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AW: Hinterblieben, nur wo?
Lieber Helmut,
ich habe nun schon so oft hier in Deinem neuen Thread gelesen, aber immer wieder habe ich mich leise weggestohlen. Aber dieses "Allein-sein", dass Ihr hier in letzter Zeit verstärkt thematisiert, bringt mich immer wieder zum Grübeln und bringt mich dazu, doch mal in die Tasten zu hauen. Helmut weiß es, ich habe meinen Partner verloren, einen wunderbaren, liebevollen Menschen. Und doch ist es passiert, was ich nie gedacht habe, ich habe mich wieder verliebt, habe ein neues "Goldstück" an meiner Seite. Ich bezeichne ihn oft als mein persönliches Wunder, ich kann es gar nicht fassen, dass solche Gefühle nach einer innigen, tiefen Liebe und Ehe nochmal passieren können. Aber alleine.... das Gefühl bleibt, das kann ich Euch sagen. Egal wie glücklich ich jetzt bin, ganz plötzlich ist das Einsamkeitsgefühl wieder da. Das verdammte Trauertier springt mich immer noch (und wird ja auch auf ewig immer wieder) an und wirft mich um. Ich sitze in einer Menge Menschen, mein neuer Partner ist ganz anders als mein Mann, ein Vereinsmensch, immer und überall dabei, "einsame" Momente, friedliche Abende auf der Couch, die muss man sich mühsam freischaufeln, da sitze ich auf jeden Fall und ganz plötzlich muss ich raus, weg, es passiert, dass ich keine Menschenseele mehr ertragen kann. Dann will ich zwar keinen mehr sehen, aber eben nur, weil ich mich unverstanden fühle, weil diese Menschenmenge mir auf einmal fremd und unheimlich ist. Anfangs war ich um jeden Tag traurig, an dem ich meinen Partner nicht sehen konnte, aus beruflichen Gründen oder warum auch immer. Aber irgendwann war mir auch klar, dass ich zuhause weglaufen wollte, mich verstecken vor meiner Trauer. Ich hatte aufgehört, Trauer zu bearbeiten. In den letzten Monaten war ich wieder in einem ekelhaften Loch, ich weiß, dass ich versuche, die Trauer zu verdrängen, anstatt ihr ehrlich ins Gesicht zu sehen. Aber daran arbeite ich jetzt. Ach Helmut, Deine Schilderung vom Standesamt hat mir dermaßen die Tränen in die Augen getrieben, ich hab einen ganzen Tag "einsam" in mir verbracht. Ich frage mich seitdem ständig, was wäre, wenn mein Partner mich fragt, ob wir uns "trauen" sollten??? Er betreibt gerade intensiv seine Scheidung, ist eigentlich nur Formsache, weil er schon Jahre von seiner Frau getrennt ist. Kopflos bin ich seitdem.... und immer wieder in mir... einsam halt, obwohl mit diesem neuen, liebevollen, wunderbaren Mann so glücklich. Nein, Einsamkeit in Menschenmengen, die vergeht nie, die kommt mit dem Trauertier immer wieder....... Liebe Grüße Erle |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Liebes Karolinchen,
schön, mal wieder von dir zu lesen. Ersatz wird es in dem Sinne auch nicht geben. Das würde weder deinem Vater noch dem "Ersatz" gerecht. Ich auch nicht Liebe Mollie, nein, Freunde können dieses Loch nicht füllen. Unmöglich. Eben weil es "nur" Freunde sind. Was sie jedoch können, das ist eine Brücke bauen oder zumindest die Hand reichen. Das ist doch schon was, oder? Zitat:
ja, das stimmt. Und es tröstet auch ein bisschen. Wir sehen unsere Verstorbenen in ihnen wieder. Das verbindet. Seltsam nur, dass man so eine Verbindung nicht schon früher aufbauen konnte. Musste erst ein Mensch sterben, damit man das erkennen kann? Nähe? Liebe Erle, ich kann dich nur zu gut verstehen. Hin und her, her und hin. Höre einfach auf dein Herz. Wie war das damals in eurem ersten gemeinsamen Urlaub? Du und deine neue Liebe? Der Handtasche blieb zu. War es die Handtasche? Egal. Hauptsache zu. Du weisst, was ich meine . Mal ne Frage: warum eigentlich Standesamt? Muss doch nicht sein. Zumindest nicht jetzt. Auch das würde dein Partner verstehen. Ganz bestimmt. Einsamkeit, Stille, alleine sein ....... kann Luxus sein, den wir uns leisten können. Manchmal ja, manchmal nein. In letzter Zeit sitze ich wieder oft unten auf meiner Terasse und geniesse die Ruhe und die Aussicht, die Geräusche und die Stimmen, das Vogelgezwitscher und das Grün. Alleine. Bin dabei nicht glücklich, doch zufrieden. Wissend, das sich das jederzeit ändern kann. Alles Liebe Helmut
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376 http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070 Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise. |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Ja und nein, lieber Helmut.
wenn Nähe nicht voher vorhanden war, dann kann sie - so meine ich - auch nicht plötzlich da sein, wie mit dem Stab herbei gezaubert. Aber auch Nähe verändert sich, sie kann einengen und befreien. Herzlich ulphin |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Liebe Ulphin,
ja, du hast recht. Ich hatte das eher vor einem anderen Hintergrund gesehen. Sehr oft hab ich hier schon gelesen von der Versöhnung, der Aussprache, das Neuentdecken von verschlissenen Beziehungen. Das ist natürlich nicht immer der Fall. Hab ich bei dir auch nicht so angenommen. Die Nähe verändert sich auf jedem Fall. Sie wird bewusster und man wird sich ihrem Wert sicher. In dem Sinne kann sie auch befreien. War sie zuvor eben nur weil man sich "nahe steht", familiär, gezwungernermassen, so kann sie dann gelebt werden. Eine tatsächliche Nähe. Vielleicht auch eine Versöhnung? Das wäre dann so eine Befreiung. Natürlich gibt es auch die Situation, dass man mit "nahen" Menschen wieder Kontakt aufnehmen muss, mit welchen man eigentlich schon abgeschlossen hat. Auch das gibt es. Es gibt noch eine anderes Erlebnis der Nähe. Nach dem Tod von Myriam fand ich unter ihren Sachen einen Brief. Ein Brief an mich. Geschrieben von ihr zu unserem 24-ten Hochzeitstag. Ich hatte ihn vorher nie gelesen, sie hat ihn aufbewahrt über all die Jahre. Warum auch immer. Erst die Tage hab ich ihn mal wieder gelesen. Er gibt mir jetzt eine Nähe zu ihr, die zu ihren Lebzeiten so nicht möglich gewesen wäre. Heute ist es für mich unvorstellbar, gäbe es diesen Brief nicht. Noch viel mehr: er gibt mir Sicherheit und Kraft. Eine kleine Geschichte am Rande. Nach Feierabend sassen wir noch im Hof hinter dem Blumenladen zusammen. Töchterlein, ein Ehepaar, welches über dem Laden wohnt. Ein schöner Abschluss bei herrlischem Wetter. Es ging um dies und das. Unter anderem dann um Beziehungen, die Ehe. Meine Tochter brachte den Satz: "Wer behauptet, an 7 Tagen in der Woche gäbe es nur Friede, Freude, Eierkuchen, der lügt. Mama hat mir mal gesagt: an 2 Tagen in der Woche könnte ich Papa umbringen. Umso schöner sind dann die anderen 5 Tage" Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen. Wir haben herzlich darüber gelacht. Tja, was Mütter alles so mit ihren Töchtern bereden . Alles Liebe Helmut
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AW: Hinterblieben, nur wo?
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Lieber Helmut,
von mir auch mal wieder schöne Grüße.....alles Liebe und schöne sonnige Ostern. Liebe Grüße Ulli
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Meine Mam: * 02.11.1937 - + 02.06.2009 "Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein als lachten alle Sterne. Weil ich auf einem von Ihnen wohne, weil ich auf einem von Ihnen lache..." (Der kleine Prinz) Mein Papa: *04.11.1935 - + 11.05.1993 Sorry, das ich Dich allein gelassen habe. Mein Bruder:*02.06.1962 - September 1962 Ich werde Euch nie vergessen ! |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Liebe Ariadne, liebe Ulii,
danke für eure lieben Grüsse. Jou, noch ein paar Tage, dann ist Ostern. Euch und auch allen anderen, die hier lesen, wünsche ich ein schönes Osterfest, ein paar Tage der Ruhe, mit der Hoffnung auf schönes Wetter. Ein bisschen Zeit, das Gras wachsen zu hören. Ein bisschen Zeit, die Natur zu bestaunen. Für Dich Was ist falsch, was ist wichtig? Was ist schlecht, was ist richtig? Die gedanken, die man denkt? Die wege, auf die man lenkt? Gestern, heute und auch morgen? Die vielen zweifel, die kleinen sorgen? Ab und zu das grosse glück? Vom himmel ein kleines stück? Der junge mit dem schaukelpferd? Das auto, das der vater fährt? Der erfolg und die Karriere? Was wäre wenn was wäre? Das lächeln eines kindes? Der kühle hauch des windes? Die kleine blume am wegesrand? Ein mensch und dessen warme hand? Die erinnerung und die vergesslichkeit? Das jetzt und auch die ewigkeit? Das wissen um die liebe Weil alles sonst vergeblich bliebe Alles Liebe Helmut
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AW: Hinterblieben, nur wo?
hallo lieber helmut,
ich bin nun nicht mehr sehr oft hier, lese aber immer noch gerne bei dir mit. ich möchte dir ganz liebe ostergrüsse da lassen liebe grüsse jyrina
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Es ist nicht wenig Zeit, die wir zur Verfügung haben, sondern es ist viel Zeit, die wir nicht nutzen. Mein Schatz geb. 08.07.1954 seit 16.01.2008 im Regenbogenland |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Liebe Jyrina,
danke und liebe Grüsse zurück. Ich hoffe, es geht dir gut? Wenn ich mal grad so beim Dichten bin Die Pechtaube Die Taube wars, die Taube, die auf Daches Gaube liebestrunken gurrt. Doch den sie will betören, der wollt das garnicht hören und flog furrt. Hier könnte sein jetzt Schluss mit der Geschicht, ohne Verdruss nämlich für ihn Doch wie das Leben weiter spielt Die Taube auf was andres ziehlt nämlich auf ihn! Da sass die hübsche Taube nun Was sollte sie sonst andres tun deshalb sie weiter gurrte Der Täuberich, der Schlimme erhob darob die Stimme und lauthals für sich murrte Hasst du nix anderes zu tun? Willst vom Gurren nicht mal ruhn? und schüttelte den Kopf Ich sauss hier ständig rum und leg mich für dich krumm zu füllen deinen Kropf Ach Liebster, du weisst sicher doch es gibt was andres noch hör auf zu murren Hach ja, ganz schnell zurück er flog Sein Köpfchen an das ihre bog und seinerseits tut gurren. Das hät er besser bleiben lassen denn kurz darauf, da sassen 3 statt einer Taube Zwei Kleine und ne Grosse jetzt sass er richtig in der Sosse da oben auf der Gaube der arme Taube Helmut
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Ach, du alter Poet....
Schön, zu früher Stunde übers ganze Gesicht lächelnd in die Heia zu gehn. Lieber Gruss von mir und meiner Trostkatze Rosita |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Hallo,
auch Dir ein dickes Dankeschön für das Gedicht. Habe mich sehr amüsiert, sah zum Schluss auch die drei Tauben alleine auf dem Dach sitzen so richtig in der Phantasie. Ich wünsche allen, die auf deiner Seite lesen und besonders Dir ein wunderschönes Osterfest. Gruß Ilonka |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Die Gedanken sind frei
Sie wurden und werden gedacht Haben der welt viel gutes gebracht Nicht nur gute, auch manch böse dinge Auf dass der gedanke auch gelinge. Die Gedanken sind frei! Auch ein lied wurde einst geschrieben Was ist davon geblieben Auf dass die welt wird schöner und besser Wenn's sein muss, in der hand das messer. Die Gedanken sind frei! Die liebenden in rosarot nur denken Sie glauben, dass sie ihr leben lenken Sie denken nicht, was kann später sein Sie trinken fröhlich des lebens wein. Die Gedanken sind frei! So haben sie das leben sich gedacht Geliebt, getrunken und gelacht In gedanken bunte bilder gemalt Sich vorgestellt, wie man zusammen alt. Die Gedanken sind frei! Und dann passiert, ob tag, ob nacht Was der mensch sich nie gedacht Alles, was bisher war gewesen Liegt im grab, ist am verwesen. Die Gedanken sind frei! Der tod, er grinst und lacht Das hast zu einfach du gedacht. Hast übersehen, was kann und könnte sein Jetzt holt das leben dich heimlich ein. Die Gedanken sind frei! So hat der mensch das niemals gedacht Egal ob früh, ob spät, ob tag, ob nacht In seinem kopf gedanken dröhnen Die er mit dem leben nicht kann versöhnen. Die Gedanken sind frei! Gedanken, ständig laut und trüb Tagein, tagaus durch schwarzes Gemüt Gestern, heute, früh morgens oder spät Im Dunkeln, im licht, wo er geht oder steht. Die Gedanken sind frei! Der Mensch?
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Lieber Helmut,
ich lese nicht mehr so oft hier, aber wenn, dann bei dir. Ich finde deine Texte oder Gedanken immer wieder erfrischend oder zum Nachdenken anregend - und das ist gut so. Sende dir einen lieben Gruß Ute mit Mel im Herzen
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Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr Du durftest nur 17 Jahre alt werden. Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!! www.darkprincess-melaniehuemmer.de |
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AW: Hinterblieben, nur wo?
Am Geländer Der Mann da drüben läuft geschäftig durch seinen Garten Seine Frau auf dem Balkon, die Blumen auf Wasser warten An der Stirn ist festgetackert Der Stempel der Zeit Da unten, im Garten, das Gras und das Moos Erfrischend grün, umschmeichelnd weich und sorgenlos An der Stirn ist festgetackert Der Stempel der Zeit Vogelgezwitscher und Grillenzirpen, beissend laut, verzweifelt versöhnlich Ach komm, mein Herz, nimm es nicht so verletzend persönlich An der Stirn ist festgetackert Der Stempel der Zeit Ein Maunzen, grauweiches Fell, am Knie kühle Tatzen Der Blick unergründlich vertrauensvoll, ich mag diese Katzen Auch an meiner Stirn ist festgetackert Der Abrisskalender der Zeit Helmut
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