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  #511  
Alt 20.01.2010, 23:12
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Lola,

da habt ihr es aber gut! Bei uns heisst das "Mädchen für alles" und das nicht nur Freitags, sondern die ganze Woche über. Aber das müsstest du ja eigentlich noch selber wissen. Schleisslich war und ist das in NK auch so.

Monika,

naja, sooo unersetzlich bin ich auch nicht. Es müsste auch ohne mich laufen. Vielleicht etwas stressiger.Und diese "Eine", Myriam ist immer dabei. Zur Eröffnung haben meine Älteste und ich ihr ein Bild geschenkt. Unten kannst du es sehen. Es hängt im Laden direkt hinter ihr am Bindetisch.

Angelika,

ja, es tut mir gut. Es tut mir gut etwas zu tun. Raus aus der Erstarrung, rein ins Leben. Zusehen, mitgestalten, erleben, staunen, bewegen, erreichen. Wichtig zu sein, ein Teil des Ganzen, zu funktionieren. Ja, auch letzteres. Fest zu stellen, was alles noch geht. Der Kopf und die Hände, sie funktionieren noch, sind bereit auch noch was neues zu lernen, sind bereit, auf Abruf zu funktionieren. Nicht altbekanntes, sondern neues.

Ich hab mein Leben lang beruflich immer lernen müssen, wurde oft ins kalte Wasser geworfen bzw. ich bin gesprungen. Nicht immer war ich begeistert davon, oft machte es Angst. Ich hab es relativ gut bewältigt. Wage ich mal zu behaupten. Musste mich durchsetzen, behaupten. Musste beweisen, dass ich die in mich gesetzten Erwartungen und die Vorschusslorbeeren auch erfüllen konnte. So mancher Kollege war mehr als skeptisch, einige äusserten das sogar unverblümt mitten in mein Gesicht. Musste mehr als einmal beweisen, dass ich neben ihnen stand, verlässlich, kein Klotz an ihrem Bein war. Mehr als einmal war ich sowas wie ein Vorreiter, hab die Kollegen mitgezogen, nicht hinter mir gelassen. Das was ich die letzten Jahre beruflich tat, hatte kaum noch etwas gemein mit dem, was ich mal gelernt hatte.

Ich bin stolz auf das, was ich getan und erreicht habe. Es war mein Bestes. Ich hatte meine Ziele, Ideen. Manche konnte ich tatsächlich umsetzen. Nicht nur für mich (klar, das auch) sondern auch für die Kollegen, die letztendlich genauso davon profitierten.

In allererster Linie jedoch für 3 Menschen, die ich über alles liebe: Myriam und meine beiden Töchter. Nicht, dass meine Töchter "es mal besser haben", wie es so schön heisst. Ich wollte auch meinen Teil vom Kuchen. Mein Ziel war, ihnen das Leben so gut es ging zu ermöglichen. Für meine Töchter war mein Ziel: zwei Menschen in diese oft so kalte Welt zu schicken, die gerade gehen, die wissen, was sie wollen, die menschlich sind und bleiben und etwas von dem, was Myriam und ich ihnen gaben an unsere Enkel weitergeben können, es besser machen als wir: zwei mündige Menschen.

Und genau diese Bestätigung hab ich erhalten in der letzten Zeit. Die Beiden sind Menschen wie du und ich. Sie stehen mit beiden Beinen auf dem Boden, sehen auch mal nach rechts oder links, sind nicht sich selbst genug.

Darauf bin ich nicht stolz: ich bin zufrieden. Was nun bleibt, ist das Erreichte zu halten und vielleicht auszubauen. Es geht nicht darum, ihnen das Leben leicht zu machen. Es geht darum sie in dem zu unterstützen, zu begleiten, was sie tun und erreichen wollen. Beide, nicht nur meine Jüngste. Wenn sie auch im Moment im Vordergrund steht, so ist meine Älteste keineswegs vergessen.

Aus all diesen Gründen bin ich mir nicht zu schade Anweisungen, Tipps, Hinweise anzunehmen. Neues zu lernen. Ich weiss, wann ich zuhören muss. Ich weiss, wann jemand mehr weiss und kann als ich. Ich kann mich unterordnen, wo es angebracht ist. Mein Gehirn schalte ich ja deswegen nicht ab. Ich merke, dass meine Meinung zählt, dass ich auch mal gefragt werde. Wenn meine Jüngste will, dass ich die Gerbera rechts rum mit Draht wickele, so mach ich das, obwohl mir linksrum besser liegt. OK, inzwischen weiss ich warum. Warum ist ihre Art Rosen zu putzen besser als meine? Weil sie es gelernt hat, nicht ich. Auf der anderen Seite akzeptiert sie, dass ich beim Schleifendrucken anders vorgehe, als sie es gelernt hat: es ist einfacher und schneller. das nur mal so als Beispiel. Und vorallem eins ist wichtig: sie ist die Chefin. Geben und Nehmen ist der Zauberspruch.

Das macht mich glücklich und zufrieden. Es lässt mir das Gefühl, wieder wer zu sein. Nicht alt und verbraucht zu sein. Ich bin nützlich und häng hier nicht nur rum und warte auf das Alter und den Tod. Es gibt mir Zukunft!!!


Heute hab ich mal ein paar neue Fotos probiert. Das Beste seht ihr hier:






Gute Nacht und alles Liebe

Helmut
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Geändert von HelmutL (31.01.2010 um 13:24 Uhr) Grund: Links eingefügt für die Fotos
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  #512  
Alt 23.01.2010, 08:38
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Myriam

Guten Morgen,

oder auch nicht............Heute Abend bin ich zu einer Geburtstagsfeier eingeladen. Ein Freund wird 60 Jahre alt. Zusätzlich wird er die Tage in Rente gehen. Noch ein paar Tage Urlaub, dann hat er es geschafft. Ein Geschenk für ihn liegt bereits im Auto.

Ich habe keinen Bock dahin zu gehen. Zumindest heute morgen nicht. Vielleicht ändert sich das noch im Laufe des Tages. Hoffentlich.

Heute Morgen aufgewacht................Stille, unerträgliche Stille. Unerträgliche Leere, kein Laut, ich höre mein Herz pochen. Gequältes Hin und Her im Bett. Ging mir wohl mal wieder zu gut die letzten Tage. Ich steh auf, geh ins Bad. Ich habe Durst. Ein grosses Glas kaltes Wasser, meine Tabletten. Ich sitz am Tisch und schau auf dein Foto. Heute Morgen ist dein Blick traurig. Ich ertrag ihn nicht und schau trotzdem hin. Stille, nichts als Stille, selbst von draussen kein Laut.

Ich schau mich um: das Radio könnte ich einschalten. Tu ich nicht, es könnte diese Stille, die Leere in mir nicht übertönen, lass es aus. Sie tut weh, diese hohle Stille, körperlich. Möchte dich berühren, fühlen, hören.................ich weiss, es ist vorbei. Die Zeit lässt sich nicht zurück drehen. Ich will dich nicht quälen, ich lass dich in Ruhe. Ich muss es. Geht nur nicht immer. Das Haus, 5 Stockwerke, 3 Wohnungen.............leer, still, keiner da, allein am Tisch.

Dieses Haus, das vor Leben brummte von oben bis unten. Sechs Menschen lebten hier. Höhen und Tiefen, mal Lachen, mal Weinen, das Leben eben. Vor langer Zeit gebaut, Kinder kommen auf die Welt, werden gross, erwachsen. Eine Generation weiter das gleiche Spiel. Nun sind auch sie erwachsen, gehen ihre Wege. Das ist gut so, das muss so sein.

Was bleibt? Zwei Katzen, ein Mensch und die Stille. Ich versteh es nicht.........ich ertrage es nicht! Nicht heute, an diesem beschissenen Morgen.

"Bin mein Radio, schalt mich aus"


Helmut
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  #513  
Alt 23.01.2010, 13:47
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Erle Erle ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,
ich möchte Dich einfach mal innig in den Arm nehmen und drücken.

Dieser verflixte Umschwung..... der bleibt wohl auf immer und ewig. Lächelnd in Bett und in tiefer Verzweiflung wieder aufwachen.... wann hört das nur auf?
Ach Helmut, ich fürchte niemals.... und das macht einem das Leben so schwer. Wir können nur eines... aushalten und akzeptieren.... aber wie?

Ich denke an Dich und ich weiß, schon morgen ist die Stille wieder ausgefüllt. Aber übermorgen? Wir wissen es nicht, niemals.
Liebste Grüße Erle
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  #514  
Alt 23.01.2010, 15:01
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Morgana Morgana ist offline
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Standard AW: Myriam

Zitat:
Zitat von HelmutL Beitrag anzeigen
Was bleibt? Zwei Katzen, ein Mensch und die Stille. Ich versteh es nicht.........ich ertrage es nicht! Nicht heute, an diesem beschissenen Morgen.

"Bin mein Radio, schalt mich aus"
Helmut
Lieber Helmut,
sende Dir mal ein leises Piepsen...
heute mag das Gefühl Dir den Tag vermiesen...
Zwei Katzen, ein Mensch und die Stille....aushalten, was unwiderruflich vorbei ist...Hmmm...es gab und es gibt bessere Tage.
Morgen, jaa...dann gehts wieder leichterbessererträglich - bestimmt!


LG
Morgana
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Die Seele hätte keinen Regenbogen, wenn die Augen nicht weinen könnten.
[Indianische Weisheit]
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  #515  
Alt 23.01.2010, 20:54
silverlady silverlady ist offline
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Standard AW: Myriam

lieber helmut

heute schreibe ich dir mal in deinem Tread.
Dein Bericht ist mir sehr nahe gegangen. Diese Stille kenne ich auch. Ich höre die Stille, ich fühle sie und ich fürchte sie. Sie kann mich immer wieder überraschen und auch im lautesten Umfeld ist es oft so furchtbar still.

Aber dann kommen auch wieder andere Zeiten. Zeiten in denen ich die Stille fast genießen kann. Zeiten in den ich in der Stille an meinen Männe denken kann. Zeiten in denen ich mich mit mir und meiner Trauer auseinandersetzen kann und will.

Ich glaube, wir Zurückgebliebenen brauchen auch manchmal die Stille. Stille die sich auch nicht durch ein Radio überdecken lässt. Zeiten in denen wir allein mit unseren Erinnerungen sind. Zeit um ungestört mal zurück zu blicken.

Und morgen ist ein neuer Tag. Ein Tag von dem wir nicht wissen was kommt, wie wir erwachen, nicht wissen wie stark ist der Schmerz, das Sehnen.
Und die Erde dreht sich weiter, jeden Tag, 24 Stunden. Und wir müssen mit auch wenn die Zeit steht.

silverlady
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  #516  
Alt 23.01.2010, 21:06
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Beba Beba ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo Lieber Helmut
ich wa für par Tage unterwegs
und damit habe Deine Gebürstag verpast
nun,jezt bin da mit alle beste wünche
Habe hoite Mitag auch Deine bericht vom
hoite Morgen gelesen,der mich sehr beruhrt hat
Danke Lieber Helmut ,
dorch Dich und Deine Beitrege habe es sehr viel gelärnt,
im sofern ,das ich meine Mann zum verstehen gelärnt habe
Ehr würde sich nie trauen
sooo ofen gefühle los zum lasen
Helmut ich Danke Dir,
und wünche mir sooo sehr
wie Alle hir
Dich eimal zum umarmen.
Weiter hin
wünch ich Dir alles Gute.
Beba





__________________
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  #517  
Alt 23.01.2010, 22:31
Benutzerbild von petra48
petra48 petra48 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,

ich lese immer mal wieder bei dir mit. Du schreibst immer so besonders.
Dein letzter Eintrag macht mich sehr traurig.
Dachte, dass dich das Trauertier nicht mehr so heftig trifft.
Tut mir sehr Leid.
Bei mir kommt es auch manchmal plötzlich, vor allem dann, wenn man garnicht damit rechnet.
Manchmal schaffe ich es, mir humorvoll und entspannt alte Fotos anzusehen.
Manchmal reicht es, wenn ich irgend etwas von meinem Mann in die Hände bekomme und alle gute Stimmung ist hin.

Ich hoffe, während ich hier schreibe, sitzt du auf dem Geburtstag und lässt dich bei einem leckeren Bierchen wieder ins Leben zurück rufen und hast doch noch einen schönen Abend. Jedenfalls wünsche ich es dir.

Nachträglich gratuliere ich dir zu deinem Geburtstag und wünsche dir vor allen Dingen Gesundheit und dass du weiterhin so viel Freude an deinen Töchtern hast.

Liebe Grüße
Petra
__________________
Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008
Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013

Leuchtende Tage.
Nicht weinen, dass sie vorüber.
Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius)
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  #518  
Alt 24.01.2010, 02:04
Chrisengel Chrisengel ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut
wir waren mit unseren Söhnen und den Mädels einen trinken, wie das Leben so ist, alles besprochen, gelacht, nachdenklich, Tränen in den Augen ect., nun habe ich bei Dir gelesen, Tränen in den Augen, es tut so weh, ich bin sooo froh, dass ich noch Leben darf!!!

Ich wünsche Dir so sehr, dass dieser verfluchte Schmerz nachlässt.
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  #519  
Alt 24.01.2010, 10:02
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mondkalb mondkalb ist offline
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Standard AW: Myriam

Hallo an alle!
Lieber Helmut es tut mir leid, dass die Trauer dich wieder so fest im Griff hat. Das haben Krebs und Trauer gemeinsam, immer wenn man glaubt, dass es einem besser geht, schlagen sie härter zu als zuvor zu. Und man braucht noch mehr Kraft um wieder aufzustehen. Der Krebs hat uns besiegt aber die Trauer werden wir besiegen- irgendwann.
Ich kann dir nur sagen, ich verstehe dich und fühle mit dir.
Auf ein besseres nächstes Mal.
LG Monika
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  #520  
Alt 24.01.2010, 22:44
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Myriam

Guten Abend, ihr Lieben,

soll ich mich nun freuen oder besser nicht, über die vielen Postings. Eins ist jedenfalls sicher: sie haben mir gut getan! Ich musste schon ein bisschen mit mir kämpfen, als ich sie lass. Wisst ihr, was mich daran dann doch freut, was wahrscheinlich nicht nur mir Mut macht und mich tröstet? Sie zeigen, dass niemand alleine ist in der Trauer, sondern dass von irgendwoher immer ein tröstendes Wort kommt.

Einige beschreiben ihre eigene Empfindungen zur Stille. Ich bin nicht der einzige, der so empfindet. Gut, das zu wissen. Eine zeitlang habe ich auch in anderen Trauerthreads geschrieben. Ich lese auch heute noch in diesen Threads, um zu wissen, wie es euch geht und bin manchmal betroffen über die Parallelen. An anderer Stelle freut es mich, wenn ich lese, dass es euch mal wieder gut geht.

Manche sLoch würde garnicht erst auftauchen, wenn man nicht mehr alleine wäre. Auf der anderen Seite ist es oft so, dass gerade in Gesellschaft aus dem Nichts ein solches Loch auftaucht. Gestern Abend auf der Geburtstagsfeier, da war es so. Das "Geburtstagskind" wurde 60. Gleichzeitig nahm er Abschied vom Berufsleben. Er ist der Labenspartner der besten Freundin meiner Frau. Beides liebe und tolle Menschen. Sie kennen sich bereits länger, sind aber erst kürzlich in eine gemeinsame Wohnung gezogen. Es gab Musik und Tanz, Schauspiel, Gesang in bunter Reihenfolge. Alles Akteure aus der Familie und Freunde. Es machte einen Heidenspass, den Beiden zu zu sehen. Man merkte deutlich, wie jung und fröhlich ihre Liebe geblieben ist, ohne sich gegenseitig zu erdrücken. Als dann die Familie mit Gesang und Geschichten aus seinem Leben antrat, ich die leuchtenden Augen der Beiden sah..........es erdrückte mich, zumindest beinahe. Ich machte etwas, was ich selten mache: ich lief dem Loch davon. Noch länger hätte ich es nicht ertragen und ich wollte auch niemandem die Stimmung verderben. Ich verabschiedete mich bei den Beiden. Ich glaube, sie wussten warum.

So blieb es bei mir bei gemischten Gefühlen, nicht traurig und auch nicht in Hochstimmung. So war es heute den ganzen Tag. Ich habe es geschafft, die Wohnung aufzuräumen, Waschmaschine und Trockner hatten heute viel zu tun, das Bügeleisen glühte. Was ich nicht schaffte, war dieser besch..... Papierkram, der seit 2 Wochen auf dem Tisch liegt. Naja, meine Banksachen konnte ich wenigstens zum Teil erledigen.

Jetzt lass ich den Tag mal so langsam ausklingen. Vor mir steht ein Gläschen Rotwein aus der Pfalz......... und Danke!


Alles Liebe

Helmut
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  #521  
Alt 24.01.2010, 22:57
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Ute08 Ute08 ist offline
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Standard AW: Myriam

Lieber Helmut,
wie gut kann ich dich verstehen.

Dir ging es nicht zu gut in den letzten Tagen, aber du warst schön abgelenkt und hast das gebraucht werden genossen. Das finde ich toll. Das nicht an allen Tagen die Sonne scheint, weißt du ja viel besser wie ich. Ich steh ja noch am Anfang.
Bewundernswert dass du deine Stimmungen zulässt, aushalten kannst und uns daran teilhaben lässt. Häufig baust du mich mit deinen Berichten auf, sie tun mir gut, weil so viel hoffnung daraus spricht.
Außerdem kann kaum einer wie du Stimmungen, Befindlichkeiten, Gedanken,
Trauer und Freude so in Worte oder auch Bilder kleiden. dafür herzlichen Dank.
ein lieber Gruß
Ute
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Meine Tochter Melanie + 31.10.2009 14.54 Uhr
Du durftest nur 17 Jahre alt werden.
Ich werde dich immer in meinem Herzen haben!!!
www.darkprincess-melaniehuemmer.de
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  #522  
Alt 25.01.2010, 01:56
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HelmutL HelmutL ist offline
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Lächeln AW: Myriam

Liebe Ute,

stimmt, ich hab vergessen, dass es immer auf und ab geht und die Zeit verging im Flug. Vielleicht war es gerade deswegen so heftig. Ich hab im Leben, wie oben beschrieben, bereits einiges mitgemacht. Hab mich immer gewehrt. Leider nicht immer erfolgreich, jedoch meistens.

Warum sollte ich mich also diesem Trauertier ergeben? Fällt mir im Traum nicht ein. Es weiss das genau und wartet anscheinend nun die richtigen Momente ab, in welchen ich nicht aufpasse. Da hat es aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Egal was es anstellt: ich geb ihm auf die Mütze. Schliesslich möchte ich irgendwann einmal wieder normal leben können, ohne ständig auf der Hut vor ihm zu sein.

Ich will und kann Myriam niemals vergessen. Darum geht es nicht. Nur, ich möchte irgendwann mal an sie denken können ohne gleich befürchten zu müssen, in ein Loch zu fallen. Muss ja schliesslich nicht sein. Es gibt so viele Momente in unserem gemeinsamen Leben, die der Erinnerung wert sind. Desshalb kann es nicht sein, dass diese 35 gemeinsamen Jahre auf den einen kurzen Moment fokusiert werden: ihr Sterben.

Ausserdem, sie ist nicht weg. Gestern ging mir ein Gedanke durch den Kopf. Es ist auffällig: immer, wenn ich traurig und bedrückt bin, passiert irgendwas, was mich herausreisst, zum Lächeln oder sogar zum Lachen bringt. Sei es ein Telefonanruf, ein Gespräch mit den Kindern, ein Freund kommt überaschend zu Besuch, meine katze steht vom Sofa auf und kommt schnurrend schmusen, die Sonne blinzelt durch die Wolken ........ irgendwas ist immer. Das kommt nicht von ungefähr, das ist gelenkt. Davon bin ich fest überzeugt.

Schreiben? Ich schreibe gerne. Ich kann beim Schreiben über das nachdenken, was ich zu Papier bringe. Und das hilft mir sehr. Manchmal ist es so, dass mein anfängliches Problem am Ende gar keins mehr ist. Umso besser. Und ich weiss, dass es vielen von euch genauso geht wie mir und nicht jede/r kann das auch rauslassen. Vielleicht hilft es ihr/ihm dann, genau das hier zu lesen? Oder vielleicht den ein oder anderen Gedanken aufnehmen und weiterdenken? Für ihre/seine Probleme umdenken, verändern, individuell nachvollziehen?

Schreiben? Ich schreibe, weil ich genauso eure Hilfe brauche wie ihr das so oft umgekehrt schreibt. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Telefon klingelt: "Was hastn da wieder zusammengeschrieben?" OK, manchmal stimmts auch.


Alles Liebe

Helmut



Ups, mein Tausendsder
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  #523  
Alt 25.01.2010, 05:28
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Lola -Cana Lola -Cana ist offline
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Lieber Helmut,
Zum tausendsten muss ich Dir ja doch gratulieren ! Und ich moechte Dir sagen dass jede Zeile des Lesens wert ist.
Aber ich moechte Dich auch auf etwas anderes hinweisen. Wie Du weisst bin ich keine Angehoerige, nur Betroffene. Trotzdem helfen Deine Gedanken auch mir sehr oft, obwohl die Loecher in die wir Betroffene manchmal fallen, bestimmt etwas anders sind. Wenn man es genau ansieht, schwarzes Loch ist schwarzes Loch und man freut sich wenn man Hilfe bekommt dort rauszukrabbeln .
Danke Dir !
Wuensche Dir eine Woche die Dir Freude und Zufriedenheit bringt.
Liebe Gruesse
__________________


Lola
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  #524  
Alt 25.01.2010, 06:52
silverlady silverlady ist offline
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Lola du bist gut. "Nur" Betroffene

Lieber Helmut

auch ich schreibe gerne u nd das schon ziemlich lange. Ich muss wenn ich schreibe, mich ganz gezielt mit dem Problem auseinander setzen.
Dabei räume ich auch in meinem Inneren auf. Sortiere gedanke und Gefühle-. Bringe Klarheit in vieles was eigentlich durcheinander schien.

Oft hilft mir das.

Vor ein paar Tagen fuhr ich wütend, frustriert und verzweifelt über einen kleinen Berg mit Wald nach Hause. Es war saukalt und etwas nebelig.
Ich war in einer Stimmung das ich am liebsten geweint hätte. Aber richtig weinen kann ich schon lange nicht mehr..
Urplötzlich brach ein Sonnenstrahl durch den Nebel. Die mit Rauhreif überzogenen Äste sahen einmalig schön aus. Ein sollkommener Anblick mitten in meinem Gefühlsdurcheinander. Ich konnte einfach nicht weiterfahren und blieb mitten auf der Strasse stehen.

Erst als hinter mir die Autofahrer hupten fuhr ich, aaber nur bis zum nächsten Parkplatz. Dort blieb ich noch lange stehen, meine aufgewühlten Gefühle beruhigten sich.
Ich bin sicher das da mein Männe auch sseine Hände im Spiel hatte.

deine
silverlady
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  #525  
Alt 25.01.2010, 20:49
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HelmutL HelmutL ist offline
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Liebe Lola,

also, das "nur" hab ich geflissendlich überlesen. Auf der anderen Seite kann ich es so nicht stehen lassen. Ich denke mal, du hast es sicher nicht so gemeint, wie es klingt. Als wenn Betroffene weniger wäre als die Hinterbliebenen. Das kann ich mir nicht vorstellen.

Genaugenommen sitzen Betroffene und Hinterbliebene nicht einmal im gleichen Boot. Von Angehörigen kann man das nur bedingt behaupten. Das Einzige, was uns alle hier verbindet ist der Krebs. Er wird uns alle verfolgen, er ist in uns, bei uns vor uns, in unserem Kopf und in unserem Herz, nicht mehr wegzudenken aus unserem Leben.

Viele von uns schippern in ihrem winzigen Kahn dem Dunkel entgegen. Manche haben noch einen Steuermann an Bord, der jedoch vielleicht irgendwann vom Kurs abkommt, andere nicht. Selbst im Angesicht des rettenden Ufers kann niemand sicher sein, dieses auch zu erreichen. Und über allem thront das Ungeheuer Krebs und grinst über beide Ohren ob der Anstrengungen dieser Winzlinge, die immer noch viel zu häufig kentern und wenn er Lust hat, dann benutzt er seinen kleinen Finger: ein kleiner Tipp genügt um selbst das schönste, stärkste und modernste Boot zum kentern zu bringen. Niemand ist letztendlich gefeit dagegen. Neben ihm sitzt ein weiterer finsterer Gesell: der Tod. Der freut sich über jeden gelungenen Griff seines Bruders. Sie holen sich nicht alle, denn ihr Spiel wäre damit zu Ende.

Auch den ein oder anderen gekenterten Steuermann, der sich ans Ufer kämpft, den holen sie sich. Den Rest überlassen sie ihrem kleinen Bruder: der Trauer. Der übt sich fortan im Drangsalieren dieses Häufleins an Übriggebliebenen. Jeh härter umso besser. Schliesslich möchte er nicht hinter seinen grossen Brüdern zurückstehen. An Schlechtigkeit steht er ihnen jedenfalls in nichts nach. Brutal und hinterhältig drangsaliert er seine Spielfiguren, lässt die Leine mal länger, mal zieht er sie unvermittelt an.

Was wir gemeinsam haben: wir kämpfen auf dieser Seite des Vorhangs. Mit unterschiedlichen Waffen und gegen unterschiedliche Gegner. Und niemand weiss, wann er die Waffen und die Gegner wechseln muss oder wann er sich auf der anderen Seite des Vorhangs wiederfindet.

Einen kleinen Unterschied allerdings gibt es für uns Hinterbliebene und das ist meine ganz persönliche Meinung und Erfahrung. Viele teilen sie, niemand muss es. Die, welche auf der anderen Seite des Vorhangs sind, versuchen uns zu helfen, zu unterstützen. So dicht ist dieser Vorhang nämlich garnicht, als dass das nicht möglich wäre. Es gibt viele Beispiele dafür. Wobei ich denke, dass ähnliches auch bestimmt dem ein oder anderen Betroffenen wiederfahren ist. Wobei nicht jedes angenommene Zeichen auch ein solches sein muss. Manches passiert auch einfach so. Nehmen wir es trotzdem als solches an und freuen uns darüber.


Alles Liebe

Helmut
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