtung angibst und möglichkeiten aufzeigst, wo sie sich hilfe holen können... nicht auszudenken, was vielleicht passieren würde, wenn du gar nicht da (gewesen) wärst ?

du bist so ein toller mensch, du hast so viel gegeben und gibst noch immer - das ist unglaublich! es ist glaube ich einfach auch sehr wichtig für die kinder zu wissen, dass du da bist...

es ist der richtige weg und sei bitte nicht enttäuscht, wenn es nicht immer so klappt, wie erwartet - ich glaube der kummer und die verzweiflung sind sehr gross bei den kindern, ich kann es nachvollziehen... aber mehr kannst du im moment nicht machen, es ist ja schon unglaublich, was du alles geleistet hast für deine freundin und ihre kinder !!
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