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  #301  
Alt 26.09.2005, 08:49
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Liebe Heide45,

grundsätzlich ist es immer ratsam, zu einem Spezialisten zu gehen, entweder an die Charite (das ist sicher eine gute Adresse), oder in eine onkologische Schwerpunktpraxis. Wichtig ist, daß der untersuchende Arzt ein Onkologe ist.
Der Patient hat das Recht, in seine Krankenakte einzusehen und sich die Befunde zu kopieren, auch sich eine Zweitmeinung einzuholen. Das gilt auch für Zweitpersonen nach Zustimmung des Patienten.
Da die Diagnose noch nicht richtig feststeht, würde ich diese erstmal abwarten bis weitere Entscheidungen getroffen werden.

Viel Erfolg!

Thomas Gronau
  #302  
Alt 26.09.2005, 14:46
tania tania ist offline
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Frage AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Ist der Lungenkrebs eine Zufallsdiagnose ?
Wenn er früh erkannt wird - wie lang ist die Überlebenszeit? Will fragen : hat man eine bessere Lebensqualität, wenn man es nicht allzu früh weiß - und sich so evtl. unschöne Behandlungen erspart?
Gibt es Heilungschancen in der Schulmedizin? Wie reell ist die Chance auf eine Lungentransplantation (bei gegebenen Bedingungen/Alter unter 40 Jahre)?
Gibt es Frühsymptome (wie z.B. Rückenschmerzen im BWS-Bereich, Bronchitis etc.)
  #303  
Alt 28.09.2005, 18:42
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Liebe tanja,

je früher man den Krebs entdeckt, um so größer die Heilungschancen; das gilt allgemein für jeden Krebs.
Immer wichtig ist eine genaue Diagnose, ob überhaupt etwas Bösartiges vorliegt, wenn ja was für ein Lungenkrebs, welches Stadium, welche Symptome etc. Danach richtet sich in der Onkologie dann die optmale Vorgehensweise. Das gehört natürlich in die Hand eines erfahrenen Onkologen. Eine Lungentransplantation ist eigentlich nur sehr selten indiziert, da besonders das Bronchial-Karzinom sehr früh metastasiert, d.h. dass relativ früh der ganze Körper von Krebsherden infiltriert sein kann, so daß das Transplantat sofort ebenfalls schnell wieder befallen würde.
Falls Sie einen Verdacht haben, gehen Sie frühzeitg zum Arzt und lassen Sie sich untersuchen. In den meisten Fällen haben die Symptome ganz andere Gründe als Krebs. Und wenn doch, dann ist es um so besser je früher er erkannt wird.
Also, haben Sie Mut und gehen Sie zum Arzt!

Alles Gute!

Thomas Gronau
  #304  
Alt 05.10.2005, 20:36
Sven G. Sven G. ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Sehr geehrter Herr Gronau,
meine Mutter (60 J) hat ein Geschwür am Kiefer, der oprativ entfernt wurde. Die Untersuchungen am entfernten Gewebe ergaben Speicheldrüsenkrebs. Eine Woche später wurden darüber hinaus
Lungen- und Knochenkrebs diagnostiziert. Der Lungenkrebs ist der Primärkrebs. Sie hat in 3 Wochen erheblich abgenommen. Die Chemotherapie und die Bestrahlung mussten nach jeweils einer Behandlung (eine Woche) abgebrochen werden. Grund für den Abbruch war ein missglückter Versuch, ihr ambulant einen Port für die Chemotherapie zu legen. Sie liegt jetzt im Krankenhaus. Der Krebstumor am Kiefer hat sich extrem vergrößert. Sie kann nicht mehr richtig kauen, hat große Schmerzen. Wir wohnen in Berlin. Gibt es Kliniken, die sich auf diese Krebsarten spezialisiert haben? Welche sind die besten? Gibt es neben Chemo oder Bestrahlung andere Therapien mit einer gewissen Erfolgsbilanz? Wäre ein stationärer Aufenthalt angezeigt? Kann der sich stark vergrößernde Tumor am Unterkiefer operativ oder irgendwie anders aufgehalten werden? Soviel ich weiß kann eine OP das Wachstum nochmals beschleunigen und kann auch der Kiefer selber betroffen sein. Eine Plastik würde Ihr kurz- und mittelfristig nicht helfen. Gibt es andere Möglichkeiten Ihr wenigsten das Essen zu erleichtern?

Ich bedanke mich im Voraus für Ihre Antwort. Sollten Sie medizinische Einzelheiten benötigen, werde ich Sie Ihnen umgehend senden.

Mit freundlichen Grüßen
Sven G.
  #305  
Alt 06.10.2005, 10:45
christina83 christina83 ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Sehr geehrter Herr Dr. Gronau

Ich bin total verzweifelt und weiss gar nicht mehr was ich tun kann.
Bei meinem Vater (65 J.) wurde vor zwei Wochen eine CT gemacht, nachdem er 3 Wochen Mühe mit dem Atmen hatte. Mit Verdacht auf einen Tumor wurde dann eine Bronchoskopie und Biopsie gemacht. Diagnose: T3-4, N1-2, M1, ein Plattenephitelkarzinom. Diese Untersuchungen machte ein Lungenspezialist. Sein Hausarzt sah aber den Befund nicht genau an, schickte uns ins Spital und die schickten uns zu seinem Lungenspezialisten. Der Lungenspezialist sagte uns, der Tumor befinde sich bereits im Stadium 4, auf dem Befund steht aber ein T3-4. Kann da nicht noch eine Endosonographie gemacht werden zur genaueren Abklärung des Stadiums? Der Arzt meinte, man könne in diesem Stadium nicht mehr operieren, eine Strahlentherapie ist auch nicht mehr möglich, da das gesunde Gewebe zu stark beschädigt würde. Ich weiss, es ist ein sehr ausgedehnter Tumor, aber ich las hier im Forum, dass bei den manchen Patienten doch noch operiert bzw. bestrahlt wird. Das verunsichert mich. Ist es eventuell doch noch möglich eine OP bzw. Bestrahlung zu machen? Auch sagte er, da sich bereits eine Metastase in der Leber gebildet hat, würde eine OP nichts nützen. Was mich am ganzen so total verärgert ist, dass er meinte, es komme nicht darauf an, wann man mit einer Chemo beginnt. Ob heute oder erst in zwei Wochen ändert nichts an der Wirksamkeit! Das mag vielleicht sein, aber in der Zwischenzeit teilen sich ja die Krebszellen weiterhin und mit einer Chemo kann man ja nur die vernichten, die sich gerade in der Teilung befinden. Also wächst doch der Tumor in der verstrichenen Zeit weiter! Sehe ich das falsch? Er verweist ihn jetzt zu einem Onkologen, wobei ich aber denke, dass es besser wäre ihn direkt ins Spital zu überweisen, da sie technisch besser ausgerüstet sind und so auch mehrere Aerzte das Ganze betrachen. Doch der Lungenspezialist sagte, es wäre nur sinnvoll in ein Spital zu gehen, wenn man auch operiert werden kann! Mich ärgert einfach, dass man im Spital nicht aufgenommen wird, ohne Ueberweisung eines Arztes. Mir scheint als nehmen sich seine behandelnden Aerzte alle Zeit der Welt, welche in seinem Fall ja gerade davonläuft...!
Noch zwei Fragen: Wie lange ist noch die Ueberlebensdauer bei einem so ausgedehntem Tumor? Vor wievielen Monaten kann der etwa enstanden sein?

Besten Dank für die Beantwortung meiner Fragen.

Mit freundlichen Grüssen aus Zürich

Christina
  #306  
Alt 09.10.2005, 11:55
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Lieber Sven,

leider kann ich nicht viel dazu sagen, da ich das Ausmaß der Krebsmanifestationen natürlich nicht von hier aus beurteilen kann. Ich weiß auch nicht, wo Ihre Mutter zur Zeit behandelt wird, es ist auf jeden Fall wichtig, daß sie in professionellen Händen ist. In Berlin bietet sich dort die Charité an, den onkologischen Fragen immer eine gute Adresse ist.

Alles Gute für Ihre Mutter!

Thomas Gronau
  #307  
Alt 09.10.2005, 12:07
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Liebe Christina,

leider ist es unerheblich ob der Tumor ein T3 oder T4 ist; da der Tumor metastasiert hat (M1) ist das auf jeden Fall das Stadium IV, und kann nur noch chemotherapeutisch behandelt werden, kann somit am besten von einem Onkologen behandelt werden. Unglücklicherweise ist die Prognose bei einem Stadium IV-Tumor sehr schlecht, man spricht von einem 5-Jahres-Überleben von nur 1%.
Seien Sie für Ihren Vater da, das hilft ihm am meisten, denn auch die Chemotherapie ist keine einfache Sache. Der Onkologe kennt sich auch bestens mit allen palliativmedizinischen Interventionen aus, wenn Beschwerden auftreten.
Ich wünsche Ihnen und Ihrem Vater viel Kraft!

Thomas Gronau
  #308  
Alt 09.10.2005, 12:20
christina83 christina83 ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Sehr geehrter Her Dr.Gronau

Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.
  #309  
Alt 13.10.2005, 20:52
sine64 sine64 ist offline
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Standard Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Werter Dr. Gronau
mein Vater bekommt seit dieser Woche Tarceva, im März 2004 wurde ein großzelliges Adenokarzinom festgestellt, der Primärtumor durch kombinierte Chemo-Radiotherapie zerstört, es traten aber 2 Metastasen im Hirn (OP im Januar 2005, nachfolgend Ganzkopfbestrahlung) auf sowie jetzt eine Konochenmetastase (zur Zeit Bestrahlung). Nun meine Frage, da er zur Zeit Ausfälle beim Sehen hat (verschwommenes Bild für einige Sekunden ca 3 mal in einem Monat), könnte dies wieder eine Hirnmetastase sein bzw. könnte es auch die Folgen der Bestrahlung des Hirns sein? Ist Tarceva auch bei Hirnmetastasen wirksam?
Danke
Sine64
  #310  
Alt 16.10.2005, 12:47
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Liebe Sine64,
die Sehprobleme könnten auch von einem erneuten Befall des Hirns kommen, das muß abgeklärt werden. Tarceva wirkt nur bedingt auf Hirnmetastasen, da es schlecht liquorgängig ist.

Alles Gute für Ihren Vater!

Thomas Gronau
  #311  
Alt 04.11.2005, 07:05
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

ein paar Daten zu Entstehung und zur Einteilung der Lungenkarzinome (Bronchialkarzinome).

Unter einem Brochialkarzinom (auch: Lungenkarzinom, bronchogenes Karzinom; engl.: bronchial carcinoma) versteht man eine bösartige Neubildung entarteter Zellen der Bronchien oder Broncheolen.


1 Epidemiologie (Häufigkeit)

2 Ursachen

3 Entstehung

4 Pathologie der Subtypen

4.1 Plattenepithelkarzinom
4.2 Adenokarzinom
4.3 Kleinzelliges Bronchialkarzinom
4.4 Großzelliges Bronchialkarzinom




Epidemiologie
25% aller bösartigen Tumoren (Malignome) sind Bronchialkarzinome. Beim Mann ist es weltweit die häufigste Krebsart. Die Inzidenz in Mitteleuropa beträgt ca. 60/100.00 Einwohner und die Zahl der Neuerkrankungen (in Deutschland ca. 50.000 pro Jahr) ist steigend. Das Verhältnis Männer zu Frauen ist ca. 3:1, wobei es wahrscheinlich auf Grund der Änderung im weiblichen Tabakkonsumverhlaten immer mehr zu einer Angleichung kommt. Der Altersgipfel der Erkrankungen liegt um das 60. Lebensjahr. Die 5-Jahres-Überlebensrate beträgt lediglich 5%.


Ursachen
Die Hauptursache bei der Entstehung des Tumorsleidens ist der Tabakrauch. Er enhält ca. 2000 Stoffe von denen mindestens 100 krebserregend (karzinogen) sind (z.B. Nikotin, Teer und eine Vielzahl anderer Kohlenwasserstoffverbinungen. Auch die durch die Verbrennung entstehenden Sauerstoffradikale sind wahrscheinlich an der Entstehung von Lungenkarzinomen beteiligt. 95% aller Patient(innen) mit Bronchialkarzinom sind Raucher(innen). Selbst Passivrauchen erhöht nachgewiesenermaßen das Erkrankungsrisiko. 30-40 Jahre nach Beginn des Rauchens ist das Erkrankungsrisiko bis 60fach höher als beim Nichtraucher.Andere Giftstoffe wie Asbest, Uran, Chrom-Verbindungen, Senfgas, polyzyklisch, aromatische Kohlenwasserstoffe, Zinn und Nickel gelten ebenfals als karzinogen. Hier bei erhöht sich das Riskio einer Erkranung um ein vielfaches, wenn man gleichzeitig Raucher(in) ist. Bei Asbestexposition zum Beispiel erhöht sich das Erkrankungsrisiko von Nichtrauchern um das Fünffache, bei Rauchern um das Neunzigfache. Eine familiäre Häufung spricht für eine genetische Komponente.Chronisch-entzündliche Reizungen haben auch einen Einfluss auf die Entstehung von Bronchialkarzinomen.Sie können auch im Bereich alter Lungennarben, wie sie nach Tuberkulose, Silikose oder Lungeninfarkt auftreten.


Entstehung
Die Entstehung der Bronchialkarzinome ist sehr komplex und nicht ganz entschlüsselt. Hier eine Vereinfachung des gängigsten Entstehungsmodells: Die Reservezellen des Bronchialsystems sind pluripotent, das heißt, sie sind fähig sich zu verschiedenen Zellen der Bronchialschleimhaut aus zu differenzieren, zum Beispiel zu Plattenepithelien, Becherzellen, CLARA-Zellen (schleimproduzierende Zellen der Bronchiolen) und neuroendokrine Zellen. Nach chronisch-entzündlicher Reizung und Einwirkung von karzinogenen Noxen kann das Epithel mit einer Plattenepithelmetaplasie, einer Becherzellhyperplasie oder einer Entartung neuroendokriner Zellen reagieren, die die verschiedenen Subtypen an Bronchialkarzinomen bilden.


Pathologie der Subtypen

Plattenepithelkarzinom
Das Plattenepithelkarzinom ist mit 40% der häufigste Bronchialtumor. Er entsteht nach chronischer Schleimhautreizung aus einer Plattenepitheldysplasie. Häufig ist er an den Aufzweigungen der Subsegmentbronchien lokalisiert. Charakteristisch ist sein langsames Wachstum und seine frühe Metastasierung in die regionären Lymphknoten. Aussehen: Ulzerationen, Nekrosen, Blutungen und Zysten sind häufig, bei diesem grauweißlichen Tumor. Histologisch unterscheidet man in einen verhornenden Typ und in einen nichtverhornenden Typ. Letztere bringt auf Grund seiner geringeren Differentzierung eine schlechtere Prognose mit sich.
Adenokarzinom
25% der Lungenkarzinome sind Adenokarzinome. Sie entstehen aus schleimproduzierenden Zellen und entwickeln sich bevorzugt in Narbengewebe (z.B: alter Tuberkulose). Der Tumor liegt meist in der peripheren Lunge.Auch hier ist eine frühe Metastasierung typisch, die sowohl über die Lymphbahnen als auch über die Blutbahn geht (Bevorzugt in das Gehirn, Leber und Nebennierenrinde). Histologisch sieht man vor allem Drüsenformationen.

Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Dieser auch Haferzellkarzinom oder oat cell carcinoma genannte Tumor macht ca 15% der Bronchialkarzinome aus. Er geht von den neuroendokrinen APUD-Zellen aus und siedelt sich meist zentral in der Lunge an. Frühe lymphogene und hämatogene ("durchs Blut") Metastasierung führt dazu, dass sich in der Regel schon vor seiner Entdeckung Metastasen gebildet haben (vorzugsweise im Gehirn, Knochen, Leber) und in der Nebennierenrinde. Aufgrund ihres neuroendokrinen Ursprungs können die Zellen des kleinzelligen Broncialkarzinoms Hormone bilden, die sich auf den Gesamtorganismus auswirken (z.B. führt die Produktion von ACTH zum Morbus Cushing.)

Großzelliges Bronchialkarzinom
Alle Bronchialkarzinome, die nicht zu einer der anderen drei Klassen gehören und grosszellige Anteile haben werden darunter zusammengefasst. Sie machen 16% der Bronchialkarzinome aus. Auch sie metastasieren hämatogen in Leber, Gehirn und Knochen.


Wenn Fragen zu dem Thema, bitte melden!

Gruß
Dr. rer.nat. Thomas Gronau
Tumorbiologe
  #312  
Alt 24.11.2005, 07:20
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard !

Ich bin in der letzten Zeit häufiger auf den Zusammenhang von Rauchen und Krebs, insbesondere Lungenkrebs angesprochen worden, deshalb hier ein paar Bemerkungen zu diesem Thema:

Wieso ist Rauchen ein Gesundheitsproblem?

Raucherkarrieren beginnen meist schon im jugendlichen Alter. Die meisten Menschen kompensieren mit dem Griff zur Zigarette oder Zigarre Unsicherheiten, Einsamkeitsgefühl oder Langeweile. Erst nach und nach wird der Glimmstängel in der Hand zur Sucht.

Nikotin ist ein starkes Gift. Es greift das gesamte Gefäß- und Nervensystem an. Durch den Nikotinkonsum wird unter anderem die Herztätigkeit beschleunigt, die Blutgefäße verengen sich und somit wird das Durchblutungssystem gestört. Die schwer wiegendsten gesundheitlichen Folgen für starke Raucher sind chronische Bronchitis, COPD, Arteriosklerose und Krebs.

Doch schon lange vorher kündigen sich die Folgen an:
Häufiger Husten mit Auswurf
Luftnot bei körperlicher Anstrengung
Schmerzhafte Beine beim Gehen
Herzstiche oder Herzschmerzen bei Anstrengungen

Tabakrauch, ein giftiges Gemisch

Im Tabakrauch finden sich neben Nikotin und Teerstoffen noch Kohlenmonoxide und über 4000 weitere chemische Substanzen. Viele davon erzeugen Krebs. 20 bis 80 Prozent dieser Stoffe dringen tief in die Lungen ein und werden unterschiedlich vom Menschen eingelagert oder abgebaut. Im Laufe eines Raucherlebens bekommt die Lunge durch die Teerstoffe die typisch schwarzen Flecke. Bei täglich 20 Zigaretten legen sich pro Jahr etwa eine Tasse Teerstoffe in der Lunge ab. Diese Teerstoffe enthalten eine ganze Reihe von krebserzeugenden Stoffen, sog. Karzinogenen.
Das Bronchialkarzinom tritt am häufigsten zwischen dem 65. und 70. Lebensjahr auf und ist in Deutschland die häufigste Krebsart bei Männern. Pro Jahr erkranken in Deutschland über 42.000 Menschen an Lungenkrebs. Rund fünf Prozent der Betroffenen sind unter 40 Jahren alt. Rauchen ist in etwa 90 Prozent der Fälle die Ursache für die Entstehung dieser Erkrankung. Der derzeitige Trend zeigt, dass zwar immer mehr Männer das Rauchen aufgeben, dafür aber immer mehr Frauen damit beginnen. Dies schlägt sich in den Statistiken über Neuerkrankungen von Bronchialkarzinomen bei Frauen nieder, in denen Bronchialkarzinome nun bereits an die zweite Stelle nach Brustkrebs vorgerückt ist. Weltweit ist das Bronchialkarzinom der häufigste Tumor beim Menschen.

Deshalb ist auch die beste Prophylaxe, um keinen Lungenkrebs zu bekommen, nicht mit dem Rauchen anzufangen, bzw. mit dem Rauchen aufzuhören. Die Wissenschaft hat gezeigt, daß das Risiko, am Lungenkrebs zu erkranken, rapide sinkt, wenn man das Rauchen einstellt. Zwar geht das Risiko nicht vollständig wieder auf Null, doch die Lunge erholt sich weitgehendst nach einer gewissen Zeit, einige Schäden sind allerdings auch irreparabel. Also das Beste ist immer, erst gar nicht anzufangen!

Nun einige Tipps, wie man es am besten schafft, mit dem Rauchen aufzuhören:

Es ist nie zu spät mit dem Rauchen aufzuhören!
In unzähligen Ratgebern finden Sie Tipps und Kniffe dazu:

Finden Sie heraus, wie Sie aufhören möchten: schrittweise oder abrupt.
Notieren Sie sich Gründe, weshalb Sie rauchfrei sein möchten.
Notieren Sie sich, wann und wie viel Sie rauchen.
Finden Sie Menschen (Familie, Freunde, Arzt), die Sie in Ihrem Vorhaben unterstützen.
Vermeiden Sie Langeweile.
Suchen Sie sich Ausgleichstätigkeiten. Gehen Sie viel an die frische Luft und bewegen Sie sich möglichst viel.

Was tun bei Atemnot und Raucherhusten?

Medikamente können Ihre Atemwege erweitern, eine eventuelle Lungeninfektion behandeln, Schleim lösen und Schmerzen lindern.

Vermeiden Sie Räume deren Luft belastet ist mit Rauch von Zigaretten und Brennöfen oder Staub und Gerüchen von Farbe, Auspuff oder Parfüm.
Vermeiden Sie zudem extrem trockene oder feuchte, kalte Luft.

Atemübungen helfen!
z.B.
Legen Sie eine Hand auf Ihre Brust und die andere Hand auf Ihren Bauch, der Daumen bedeckt Ihren Bauchnabel. Atmen Sie dann bewusst während der folgenden Übungen ein und aus und verfolgen Sie mit Ihren Händen die Atembewegungen. Versuchen Sie gezielt mit dem Bauch zu atmen.

Beim Einatmen zählen Sie bis drei. Beim Ausatmen zählen Sie bis sechs. Machen Sie die Übungen fünfzehn Minuten lang. Führen Sie diese Übungen häufig durch. Sie brauchen Zeit und eine gute Koordinierung, wenn Sie lernen wollen, wie man mit dem Bauch atmet.

Sie können diese Atemübungen sitzend, liegend oder stehend durchführen:
Mit geschlossenem Mund atmen
Langsam durch die Nase einatmen
Pressen Sie die Lippen fest aufeinander und atmen Sie mit einem zischendem Laut stoßweise aus.
Versuchen Sie später, die Bauchatmung mit der Atmung durch den Mund zu kombinieren.

Was kann Schleim lösen?

Ein kontrollierter Husten ermöglicht Ihnen, Schleim zu lösen, ohne dass Sie Ihre Atemwege schädigen oder außer Atem geraten.
Atmen Sie langsam durch die Nase ein.
Atem für einige Sekunden anhalten.
Öffnen Sie Ihren Mund und husten Sie kurz zwei- oder dreimal.
Entspannen Sie sich und wiederholen Sie den Vorgang.

Es gibt noch andere Methoden, die Ihnen helfen können, Schleim zu lösen. Fragen Sie Ihren Arzt!

Übrigens wurde in Studien auch gezeigt, daß Passivraucher teilweise gefährdeter sind, als der Primärraucher. Das hat anscheinend genetische Gründe: Häufig scheinen Menschen, die Tabakrauch nicht gut vertragen, auch eine genetische Disposition zu haben, suszeptibler (anfälliger) für die Karzinogene im Tabakrauch zu sein. Wenn man sich die Konsequenzen dieser wissenschaftlichen Ergebnisse durchdenkt, haben eigentlich die Raucher eine hohe Verantwortung und sollten respektieren, wenn jemand nicht möchte, wenn in seiner/ihrer Gegenwart bitte nicht geraucht werden soll.
Das ist übrigens auch der Grund, warum die Diskussionen um das Rauchen in öffentlichen Gebäuden weltweit in den letzten Jahren von der Politik so hoch aufgehängt wurde, weil in letzter Konsequenz, wie von einigen "militanten" Rauchergegnern schon gefordert, das Rauchen eigentlich den Tatbestand einer Körperverletzung gegenüber Passivrauchern darstellt.

Also, viele Gründe, mit dem Rauchen aufzuhören!

Das das nicht leicht ist, liegt neben der körperlichen Abhängigkeit von der Droge Nikotin an der starken psychogenen Wirkung, also der psychischen Wirkung des Nervengifts. Die körperliche Abhängigkeit kriegt man mit eiserner Disziplin relativ schnell in den Griff, wenn das Nikotin nach ca. 4 Wochen Abstinenz von den Rezeptoren sich gelöst hat und sich die Rezeptorenkonzentration im Körper wieder "normalisiert" hat. Die psychische Abhängigkeit bleibt allerdings meist ein Leben lang, und das Damokles-Schwert der "Verführung" beim sozialen Kontakt mit Rauchern hängt immer über dem ehemaligen Raucher!

Also, das Aufhören mit Rauchen ist nicht einfach, aber hat (nicht nur wegen Lungenkrebs) einen großen lebensverlängernden Effekt!

Gruß

Thomas Gronau
  #313  
Alt 25.11.2005, 13:25
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Tanja7 Tanja7 ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Ich habe ihn mal vor eine längere Zeit über meine Mutter geschrieben.
Sie hat ein großzelligen Lungentumor(Metastase im Hirn wurde im Juli 2005 entfernt).
Sie soll nun 2 Chemos bekommen und dannach wollen die Ärzte weiterschauen!
Wie sind denn so die Heillungschancen?
LG tanja
__________________
Man kann nicht nicht kommunizieren
  #314  
Alt 25.11.2005, 18:01
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lea2000 lea2000 ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Hallo Dr.Gronau

Wir haben in den letzten Monaten zwei mal tel.Ich danke ihnen auch für die Ehrlichkeit,auch wenn sie manchmal hart war.
Gestern war ich mit meiner Mama bei einem neuen Onkologen in Siegburg.
Hier nun der Bericht,den ich mit den Abkürzungen nicht so recht versteh.

Anamnese

Rückenschmerzen,Schmerzen Torax geringe Atemnot
4/05 peripheres BC festgestellt und Hirnmetase dann Radaitio und Chemotherapie mit Carboplatin und navalbine darunter progrediert-dann gemazr nicht vertragen,wurde von Klinik Tarceva verordnet.Ausführliches Gespräch wegen NW und Prognose.
US-Leber echoreich vermehrt ohne fokale Läsion.Nieren o. B.
NN eine RF von 2x2,5cm
Keine LKn-Metastasen


Befund

AZ und KZ gut keine LKn
Abdomen unauffällig.
DS im Bereich Torax
Trombose nicht mehr akut


Therapie

Alimta

Desweiteren Knochensyntagramm

------------------------------------

Können sie mir vielleicht erklären,ob der Zustand sich gebessert hat und wie die ganzen Fremdwörter bzw. die Abkürzungen heissen?
Im Vorraus schon mal danke

Liebe Grüsse Bianca
  #315  
Alt 26.11.2005, 04:30
Dr. Thomas Gronau Dr. Thomas Gronau ist offline
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Standard AW: Fragen zum Lungenkarzinom an Dr.Thomas Gronau

Liebe Bianca (lea2000),

da sind viele Abkürzungen in dem Brief, die ich versuche, zu enträtseln:

hier nochmal der Briefabschnitt(mit Kommentaren in Klammern)
Anamnese

Rückenschmerzen,Schmerzen Torax geringe Atemnot
4/05 (April 2005)peripheres BC(Bronchial-Carcinom= Lungenkrebs) festgestellt und Hirnmetase dann Radiatio (Bestrahlung) und Chemotherapie mit Carboplatin und Navalbine darunter progrediert (weiter wachsend)-dann Gemzar nicht vertragen,wurde von Klinik Tarceva verordnet.Ausführliches Gespräch wegen NW (Nebenwirkungen) und Prognose.
US (Ultraschall)-Leber echoreich vermehrt ohne fokale Läsion.Nieren o. B. (ohne Befund)
NN (Nebenniere) eine RF (Raumforderung) von 2x2,5cm
Keine LKn(Lymphknoten)-Metastasen


Befund

AZ (Allgemeinzustand) und KZ (Krankheitszustand?) gut, keine LKn (kein Lymphknotenbefall)
Abdomen unauffällig. (keine Beschwerden im Bauchraum)
DS (Druckschmerz) im Bereich Torax
Trombose nicht mehr akut (hat sich zurückgebildet)

Therapie

Alimta (zu Alimta siehe http://www.medknowledge.de/neu/2005/...pemetrexed.htm)

Desweiteren Knochensyntigramm (Knochenstärkebestimmung)

Ich hoffe, es ist jetzt klarer!
Wenn nicht, ruf mich an (siehe gronau-onko.de)


Gruß
und alles Gute für Deine Mutter!

Thomas Gronau
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