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Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Hallole,
habe mich gestern hier registriert und bin sehr froh, dass ich diese Seite gefunden habe! Leider bin ich auch aus einem traurigen Grund hier: Mein Papa hat ein Nicht kleinzelliges Bronchialkarzinom (ED 11/2010) Stadium: cT2b cN2-N3 M1b ossär im rechten Oberlappen (lt. Arzt ganz rechts außen ca. 5 x 5 cm groß) Metastasierung: Becken, Wirbelsäule, Rippenthorax, beide Humeri; Lymphknoten sind auch befallen, hier steht "mit Zellen eines eher gering differenzierten, nicht kleinzelligen Plattenepithelkarzinom" und "dringender Verdacht auf multiple metastatische Infiltration des Achsenskelettes" Weiter hinten im Arztbericht steht: "In Zusammenschau der Befunde muss leider vom Vorliegen eines ossär metastasierten, nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms ausgegangen werden. Eine Heilung ist in diesem Fall leider nicht möglich, so dass eine pallitative Situation vorliegt". Mein Papa hat nun 3 Chemos in der Uni-Klinik in Tübingen hinter sich. Der Arzt sagte aber beim Termin für die 1. Chemo ne Woche vor Weihnachten (der Arztbericht aus welchem ich oben zitiert habe, ist vom 29.11. und wurde uns 23.12. sprich einen Tag vor Heilig Abend mit der Post zugestellt, wie Weihnachten bei uns war, kann sich wahrscheinlich jeder hier denken), dass sie die Chemo nun doch auf Heilung versuchen únd nicht "nur" auf Lebensverlängerung (das bedeutet glaub ich pallitativ???) und dass er in Stufe 2 eingruppiert wird. Ich hab mal gegoogelt, mit diesen N2-N3 und M1b müsste er jedoch eigtl. 4 sein??? Ich "freue" mich ja sehr, wenn es "nur" Stufe 2 ist, aber ich hab so das Gefühl der Arzt hat uns angeschwindelt... Wie gesagt, hatte mein Papa letzte Woche Montag die 3. Chemo, jetzt ist eine Woche Pause, dann nochmal 3 Chemos und anschließend wird dann wieder ein CT, Szintigraphie usw. gemacht, und dann entschieden wie es weitergeht. Nun zu meiner eigtl. Frage: Mein Papa hat von der Chemo so gut wie keine Nebenwirkungen. Nach der 1. Chemo wars ihm am anderen Tag ein bischen schlecht, da hat er so MCP-Tropfen genommen, das wars. Nach der 2. Chemo war er 2 Tage lang psychisch ziemlich fertig, nicht im Sinne von "ich sterbe bald", sondern eher ruhelos und auch ziemlich aggresiv (gegenüber mir hatte er nen totalen Wutausbruch, was mir 3 Tage Migräne beschert hat, weil ich mir das sehr zu Herzen genommen habe, ich aber meinem Papa deshalb keine Sekunde böse bin, da er ja alles ganz tapfer über sich ergehen lässt, und die ersten Tage nach der Diagnose sogar noch meiner Mum und mir Mut gemacht hat, als wir geheult haben!, und er sich am anderen Tag unter Tränen entschuldigt hat, da hab ich dann heulen müssen, weil er sich doch deshalb nicht entschuldigen muss, er kann ja nix für den Wutausbruch). Das wars aber auch schon mit Nebenwirkungen... o.k. er schläft ziemlich viel, aber ansonsten ist er fit, diese Woche war er schon Getränke holen, hat den Christbaum klein gesägt, und morgen will er sogar arbeiten gehen. Außerdem hat er einen richtigen kleinen "Bierbauch" vom vielen Essen bekommen (er war sonst immer ziemlich schlank). Ich habe mich erst sehr gefreut, dass mein Papa kaum Nebenwirkungen von der Chemo hat, und es ihm den Umständen entsprechend sehr gut geht. Ich hab das jetzt aber schon ein paar Leuten erzählt, als diese mich gefagt haben, wie es meinem Papa denn so geht, dass es ihm soweit ganz gut geht, er die Chemo gut verträgt usw.; da haben einige das Gesicht verzogen und gemeint "dann hilft die Chemo nicht", als es die ersten 2 gesagt haben, dachte ich noch "Spinner, Schwätzer, was wissen die schon... usw." jetzt haben es aber schon einige Leute gesagt... Was meint ihr dazu??? Denkt ihr auch, dass die Chemo dann nicht hilft??? Ich gehe deshalb echt auf dem Zahnfleisch... Viele Grüße Wondi |
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AW: Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Hallo Wondi,
erst einmal herzlich willkommen, obwohl der Grund ja immer sehr traurig ist. Ich wünsche Euch alles Liebe und viel, viel Kraft! Palliative Therapie bedeutet nicht nur die Lebenserwartung zu steigern, sondern vor allem auch die Lebensqualität zu halten, wenn nicht gar zu verbessern. Meine Mutter gilt auch als unheilbar krank. Sie hat bisher 2x Chemo bekommen und schon jetzt hat sie kaum noch Schmerzen an der Seite vom Tumor. Ein Beispiel für palliative Therapie Da ich ja, sozusagen, auch noch Frischling beim Thema Krebs bin, kann ich auch nicht so viel sagen. Da gibt es hier viele Leute, die dir gerne Auskunft geben. Was ich aber sagen möchte ist, dass du nicht auf die Leute hören darfst, die solchen Blödsinn wie "keine Nebenwirkung - dann hilft Chemo nicht!" herumlabern! Jeder erzählt etwas anderes und mir bluten manchmal schon die Ohren von all dem Blödsinn, der irgendwer, irgendwie, irgendwo aufgeschnappt hat! Auskunft geben können nur die Ärzte deines Vaters! Und vielleicht gibt dir ja dein Vater die Erlaubnis, sie ordentlich zu löchern!! Meine Ma steckt die Chemo recht gut weg. Und der Tumor ist schon nach der ersten Chemo kleiner geworden, sodass man es auf dem Röntgenbild sehen konnte. Und das ist toll! Du siehst an meiner Signatur, dass meine Ma im Stadium IV ist. Aber ich versuche mich nicht verrückt zu machen. Und als ich hier die gleichen Ängste wie du äußerte, haben mir viele geschrieben, deren Angehörige ebenfalls schlechte Prognosen hatten und dennoch (gut) und lang und länger lebten. Das hat mir sehr viel Mut gemacht. Ich glaube, wir können - trotz aller Versuche - kaum begreifen, was so eine Botschaft mit einem macht. Deshalb sind Wutausbrüche, Stimmungsschwankungen usw. usw. das allernormalste auf der Welt. Wir als Angehörigen können nur versuchen dazu sein und aufzufangen. Aber wirklich nachempfinden können wir es wohl nicht. Wenn ich ein bisschen im Stakkato-Ton schreibe, dann entschuldige bitte. Ich glaube, ich sollte lieber schnell ins Bett! Dir alles Liebe und gute Nacht!
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_________________________ Ich habe mit Hilfe der Menschen im Krebsforum meine Mutter 2010-2011 bei ihrer Lungenkrebserkrankung (Adenokarzinom) begleitet. Sie starb Weihnachten 2011. Danke an alle, die mir geholfen haben. Und alles Liebe für alle, die den Kampf gegen Krebs bestreiten. |
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AW: Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Liebe Wondi,
ich bin seit gut drei Jahren in palliativer Behandlung mit etlichen Chemos und Bestrahlungen. Jetzt bin ich schlaflos wegen viel Kortison und esse gerade ein großes Eis. Kortison macht nämlich unruhig (auch agressiv?) und hungrig!! Kortison wird neben den Bestrahlungen (wie bei mir jetzt) auch zu den Chemos verabreicht, daher der Bierbauch Deines Vaters. Ich habe in den letzten vier Wochen leider auch gut sechs kg zugenommen. Das mit den Nebenwirkungen ist nicht ganz richtig. Ich hatte auch immer nur ganz wenig (ich brauchte nicht mal die Antikotztropfen), auch wenn die Chemos sehr verblüffende Wirkung zeigten. Lange Zeit über war ich so gut wie beschwerdefrei! Ich glaube, mit der Mär der Medizin, die bitter sein muß damit sie wirkt, soll den Leuten Mut gemacht werden, die unter ziemlich schrecklichen Nebenwirkungen zu leiden haben. Das gibt es nämlich leider auch! Nach dem dritten Chemo-Termin ist wohl noch garkeine Änderung beim Tumor zu erwarten. Bei mir hat das wenigstens länger gedauert. Wenn sich Wirkung zeigte, merkte ich das zuerst selber indem es mir spürbar besser ging. Das der Onkologe euch anschwindelt, glaube ich nicht. Dazu hat er doch überhaupt keine Veranlassung. Wenn er meint, es sei Stufe zwei, dann wird es wohl so sein. Eher als gezielte Schönferberei halte ich eine gewisse Unsicherheit der Diagnose für möglich. Die Geschwüre sieht man erst ab einer gewissen Größe, das heisst, es könnte jetzt durchaus schon mehr da sein, als mit Gewissheit zu sehen ist.(dringender Verdacht.) Muss aber nicht! Löchern des Arztes wird da auch nichts bringen. Da bleibt nur Abwarten und die Moral hochhalten! Dass Dein Vater da nicht so gut drauf ist, war zu erwarten. Du musst Dir die seelische Belastung nur vorstellen!! Die Medikamentencocktails tragen meist auf nicht grade zu einer stabilen Gemütslage bei. Verströme Zuversicht in die Heilerfolge, das hilft sicherlich. Liebe Grüße Reinhard |
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AW: Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Hallo wondi222,
ich denke Reinhard hat´s auf den Punkt getroffen. Ich war auch immer der Typ der eher alles skeptisch gesehen hat und alles (die Behandlung meiner Mutti) in Frage gestellt hat, aber mittlerweile weiß ich das es nix bringt, sieh mal, du kannst (leider) eh nichts daran ändern.... Ich glaube auch das den Betroffenen am meisten damit geholfen wird, wenn man auf die Behandlungsmethode vertraut und das eigene Bauchgefühl lässt deinen Dad mit Sicherheit wissen das er bei seinem Arzt in guten Händen ist. Das es einem zu 100 % schlecht gehen MUSS nach einer Chemo, glaube ich auch nicht, lese mal bei Lumine nach, ich meine ihr ging es auch meistens relativ gut.... Meine Mutter hat die Chemo mit Cisplatin/Avastin ziemlich umgehauen, aber auch nicht nach der ersten Behandlung, nach der 2. und 3. Behandlung ging es ihr aber ziemlich schlecht, obwohl ich glaube das es vielen noch schlechter gehen kann, sie hat sich tapfer gehalten, und man sieht ja auch nur die Veränderung bei seinem eigenen Angehörigen, meine Mutter war immer schon ein STEHAUFMÄNNCHEN und hat sich nie besonders hängen lassen, immerhin ist sie ja auch erst 46, der Allgemeinzustand spielt glaube ich auch eine große Rolle. Uns hat mal ein Arzt gesagt, wenn man nach der Chemo im Bereich des Tumors etwas spürt (..wie Tumorschmerzen..???) dann würde sich der Tumor gegen die Chemo wehren und man könne davon ausgehen das die Chemo anschlägt....???? Aber ob das bei jedem so ist, keine Ahnung.... Immer positiv denken, denn ändern kann man leider nichts, so weh es auch tut, diese Ungewissheit, diese Angst vor morgen, wenn das Telefon schellt.... Sei froh das es deinem Dad so gut geht, andere können ihre Therapie nicht fortsetzen, weil der Körper das nicht mitmacht! Falls das CT nicht den gewünschten Erfolg bringt wird euer Onkologe die Behandlung sicher umstellen. Sei tapfer, du wirst sehen man lernt mit der Krankheit umzugehen, ich weiss das du dir das jetzt nicht vorstellen kannst aber irgendwann wird man "ruhiger" weil man merkt das man nie irgendwas an dieser schxxx Krankheit ändern kann... LEIDER! Ich habe auch Angst meine Mutti zu verlieren aber sie hat nunmal diesen unheilbaren Krebs und NEIN ihre Zeit ist noch nicht gekommen, deswegen vertraue ich einfach auf die Onkologen das sie ihr noch ein paar gute Jahre geben können, und genau das wünsche ich auch euch! Von Herzen alles erdenklich Gute! Jenny Ps. Was für eine Chemo hat dein Vater bekommen?
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Ich: MM T2a N2aMx 5 Wächter positiv Mama geb. 1964 Lungenkrebs, Adenokarzinom, Knochenmetastasen in der LWS + BWS + 5. Rippe, Lymphknotenbefall ED: Juni 2010, inoperabel, 1. Chemo Ende Juli 2010 5x Cisplatin/Avastin umgestellt Ende Nov. 1 x Carboplatin/Alimta zur Zeit Chemopause, Kontroll-CT im März Knochenzinti 01/11: neue Metas im Becken Mutti ist im Mai 2011 verstorben Papa: Leberkrebs, ED Juni 2010, wurde erfolgreich operiert, keine Chemo/Bestrahlung notwendig |
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AW: Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Hallo Wondi , damit es Dir weiter hilft möchte ich hier die Ausführungen von Reinhardt, Jenny u Undine einfach nur unterstützen . Lass Dich nicht verunsichern , es gibt soviel " schlaue " Leute , Bücher, Zeitschriften u.u.u. . Man ist gut beraten hier nicht alles für bare Münze zu nehmen. Jeder Mensch reagiert anders, die Wirkungen und Nebenwirkungen sind oft sehr gegensätzlich . Wenn Dein Vater gut drauf ist, freue Dich mit ihm. Ein guter Gemütszustand ist enorm wichtig , und wenn er zunimmt ist das auf jeden Fall ein besseres Zeichen wie andersrum , stimmts Reinhard ? Wartet das Szinti und CT ab, dann werdet Ihr weitersehen. Hierzu alles alles Gute. Liebe Grüße Erika E NSCLC ED 4/2008 pT2 N2 M1 durchmetastasiertes Stammskelett OP , Gemzar/Carboplatin , Bestrahlungen, Tarceva seit 11/2008 , |
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AW: Papa bekommt Chemo, keine Nebenwirkungen
Hallo liebe Undine, lieber Reinhard, liebe Jenny und liebe Erika,
vielen vielen Dank für die Antworten!!! Das gibt echt wieder Mut! Dachte ichs mir doch, dass das nur Schwätzer sind... mal ehrlich, ich finde es eine Unverschämtheit, wenn die Leute mit so Halbwissen den Kranken und die Familie konfus machen... Wir vertrauen den Ärzten in Tübingen sehr! (bis auf einen, der darf meinem Papa keine Infusionsnadel mehr setzen, seit er ihm ne Vene kaputt gestochen hat, und mein Papa hat echt super super gute Venen, die Ärzte beim Blutspenden waren früher immer ganz begeistert). Und nein Undine, Du hast nicht im Stakkato-Ton geschrieben, ich finde die Kommentare von Euch alle sehr herzlich, offen und ehrlich! Danke! Ich knuddel Euch dafür gaaaaaaaaaaaaaanz arg lieb!!! und drücke Reinhard und Erika und der Mama von Undine und der Mama von Jenny und natürlich auch allen Anderen Betroffenen gaaaaaaaaaaanz fest die Daumen!!! Reinhard, ich finde, Du sollst essen was und soviel Du magst, solange es Dir schmeckt. Erika hat Recht, besser wie anderstrum... so mach ichs bei meinem Papa auch, meine Mum oder ich kochen ihm worauf er Lust hat, er hat halt Diabetes Typ 2, da müssen wir ein bischen aufpassen, dass er nicht zuviel nascht, da von der Chemo auch der Zuckerspiegel steigt (haben die Ärzte in Tübingen uns erklärt) aber sonst wird er verwöhnt :-) Antwort für Jenny: Mein Papa bekommt Cisplatin und Gemcitabin. Das ich selbst gegen die Krankheit von meinem Papa nichts machen kann, muss ich erst noch lernen... ich habe teilweise so eine mords Wut im Bauch, ich könnte pausenlos irgendwas gegen die Wand schmeißen... Vielen lieben Dank nochmal! Gruß Wondi |
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