Uns blieben ganze 17 Tage

[Rheingoldcat]

Liebe Carla,
ja die Zeit geht so schnell vorann, ich frage mich auch so oft wo ist sie geblieben, am Dienstag sind es schon 17 Wochen und am Freitag 4 Monate seit dem mein geliebter Mann mich verlassen hat. Es tut nocch immer so weh und wird bei mir immer schlimmer.

Mein Mann hatte auch nicht alzu viel geregelt gehabt, ich hätte es auch besser gefunden aber ich kannte Ihn so gut und bin der Meinung alles in seinem Sinne gemacht zu haben.

Ich für meinen Teil habe alles fest gehalten was ich möchte. Ich bin der Meinung damit den Lieben zu helfen wenn ich nicht mehr bin.

Das mit der Therapie finde ich eine gute Sache, da kann ich auch nur auf das Bauchgefühl hinweisen. Du wirst schon Merken wenn du dich mit Ihr unterhälst ob es gut ist oder nicht.
Entscheide es doch bei einem Gepräch.

Ich wünsche Dir eine Gute Nacht und schöne Träume

Bis Bald
Sabine

[carla44]

Liebe Tanja, liebe Sabine,

habt vielen Dank für die lieben Worte. Ich freue mich immer, wenn Ihr bei mir seid.

Gestern nachmittag traf ich auf dem Heimweg (per Fahrrad) ein Herrentrio. Ältere Semester und 2 davon wieder mal in der üblichen "Uniform": helle Hosen, Poloshirt und eine beige Weste (wie's Papa auch oft an hatte).
Freundlich gegrüßt, weitergefahren, nichts dabei gedacht.

Eine Weile später kam wieder so eine Trauerwelle in mir hoch, alle Bilder wieder da, die Gedanken, warum kann er jetzt nicht hier an mir vorbei fahren. Mir schnürt es dann richtig die Kehle zu, da sitzt so ein Kloß im Hals, dann laufen nur noch die Tränen.

Heute morgen kam mir der Gedanke, eben schnell in seinem Heim vorbei zu fahren, liegt ja fast am Weg. Nur mal kurz reingehen...
Aber da wäre ich wohl nicht mehr zur Arbeit gekommen hinterher. Noch schaffe ich das nicht.
Liebe Grüße an Euch alle.
Carla

[carla44]

Oh Mann Tanja, das trifft es ganz genau. Vielen Dank dafür.
Genau so ist es und so empfinde ich das auch. Schön, solche Worte dafür zu haben.

Ich werde es mal ausdrucken, dann kann ich es immer bei mir tragen.

Ich habe in einer Karte auch noch ein paar Zeilen bekommen, die auch sehr schön sind:

Dankbarkeit

Deine Trauer wird zu Dankbarkeit werden,
und die Liebe wird dich eine andere,
ganz neue Nähe erfahren lassen,
die keiner Worte und keiner Berührungen mehr bedarf.
Eine Nähe, für die Zeit und Raum
keine Bedeutung mehr haben werden,
weil sie aus dem erwächst,
was ihr einander sein durftet.


Das hat mich auch sehr berührt. Hat mir ein guter Freund geschickt.
Liebe Grüße
Carla

[Rheingoldcat]

Liebe Carla,

ich möchte Dich so gerne trösten, ich weiß aber nicht wie, ich kann nur sagen das ich mit dir fühle wie Du mit mir.

Ich Umeame dich und bin für dich da.

Die beiden Gedicht, sind so schön und berühren mich sehr, sie Spiegeln all die Gefühle wider, die wir haben.

Lieben Gruß und laß dich von mir noch mal Drücken

Sabine

[carla44]

Liebe Sabine,

vielen lieben Dank für Deine Worte und die liebe Umarmung.
Es tut so gut, hier so viel Zuspruch zu erfahren.

Gestern waren meine Gefühle wieder so stark, dass ich mich am liebsten irgendwo verkrochen hätte und nur alleine mit mir gewesen wäre.

Am Wochenende sind wir nun unterwegs. Ich hoffe, das bringt mich mal auf andere Gedanken. Und die Therapeutin ist auf der Fahrt auch mit dabei, dann kann ich sie gleich mal ansprechen. Ich denke, dass ich das auf jeden Fall machen werde.

Ich sende Dir liebe Grüße und eine Umarmung.
Carla

[Rheingoldcat]

Liebe Carla,

ja freue dich auf das WE, es ist bestimmt gut mal raus zu kommen. Mit anderen etwas zu erleben, dass lenkt bestimmt ab.
Das du mit der Therapeutin sprechn möchtest, finde ich sehr gut.
Das kann einen in der Trauerbewälting sehr gut helfen.

Ich würde mich da auf das Bauchgefühl verlassen, im Privaten gespräch merkt man schon, ob Sir dir helefen kann.

Ich wünsche Dir einen schönen Tag , ohne tränen und traurigkeit.

Liebe Umarmung
Sabine

[carla44]

Hallo Ihr Lieben,

wollte mich nur mal kurz melden. Das WE war sehr schön. Die Fahrt Freitag, im Stau bei 35 Grad, da kann man nicht viel zu sagen ;-(
Dann gestern die Veranstaltung, zu der wir waren: open air im strömenden Regen, aber Bombenstimmung.

Ansonsten war es sehr sehr schön, liebe Jäcky, Dich persönlich kennenzulernen. Ich bin so froh, dass das geklappt hat.
Ohne dieses Forum hier wäre das nicht gewesen.

Leider habe ich dann gestern abend einen Anruf von meiner Mutti bekommen: die Schwester meines Vaters ist ganz überraschend verstorben!
Ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen vorher. Ihr ging es 2 Tage nicht gut, dann Arzt, KH und in derselben Nacht verstorben an einer inneren Vergiftung.

Wir sind total geschockt, können es gar nicht fassen.
Nun sind die Geschwister wieder zusammen.

Es fühlt sich ganz seltsam an, weil gerade mal 6 Wochen seit dem Tod meines Vaters vergangen sind. Und nun ist ihm so schnell seine Schwester gefolgt. Und sie hatte absolut nichts vorher.

Am Tag der Beerdigung von meinem Vati haben wir noch lange telefoniert. Sie war ja nicht mit hier, wegen der weiten Entfernung und sie ist immerhin auch schon 82 Jahre alt. Aber nun das. Ich kanns gar nicht begreifen, bin fassungslos, sprachlos und weiß gar nicht, was ich denken soll.

Mir gehen dazu tausend Gedanken durch den Kopf.

Liebe Grüße an Euch alle.
Carla

[Billchen]

liebe Carla.....
erschrocken habe ich heute deinen Bericht gelesen......
Ach mennoooo kommst du denn garnicht zur Ruhe
Es tut mir soooo leid...garnicht kannst du dich richtig erholen....von einem Schreck und Trauer in die nächste...ABER
Wenn es den Himmel wirklich gibt DANN
wird sich dein Papa sehr sehr freuen das seine Schwester nun ein Engel ist und ihm Gesellschaft leistet....
Ich wünsche dir ein riesiges Kraftpaket um dein Trauer auszuleben
Laß dich sachte umarmen und dir Trost schenken in dieser schweren Zeit für dich
Bin in Gedanken bei dir und drück dich
Sybille

[carla44]

Ich habe es gestern geschafft und meinem Onkel einen lieben langen Brief geschrieben. All die Gedanken und Gefühle, alles was mir gerade so durch den Kopf geht.

Jahrelang hatten wir wenig Kontakt, erst seit er Erkrankung meines Vatis wieder. Immer mal telefoniert. Nun ist meine Tante auch gegangen.
Meine Mutti sagte, dass mein Vati seine Schwester zu sich geholt hat. Ich denke eher, dass seine große Schwester zu ihrem Bruder gegangen ist. Sie waren als Kinder so eng verbunden (Kriegszeit).

Eine Bekannte, die sehr "anders" ist, oft ganz geistesabwesend, wie in einer fremden Welt lebend, hat mir erzählt, dass diese engen Bande niemals aufgelöst werden, egal wie weit man voneinander entfernt lebt. Und dass so etwas gar nicht selten vorkommt. Oft auch bei Eheleuten, die sich sehr nah sind. Einer muss gehen und der andere folgt wenig später.

Ich bin ja immer eher so ein Realist, aber jetzt habe ich mir doch viele Gedanken gemacht.

Gestern war ich bei der Therapeutin. Es war sehr angenehm und ich bin ganz gespannt auf die nächsten Sitzungen. Sie arbeitet nicht wie eine Psychologin sondern verbindet die Körperempfindungen mit der Atembewegung und versucht dabei, den Atem in bestimmte Bereiche zu lenken. Ich kann das schlecht beschreiben, aber es fühlte sich gut an.
Nächste Woche geht es weiter.

Meine Mutter ruft mittlerweile fast täglich bei mir an. Klar sie braucht auch jemanden zum Reden, aber ich erschrecke immer noch, weil ich immer denke da ist was passiert.

Der Job schlaucht mich im Moment auch extrem. Je anstrengender die Tage so sind, desto mehr bin ich abends traurig und niedergeschlagen. Immer noch denke ich, dass mein Vati so viele schöne Dinge auf dieser Welt einfach nicht mehr erleben kann. Es war so wenig, was ich noch für ihn tun konnte. Wir hatten nur so wenig Zeit noch übrig.

Jetzt weine ich gerade meine Katze nass, die sich auf meinem Schoss eingerollt hat...
Liebe Grüße an Euch alle hier.
Carla

[carla44]

Hallo Ihr Lieben,

heute hat mich wieder einmal etwas sehr berührt. Ein Gespräch mit einem Freund, der sehr lange krank war.
In seiner Klinik hat er sich mit einem anderen Patienten angefreundet, der ihn auch immer nach der Uhrzeit gefragt hat. Irgendwann hat er ihm dann eine Armbanduhr geschenkt, die gleiche, die er selber hat. Da kann man so Teile austauschen (Armband, Ziffernblatt). Die beiden haben dann aus den 2 Uhren Teile miteinander getauscht als Zeichen der Verbundenheit. Der andere Patient hat sich sehr darüber gefreut.

Ist sicher eine harmlose kleine Geschichte. Nur bei mir kam sofort wieder die Erinnerung an meinen Vati, dem wir noch 2 Tage vor seinem Tod die neue Armbanduhr besorgt hatten. Wie sehr hat er sich noch darüber gefreut, als ich sie ihm umgebunden habe. Die Uhr liegt jetzt hier vor mir und ich kanns mal wieder nicht fassen, dass er sie nie mehr tragen wird.

Die Erinnerung ist wieder so heftig, dass ich sie kaum ertragen kann. Wir haben alles getan, was möglich war und doch hat es nicht gereicht.

Carla

[Tiina]

Liebe Carla,
Dein Satz "Wir haben alles getan, was möglich war und doch hat es nicht gereicht. " hat mich sehr berührt - genauso erlebe ich das auch... Aber wir hatten auch einen so übermächtigen Gegner...

Alles Liebe,
Anja

[carla44]

Gestern war wieder eine Therapie-Sitzung. Das tut mir auf der einen Seite sehr gut, weil meine Therapeutin sehr einfühlsam ist. Aber auf der anderen Seite ist es auch sehr anstrengend, diese ganzen Gedanken und Gefühle so deutlich zuzulassen und alles so nach oben kommen zu lassen.

Die Kombination der Therapie (Seele und Körper) ist schon sehr gut und ich glaube auch, dass das der richtige Weg ist. Nur sehe ich natürlich nach den ersten beiden Sitzungen noch kein Licht am Ende des Tunnels.

Im Moment wünsche ich mir einfach mal einen Tag, wo ich abends sagen kann, mir ging es heute richtig gut, der Tag war schön oder ich bin glücklich.

Nur mal einen Tag. Ich weiß gar nicht mehr, wie sich das anfühlt.

Nun vermisse ich auch noch seit fast einer Woche meine liebe kleine Katze, an der ich auch sehr hänge. Wir haben schon alles abgesucht, alle Nachbarn, Tierheime, TÄe usw. gefragt. Sie ist einfach weg.
Irgendwie habe ich gerade keine Hoffnung, dass das gut ausgeht. Dieses Jahr ist wirklich nicht zu gebrauchen.

Liebe Grüße an Euch alle.
Carla

[Tiina]

Liebe Carla,
es tut mir sehr leid, ich weiß, dass es keinen Trost gibt...
Ich denke aber, Du bist mit der Therapie auf einem guten - wenn auch schmerzvollen - Weg und bin mir sicher, dass für Dich wieder Tage kommen werden, an denen Du abends denkst "Das war ein guter Tag."

Jetzt kommt natürlich auch noch die Sorge um Deine kleine Katze dazu - ich drücke Dir ganz fest die Daumen, dass Du sie wieder findest!! Verstehe aber auch gut, dass Du nicht so viel Hoffnung hast - irgendwie ist und der Glaube daran, dass alles gut geht, gründlich ausgetrieben worden...

Alles Gute für Dich,
Anja

[Rheingoldcat]

Liebe Carla,

ich freue mich für dich, dass du mit deiner Therapeutin so gut klar kommst.
Es brauchst sehr viel Zeit, bis der Moment kommt wo wann merkt das es Erfolg zeigt.
Gebe dir die Zeit.
Ich hoffe für dich deine kleine Katze zurück kommt.

Lieben Gruß
Sabine

[carla44]

Liebe Anja, liebe Sabine,

danke für Eure lieben Worte.
Ich habe im Moment einfach das Gefühl, dass nichts wirklich gut wird, es einfach keine Hoffnung gibt.

Als mein Vati so krank wurde, hat meine Mutter immer gesagt, es sieht nicht gut aus. Von Anfang an, obwohl wir so wenig wußten. Aber sie ist schon seit Jahren grundlegend pessimistisch, egal was ist.

Ich selber habe immer daran geglaubt, dass mein Vati sich wieder erholt, dass wir eine Chance haben. Dass er ein paar gute Jahre oder wenigstens Monate vor sich hat. Erst am 1. Juli ist jegliche Hoffnung bei mir kaputt gegangen.

Und wenn ich alles zusammen zähle, was in nicht mal einem Jahr bei uns so passiert ist, dann sehe ich einfach nicht mehr, dass etwas gut werden kann. Ich bin schon über jeden Tag froh, wo nichts passiert.

Im Beruf funktioniere ich mittlerweile wieder ganz gut. Da habe ich Verantwortung für viele Kollegen und bekomme auch viel Zuspruch oder Bestätigung. Nur drüber freuen kann ich mich da nicht drüber. Es hat einfach nicht mehr so viel Bedeutung für mich wie vorher.

Vielleicht schafft es die Therapeutin ja, mich wieder auf den Weg zu bringen, dass diese Gegenwart wichtiger wird und ich das Positive daraus wieder richtig wahrnehmen kann.

Manchmal weiß ich einfach nicht weiter.Meine kleine Katze ist nicht wieder aufgetaucht und jeden Tag schwindet die Hoffnung mehr und mehr...

Carla