Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 19.05.2003, 19:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo alle zusammen!

Die Woche fing sehr stressig an. In der Schule gab es jede Menge Trubel und die Kinder haben regelrecht verrückt gespielt...! Es ist zwar oft echt anstrengend, ihre Unbekümmertheit, ihre Fröhlichkeit und ihr Lachen zu hören, wenn ich mich selbst so traurig fühle, aber es lenkt mich auch ab. Mein Engel ist zwar auch in der Schule bei mir, aber ich werde dort durch die Probleme der Schüler (Grund- und Hauptschule) gezwungen, mich auch mit etwas Anderem zu beschäftigen. Mein Engel hat mich immer so sehr unterstützt, während seiner Zeit zuhause hat er mir oft bei der Vorbereitung geholfen etc.!
Alles war so schön...! Mein Egelchen, ich vermisse Dich so sehr!!! Manchmal kommt mir alles so sinnlos vor. Vieles tue ich nur für Dich mein Schatz! Weil ich weiß, Du willst es so. Ich musste Dir versprechen, nicht aufzugeben...! Schwierig!!!!

Lieber Jörg! Schön, dass es nur am Stress lag, dass Du nicht geschrieben hast. Ich habe Dich schon vermisst! Tut mir leid, dass es heute nicht gelingt, die schönen Momente im Vordergrund zu haben. Aber vielleicht sind solche Tage auch in Ordnung. Es tut zwar so sehr weh, all die Erinnerungen an die Krankheit, an Schwäche, an Schmerzen...! Aber ich denke, bei euch war es sicher ähnlich wie bei meinem Engel und mir. Ihr habt so fest zusammen gehalten, habt einander gestützt, Seite an Seite. Dazu gehört leider auch diese schreckliche Krankheit, die euch sicher noch fester zusammen geschweißt hat ( so war es bei uns!). Es gab trotz allem so viele tolle Momente. Bewahre Dir alles, was zu euch gehört! Ich drücke Dich ganz fest und wünsche Dir alles Liebe!

Liebe Sandra! Dein Beitrag heute klingt viel positiver ! Ich freue mich, dass es Dir (zumindest im Moment) wieder etwas "besser" zu gehen scheint. Leider kann ich die Wolken auch nicht wegschieben. Aber so schlecht finde ich sie auch nicht...! Im Regen spazieren zu gehen hat auch was!

Liebe Grüße an alle Anderen! Julia
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.05.2003, 20:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo alle zusammen,

ich denke das Wetter spielt zur Zeit auch eine Rolle, es fährt genauso Achterbahn wie unsere Gefühle. Bei Sonnenschein geht es einem wenigstens ein kleines bißchen besser ( zumindest mir. )

Liebe Julia,
habe ich das jetzt richtig verstanden, daß Du auch am überlegen bist ob Du Dir ein Haustier anschaffst?
Ich hatte letztes Jahr immer wieder zu mir gesagt, daß ich im ersten Jahr keine Entscheidungen treffen werde, weil die bestimmt alle falsch sind.
Nun bin ich schon im zweiten Jahr und weiß immer noch nichts. Ich war der Meinung daß zu Beginn der Trauerphase nur das Gefühl regiert, aber mittlerweile regiert bei mir in Entscheidungsfragen nur noch der Kopf. Das Gefühl lasse ich außen vor. Ist wohl auch nicht richtig. Irgendwie habe ich das Gefühl abgeschaltet.
Sei fest umarmt.

Liebe Sandra,
Dein Beitrag hat sich wirklich etwas positiver angehört und das freut mich richtig für Dich.
Man soll wirklich die schönen Dinge im Leben auch geniesen ( auch wenn es joggen bei Regen ist ) die traurigen Gedanken kommen immer wieder und man muß damit leben, aber wir alle hoffen daß es mit der Zeit besser wird.

Hallo Jörg,
ich hatte mir übers Wochenende auch schon Gedanken gemacht ob irgendwas bei Dir ist.
Bin zwar beruhigt daß es nur Stress war, aber es tut mir leid daß Du gerade einen Durchhänger hast. Die werden wohl immer wieder kommen, aber vielleicht mit der Zeit in längeren Abständen. Obwohl bei mir nach fast 17 Monaten bin ich noch nicht sehr weit gekommen in der Trauerarbeit. Aber das ist ja bei jeden anders und muß nicht zwangsläufig so sein.
Ich hoffe es geht Dir mittlerweile ein kleines bißchen besser.
Auch Dir ein fester Drücker.

Liebe Grüße auch an alle anderen.
Mona
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 19.05.2003, 21:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Julia!
Ja wir wurden durch die Krankheit zusammengeschweißt.
Wir waren ein Team und wir haben gedacht wir könnten die ganze Welt bereisen.
Als ich sie kennenlernte wusste ich das ich mit dieser Frau mein Leben verbringen wollte.
Wir haben schnell gemerkt wie sehr der eine den anderen liebt und uns war klar das uns nichts auseinander bringen kann.
Als cih sie dann vor gut 3 Jahren heiraten durfte war ich der glücklichste Mensch auf Erden.
Trotz das jeder sein eigenes Leben hatte mit Beruf und Freunden( die Freunde sind dann zu gemeinsamen Freunden geworden) konnten wir nicht ohne einader.
Ich weiß noch das ich alleine in den Urlaub gefahren bin und es waren die schrecklichsten 2 Wochen meines Lebens.
Ich habe sie so stark vermisst das ich gehofft habe das der Urlaub wieder vorbei ist.
Als dann ihre Diagnose kam waren wir erstmal geschockt.
Gleichzeitig hatten wir aber Hoffnung.
Mit 29 Jahren stirbt man nicht waren unsere Gedanken.
Trotz das wir schon 7 Jahre zusammen waren hatte ich das Gefühl das die Beziehung erst am Anfang ist.
In der ersten Zeit ihrer Krankheit haben wir weitergelebt wie normal.
Abgesehen von Krankenhaus, Behandlungen und dem ganzen was dazu gehört.
Dann nach circa einem Jahr war sie in Remission.
Wir hatten eine 2te Chace bekommen.
Wir dachten nun kann das Leben beginen und hatten uns soviel vorgenommen.
Leider hielt diese Chance nicht lange.
Sie bekam ein Rezidiv.
Nun wussten wir das wir nicht an Zeit sparen können.
Durch die vielen Krankenhausbesuche konnten wir nicht so viel unternehmen aber das was wir gemacht haben taten wir von ganzem Herzen.
Als wir merkten das es zu Ende geht habe ich sie nicht mehr alleine gelassen.
Ich hatte Angst auch nur eine Minute die wichtig sein könnte zu verschwenden und doch habe ich das Gefühl zu wenig für sie dagewesen zu sein.
Man sitzt am Bett der geliebten Person und alles was man machen kann ist ihre Hand zu halten und mit ihr zu reden.
Man kann das Leiden nicht wegnehmen und die Schmerzen nicht auf sich nehmen auch wenn man das noch so gerne möchte.
Sie war so stark und hat oft sich nicht anmerken lassen wenn sie wieder mal starke Schmerzen hatte.
Sie hat mir so viel Kraft gegeben obwohl ich doch derjenige hätte sein müssen der ihr Kraft gibt.
Jeden Tag habe ich bei ihr gesessen und ihr versprochen das alles gut wird.
Das Versprechen konnte ich nicht halten.
Das einzige was ich tun konnte war sie zu begleiten und ihr Unterstützung geben.
Wie gerne hätte ich sie bei mir behalten.
Vielleicht klingt das egoistisch denn sie hatte Schmerzen und hat gelitten aber trotzdem habe ich gebetet für jeden Tag den sie noch bei mir bleiben durfte.
Irgendwann hat es nicht mehr gereicht.
Ihre Kraft war am Ende.
Am Morgen ihres Todestages bin ich ins Krankenhaus.
Als cih sie sah wusste ich bescheid.
Ich weiß auch nicht warum. Ich wusste das es nciht mehr lange dauern würde und doch habe ich gehofft.
Leider umsonst.
Nach ihrem Tod war ich erstarrt.
Ich wusste nicht wie es weiter gehen soll.
Ich war sogar sauer auf sie das sie mich einfach so alleine gelassen hat.
Sie hat mir doch versprochen immer bei mir zu sein bei unserer Hochzeit.
SIE WAR IMMER BEI MIR!!!
Bis der Tod euch scheidet...........
Ich konnte nur nicht ahnen das der Tod so schnell kommt und das ich nun den Weg alleine gehen muss.
Wenn ich tief in mein Herz schaue fühle ich Schmerz, Angst, Wut, Trauer.
In den letzten Wochen sind zwar wieder andere Gefühle dazu gekommen, manchmal sogar Freude, aber die Sehnsucht und all sie schlimmen Gefühle sind immer noch da und ich denke das wird auch noch lange so bleiben.
Ich versuche stark zu sein.
Ich versuche mich unter Kontrolle zu behalten.
Aber immer stark sein macht kaputt.
Nun habe ich wieder mehr geschrieben als ich eigendlich wollte.
Ich möchte euch mit diesem Beitrag nicht den Mut nehmen.
Wir müssen alle weiterkämpfen aber manchmal reicht die Kraft nicht zum Kämpfen.
Dann ist Zeit für die Trauer.
Freundliche Grüße sendet euch Jörg.
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 19.05.2003, 21:09
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Mona.
Ich denke meine Beitrag hat gezeigt das ich heute einfach einen Hänger habe.
Wie gesagt lasst euch von mir nicht entmutigen.
Wenn ich nochmla weiß das Stress angesagt ist werde ich kurz einen Beitrag reinsetzen das sich keiner Gedanken machen braucht.
Ich wünsche die alles Gute und sende dir freundliche Grüße.
Jörg
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 19.05.2003, 22:04
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hi Jörg,
das ist keine Entmutigung, ganz im Gegenteil. Mann, warum nur mussten die Leute, die für uns der Mittelpunkt des Lebens darstellten, so früh und dazu noch auf so eine Art und Weise gehen? Als meine Ma die letzen Momente ihres Lebens "durchlitt" habe ich gedacht, daß ich vollkommen alleine damit bin auf der Welt, aber jetzt, wo ich so viel von Euch und Euren Lieben gelesen habe, weiss ich, daß ich mich geirrt hatte.
Wütend war ich letzte Woche auch, das erste Mal, vorher tat sie mir einfach nur so unendlich leid. Aber letzte Woche, wo ich tatsächlich kurzzeitig daran dachte...naja, Du weisst schon...da war ich tatsächlich richtig wütend, weil sie mich allein gelassen hat, obwohl ich doch die ganze Zeit über für sie da war!!!

Es ist schwer und tut verdammt weh, und wahrscheinlich werden diese "Trauerwellen" sehr oft kommen, aber wir werden damit fertig, oder? Wenn nicht wir, mit unseren Erfahrungen im "Durchhalten", wer dann?! Jörg, ich würde Dir so gerne helfen, so wie Ihr mir letzte Woche, aber ich weiss nicht, wie!

Im Moment geht es mir wirklich wieder ganz gut, zum Glück, und ich hab` das Gefühl, mit allem irgendwie klar zu kommen. Wer weiss, wie ich mich morgen fühle, oder nächste Woche.
Aber wenn ich etwas von meiner Mutter im letzten Jahr gelernt habe, dann, daß es nichts Wichtigeres auf der Welt gibt, als an sich zu glauben und daran, daß es immer irgendwie weiter geht.

Ich weiss nicht, wie Du das siehst, aber vielleicht brauchen wir diese kleinen "Auszeiten" vom Durchhalten, damit man Kräfte sammeln kann. Ich habe durch Euch erst gelernt, daß man sich kein schlechtes Gewissen machen muss, wenn man sich mal schlecht fühlt und daß es wirklich Menschen gibt, die sich für das, was im letzten Jahr mit meiner Mutter und mir passierte, interessieren.

Engel sind doch auch in traurigen Zeiten da, oder? Wenn ich an meinem Schreibtisch sitze und vom PC aufschaue, sehe ich das Foto meiner Ma, auf dem sie lacht und es ihr gut geht. Dann muss ich auch lächeln, weil es mir so gut tut, zu sehen, wie sie sich wohl fühlt. Auch, wenn ich die ganze Zeit in der Klinik nie vergessen werde (ehrlich gesagt, habe ich mich noch nicht getraut, an die schrecklichen Bilder zu denken).

Ich wünsche Dir so sehr, so wie uns allen hier, daß irgendwann dieses Gefühl von Schmerz und unendlicher Sehnsucht, etwas verblasst, und man morgens wieder wach wird, ohne diesen schweren Stein auf dem Herzen zu spüren.

Ganz liebe Grüsse und ein Umarmung aus der Ferne,
Sandra
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 19.05.2003, 23:23
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Lieber Jörg!

Menschen treten in unser Leben
und begleiten uns eine Weile.
Einige bleiben für immer,
denn sie hinterlassen ihre Spuren in
unseren Herzen.

Eine stille Umarmung

Elke


Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 20.05.2003, 00:16
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Elke.
Ich habe in der letzten Zeit viele deiner Beiträge gelesen.
Ich möchte dir einfach nur danke sagen und die auch viel Kraft wünschen.
Mit freundlichen Güßen Jörg
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 20.05.2003, 07:17
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo alle zusammen,
ich hatte mir gestern die Seiten hier alle mal ausgedruckt und abends zu Hause ganz in Ruhe gelesen.

Es tut so gut zu lesen, daß ich mit meinen chaotischen Gefühlen und teilweise auch Empfindungen nicht alleine bin...... das es Euch teilweise ganz genauso geht. Ich hatte manchmal echt das Gefühl verrückt zu werden.
Tagsüber auf der Arbeit geht es ja alles und auch wenn ich nach Hause komme und den Haushalt versorge und die Tiere ... dann klappt es ja alles so, wie es von mir erwartet wird, aber wenn ich dann Zeit habe, zum nachdenken komme oder einfach alleine bin ... auweia .. unbeschreiblich.
Es tut unendlich weh ... morgen sind es 7 Monate.
Diese Einsamkeit manchmal .... einfach niemand mehr, der einen in den Arm nimmt. Und auch, daß sich die "Freunde" so distanzieren .. auch das tut sehr weh, wenn ich es auch teilweise verstehen kann.

Also - schön, daß es Euch hier gibt.

Liebe Grüße und einen schönen Tag bo
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 20.05.2003, 13:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Bo!

Laß Dich umarmen.....Ich kann Dich gut verstehen denk ich. Meine Schwägerin ist vor 3 Wochen gestorben, sie war erst 44......ich bin innerlich wie zerissen.....hab das alles schon 2x durch.......als ich meine Eltern hergeben mußte.....

Bin auch froh, daß es hier viele Menschen gibt, die wirklich wissen, wie man sich fühlt, was man fühlt......."Freunden" wird das alles mit der Zeit zu viel und zu anstrengend.

Liebe Grüße

Elke
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 20.05.2003, 14:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Ich gehe zu denen, die mich liebten
und warte auf die, die mich lieben.




Liebe Grüße und eine liebe Umarmung

Elke
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 20.05.2003, 15:35
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Sandra, hallo Bo, hallo Elke und alle Anderen.
An Sandra.
Du hilfst mir schon wenn ich nur deine Beiträge lese.
Alleine das Wissen das jemand da ist der einen versteht und weiß wie man sich fühlt ist eine große Hilfe.
Unsere Gfühle kann uns keiner abnehmen aber ich habe hier die Möglichkeit sie zu erzählen ohne das dumme Sprüche kommen.
Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und umarm dich.
Hallo Bo.
Das sich Freunde nicht mehr melden ist schlimm.
Ich denke das habe ich akzeptiert.
Ich trauere den Leuten nicht mehr nach den ich habe gemerkt das sie nicht meine wahren Freunde waren.
Die wahren Freunde kenne ich jetzt und auf die kommt es mir an.
Auf die anderen kann ich verzichten.
Ich weiß das es hart ist aber was will ich mit Freunden die abhauen wenn es mal schwierig wird?
Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft.
Sei herzlich von mir gegrüßt.
Lieb elke.
Ich habe schon so viel von dir gelesen.
Den Treat an deine Schwägerin und auch an deinen Vater.
Deine Gedichte beschreiben so gut was man fühlt und doch bekomme ich immer wieder Kraft davon.
Ich wünsche dir alles Gute und sei auch von mir ganz lieb Umarmt.
Jörg
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 20.05.2003, 16:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo ihr Lieben,

mir war heute auch irgendwie ganz schwer ums Herz! Bin auch irgendwie total auselaugt, ohne Energie!
Bin vorher mit der Kaffeetasse in der Hand eingeschlafen, dann-schwapp- hab ich alles über mich rübergekippt. Aber wäre das nicht passiert, vielleicht hätte ich mich dann nicht so gut an den Traum von meinem Engel erinnert.
Es war als wollte er mir sagen, daß er mir Kraft gibt, er da ist. Dann war es, als ob wir wirklich Gedanken austauschen könnten. Es war wirklich wahnsinn. Ich hab richtig seine Originalstimme gehört.
Es war bestimmt nur ein Traum von 10 Minuten (länger hab ich nicht geschlafen, und ich mache sonst NIE einen Mittagsschlaf!)
Ich kann gar nicht alles so genau beschreiben, aber ich fühle mich ihm gerade so wahnsinnig nah!

Ich wünschte, ich könnte das jeden Tag so fühlen. Wenn ich das nur ein wenig beeinflussen könnte.

So, war wahrscheinlich wieder mal ein bißchen chaotisch geschrieben, aber genauso siehts in mir auch aus!

Ganz liebe Grüße,

Jenny
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 20.05.2003, 22:29
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Ihr Lieben,

ich war heute das erste Mal wieder an der Uni. Es war am Anfang ziemlich eigenartig, weil ich mich dort so fremd gefühlt hatte, und dann, so nach einer halben Stunde, merkte ich, daß es den anderen Leuten dort unwahrscheinlich schwer fiel, mit mir zu reden. So wie früher, als bei mir die Welt noch "in Ordnung" war, war es nicht.
Das war kein schönes Gefühl, ich fühlte mich so ausgeschlossen, und die Blicke, mögen sie von mir aus aus Hilflosigkeit oder Mitgefühl entstanden sein, haben mich sehr irritiert. Dabei haben sie meine Mutter gar nicht gekannt, sie haben nur mitbekommen, daß ich halt seit April letzten Jahres nicht mehr dabei war.
Es hat sich herumgesprochen, klar, und ich habe auch keine grossen Probleme, die Scheine, die ich noch brauche, nachzumachen. Aber trotz dieser "Unterstützung" durch Profs und anderen Leuten an der Uni, habe ich mich da heute überhaupt nicht wohl gefühlt. Vielleicht auch, weil ich mich lieber wieder zuhause verkrochen hätte.
Dann kommt noch dazu, daß die Leute, mit denen ich im letzten Frühjahr studiert hatte, jetzt viel weiter sind als ich. Das nervt mich, obwohl ich genau weiss, daß ich nichts dafür kann und ich die Zeit mit meiner Mutter für nichts auf der Welt hätte verpassen wollen. Aber trotzdem, ich fühl mich einfach mies bei dem Gedanken, jetzt alles "nachholen" zu müssen und immer bei jedem erklären zu müssen, warum ich im letzten Jahr unterbrochen hatte. Da ist schon wieder das Gefühl, mich dafür entschuldigen zu müssen.
Oh Gott, das hatte ich schon, als ich Vollwaisenrente beantragt hab: Am liebsten hätte ich mich bei dem Beamten, der den Antrag bearbeitet hatte, dafür entschuldigt, daß ich ihm Arbeit gemacht habe, weil meine Ma gestorben ist.
Ist doch total paradox, oder? Aber manchmal bin ich mir auch nicht sicher, ob es nicht doch, ein ganz kleines bisschen, meine Schuld war. Vielleicht habe ich nicht genug aufgepasst, als es ihr so schlecht ging. Vielleicht bin ich für die Infektion, die sie wohl am Ende hatte verantwortlich, vielleicht habe ich ihr zuviel von dem Fortecortin gegeben. Aber es ging ihr damit so gut, weil die Oedeme um die Metastasen in ihrem Gehirn damit kleiner wurden, und als es ihr kurz vor Weihnachten nicht mehr so gut ging, habe ich ihr wieder mehr davon gegeben. Vielleicht hat sie deshalb im Januar nicht mehr so gut darauf reagiert, aber ich wollte ihr doch so gerne ein schönes Weihnachten ermöglichen (es hat wirklich geklappt!)
Ich weiss es nicht mehr, vielleicht ist es ja richtig, daß ich mich manchmal so schlecht fühle und so schuldig. Vielleicht ist das auch normal und ich mache mir nur zuviele Gedanken darüber.

Auf jeden Fall wollte ich Euch sagen, daß wir anscheinend alle Menschen kennen, die nichts mehr mit uns zu tun haben wollen. Ja, bei den meisten davon ist es mir auch schon fast lieber, ich käme sowieso nicht mehr wirklich mit denen zurecht. Und dann gibt es ja auch noch Menschen, die während der Erkrankung meiner Ma bei uns geblieben sind. Die sind mir wichtig, auch wenn es nicht viele sind. Und was meine Familie angeht: Es ist doch besser, gute Freunde zu haben, als Verwandte, die einem nur Vorwürfe machen oder einem das Gefühl geben, alles falsch zu machen. Seht Ihr das genauso?

Wenn das alles ziemlich durcheinander war, tut es mir leid. Mir geht`s irgendwie heute abend schon wieder mal nicht so gut, ich weiss nicht, vielleicht, weil ich Angst vor morgen habe. Aber es geht, bin mir fast sicher, und mit meiner Mutter habe ich Schlimmeres durchgemacht. Ich bin in Gedanken sehr oft bei Euch, und wünsche Euch, daß es jeden Tag ein wenig bergauf geht. Ich hab` gerade wieder eine Kerze für meine Mutter angezündet, in ihrer Nähe ist es warm, freundlich und hell. So wie bei meiner Mutter, als sie noch da war....

Ich schick Euch ganz liebe Grüsse
Sandra
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 21.05.2003, 13:44
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Liebe Sandra,

ich kann dich so gut verstehen, daß es große Überwindung kostet, wieder zur Uni zu gehen bzw. wieder beginnen zu arbeiten. Der Alltag hat einen wieder, aber man ist eigentlich noch gar nicht stark genug dazu!
Auch ich habe aufgehört zu arbeiten, als mein Schatz krank wurde. Wollte auch immer bei ihm sein, und hätte sowieso keinen Kopf für etwas anderes gehabt. Ja, was das Berufsleben betrifft bin ich auch zurückgeworfen worden, aber diese Zeit war mir so kostbar! Sie war manchmal fast nicht auszuhalten, manchmal war sie voller Freude. Ich glaube, ich könnte es mir nicht verzeihen, wenn ich nicht sooft bei ihm gewesen wäre.
Wenn du erstmal ein paarmal in der Uni gewesen bist, dann wird es für dich sicher einfacher werden. Irgendwann werden einem die mitleidigen Blicke egal, oder sie sprechen dich direkt darauf an, und das tut manchmal auch gut.
Bitte, mach dir keine Vorwürfe und denke du hättest irgendetwas falsch gemacht! Wir Menschen haben leider nicht die Macht zwischen Leben und Tot zu entscheiden, wenn wir das hätten, dann würden unsere Engel immer noch bei uns sein, und wir würden anstatt unsere Probleme und Sorgen hier loszuwerden, einen Urlaub mit ihnen planen oder jetzt gemeinsam Mittag essen. Ich wünschte so sehr, ich könnte dir irgendwie helfen, das schlechte Gewissen loszuwerden. Du hast soviel für deinen Ma gemacht, indem du bei ihr warst, sie geliebt hast, und ihr die Schmerzen nehmen wolltest! Mehr können wir alle leider nicht tun, und ich wünsche mir so sehr, daß ich auch einen so lieben Menschen um mich habe, wenn ich einmal gehen muß!
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft, daß du dich bald wohler beim studieren fühlst!

Liebe Grüße Jenny
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 21.05.2003, 19:22
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Engel

Hallo Sandra, hallo Jenny.
An Sandra.
Seh es doch einmal so.
Du hast für deine Mutter die Uni aufgehört nur damit du bei ihr sein kannst.
Ist das nicht schon viel was du für sie getan hast.
Du warst bei ihr.
Hast ihr geholfen, ihr ein schönes Weihnachten beschehrt.
Hast versucht ihre Schmerzen zu lindern.
Deine Mutter ist dir sicher dankbar dafür.
Hier auf Erden halten konnstet du nicht aber du konntest ihr die Zeit der Krankheit verschönern.
Du bist die letzte die sich Vörwürfe zu machen hat.
so würde auch sicher deine Mutter denken.
Wenn du mal nachdenkst fallen dir sicher tausend Sachen ein die du für deine Mutter getan hast.
Denke daran.
Du hast dir keine Schuld zu geben und schon gar nicht bist du Schuld an ihrem Tod.
Die Kranheit ist Schuld und niemand sonst.
Ich wünsche dir viele Kraft für die Uni und umarme dich ganz arg.
Freundliche Grüße von Jörg.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Villa Sonnenschein BarbaraO Brustkrebs 23875 22.09.2014 16:12
Thread für junge Angehörige von Krebskranken DaskleineÄnnchen Forum für Angehörige 2665 21.12.2009 21:42
Mein Tagebuch Öffentliche Tagebücher 567 08.01.2006 14:48


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:31 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55