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  #346  
Alt 01.09.2009, 23:36
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Ulli und Erle,

ich lass mich ganz gerne drücken. Danke.


Birgit, Cori, Jyrina,

sicher haben wir uns verändert. Geht garnicht anders. Wir sind die Summe unserer Erlebnisse, Erfahrungen. Ob sie schön oder hässlich sind spielt keine Rolle. Durch das Erlebte haben sich die Prioritäten geändert. Was vorher wichtig war kann inzwischen durchaus unwichtig sein und umgekehrt. Schon während der Erkrankung unserer Lieben hat sich einiges gändert und mehr noch nach ihrem Tod. Und ja, wir sind egoistischer geworden, weil wir nicht mehr allem und jedem die Tür öffnen. Was uns wichtig ist, was wir inzwischen als wertvoll erachten das steht im Mittelpunkt. Vieles Oberflächliche der Vergangenheit wird einfach abgeschnitten. Das empfinde ich durchaus nicht als negativ sondern im Gegenteil als Weiterentwicklung. Was ich heute auch nicht mehr berücksichtigen möchte, sind Menschen die nehmen und nicht geben.

Was ich nicht möchte: alleine sein im weitesten Sinne. Mit Menschen, die ich liebe, mit Menschen, die ich mag, mit ihnen möchte ich zusammenleben. Sie teilhaben lassen an meinem und teilhaben an ihrem Leben. Ich möchte kein Mensch sein, dem der Rest der Welt gleichgültig ist. Vorallem auch keiner, der dem Rest der Welt gleichgültig ist.

Übrigens, Birgit, vor mir steht ein Glas Trollinger . Prost Ein feines Tröpchen.


Ich drück euch alle Fünf,

Helmut
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  #347  
Alt 02.09.2009, 10:50
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Hasi1965 Hasi1965 ist offline
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Standard AW: Myriam

Drück Zurück;-)
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(Der kleine Prinz)

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Ich werde Euch nie vergessen !
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  #348  
Alt 02.09.2009, 11:05
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josie&josie josie&josie ist offline
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Standard AW: Myriam

lieber helmut,

ich lese sehr sehr gern was und wie du schreibst - trifft es doch meist punktgenau meine empfindungen und mein handeln.

ja, wir sind egoistischer geworden... viel egoistischer in meinem fall sogar.
ich habe fast alle meine freundschaften gekappt weil ich draufkam dass ich meist diejenige war, die sich um eine freundschaft bemüht hat, die nie "aufgemuckt" hat, die nie kritisiert hat und an einer freundschaft hing.

es tut mit jetzt zwar manchmal leid, dass ich freundschaftlich nun doch relativ reduziert durchs leben stapfe, aber ich würde es nicht anders haben wollen wenn es wieder so wäre wie früher.


ich glaube es ist an der zeit für mich, mich auch im freundschaftlichen sinne weiterzuentwickeln - altes auszumisten schafft platz für neues oder?


einen herzlichen drücker an alle hier!
verena
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ich trag dich bei mir, bis der Vorhang fällt.

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  #349  
Alt 02.09.2009, 14:17
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Hasi1965 Hasi1965 ist offline
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Standard AW: Myriam

ich glaube es ist an der zeit für mich, mich auch im freundschaftlichen sinne weiterzuentwickeln - altes auszumisten schafft platz für neues oder?

Ich lese schon sehr lange bei Dir mit,Verena, habe mich aber nie geoutet. Den Satz oben, kann ich absolut teilen. Wichtig ist, das man das EINE Leben, das man hat, so zufrieden und ausgewogen wie möglich gestaltet und dazu gehört auch loslassen können. Sei es einen geliebten Menschen gehen zu lassen oder aber auch das Umfeld aufzuräumen , wenn es nicht mehr passt, um für sich selber einen klaren Weg zu ebnen. Damit meine ich nicht, nicht mitfühlsam zu sein und nur noch egoistisch durch die Gegend zu laufen. Ich denke, das kann man schon abwägen.

Ich teile ebenfalls Deine Meinung zu Helmut. Er schreibt so einfühlsam und trifft immer den Punkt... auch wenn er seine Gefühle beschreibt, so beschreibt er doch auch meine, die ich so niemals ausdrücken könnte. Helmut, dafür nochmal DANKE. Du hast mir schon über viele dunkle Momente hinweggeholfen, indem ich einfach nur Deine zuversichtlichen Worte gelesen habe.

Ich wünsche Euch eine wunderschöne Restwoche, mit viel guten Gefühlen und immer den richtigen Entscheidungen.

Viele Grüße
Ulli
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  #350  
Alt 02.09.2009, 22:13
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

Mein Schatz,

die letzten Minuten in deinem Leben, das waren nicht die schlimmsten. Im Gegenteil, das Abschiednehmen war friedlich und klar. Schlimm waren die letzten Stunden zu Hause und in der Klinik. Die Gedanken, der Schmerz vor der Entscheidung.

Als ich dich das letzte Mal im Arm hielt, als du dich vertrauensvoll an mich schmiegtest und für ein paar Minuten Ruhe fandest, da wusstest du bereits was kommen wird. Du wusstest, dass ich die richtige Entscheidung treffen werde. Du hast diese Entscheidung mir überlassen, voller Vertrauen. Der grösste Liebesbeweiss, den du mir geben konntest. Das weiss ich heute. Damals war mir das nicht bewusst.

Als der Notarzt gerufen war, lief alles seinen Gang, war nichts mehr aufzuhalten. Von da ab war ich völlig ruhig, konzentrierte mich darauf, wie ihr geholfen wurde, hatte jede Kleinigkeit im Auge. Jetzt ging es einzig darum, dir zu helfen. Meine Gefühle standen weit im Hintergrund. Ich hatte etwas zu tun und das musste schnell und überlegt sein. Das anschliessende Gespräch mit dem Intensivarzt, da war keine Zeit für Gefühle, wie soll ich sonst etwas verstehen. Es könnte ja sein, dass ich nicht einverstanden gewesen wäre, mit dem was er mir sagt.

Est in deinem Zimmer bin ich wieder aufgewacht. Da hat es mich umgehauen. dich so liegen zu sehen, wohlwissend, dass du nie mehr aufwachst aus ihrem friedlichen Schlaf und auch, dass dieser Schlaf irgendwann trotzdem zu Ende sein wird. Da fühlte ich mich wie im Nebel, hat nur noch einen Fokus: dich! Verzweifelt, wütend, entsetzt.

Die letzten Minuten hingegen: Ruhe, Frieden, unendliche Weite, Liebe. "Geh, mein Schatz. Geh in Frieden. Lass los. Ich lasse dich auch los. Irgendwann sehen wir uns wieder."

Diese beiden Momente, als ich dich im Arm hielt und unsere letzten Minuten, die sind wichtig. Alles andere ist Nebensache. Sie geben mir Trost und Kraft.


Helmut
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  #351  
Alt 02.09.2009, 23:55
Lissi 2 Lissi 2 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

"Ruhe, Frieden, unendliche Weite, Liebe."

Genauso habe ich es auch empfunden, diese letzten Minuten mit meinem Mann. Bei mir waren sie im Schmerz und in der Trauer verbuddelt, ich hab sie wieder, die Erinnerung daran und das tröstet mich. Und auch wenn ich daraus noch keine Kraft schöpfen kann, weiß ich doch, auch das wird irgendwann gelingen.

Ich möchte Dir auch einmal Danke sagen, für alles.

LG
Lissi
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Wege entstehen dadurch,dass man sie geht.
Franz Kafka

Meine Beiträge stellen lediglich meine Meinung dar. Niemand muss sie akzeptieren, jeder darf es. Meine im KK-Forum veröffentlichten Bilder und Texte sind (auch in PN's) mein geistiges Eigentum. Ansonsten berufe ich mich auf die Nutzungsbedingungen des KK.
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  #352  
Alt 03.09.2009, 01:53
Boxerhund1 Boxerhund1 ist offline
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Standard AW: Myriam

hallo Helmut, ich drück dich mal gaaaaaaaaaaaaanz fest

Du bist ein guter Kerl - und glücklich die Frau, die von dir geliebt wurde.
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Liebe Grüße, Cori

Als Angehörige kam ich, als Hinterbliebene blieb ich.

Mama: 4.10.1924 - 29.6.2009
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  #353  
Alt 03.09.2009, 16:17
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Liebe Lissi,

es gibt immer noch Dinge, die mich traurig machen. Nur, es ist anders als noch vor ein paar Wochen. Weiss nicht, wie ich es beschreiben soll. Vielleicht, weil ich etwas verloren habe. Mit dem Tod meiner Frau werde ich wohl wahrscheinlich noch lange nicht abschliessen können, wenn überhaupt. Diese Gedanken, diese Gefühle, die ich da beschrieben hab, sie versöhnen mich mit dem, was geschehen ist. Verstehst du? Weil sie nicht nur in meinem Kopf, sondern auch in meinem Herz angekommen sind. Ich glaube, ich bin ruhiger, gelassener, schaue ganz anders nach vorne.


Liebe Brigit,

ich liebe den Trollinger, weil er schöne Erinnerungen weckt an längst vergangene Tage. Schöne, glückliche Tage im Schwarzwald. Das gute daran ist, sie machen mich nicht traurig. Weil sie eben schön sind, diese Erinnerungen. Weil ich glücklich bin, sie erlebt zu haben, zusammen mit meiner Frau. Jedenfalls werd ich ihn auch mal wieder dort trinken, wo ich ihn kennengelernt habe.

Jede Jahreszeit hat ihre eigenen, typischen Schönheiten. Sei es der Winter mit Schnee und Eis, klirrender Kälte, durch den Schnee stapfen. Oder der Frühling mit seinem frischen Grün und der erwachenden Natur. Der Sommer mit seiner Wärme, seiner Kraft. Der Herbst mit seiner bunten Vielfallt, durch's tiefe, raschelnde Laub gehen. Das faszinierensde daran, finde ich, ist der immer wieder von neuem beginnende Kreislauf. Für mich gibt es zu jeder Jahreszeit immer neue, immer wieder andere lohnende Motive. Man muss sie nur sehen. Es sind nicht nur die grossen, es sind vorallem die kleinen Motive.


Einen schönen Tag für euch,

Helmut
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  #354  
Alt 03.09.2009, 21:31
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Daumen hoch AW: Myriam

Guten Abend, meine Lieben,

heute Nachmittag hatte ich einen Anruf. Da hat sich jemand Sorgen gemacht. Jemand, der meine Beiträge sehr genau verfolgt und nicht nur die Wörter liest, sondern sich auch fragt, warum ich gerade jetzt dies und das schreibe. Dieses Gespräch hat mich doch ein bisschen in's Grübeln gebracht. Seit ein paar Minuten weiss ich warum.

Es geht mir darum, einen Neuanfang zu wagen. Ich denke, dazu muss zuerstmal die Vergangenheit bewältigt werden. Was gibt es da zu bewältigen? Den Verlust meiner grossen Liebe, die Umstände, unter denen es passiert ist. Die Erfahrung, dass das Leben tatsächlich endlich ist. Nicht aus der Ferne sondern hautnah. Zu erleben, wie ein geliebter Mensch langsam, unaufhaltsam dem Ende entgegen geht. Die Schmerzen, die Angst und die Sorgen, die ich mit ihr zumindest zum grossen Teil teilte, über eine lange Zeit.

Und genau das ist es doch, was ich eben beschrieben habe und ich könnte noch viele andere Dinge aufzählen. Wir sehen doch zurstmal nur das Negative. Wie soll ich einen positiven Anfang finden, wenn einzig negatives im Zentrum meiner Gedanken steht? Dabei ist es doch so, dass in etwas mehr als 36 Jahren, die ich meine Frau bei mir hatte, weitaus mehr Positives passiert ist als Negatives. Klar stehen zunächst mal die letzten beiden gemeinsamen Jahre im Mittelpunkt. Nur, 2 Jahre, das ist nicht alles. Ein kleiner Abschnitt in unserem Leben.

Das gemeinsame Leben auf Negatives reduzieren? Nein, das wäre Verat an Myriam. Das heisst nicht, sich nur auf die guten Zeiten zu konzentrieren und das andere vergessen. Es heisst vielmehr Beides in Erinnerung zu behalten. Ich möchte diese Zeit mit Myriam so in Erinnerung behalten, wie sie tatsächlich war: überwiegend heiter. Ich fahre nicht an die Orte, wo wir uns wohlgefühlt haben, um ihr nahe zu sein, sie zu suchen, sondern um mich selbst zu finden und dabei die Lektion zu verdauen, die mir das Leben erteilt hat, um für die Zukunft wenigstens einigermassen gerüstet zu sein. Ich tue das nicht auf Biegen und Brechen, das kann nicht gut gehen, und immer mit dem Bewusstsein, dass es auch wieder Rückschläge gibt.

Ich habe den Anfang erzählt und das Ende. Dazwischenliegen hunderte weitere Geschichten. Ich möchte etwas, was Vergangenheit ist und nie wiederkommen wird, in guter Erinnerung behalten. In meiner Nähe ist sie immer, egal wo ich bin. Sollte sie irgendwann ihr Zimmer beziehen wollen, so muss sie sicher sein, das ich sie dann nicht einsperren will.


Einen schönen Abend wünsch ich euch,

Helmut
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  #355  
Alt 05.09.2009, 21:39
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Standard AW: Myriam

Heute wurde meine älteste Enkelin 7 Jahre. Mann, was ist sie gross geworden. Nicht körperlich sondern geistig. Vor ein paar Tagen wurde sie eingeschult. Tja, die Zeit vergeht. Irgendwie muss man ja merken, dass man selber älter wird. . Habe mich mit der Mutter ihrer besten Freundin unterhalten und dabei haben wir festgestellt, dass die Beiden im letzten halben Jahr einen grossen Schuss nach vorne gemacht haben. Sie sind bereits richtige kleine Damen mit eigenem Kopf, sie sind reifer geworden. Ihr Umgang mit uns, ihren Freundinnen, Freunden hat sich grundlegend geändert.

Langsam finden sie zu ihrer eigenen Persönlichkeit. Langsam bildet sich ein Abstand zu den Erwachsenen aus. Der Umgang, das Gespräch mit ihnen findet auf anderer Ebene statt. Lag noch vor ein paar Monaten ihr Wesen wie ein offenes Buch vor uns, so wird dieses jetzt langsam geschlossen. Das wird sich wohl noch gehörig verstärken. Sind sie doch jetzt in der Schule erstmals auf sich alleine gestellt. Sie tun etwas aus eigenem Antrieb, auf eigene Verantwortung, ohne Mama, Papa, Opa unmittelbar hinter sich stehen zu haben. Klar, tun wir das immer noch. Nur das Seil in unserer Hand ist länger geworden. Sie machen Dinge, auf die wir nur noch beschränkt Einfluss haben. Natürlich kann man das nicht an einem Datum festziehen. Es ist ein schleichender Vorgang, der einem nur bei solchen Gelegenheiten besonders auffällt.

Ihre Kindergärtnerin (sowieso eine Freundin der Familie), war auch da zum Gratulieren. Sie hat erzählt, wie sie sich am Tag der Einschulung gefühlt hat, sie war auch dabei. Morgens ist sie noch ganz normal aufgestanden. Je näher der Zeitpunkt kam umso schlechter ging es ihr. Stellenweise konnte sie sich nur mit Mühe beherrschen. Ich hab es ihr angesehen, wenn ihr Blick in die Ferne ging. Nach der Einschulung ging sie in ihr Büro, um den Druck abzulassen. Man sollte eigentlich glauben, dass nach etlichen Jahren in diesem Beruf, man sich an solche Situationen gewöhnt hat. Dass es bei ihr nicht so ist, rechne ich ihr hoch an.

Auf der einen Seite schade, auf der anderen Seite ein Grund stolz auf die "grossen Kleinen" zu sein.

Das Leben ist nicht aufzuhalten. Das Leben ist ein ständiger Abschied.


Alles Liebe

Helmut
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  #356  
Alt 06.09.2009, 17:29
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Standard AW: Myriam

Das Leben ist nicht aufzuhalten. Das Leben ist ein ständiger Abschied.



... aber deshalb, lieber Helmut, auch ein ständiger Neuanfang und das ist wunderschön !
Ich drück Dich und wünsche Dir noch einen schönen Restsonntag

Ulli
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Ich werde Euch nie vergessen !

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  #357  
Alt 07.09.2009, 22:53
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Liebe Ulli,

ja, auch ein Neuanfang ist was schönes. Wenn auch nicht immer leicht und mit dem Alter immer schwerer. Nicht von ungefähr kommt das Sprichwort: "Alte Bäume kann man nicht mehr verpflanzen". OK, sooooo alt bin ich nun auch wieder nicht.

Ich denke, es kommt auf die Einstellung dazu an. Meist kann man es mit einem Schulterzucken mehr oder weniger abtun. Lange Jahre geht das gut. Man verliert ja auch nicht wirklich etwas. Meine Enkelin, die jetzt Geburtstag hatte, bleibt ja auch weiterhin meine Enkelin. Es ist ja auch schön zu sehen, wie die Kinder gross, selbstständig und erwachsen werden. War bei meinen Töchtern genauso. Das Gleiche möchte ich auch bei meiner zweiten Enkelin sehen. Ich bin gerne ein stolzer Opa.

Nur hier ist der Übergang in einen anderen Lebensabschnitt nicht so messerscharf. Diesen Schnitt muss man erst verstehen und vorallem auch wirklich akzeptieren können. Und, was mir gerade auffällt: zuerst sind es die Kinder, dann die Enkel, dann die Urenkel. Da stellt sich natürlich auch die Frage: erst Papa, dann Opa, dann Uropa? Ja, und wo steh ich dann jeweils selbst? Das sind Gedanken, die für mich mit Anfang 55 noch keine grosse Bedeutung hatten.


Alles Liebe

Helmut
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  #358  
Alt 08.09.2009, 13:32
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Daumen hoch AW: Myriam

Am Sonntagabend hat es mich mal wieder voll erwischt. Wie so oft gerade an diesen sogenannten "Familientagen".

Am Nachmittag war ich zum Sommerfest unseres Computerclubs. Mein Auto war vollgestopft mit Musikanlage und PC. Seit einigen Jahren sorge ich da für den musikalischen Part. Zunächst eine schweisstreibende Sache, die Anlage mit Lautsprechern und Verstärkern 2 Stockwerke runter in's Auto zu verfrachten. Was natürlich heisst, das ganze Zeugs muss auch wieder hoch und wieder aufgebaut werden.

Jedenfalls war es ein schöner Nachmittag und Abend. Wir hatten viel Spass, auch gänzlich ohne Alkohol jedoch mit gutem Essen vom Schwenker. Das Wetter war einigermassen gemütlich, nicht zu warm, dafür trocken. Schliesslich sassen wir im Freien. Beim Aufbau hat es natürlich auch mal Spass gemacht so richtig aufzudrehen, dass die Nachbarn übern Zaun schauten, was da los ist. Es sind zwar "nur" Hifi-Lausprecher, doch haben sie genügend Saft um nehr als ein normales Wohnzimmer zu beschallen. Meine Nachbarn können ein Lied davon klagen . Naja, ich übertreib es ja nicht. Nur ab und zu halt, da muss es sein. Bei so manchen Liedern aus den 60-ern und 70-ern wippte bei einigen nicht nur der Fuss mit. Jedenfalls war es schön zu reden, nicht nur übers Wetter, Witze zu erzählen, ganz entspannt zu lachen. Meine "Bilderrätsel", die ich schonmal im KK eingestellt hatte, sorgten zwischendurch auch für einige Kurzweil. Auch mal die Partnerinnen der Clupkollegen kennen zu lernen hat nicht geschadet.

OK, wieder einpacken und ab nach Hause. Auf den letzten Kilometern ging's dann los. Soviel Zweisamkeit zu sehen und zu erleben, bei anderen, hat mich dann umgehauen. Keiner auf der Strasse unterwegs, ich bin ganz langsam gefahren, musste auch noch ausgerechnet am Friedhof vorbei. Diese verdammte Angst, die in mir aufstieg, ich konnte sie nicht abschütteln. Volle Konzentration auf die Strasse, nicht dass noch was passiert.

Zu Hause hoch in die leere Wohnung. Nur meine Katze hob kurz den Kopf "Aha, da isser wieder!" und schlief weiter. Ich lass mich auf den Stuhl fallen. Nein, halt, ich muss wenigstens die Elektronik aus dem Auto in den Flur unten stellen. Mein Auto steht auf der Strasse, nicht dass irgendwein Langfinger Gefallen daran findet. Kommt hier in Grenznähe öfter vor. Die Sachen nach oben zu tragen, schaff ich nicht mehr.

Die Wohnung sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Kabel hängen aus der Wand, das Regal, in dem Verstärker und PC untergebracht sind, sieht chaotisch aus, schliesslich ist alles miteinander verbunden, normalerweise. Ist mir absolut egal, ich mach das Licht aus. Durch's Dachfenster scheint die Strassenlaterne, es ist also nicht stockdunkel hier.

Ich setze mich an den Esstisch, vor mir ein Kerzenleuchter, nehm unser Hochzeitsbild und lasse mich fallen. Angst, Wut Trauer. Ein Wirrwar an Gedanken dröhnt durch meinen Kopf. Schaff es nicht wirklich sie zu ordnen. Nach einer dreiviertel Stunde geht's wieder so einigermassen. Ich stehe auf und nehme mir ein Glas Wein. Nicht viel, reicht zum Prosten. Soll ja kein Ausweg sein. Eine weitere gute Stunde sitz ich da, schau mir das Bild an. Ein gutes Stück nach Mitternacht sind die Gedanken grob vorsortiert und ich geh in's Bett. Lass noch ein bisschen den Nachmittag revuepassieren und schlaf dann ein.

Ein schrecklich-schöner "Familientag" ist zu Ende.


Alles Liebe

Helmut
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  #359  
Alt 09.09.2009, 13:38
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Hasi1965 Hasi1965 ist offline
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Schicke Dir einen lieben Gruß und wünsche Dir noch einen schönen Tag.
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  #360  
Alt 09.09.2009, 17:04
Kerstin N. Kerstin N. ist offline
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Beiträge: 462
Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

lese gerade so im Forum herum und schneie bei dir hier rein.

Habe keinen Trost für dich - nur eine gedankliche Umarmung und ein "ich denke an dich".

Lieber Gruß
Kerstin
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