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  #481  
Alt 25.07.2006, 00:51
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Liebe LaLeonesse,

Du hast gerade Deinen Beitrag geändert, als ich meinen geschrieben habe. Ich mußte nun schnell antworten. Deine Kinder sind ja gleich alt, wie meine. Ich habe einen Sohn, der 23.J wird und eine 26 jährige Tochter, die verheiratet ist und eine 2 jährige Tochter hat. Du siehst, es gibt viele Gemeinsamkeiten. Egal wie und welchen geliebten Menschen man verloren hat, eine schwere Trauer durchleben wir alle. Da trifft der Spruch schon zu. "Geteiltes Leid ist halbes Leid."

So nun gute Nacht, es würde mich freuen, wieder von Dir zu hören.

Rowa
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  #482  
Alt 25.07.2006, 05:47
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Guten Morgen liebe LaLeonessa,

bist Du schon wieder oder immer noch online?

Ich sitze gerade bei einer Tasse Frühstückskaffee und lese Deinen Beitrag.

das mit Deiner Mami tut mir auch sehr leid, meine Herzliche Anteilnahme noch, auch Deinem Papa , kannst ihm ja mal ausrichten, wenn Du ihn nächstes Mal siehst, dass eine Person aus der Ferne an ihn denkt und mitfühlt. Ihm muß es so ergehen wie mir. Ich drücke ihn virtuell.

Es stimmt, es ist schwer zu verstehen, dass sie nicht wiederkommen unsere Lieben. Ich kann und will es begreifen und im Moment geht es mir gut. ich weiß, dass es nur ein Fünkchen bedarf und das Blatt wendet sich, dieser Auslöser der Heulattacken kann alles sein, ein Lied im Radio, eine Bemerkung eines Arbeitskollegen, einfach vieles eben. Ich habe an mir aber schon eine Veränderung festgestellt, vielleicht schon eine Besserung. Ich fahre nun das Auto meines Mannes. Jeden Morgen wenn ich zur Arbeit gefahren bin, habe ich die Fahrt über geweint, weil eigentlich er auf der Fahrerseite gesessen hat und ich auf der Beifahrerseite, ich habe nun seinen Platz eingenommen. Dieses Weinen passiert nun nicht mehr täglich, es kommt schon noch vor, aber nicht mehr so oft. Wie haben einen Garten in ca 50km Entfernung, da fahre ich freitagabend hin und komme Sonntag wieder. Da kommen mir auf der Hinfahrt immer die Tränen, weil ich weiß, was ihm der Garten bedeutet hat. Und nun halte ich mich dort allein auf, ohne ihn, das tut auch weh.

Liebe LaLeonessa, ich muß mit meinen Yorkie schnelle gassi gehen und dann wieder mit dem Auto zur Arbeit düsen, ich habe dort auch Internet, melde mich dann, wenn's hoffentlich funktioniert, bis dann:

Und Entschuldigung, dass ich Deinen Namen mit e am Ende geschrieben habe. Es schleichen sich so viele Schr.fehler ein, bin mit meinen Adlersuchsystem nicht so perfekt.
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  #483  
Alt 25.07.2006, 10:15
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Hallo LaLe, (wenn ich Dich so nennen darf)

bin nun auf Arbeit und die Fahrt verlief ohne weinen!!!!!

Es ist ja sagenhaft, wie viele Gemeinsamkeiten wir haben. Du hast jetzt auch einen Yorkie?
Mein Mann hat im Krankenhaus 2 Tage (Samstag) vor seinem Fortgehen zu seiner Mutter gesagt( ich war zu dieser Zeit nicht bei ihm. Wir haben uns mit der Besuchzeit abgewechselt, nicht alle zur gleichen Zeit, deshalb versetzt)
"Der Hund muß weg. Der macht Roswitha zu viel Arbeit" Das hat mir meine Schw.mama im nach hinein erzählt. Aber wie könnte ich das! Niemals! Ich würde das nicht übers Herz bringen. Der Kleine ist der einzige, der sich freut, wenn ich nach Hause komme. und er merkt auch wenn ich traurig bin, er schaut mich mit seinen schwarzen Knopfaugen an und holt sein Spielzeugknochen, so ungefähr: "Spiel mit mir und sei nicht traurig." Übrigens bin ich nur ein Jahr älter als Du.

Habe noch mal meinen Beitrag überflogen. Ich schrieb:
Ich kann und will es begreifen und im Moment geht es mir gut..." Es fehlt ein NICHT natürlich. Ich kann und will es nicht begreifen.... Ich hoffe nur, dass meine jetzige eigenermaßen Gut-Geh-Phase etwas länger anhält. Aber wahrscheinlich sind es die Antidepressiver, die ich nehme, die wirken jetzt endlich.

Du, mir haben die Antworten der vielen anderen Stammtischdamen u. -herren viel gegeben, war u. ist wie Medizin für meine Seele und mein Gemüt. Diese tröstenden Worte oder einfach nur Anteilnahme helfen einem in der Trauerphase weiter zu kommen, damit man nicht stehen bleibt, sondern das es weiter geht. Wie, weiß ich auch noch nicht, aber das Leben geht weiter, das ist klar, das weiß ich auch, aber immer wieder die Fragen: Was ist das für ein Leben ohne meinen Schatz. Und warum er? Warum jetzt? Und überhaupt, mußte das sein ? Wir hatten doch Hoffnung. Ich bin nicht gläubig, aber ich habe jeden Abend zu Gott, wenn es ihn gibt, gebetet, er möge es zulassen, dass mein Mann geheilt wird und er bei mir bleiben darf. Es hat nichts genützt.Er hat mich nicht erhört.
Für mich ist eine Welt zusammengebrochen. Mir hat's den Boden unter den Füßen entzogen. Ich hätte schreien ja brüllen wollen, es darf nicht sein, wollte sterben, mit ihm gehen. Wollte ihn behalten, sogar mitnehmen nach Hause, wollte ihn nicht hergeben, nicht da lassen im KH. Jetzt werde ich wieder sentimental. Ich sollte lieber froh sein, dass ich im Moment nicht solche trüben Gedanken habe, sondern wirklich froh sein, dass mein lieber Schatz nicht leiden mußte. (nur 4 Tage im KH) Aber Vorwürfe mache ich mir schon, weil ich nicht gleich ins KH gefahren bin, als um 4.30 Uhr der Anruf von der diensthabenen Internistin kam. Auf meine Frage, ob ich gleich kommen soll bekam ich als Antwort, wenn ich im Laufe des Vormittags komme, reicht es. Wir sind (meine Tochte u. ich) um 7.oo Uhr hin, weil wir es nicht mehr ausgehalten haben, da war er schon ohne Bewußtsein und hat es auch nicht mehr erlangt. Ich wollte ihn noch so viel sagen, wie sehr ich ihn liebe und dass er ruhig gehen darf. Nein das hätte ich ihm nicht gesagt, wollte ich nicht gehen lassen. Klingt egoistisch, ja dann ist es so. Wollte ihn behalten. Am Nachmittag ist er eingeschlafen, hat aufgehört zu atmen. Ich habe ihn angeschrien: Ecki atme, atme bitte!!!! Diesen Anblick werde ich nie vergessen, nie! Ich glaube er hat es gespürt, dass meine Tochter und ich da waren. Mein Sohn konnte den Anblick nicht ertragen und ist nach Hause gefahren. (Er war nur kurz da)
He trübe Gedanken, weg von mir.

Schön, dass Ihr überlegt, Euch einen Garten zu zulegen, einen Ort der Ruhe und Entspannung, kann ich nur raten. Ich werde so lange ich kann, unseren behalten, ich gebe nichts ab, kann mich sowieso von nichts trennen, was mein Mann besessen hat.
So liebe LaLe, ich hoffe, die Brötchen haben geschmeckt, ich nehme jetzt auch mein Pausenbrot zu mir.


Hallo liebe Heide,

super, dass Du Dein Film schon zusammengestellt hast. Klasse. Das mache ich auch noch irgendwann. Habe neulich von der Festplatte des DVD_Recorders den 1. Film unseres Urlaubs von 2003 ausversehen gelöscht, mußte ihn noch mal von der Kamera zum Recorder in Echtzeit überspielen. Habe mir dann diese 1,5 Std. angeschaut, da war er noch gesund. Als ich seine Stimme hörte, seine Worte hörte, ihn sah am Strand (das Meer haben wir geliebt) ist es mir an die Nieren gegangen und ich habe bitterlich geweint. Als mich mein Sohn sah, ist er geflüchtet.
Aber ich stelle mir dieser Herausforderung und werde es tun, nur nicht gleich. Habe noch andere Projekte zu beenden, so z.B. das Fotoalbum. Die Fotos sind drin, nun folgt das Beschriften per Hand mit einem Breitfeder-füllhalter.
Auch möchte ich eine CD zusammenstellen. Habe letzte Woche einen Titel von den Phudys im Radio gehört, den Titel kannte ich noch nicht, hat mir aber gefallen. Bin gestern mit meinem Schw.sohn in den Med...markt gefahren, habe mir alle CD's von der Gruppe geben lassen(ca 12 Stck) und in alle Titel reingehört, wußte ja nicht, wie der Titel heißt.....UND ich habe ihn gefunden!!!!! Er heißt: Mein zweites Leben, falls es interessiert. Wieder ein Lied für die CD. Ich muß verrückt sein, mich 2 h hinzustellen und in 12 CD's zuhören um herauszufinden, wie der Titel heißt. Gekauft habe ich diese CD nicht, kaufe doch nicht eine ganze Kuh, wenn ich nur 1l Milch brauche. ha ha... Solche Sprüche liebte mein Mann zu sagen!
Jedenfalls toll Heide, ganze 3 Stunden 18 Minuten ist der Film geworden und Spaß hat es Dir auch gemacht. Prima !!!
Nun kannst Du so gut gelaunt ans nächste Werk gehen. Ich wünsche Dir, dass noch viel Spaß haben wirst. Hat Deine Tochter diesen Film schon gesehen?

So nun reicht es wirklich für heute, muß arbeiten.

Lasst die Sonne in Euer Herz und liebe Grüße an alle !!!!!!!!!!!!!!!!!
Rowa
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  #484  
Alt 25.07.2006, 10:57
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rowa rowa ist offline
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hallo Heide,

wollte Dir noch sagen, halte an allem fest was Deinen Mann ausgemacht hat. Ich stelle mir sinnbildlich eine Truhe vor, in der würde ich alle Redewendungen, die er zu sagen pflegte, sein Lächeln, die Kleinigkeiten, die ihn glücklich gemacht haben, die schönen Erinnerungen, diesen Film, Fotos und all Deine Liebe für ihn hineinlegen,die Truhe schließen und wenn das alles gut durchgezogen ist, Deckel öffnen und den aufsteigenden Duft in mir reinzeihen wie eine Droge.
Hilfe, nun geht meine Phantasie mit mir durch!

Liebe Heide, aus Deinem Beitrag entnehme ich, dass Du Deinen Mann über alles geliebt hast und Du nichts auf ihn kommen lässt. Das völlig richtig, tu ich bei meinem Mann auch, würde ihn immer verteidigen und ich liebe ihn mehr als denn je. Da können wir froh sein, dass wir bewegte Bilder von unseren Lieben haben, die wir uns anschauen können, so sind sie uns nicht fern sondern ganz nah.
Auf den letzten Aufnahmen sieht mein Mann so schlecht aus (so krank, todkrank, so dünn im Gesicht), wegen dem Gewichtsverlust. Da erkenn ich ihn fast nicht wieder. Das zu sehen, schnürt mir das Herz ab.
>>>> Hallo mein Schatz, ich spreche über Dich, sei mir bitte nicht böse, Du sahst für mich immer gut aus. Warst für mich immer der schönste Mann! Ich liebe Dich ! <<<<
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  #485  
Alt 25.07.2006, 14:41
Anemone Anemone ist offline
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Hallo Ihr Lieben,
weils draußen so heiß ist, sitze ich im Zimmer und habe gerade Eure vielen Briefe gelesen. Es tut einfach gut, wenn man merkt, dass die anderen oft genau die selben Gedanken haben. Unsere "nichttrauernden" Mitmenschen können das einfach nicht verstehen. So viel habe ich jetzt kapiert.
Ich habe ein paar sehr gute Freunde, die haben Verständnis für meine Launen. Aber ich gebe mir auch bei ihnen immer große Mühe, keine Launen zu haben, und das kostet Kraft. Hier am Stammtisch kann man sozusagen die Sau rauslassen (Entschuldigung!!!).
LaLe, meine erwachsenen Kinder (36 und 33) nennen mich auch immer noch Mami und mein lieber Schatz war bis zu seinem Tod der Papi. Auch wenn sie heute von ihm reden, ist es so. Ich hab mir bis jetzt darüber noch gar keine Gedanken gemacht. Es war einfach selbstverständlich.
Heute gehts mir ganz gut. Das Trauertier ist wieder in seiner Ecke verschwunden. Das wünsche ich Euch auch.
Liebe Grüße an alle,
Anemone
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  #486  
Alt 26.07.2006, 00:38
Inus Inus ist offline
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Hallo Ihr da draußen!
Hallo Kati! - Danke für Deine e-mail hab mich sehr über antwort gefreut!


Vielleicht ist es gar nicht gut immer alles zur richtigen Zeit zu wissen. Ich bin mal Krankenschwester gewesen und habe genau auf der Station gearbeitet wo Andreas 3x Transplantiert worden ist.
Das bedeutet ich habe die 3 Jahre gewußt was los war, und außer den Händen der Ärzte wurde mein Mann nur von mir und meinen vertrauten Händen berührt. Ich habe ihm Spritzen, Medikamente und Infusionen gegeben.
Meine Freundinn hatte genau das was Andreas durchlebt hat schon 8 Jahre zuvor erlebt und ist leider nicht mehr von unserer Station gegangen.
Das heißt, Andreas und ich wußten dies, und über uns schwang immer dieses Damokelesschwert.

Ich will damit nur sagen, so schön alles zu wissen ist manchmal nicht ganz so gut, denn man beschäftigt sich immer mit den selben Bildern.
Desweiteren wurde mein Mann von meiner kompletten Verwandtschft behandelt. Mein Bruder ist Nuklearmediziner, meine Schwägerin arbeitete in der Klinik wo er bestrahlt worden ist, und mein Onkel Prof., gab uns die 2te ärztliche Meinung.
Und trotzdem hat es uns alle einfach überrascht und überwältigt. Obwohl wir alle in unserem Arbeitsleben dies täglich sahen.
Mit einem Schlag sind Lebensfreude, Mut, Zukunft und der Sinn meines Lebens dann weg.
Erst verfällt man in ein Meer von schlechtem Gewissen und Vorwürfen. Haben wir alles richtig gemacht, wir hatten jegliche Aufklärung, haben einige Kongresse besucht von Leipzig bis Texas, und trotzdem hat es nicht geklappt. Vielleicht waren wir auch "Betriebsbilnd"??

Jeden Tag bin ich aufgewacht und habe mir Vorwürfe gemacht, weil ich Ihm versprochen habe ihn zu beschützen und er brauche keine Angst haben vor dem künstlichen Koma, bis die Lunge wieder wird. Wir hatten es besprochen und kamen beide zu der Entscheidung das mit dem künstlichen Koma zu probieren. Also, obwohl alles ungewiss war und wir uns gegenseitig nicht ängstigen wollten, haben wir uns nicht auf endgültig verabschiedet. (Das wird immer in meinem Kopf bleiben, daß dieser letzte Kuß, welchen er noch aktiv erleben konnte nicht so sein konnte wie es unsere Angst hätte zulassen solllen, wir wollten uns ja nicht beunruhigen!

Jeden Tag vom 2. Weihnachtsfeiertag bis zum Februar waren wir zusammen nur wenn meine Schwiegereltern da waren habe ich Ihn mal verlassen. So habe ich alle hochs und Tiefs miterlebt. 2x sah es so aus er würde die Nacht nicht schaffen, und immer wieder habe ich die gleichen Rituale vollzogen. Erst Geschichten gelesen, dann Seine Musik vorgespielt und dann haben wir "uns" unterhalten (es war ein Monolog,- aber ich bin fest der Überzeugung er hat alles gehört)
Ende Januar fing leider die Lunge zu reißen an und das Herz setzte immer wieder aus. Zum Schluß wurde er bis zu 5x am Tag kardiovertiert. Und dann kam es mir mal so vor als würde er nicht mehr wollen und ich habe in seinen Augen und Gesicht gesehen er will Frieden. So habe ich angeordnet nur noch Wasser und Luft zugeben. Eine Stunde später verließ er mich für immer. Ich werde nun immer das schlechte Gewissen haben, vielleicht hätte ich nicht abschalten dürfen, vielleicht hätten wir es noch erzwingen können. Und trotzdem bin ich in einem steten Zweifel mit mir selbst ob es vielleicht auch genau das Richtige war. Ich habe mein Versprechen IHN zu beschützen nicht erfüllen können und in dieser Aufgabe schlichtweg versagt!

Wir hatten in der ganzen Zeit immer einen anderen Plan gehabt und wollten immer gemeinsam alle Wege gehen auch den letzten und ich konnte dies wegen meinen ganzen Aufgaben nicht mit meinen Gewissen verarbeiten. Außerdem war er doch so tapfer, also muß ich es doch auch sein. Aber macht es noch einen Sinn?? Wer ist dann noch Kind seiner Eltern und wer hilft und kümmert sich dann um sie?
Nun muß ich jeden Tag mit schlechtem Gewissen, Kummer und unendlicher Leere aufwachen und ganz alleine meinen Tag bewerkställigen.
Manchmal hilft es mir, daß ich Selbstständig bin und das Geschäft meines Mannes übernommen habe, aber manchmal bin ich einfach überfordert mit der ganzen Verantwortung für Angestellte, Erltern, Verwandte, Freunde,....

Ich habe all meine Hobbys aufgegeben und mache nur noch, wenn ich dazu komme, sein großes Hobby, in der Hoffnung er sieht es und freut sich daran, daß ich alles so weiteleben lasse wie es war.

Er könnte jeden Tag nach Hause kommen und es hat sich nichts verändert.
Bis auf das einige seiner Kleidungsstücke eingeschweißt sind damit der Duft von Ihm nicht verloren geht.

Vielleicht bin ich ein wenig schräg, aber ich bin meinen Mann so dankbar für alles! Dafür das ich seine Frau sein durfte, er mich durch meine schwere Krankheit getragen hat und 1 Jahr "gepflegt" und immer gestützt hat.
Wir sind ein so eingespieltes Team, beste Freunde, Kollegen und Ehepartner, ich habe keinen Vertauten mehr und kann mich niemanden öffnen, bei niemanden meinen Kopf anlehnen und muß alle Entscheidnungen nun selbst treffen.
Nein - ich habe natürlich Freunde die mir zuhören und auch meine Stimmungsschwankungen verstehen, aber mein tiefstes Inneres kann ich niemals mehr los werden.

Andreas, wenn du mich hier sehen würdest, es tut mir so leid, daß ich versagt habe! Ich bin einfach ein seelisches Frack, ich brauche Dich so sehr!!

Ich flüchte mich nur noch in Arbeit und jede Freie Minute ohne Aufgabe, Plan und Ziel quält mich. Ich habe in der Zeit von Februar 2 der Wohnungen in unserem Haus komplett renoviert, einen 2ten Laden eröffnet, in den Gemeinderat geschafft, in den Beirat, habe den Server mit Linus programmiert, unsere Buchhaltung 2004, 2005, und 2006 (bis Juni 06) gemacht und abgegeben. WM Parties mit Beamer und Zapfanlage gehalten, ganz nach Deinem Wunsch. Und so langsam geht mir die Puste aus und ich habe immer öfters, am Samstag, Durchhänger an denen ich das Bett nicht mehr bis Sonntag verlassen kann. Meine Lebensfreude, und Humor ist nicht verschwunden, aber nicht mal halb so groß wie damals. Zur Zeit überfährt mich alles.

Bitte helf mir!!


Sorry, daß ich Euch jetzt so vorgeheult habe, aber es fällt doch einfacher zu schreiben die ähnliches durchmachen und einen nicht kennen.
Vielen Vielen Dank das es Euch gibt!!!
Ich wünsche Euch viele Lebendige schöne Erinnerungen an Euere Lieben, Kraft, Durchhalten und Mut.
Inus
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  #487  
Alt 26.07.2006, 07:39
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Guten Morgen ihr alle,
Guten Morgen LaLe,

Konnte gestern nicht antworten, war zum Geburtstag bei meiner Nachbarin eingeladen. Deshalb lese ich jetzt die neuen Beiträge. Guten Morgen Euch allen.

LaLe, hab bitte Geduld, sehr viel Geduld mit Deinem Vater. Ich kann so gut verstehen, wie er sich fühlt. Es ist einfach noch zu frisch, das Schicksal. Vor 5 Wochen hast Du geschrieben, ist Deine Mami gegangen. Dein Vater ist einfach noch neben der Spur, hilflos wie ein Kind, einfach ohnmächtig, noch in der Schockphase. Der Ausnahmezustand hat bei mir 2 Monate gedauert. Jetzt am 1. August ist mein Schatz 3 Monate fort. So langsam fängt es an, etwas erträglicher zu werden. Ich bin dabei etwas aus dem tiefen schwarzen Loch heraus zu kriechen. Den rettenden Rand habe ich auch noch nicht erreicht. Es ist ein beschwerlicher Weg, den wir gehen müssen, aber wir müssen ihn gehen, ob wir wollen oder nicht. Ich bin in psychologischer Behandlung wegen schwerer Trauerreaktion, weil ich dachte, ich packe das nicht. Die Vorwürfe, die ich mir machte und die vielen Fragen, worauf es keine Antworten gibt. Es war ganz schlimm u. ist immer noch schlimm, nur habe ich gelernt, besser damit umzugehen u. mich beherrschen gelernt, meine Selbstkontrolle wieder zu finden. Ich habe auch gemerkt, dass ich mich verändert habe, bin fieser geworden, machmal denke ich, habe mich zum negativen verändert, lege jedes Wort auf die Goldwaage, bin empfindlicher geworden. Die Nerven liegen einfach blank. Man fühlt sich als halber Mensch, denn die bessere Hälfte fehlt. Man ist mit gestorben. LaLe ich kann so gut mitfühlen, wie es Deinem Papi geht. Glaube mir, es wird besser werden. Weißt Du, ich habe mir überlegt, was wäre wenn ich zuerst gegangen wäre, mein Mann wäre total überfordert gewesen, wäre niemals ohne Hilfe zu recht gekommen. Bei Deinem Papi ist das bestimmt so. Frauen kommen nun mal besser zurecht.
Bei mir sind viele Sachen geregelt, der Grabstein steht, vielleicht geht es deshalb etwas bergsauf. Ich kann mich jetzt der Blumenpflege widmen, meine ganze Liebe in die Gestaltung des Grabes stecken u. ich denke das es mir gut gelungen ist. Alle die sich das Grab angesehen haben, bestätigen mir das und das freut mich. Das ist es, was das Leben ohne Partner etwas ertäglicher macht, etwas Sonne ins Herz bringt, die kleine Freude, die man erlebt.

Habe wirklich geduld. Er hat es sehr schwer. Du bist seine Stütze. Ich wünsche Dir ein riesigen Kraftpaket für die schwere Zeit der Trauer. Lass Dich ganz lieb drücken
Rowa

Übrigens unser Bastie (Hund) wird im August 10 Jahre alt.
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  #488  
Alt 26.07.2006, 08:57
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Hallo Iris,

auch Dir möchte ich antworten. Ich möchte Dir erst mal mein herzliches Beileid aussprechen und Dich ganz lieb in die Arme nehmen. Es tut mit so unendlich leid, zu erfahren zu müssen, wie viele Menschen betroffen sind, wie viele Menschen einen geliebten Menschen verloren haben, das macht mich sehr traurig. Als wenn es überhaupt nichts anderes mehr gibt, als diese Sch...krankheit. Es ist erschreckend, einfach schrecklich. Ich weiß nicht, wie Du Deinen Mann verloren hast. Mein Mann hat den Kampf gegen den Krebs verloren.

Spreche Dich hier ruhig aus, weine Dich aus, ich werde für Dich immer ein offenes Ohr haben. Denn ich weiß, wie Du Dich fühlst.
Mein Mann ist am 1.5. eingeschlafen (die Worte Tod u. Gestorben möchte ich möglichst nie verwenden). Ich bin total wahnsinnig geworden, wollte es nicht wahrhaben, dieses ENDGÜLTIGE, das für IMMER, das NIE MEHR. Diese Leere in einem. Ich habe 7 kg abgenommen, wiege nur noch 51 kg. Bin so dünn geworden, dass ich mit'n Kreislauf zu tun habe bei dieser Hitze. Der Verlust hat mich seelisch und körperlich krank gemacht, ich bin auch in ärztlicher Behandlung deswegen. Hätte mir im Traum nicht vorstellen können, wie sch.... das ist, Hinterbliebene bzw. Angehöriger zu sein, der verlassen wurde, der einen geliebten Menschen gehen lassen mußte, der sich trennen mußte.
Aber hier im Forum wurde ich gehört, als ich nach Hilfe schrie, aufgefangen, als total wegzugleiten schien. Diese Forum tut gut. Hier erfährst Du Hilfe, hier bist Du nicht allein, hier bekommst Du Trost und Beistand und das hilft ungemein, so war es jedenfalls bei mir. Und dafür bin ich allen hier unendlich dankbar, besonders AndreaS, die den Stammtisch gegründet hat.
Jetzt klingeln ihr bestimmt die Ohren.
Und noch mehr freut es mich, wenn es mir gelingt, anderen Betroffenen auch das zukommen zulassen, was ich an Hilfe erhalten habe. Ich finde, es ist hier im Forum ein Geben und Nehmen.

also liebe Iris, es würde mich freuen, wenn Du Dich wieder meldest und wenn ich mehr von Dir erfahren könnte. Du bist jeder Zeit herzlich Willkommen!

Rowa
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  #489  
Alt 26.07.2006, 20:10
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Petra_S Petra_S ist offline
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Hallo liebe Inus!
Also, als ich deine Zeilen las, wurde mir schon vom lesen der Atem knapp, ich fühlte mich durch deine Sätze "getrieben", von einem Satz zum nächsten. Am liebsten hätte ich dich in die Arme genommen, festgehalte und gerufen "...bleib stehen, bleib doch erst mal stehen und hör auf damit!" - hast du Angst, dass du zusammenbrichst, wenn du die Trauer zuläßt, hast du Angst, dass das Weinen nicht mehr aufhören wird und du nicht mehr aufstehen willst/ kannst ???
Welcher psychischen Belastung du schon seit Jahren im Beruf, Freundschaft und Beziehung (Krankheit) ausgesetzt warst, ist der Wahnsinn. Es erinnert mich ein wenig an mich selbst, wobei ich gegen dich noch harmlos bin. Ich "verarbeite" Gefühle, vor denen ich Angst habe, Hillosigkeit auch mit Geschäftigkeit. Inus, du weißt es selbst, ich brauche dir das hier eigendlich nicht zu schreiben, du hast im Krankenhaus gearbeitet, du weißt worauf du zusteuerst! Aber du brauchst wahrscheinlich die Bestätigung : DU HAST ALLES MENSCHENMÖGLICHE GETAN - NIX MIT VERSAGT !!!! Überleg´mal, welcher Patient hat schon so einen medizinischen Stab um sich? Aus der Liebe, die ich zwischen den Zeilen lese, hast du das Wissen um die Blicke deines Mannes genommen. Wie oft hast du dich in seinem Blick getäuscht? Vielleicht hast du gerade DURCH diese Entscheidung sehr gut auf ihn aufgepaßt?! Was hast du ihm evtl. erspart? Eine Restunsicherheit wird bleiben, weil wir immer Hoffnung brauchten und so quälen wir uns selbst, WAS HÄTTEN WIR BESSER TUN KÖNNEN? In eurem Fall fällt mir als Außenstehender nichts ein. Du weißt es doch aus dem Krankenhausalltag, optimale Medizin bedeutet nicht die Garantie des Lebens!

Ich habe ähnliche Gefühle gehabt, beim Abschied meines Liebsten, er hat mir bedingungslos vertraut, "sich mir in die Hand gegeben" .

Weißt du der zeitliche Ablauf, ist sehr beeindruckend für mich, eine Stunde später hat er dich verlassen - meinst du nicht, DAS hat er sich erbeten? Er ist so eilig gegangen, kurz nachdem du ihm signalisiert hast, du läßt ihn gehen. Du hast ihn beschützt, vor weiteren Qualen, der kalten Medizin, die vielleicht noch ein paar Möglichkeiten gehabt hätte. DU warst der Mensch, dem er auch ohne Wort vertraut hat und somit war er doch bei dir genau richtig, DU bist der Mensch, der ihn zu allerletzt gehen sehen wollte und doch hast du ihn gehen lassen, weil du nicht nur Profi in der Medizin bist, sondern der Mensch der liebt, der das BESTE für IHN wollte! Stimmt das was ich hier schreibe? Ich kenne dich nicht, darf ich diese Behauptung so schreiben?

PHP-Code:
Wir hatten in der ganzen Zeit immer einen anderen Plan gehabt und wollten immer gemeinsam alle Wege gehen auch den letzten und ich konnte dies wegen meinen ganzen Aufgaben nicht mit meinen Gewissen verarbeitenAußerdem war er doch so tapferalso muß ich es doch auch seinAber macht es noch einen Sinn?? Wer ist dann noch Kind seiner Eltern und wer hilft und kümmert sich dann um sie
Das kann ich nicht ganz verstehen, was kannst du nicht mit deinem Gewissen vereinbaren?

Nichts von dem was du tust finde ich verrückt, du trauerst auf deine Weise und eure Erlebnisse waren grausig, vielleicht zu grausig, um sie dir jetzt in Ruhe anzusehen. Doch wir alle wissen, irgendwann werden sie sich Gehör verschaffen, dein Arbeitspensum wirst du so auf Dauer nicht aushalten können, dein Körper wird sich wehren, dich zur Ruhe zwingen. Aber du hast hier geschrieben, du setzt dich mit deinem wahnsinns Schmerz auseinander, du merkst, dass du ihm nicht dauerhaft entfliehen kannst, ihn durch Arbeit ersticken kannst...

Liebe Grüße und ich bin ganz fest der Meinung, dass du keinesfalls versagt hast, ein Wunder konnte dein Mann nicht von dir erwarten, meinst du nicht, dass er ein kluger Mann war und das wußte? Vielleicht wollte auch er dir nicht den Mut nehmen, dir, die du schon eine Freundin verloren hattest?! was glaubst du würde er auf deine Selbstvorwürfe antworten?
Liebe Grüße, bleib bei uns - Petra
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  #490  
Alt 26.07.2006, 23:05
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hallo LaLe,

ich habe Dir in den Thread "Endlose Trauer...aber auch Zorn" gerade meine Geschichte erzählt. Zu mehr bin ich im Moment nicht mehr in der Lage.
Deshalb wünsche ich Dir und allen anderen eine gute Nacht.
LG
Rowa
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  #491  
Alt 27.07.2006, 00:51
artur.grond artur.grond ist offline
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hallo ihr lieben

ich hoffe, das ich hier am ,, stammtisch,, richtig bin. an dieser stelle erstmal ein dankeschön an anemone, die mir in der schweren zeit ´mit meinem papa immer mit rat und tat und auch danch mit dem hinweis hierher geholfen hat.
mein papa ist am 17.04.06 an inoperabelem bsdk eingeschlafen.
das forum hat mir in der kurzen zeit seit der diagnose ( leider nur 3 monate) sehr geholfen. ich hoffe das es mir auch weiterhin hilft die leer und das vermissen ein wenig besser zu verarbeiten.
seit mein papa nicht mehr da ist, ist alles so anders, auf der einen seite wird man durch die arbeit abgelenkt, man weiß das man sich wieder mehr um seinen mann, den hund und die arbeit kümmern muß, auf der anderen seite wird einem immer wieder klar, das da jemand so doll fehlt. man bekommt die gewißheit das er nie wieder kommen wird.eigentlich habe ich gedacht ich überstehe die zeit dohc ganz gut, obwohl ich meinem papa sehr vermisse, aber ich werde doch immer mehr daran erinnert das er nicht wieder kommt, er ist aber nicht im urlaub und taucht nun endlich wieder auf,nein, er ist nicht mehr bei uns. er wird nie wieder kommen, egal ob ich von ihm träume oder alles verdränge oder probiere das leben ohne ihn weiterzuleben. auf der einen seite bin ich froh das er nun nicht mehr leiden muß, ich möchte auch meiner mutter so gerne helfen ohne ihn klar zu kommen, auf der anderen seite war er trotz krankheit noch da, ich hab ihn jeden abend nach er arbeit besucht, konnte mit ihm sprechen, mich freuen wenn es ihm ,,den umständen entsprechend gut ging,, und für ihn beten wenn es ihm nicht so gut ging.
nun ist er einfach nicht mehr da und es ist alles so schwer. ständig denke ich das hätte papa aber anders gemahct, oder anders gewollt oder das fände er nicht gut, oder darauf wäre er stolz oder oder oder.....
dabei war und bin ich so stolz auf ihn, wie er trotz der diagnose mit der krankheit umgegangen ist, er hat nie geklagt oder gemurrt oder mit sich oder gott gehardert. er hat so tapfer gekämpft, auch wenn ständig etwas neues hinzu kam. er hatte soviel hoffnung in die chemo gesetzt und hat obwohl es ihm ständig schlechter ging immer gesagt,, wir verschieben die chemo sobald es ein wenig besser ist nehme ich die nächste,,. wie oft habe ich wenn ich abends weg gefahren bin meinen tränen im auto freien lauf gelassen und hab gedacht die chemo muß anschlagen laß meinem papa wenigsten noch ein,zwei jahre....... oder laß ihn wieder gesund werden, aber es sollte nicht so sein. nach der beerdigung die einfach an mir vorbei ging dachte ich nun geht das leben weiter, du kannst nichts daran ändern, also nimm es so hin und mach weiter , aber wie oft merke ich papa fehlt so sehr, es hört nicht auf, das fehlen, das entgültige das nicht mehr ändern können.......
vielleicht hilft ja hier ein wenig der austausch mit gleichbetroffenen, so, wie es auch während der krankheit geholfen hat sich auszusprechen und auszutauschen. ich hoffe ich habe nicht zu wirr geschrieben.
traurige grüße christiane
p.s
lieber papa,
ein mensch der gelebt hat, hinterläßt spuren; überall sind spuren von dir, nur die liebe erinnerung und das wissen auf ein wiedersehen läßt alles ertragen.
in liebe deine tochter christiane
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  #492  
Alt 27.07.2006, 10:35
katrin79 katrin79 ist offline
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Hallo,
ich wollte nur kurz eine Geschichte von meinem Wochenende erzählen, die mich sehr aufgewühlt, verwirrt und doch glücklich gemacht hat...
Vorweg muss ich erzählen, dass ich in dem anderen Thread meinen Pa gebeten habe, sich bemerkbar zu machen, wenn er uns auf diesem Festival "besuchen" käme...am Samstag Abend hatte es geregnet und wir (meine Schwester und ich ) haben die alten Friesennerze meiner Eltern angezogen.Das letzte mal, das sie diese trugen ist jetzt über 15 Jahre her...bei unseren Urlauben an der Nordsee, wo wir immer Haifischzähne gesammelt haben...auf jeden Fall haben wir uns gerade eine Band angesehen, als meine Schwester auf einmal aus der Tasche einen Haifischzahn zog!!!
...vielleicht spinne ich auch oder suche nach jedem kleinsten Zeichen von meinem Pa, aber das hat mich so berührt, dass ich weinen musste...es war aber nicht nur ein trauriges weinen, ich hatte eine Gänsehaut und hab mich meinem Pa sehr nah gefühlt...
Dieses Ereignis lässt mich nicht mehr los...muss ständig daran denken...
Ich wollte es euch nur kurz mitteilen, habe mich so sehr darüber gefreut!
Schönen Tag noch,
Katrin
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  #493  
Alt 27.07.2006, 11:33
tharau tharau ist offline
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Hallo,

ich lese seit längerer Zeit immer mal wieder hier im Stammtisch mit und würde ganz gerne immer wieder mal reinschauen.
Einige von euch kennen mich vielleicht auch aus anderen threads.

Liebe Inus, dein Beitrag hat mich sehr berührt, einiges spiegelt sich in meiner/unserer Geschichte wieder.
Als mein Mann so sehr um jeden Atemzug kämpfte, habe ich zu ihm gesagt: "Berthold, wenn du nicht mehr kannst, und es ist so schwer für dich, ist es ok, wenn du aufhörst zu kämpfen." Er hat aufgehört zu atmen. Einfach so. Ich habe noch lange sein Hand gehalten, sein Gesicht gestreichelt. Ich konnte ihn doch nicht allein lassen, wollte für ihn da sein. Irgendwann haben mich die Schwestern gebeten, kurz draußen zu warten, sie wollten ihn umbetten. Ich habs nicht begreifen können, daß er jetzt gegangen ist, kann es jetzt noch nicht akzeptieren, es sind jetzt 7 Monate und 7 Tage.

Inus, versuche nicht, zu stark zu sein, du darfst auch mal die sein, die von anderen getröstet wird.
Mein Mann hat immer zu mir gesagt: "Jedem anderen stehst du mit Rat und Tat zur Seite, sagst ihm, was ihm vielleicht helfen könnte - nur du selbst nimmst deine eigenen Vorschläge nicht an." Vielleicht hat es mit dem Beruf zu tun, daß man immer für andere ein offenes Ohr hat, ich bin Arzthelferin.
Ich wollte immer stark sein, versuche es auch jetzt wieder, aber es klappt halt nicht immer. Ich habe gelernt, oder bin noch dabei, es zu lernen, daß ich alle Gefühle zulassen darf. Das darfst du auch.
Das Forum hier wird dir helfen, immer öfter aus deinem Loch herauszuschauen und auch herauszuklettern.

So, nun habe ich genug geschrieben.
Ich grüße euch alle
Ulrike
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  #494  
Alt 27.07.2006, 21:19
Anemone Anemone ist offline
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Hallo liebe Stammtischler,
heute habe ich in einem Buch, das mir jemand anstatt Blumen zur Trauerfeier geschenkt hat, zwei Gedichte gelesen, die mir sehr gut gefallen. Der Autor ist Jörg Zink:

Auch kann ich mir denken,
dass du manchen Morgen mit Angst beginnst.
Wie solltest du auch alles plötzlich allein können,
was ihr bisher gemeinsam bedacht
und entschieden habt?
Allem gewachsen sein, alles allein durchstehen?
Ich kann mir vorstellen, dass du dich fühlst
wie ein Haus ohne Hüter,
ohne Tür, ohne Riegel, ohne Dach.
Dass du dich fürchtest vor Tagen,
an denen ein Wetter kommt und niemand ist,
der sich zu dir stellt.
Aber darin gerade liegt zu einem Teil
der Sinn des Trauerns:
Dass du mit ihm sprichst wie früher
und alle die Gespräche wiederkehren,
alle die Entscheidungen. Und der gemeinsame Wille.
Dass die Kraft, die ihr gemeinsam hattet,
zurückkehrt und dich erfüllt.
Dass du Halt findest an dir selbst
und das Vertrauen wiederfindest;
dass du kannst, was dir zugemutet ist,
und dein Tag Licht bekommt.

-----------------------------------------------

Ich will dir sagen,
was dir hilft:
Weinen, weil du verlassen bist, denn du bist es.
Weil dir kalt ist. Es ist wirklich kalt.
Weil dir das Weh das Herz zusammenzieht,
mehr, als irgendeiner von uns ermisst.
Du brauchst nicht unter der Eisdecke zu leben.

Schreien. Auch wenn es jemand hört.
Ich verstehe es, wenn du zornig bist
über das Unrecht, das dich getroffen hat.
Wenn du wütend bist auch auf Gott,
der das zugelassen oder gar gewollt hat.
Auch Hiob klagte Gott mit harten Worten an.

Verstummen, wenn du das Gefühl hast,
der andere könne dich nicht verstehen.
Wenn du zu müde bist, zu reden,
oder wenn du dich, auf eine seltsame
und grausame Weise, schuldig fühlst.

Eines Tages wird es nicht mehr so wichtig sein,
zu weinen oder zu schreien. Aber jetzt ist es gut.
Und jetzt soll es dir niemand verwehren.

Liebe Grüße,
Anemone
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  #495  
Alt 27.07.2006, 22:49
tharau tharau ist offline
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Dafür, liebe Anemone, daß du uns teilhaben läßt.

Lieber Gruß
Ulrike
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