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  #16  
Alt 27.07.2011, 22:14
Benutzerbild von Cake79
Cake79 Cake79 ist offline
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Registriert seit: 04.11.2010
Ort: Rosenheim
Beiträge: 175
Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo ihr Lieben,

Ich bin 31 Jahre, habe 2 Kinder (5 + 1) und habe am 30.12.2010 meinen Papa an Speiseröhrenkrebs verloren. Ich hab ihn bis zum Schluss begleitet. Ich war auch dabei als er den letzten Atemzug getan hat.
Ich bin in der letzten Zeit nur stille Mitleserin gewesen, weil ich irgendwie selbst wie tot war.
Alles was ich hier bei euch lese könnte ich selbst geschrieben haben.
Meine Gedanken sind die gleichen. Ich kann irgendwie auch nicht trauern.
Alles was mich an ihn erinnert das lass ich nur oberflächlich zu, weil wenn ich mich mehr reinsteigere dann bin ich wieder ganz tief unten.
Teilweise rede ich über ihn als wäre er noch da. In der Gegenwart.

Sein Tod war für mich so als hätte er mich mitgenommen. Und größenteils ist es jetzt, nach 7 Monaten, immer noch so. Ist das normal?

Am meisten nerven mich die ganzen Verwandten. Gut der Tod meines Papas war unerwartet schnell, aber nach der Beerdigung läuft alles wieder weiter, so als wäre nix gewesen!!! Es waren kurz nach seinem Tod 2 Geburtstagsfeiern, eine im Februar und eine im März wo sie alle da waren und gelacht haben und ich saß da und hab mir gedacht: ihr habt ja euer normales Leben noch und was ist mir mir? Alle haben gelacht und gefeiert und ich hätte einfach nur laut schreien können.

Ich hatte auch eine riesen Wut auf alte Menschen. Warum dürfen die so alt werden und mein Papa nicht? Warum Warum Warum??? Wo ist das Leben fair???Mein Papa hat nicht geraucht, nicht getrunken und nicht ungesund gelebt und bekommt den verd.....Speiseröhrenkrebs!!!

Ich habe meine 2 Kinder und ich nehme mittlerweile Antidepressiva weil ich nicht mehr zurecht komme. Ich habe keine Nerven mehr. Dabei muss ich für meine Mama da sein.

Ach ihr lieben, das Leben ist schwer zu ertragen.

Danke fürs zuhören, es tut gut sich das von der Seele zu schreiben, ich bin nämlich auch so ein Typ der nicht darüber spricht.

Karin
__________________
Papa *25.09.1941 +30.12.2010
Speiseröhrenkrebs T4 N1 Mx
Danke für die schöne Zeit und all die schönen Erinnerungen! Doch die Zeit war viel zu kurz und ich vermisse Dich so sehr!
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  #17  
Alt 30.07.2011, 19:57
Benutzerbild von mutzel
mutzel mutzel ist offline
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Beiträge: 48
Standard AW: Ich kann nicht trauern...

Hallo ihr Lieben,
ich kann euch alle sehr gut verstehen.
Mir ging es nicht anders - ich konnte auch keine Trauer zu lassen besser gesagt konnte ich keine Gefühle zu lassen. Ich war solche gewaltigen Gefühle nicht von mir gewohnt, ich wusste nicht mit meinen Gefühlen umzugehen.
Ich habe immer nur kurzzeitig Gefühle und Gefühlsausbrüche zu gelassen immer nur wenn ich alleine war. Es sollte keiner merken.
Aber auch das ist eine Art Trauerarbeit. Und auch die Zeit hilft einem besser mit allem klar zu kommen.

Als meine Mutter vor 3 1/2 Jahren plötzlich krank wurde und letztendlich sterben musste, habe ich gedacht die Welt um mich rum lebt weiter und ich lebe wie in einer Dunstglocke für mich alleine weiter. Ein unbeschreibliches Gefühl, meine Mann und meine Kinder waren zwar da, aber irgendwie war ich in einer anderen Welt. Ich habe gedacht damit komme ich nie im Leben klar.
Dann vor zwei Jahren starb mein Papa ebenfalls relativ plötzlich und da war bei mir echt alles am Ende. Ich funktionierte nur noch, aber ich fiel in ein ganz tiefes Loch und hatte das Gefühl, das mir keiner helfen konnte.

Aber heute weiß ich das alles was man tut - auch dazu beträgt mit dem Erlebten klar zu kommen. Manchmal schaltet der Organismus einfach die Gefühle aus, weil man sonst zu Grunde gehen würde. Der Körper kann selber sehr gut einschätzen was man jetzt gerade braucht und was nicht. Mal ist es weinen, schreien, lachen oder einfach nur am Fenster stehen und in Erinnerungen schwelgen.

Und deshalb kann ich euch nur Mut zu sprechen - haltet durch lasst die Gefühle oder auch Nicht-Gefühle einfach zu. Aktzeptiert euch so wie ihr seit und der Rest kommt meistens von ganz allein. Euer Körper zeigt euch den Weg den ihr gehen müsst.
Und mit der Zeit lernt ihr mit den Gefühlen, Gedanken, Tränen und Erinnerungen immer besser um zu gehen.
Inzwischen kann ich auch wieder ohne weinen von Mama und Papa sprechen.
Und selbst wenn mal ein Weinkrampf kommt kann ich ihn auch ganz gut ertragen.

Ich schicke euch Allen ein dickes Trostpaket und haltet die Ohren steift......
__________________


In Erinnerung an meine Mama
12.10.1946 - 05.11.2007

UND JETZT AUCH

In Erinnerung an meinen Papa
12.07.1946 - 02.08.2009
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