Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #136  
Alt 03.04.2007, 07:35
Blue Blue ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.09.2005
Beiträge: 225
Standard AW: Trauernde Männer?

Nein, es fallen mir noch immer keine Worte ein, muß aber auch nicht. Ich denke an Dich.

Bruni
Mit Zitat antworten
  #137  
Alt 01.04.2008, 13:33
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallöchen an alle,


hallo mein Sohn...,


hier schrieb ich und hier bleib ich. Es gibt mittlerweile so viele Threats doch hier passt es für mich am Besten.

Am 16.12.05 habe ich geschrieben :

"man wird halt immer angeschaut wie ein auto, wenn so was passiert und schämt sich dann. Blödsinn.
als ob man seine umgebung fragen müßte , ich möchte jetzt mal kurz weinen, darf ich das ?

ich glaube , diese "stärke" sollte man sich irgendwie aneignen, seinen gefühlen freien lauf lassen zu können. dann ist es auch möglich , diese selber besser kontrollieren zu können , und in das "normale leben" oder den "normalen zustand" zurückzukehren, nicht auf druck der "dummen unwissenden" die um einen herumstehen, sondern weil man sich selber sagt, so kurz geheult und jetzt zurück ins leben.
denn den platz im leben , den wir vorher hatten ,den müssen wir auch weiterhin einnehmen. es besteht verantwortung gegenüber denen , die zu einem gehören. und der , der gegangen ist , ist bestimmt jedesmal traurig , wenn er sieht , was er durch sein weggehen für ein durcheinander angerichtet hat. den DAS ist bestimmt das letzte , was er wollte."

Heute genau vor 3 Jahren war die letzte "große" Untersuchung. Eigentlich stand es schon fest, medizinisch ist alles ausgereizt, am Tag zuvor wurden Lebermetastasen festgestellt,.... er wird sterben, definitiv, nur wann.... ?

Nicht heute, nicht morgen, aber ob es noch 3 Wochen oder 3 Monate werden,
nee , solange wohl eher nicht , aber nicht gleich nächste Woche.

Dann bin ich mit ihm nochmal raus in die KIM, er konnte bei der Lungenszintigraphie nicht mal mehr die Beine strecken, so Schmerzen hatte er im Bauch. Seine Schmerzen zu sehen und die Ärztin, die ihn genervt sagte , er soll sich mal zusammenreißen , damit sie gute Bilder bekommt (sinngemäß dargestellt) veranlassten mich die Beherrschung fallen zu lassen und meinerseits die Ärztin barsch anzugehen, wenn er solche Schmerzen hat und es anders nicht gehen kann , dann brechen wir sofort ab. Ich wußte ja schon , die Oberärztin in der Kinderklinik hatte es mir ja früh vor der Untersuchung schon gesagt, daß er keine Chance auf Genesung mehr hat.
Und Robert ? Er schaut mich erschrocken an, sagt dann ganz ruhig, lass nur , die Ärztin macht auch nur ihre Arbeit. Sofort entspannte sich die Situation , Keilkissen wurden herangeschafft damit die Beine höher lagen und der Bauch nicht so gespannt war.

Dann das Warten im Nebenzimmer. Warten auf ein nochmaliges MRT vom Bein und vom Unterleib. Zwischenzeitlich bekamen wir einen verschlossenen Umschlag hereingebracht, das Ergebniss der Lunge. Robert wollte, das wir es aufmachen, der Assitenzarzt, der mit war und ich.
Mit der Oberärztin war abgesprochen, wir sammeln erst alle Unterlagen , damit sie ein abschließendes Bild sich schaffen kann, um dann Robert offiziell alles mitzuteilen.
Ich sagte es ihm dann auch so und er gab sich aus heutiger Sicht recht schnell mit meiner Antwort zufrieden. Wir redeten über Kino und Filme, der Assistenzarzt erzählte von seinen Einsätzen bei den Rettungssanitätern.Robert hatte starke Schmerzen, er schlang seine Arme wie ein kleines Kind um meinen Hals und wollte, das sie aufhören.

Dann endlich ab zum MRT. Dem Personal habe ich nochmal gesagt, wenn er soviel Schmerzen hat, abrechen. Wir verweigern uns weitern Untersuchungen dann. Nach, keine Ahnung, 20 min oder wer weiß ?, ... ich soll mal mitkommen zum dortigen Oberarzt. Sie mußten abbrechen, sagt er mir, die Schmerzen wären zu stark. Er habe auch schon mit der Oberärztin telefoniert, weiss, das ich Bescheid weiss und die teilweisen Untersuchungsergebnisse reiche aus, alles zu bestätigen. In der Lunge sind nicht mehr zählbare Metastasen, wo zehn Tage früher eine einzige entdeckt wurde.
Ein Jahr später kam ein Brief mit einer CD an Robert adressiert, da Sie länger nicht bei uns waren übersenden wir Ihnen die Bilder für Ihre Unterlagen.
Sein großer Bruder hatte ihn geöffnet und wir waren alle sehr geschockt über diese "Pietätlosigkeit".
Ich schweife ab.
Spät kamen wir zurück in die Kinderklinik. Seine Mutter wollte gleich von Arbeit dorthin, ich sagte, sie solle draussen warten , nicht hochgehen, wollte zuerst mit ihr reden. Ja K., ich wollte der sein , der es seiner Frau mitteilt, welche bis zum Schluß all Ihre Kraft eingesetzt hat , nicht einen Gedanken an dieses Ende zu verschwenden.
Gemeinsam saßen wir dann und haben Robert nochmal tapfer gesagt, das Ergebnis steht noch nicht fest. Er war müde und völlig fertig , hat geschlafen und wir sind nach Hause zu seinem Bruder, unserem großen Sohn.
Der Hausarzt kam zu uns. Lange war er da. Wie sag ich es meinen Sohn , dass er Sterben muß ? So fertig habe ich K. noch nie gesehen. Die Welt war zerbrochen. Ich war Wochen zuvor auf der Beerdigung von Sören, habe versucht mich dem Thema anzunähern, geahnt, was auf uns zukommt.
Habe ich es damit herbeigeführt ? Sind das die Vorwürfe, die im Raum schweben, zur Trennung und Abkehr geführt haben ?
Ich schweife wieder ab.
Wir haben uns geeinigt , ihm zu sagen , er kann nach Hause, da medizinisch alles ausgereizt ist. Er wollte ja heim , Ostern war in dem Jahr gerade vorbei und er mußte in der Klinik bleiben. Samstag habe ich es ihm gesagt. Seine Mutter, der Große und ich an seinem Bett. Ich seh noch sein Wippen mit dem Kopf. Und dann die Tränen, als die Endgültigkeit ausgesprochen war. Heute weiss ich, es war für ihn nur eine Bestätigung dessen , was er schon wußte.
Dann , spitzbübisch, spöttig, na was ist, ab bringt mich ins Auto, ab nach Hause. Pläne, warte, müssen einiges vorbereiten, die Ärzte hatten schon gewarnt, es können unwahrscheinliche Schmerzen auftreten, wir brauchen einen Arzt , der schwere Medikamente geben kann usw.
Dann der Plan, Dienstag heim, Mittwoch mit allen Freunden der Familie eine große Caipirinha-Abschiedsparty.

Am Abend darauf starb Robert nach hartem Kampf in der Klinik.



Es tut weh. Nicht gleichmäßig wie bei H. Grönnemayer. Ich lese die Sätze, die ich im Laufe der Zeit hier hingeschrieben habe und denke, wirklich weiter bin ich nicht.
Andererseits glaube ich auch, ich darf es heute, ich darf es morgen , ich darf es immer noch. TRAUERN, mich vom Schmerz überwältigen lassen. Es wird wieder weniger. Die Tage vor seinem Tod sind jedes Jahr so schlimm. Am Donnerstag wird es dann plötzlich vorbei sein. Es ist so, als ob ich die letzten Stunden nochmal mit ihm durchlebe, auch wenn ich die allerletzten nicht bei ihm war. Und dann mit ihm die Befreiung von Leid und Schmerzen erfahre und mich erinnere, ja , jetzt geht es ihm besser, jetzt hat er den Kampf durchgestanden. Und er ist von niemand und nichts erlöst wurden , er hat gesiegt , das lange Ringen um seinen Tod gewonnen von einem Leben, was ihm nur noch Qual bereitet hat und ihn doch nicht gehen lassen wollte.
Er wird gerade wieder runterschauen zu mir und sagen, was willst du bei mir, hast du keine Termine ?

So schließt sich der Kreis, ja, das ist das Letzte was er wollte.

Ich gönn mir trotzdem noch etwas Zeit zum treiben lassen, erinnern, denken, sacken lassen..., wie auch immer.
Ich weiss, dass ich dann wieder aufstehe und mit dem Leben weitermache.
Ein neues Leben, nicht nur ohne ihn.
Ein neues Leben mit so lieben und wertvollen Menschen um mich herum.
Ein neues Leben, indem ich doch nicht soviel anderes mache, indem ich aber viel mehr zurückbekomme als ich gebe.

Danke dafür.
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #138  
Alt 03.04.2008, 07:09
Benutzerbild von AndreaS
AndreaS AndreaS ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.02.2005
Ort: SB
Beiträge: 962
Standard AW: Trauernde Männer?

Der 3 April 2008

Für die meisten der Bekannten und Freunde, ein Tag wie jeder andere. Donnerstag eben.

Nur es ist kein Tag wie jeder andere, wird es niemals sein, dieser Tag ist seit drei Jahren ein besonderer Tag.

Besondere Tage gibt es viele im Leben. Meist denkt man dabei an Hochzeit, Geburt der Kinder, Abifeiern, Geburtstage. Besondere Tage eben.

Wir haben erfahren, dass die Todestage ebenso zu den besonderen Tagen zählen.

Alles ist anders, von einer Sekunde auf die andere. Du hast es kommen sehen, wie viele von uns. Und doch, erst dieser besondere Tag hat es besiegelt, an diesem Tag ist eingetreten wovon wir doch ganz tief im Innern gehofft haben, dass es nicht passiert, dass ausgerechnet wir und unsere Familien zu den Siegern gehören werden, die Ausnahme der Statistiken.

Mein lieber Steffen. Dein Leben ist zerbrochen am 3. April 2005. Um vieles schlimmer, um vieles gemeiner und ungerechter als bei uns. So vieles kam zusammen.

Wie du immer sagst: Robert hat wohl immer alles noch zusammengehalten. Seit dem Tag X nur noch Trümmer.

Sein Tod hat deinem Leben eine Wendung gegeben, unfreiwillig, schmerzhaft, fast nicht zu ertragen.

Du bist nicht zerbrochen, du bist nicht abgerutscht, du hast nicht aufgehört zu lieben und das Leben wieder anzunehmen.

Nein, kein Tag wie jeder andere. Ein besonderer Tag, ein Tag, den wir in Ehren halten werden. Ein Tag symbolisch für bleibende Erinnerung in einer Zeit des schnellen Vergessens. Ein besonderer Tag im Gedenken an einen besonderen Menschen. Ein Junge, der Spuren hinterlassen hat, bei denen, die ihn kannten aber auch bei denen, die nur von ihm erzählt bekommen. Ein ganz besonderer Junge, Dein Junge.

Und so werden wir heute die Rakete in den Himmel schicken, einen Gruß ins Regenbogenland zum dritten Geburtstag. Ein Gruß, der für den verzweifelten Versuch steht, zu akzeptieren, dass der Tod zum Leben gehört. Ein Gruß aber auch für die wichtige Hoffnung auf ein Wiedersehen.

Hey Robby, ich wünsche mir, dass ihr heut ne Runde auf der Harley dreht, eine Caipi trinkt und ganz fest an uns denkt, so wie wir an Euch. Grüß bitte Claus und die anderen von uns, wir vermissen Euch!

LG
Andrea, die Kerze brennt
__________________
Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι
και δεν επέστρεψες
Mit Zitat antworten
  #139  
Alt 27.01.2009, 09:33
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo mein Sohn,

heut wärst Du zwanzig Jahre geworden. Für mich/uns bist Du es auch, die Feier findet allerdings auf einer etwas anderen Ebene statt.
Es sind jetzt bald vier Jahre.
Erschreckend klar wurde dies mir, als bei dem 90. Geburtstag eines Onkels die Frage fiel, wie alt M. , (der jüngere Sohn meiner neuen Familie hier), wird. Er wird 16 dieses Jahr. Sechzehn, mehr Jahre waren Dir nicht vergönnt.
Erschreckend klar wurde mir gleichfalls, es sind vier Jahre ohne Dich, ohne das alte Leben.
Die Erinnerungen fangen an, sich zu verändern. Ich glaubte, jeden Tag deiner Krankheit nie vergessen zu können, jede Untersuchung, jede O.P., Tage, Daten die mir sehr sehr wichtig erschienen...., heute muß ich nachlesen, will ich mich im Detail erinnern.
Da kommt auch die Frage, was ist wichtig.
Ein Zitat geht mir seit einigen Tagen nicht aus dem Kopf. Sinngemäß:
Ich will nicht erzählen wie Du gestorben bist, sondern wie Du gelebt hast.
Du warst einfach nur ein Junge, hast ein völlig normales Leben geführt und auch nachdem Du wußtest, woher die Schmerzen kamen niemals Deine Würde verloren. Die Krankheit hat dich schnell zu einem jungen Mann reifen lassen. Mit Respekt denke ich an diese Zeit zurück und verspreche Dir, das ich diese Erinnerungen an Dich hochhalten werde.
Was nützt es jemand, vom Tod zu erzählen ?Da gibt es nichts zu lernen, zu endgültig ist dieser Moment, als ob da noch etwas änderbar wäre.
Wie Du durchs Leben gegangen bist, mit einem Schalk im Nacken und Respekt vor anderen, dies zu erzählen hat für mich Sinn. Daran kann der Gegenüber sein eigenes Handeln hinterfragen und sich messen an der Aura einer Person, die Kennenzulernen ihm leider vorenthalten wurde.
Etwas Wehmut bereitet mir die zunehmende Entfernung und Entfremdung zu Personen, die uns beiden nahe standen. Ich hoffe, das meine Erinnerungen stark genug sind, um nicht zu verwischen. Auch werde ich die eine oder andere Begebenheit einfach vergessen , verschüttet von der Zeit....... .

Heute möchte ich gern mit Dir feiern und ich weiß, das ich da nicht allein bin.
Sei drum willkommen in unserer Mitte und

Dein Vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #140  
Alt 03.04.2009, 09:52
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo mein Sohn,

heute sind es vier Jahre. Das mich das ganze doch noch so einholen konnte macht mir einerseits Angst, andererseits freut es mich. Sehr verschiedene Gefühle kommen auf einmal, aber tief im Inneren bleibt die Liebe. Schade, dass der Kontakt mit Deinem Bruder nicht geklappt hat, manche Dinge muß ich halt immer noch lernen einfach hinzunehmen. Anderen kann ich das prima erklären, ...krieche nicht in Köpfe anderer,... du kannst nicht jeden retten, ... du mußt nicht alles verstehen. Wie schwer das fällt, merkt man dann doch am eigenen Leib, Jahre des Zusammenlebens irgendwie ausradiert. Schwierig, ich kann es akzeptieren bei Dir, da Du ja jetzt woanders bist, aber von anderen bekomme ich nicht mal einen Pieps, geschweige denn einen Erklärung in irgendeiner Form.
Wenn ich nicht weiß, welche furchtbaren Fehler ich gemacht habe, habe ich Angst, es könnte wieder passieren. Obwohl mir da nicht wirklich bange ist, hier ist sehr viel Liebe, Familie und Frieden.
Wir werden heute Dich nochmal in unserer Mitte halten, Menschen, die Dich nur von meinen Erzählungen kennen und trotzdem spüren werden, dass Du bei uns bist. Wir gehen heute in den Jazzkeller, Hip-Hop-Elektro-Rap hören.
KontRAPprojekT spielt, weiß nicht ob es Dir richtig gefällt. Du hast viel ruhigere Musik am Ende Deines viel zu kurzen Lebens gehört, vielleicht, nein sicher hast Du uns damit auch was sagen wollen. Ich halte immer noch inne wenn Michael Buble irgendwo läuft, Joss Stone hört man im Moment eigentlich nirgends. Die CD`s zu hören mache ich nicht mehr , es war nie so richtig meine Musik und aus der Phase des selber quälens bin ich doch wohl raus. Glashaus habe ich auch schon ewig nicht mehr gehört, die Sängerin macht aber neue Projekte, die Stimme geht immer noch sehr unter die Haut.
Seltsamerweise läuft heute fast zeitgleich mit KontRAProjekT ein Konzertmitschnitt von Linkin Park. Auf die Band habt wirklich ihr mich aufmerksam gemacht und ich höre sie heute noch mit wachsender Begeisterung. Deine CD`s habe ich noch und da ist es kein quälen sie zu hören, hast Du diese Musik ja zu einer anderen Zeit selber gehört.

Heute Abend werden wir wohl noch etwas draussen sitzen und Dir und allen anderen einen leuchtenden Gruß schicken.

In Liebe

Dein Vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #141  
Alt 27.01.2010, 13:18
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo mein Sohn,

ist es Tradition, wird es Tradition ? Was ist Tradition ?....

Es ist unsinnig, sich hier abzumelden und vielleicht noch alle Beiträge zu löschen, weil die Wichtigkeit hier zu schreiben sich verloren hat. Erde sei Dank, und Glückwunsch an jeden, der diese Formulierung mal selber gebrauchen kann/wird/darf.

Nein , es ist nichts vergessen und es immer noch Schmerz,Wehmut und Trauer.

Trauer um Dich, Erinnerungen an ein Leben, was ebenso wie das Heutige Höhen und Tiefen hatte, aber eben viel zu kurz war. Immer noch grübel ich darüber nach, was am Ende zu diesem Zerwürfniss dieser Familie geführt hat, so dass heute mein eigenes Fleisch und Blut glaubt, nicht mit mir reden zu können und statt dessen Gerichte bemüht. Ich finde dies einfach lächerlich und sehr feige. In meinem neuen Leben habe ich gelernt, es gibt nach einem Streit immer eine Versöhnung. Und Probleme brauchen nur eines, eine Lösung. Die schafft man am Besten, wenn sie auf den Tisch kommen und geredet wird.

Wir reden viel, über alles was uns beschäftigt und begegnet. Über Pläne und Vergangenes. Es ist schön zuzuhören, wenn die Kinder über "alte" Zeiten reden. Etwas Wehmut beschleicht mich dann trotzdem jedesmal, weil ich hier nur meine eigenen Erinnerungen habe. Dieses Thema hatten wir zwar schonmal, doch Du sollst wissen, dass ich nichts lieber machen würde, als mit denen zu reden, die Dich noch selber kannten. Wie gesagt, die eigenen Erinnerungen verblassen und es gibt bestimmt Vieles, was ich über Dich nicht weis.

Gestern war ich in der Schule zu einer Informationsveranstaltung. Wie geht es weiter in der 10. Klasse, welche Kurse, was ist wichtig für das Abitur.

Heraushalten wollte ich mich eigentlich, klare Ansage, nicht meine Kinder, keine Erziehungsversuche. Schwierig bleibt dies, da ich mich nicht aus allem heraushalten kann und will, gerade wenn es auch um meine Freundin geht. Stress mit den Kindern, wer will da nicht versuchen zu vermitteln , zu helfen, oder mal halt auch ein "Machtwort" sprechen, um zu bekräftigen, was die Mutter sagt. Dann die Frage, kommst du mit, kannst du da helfen, schau doch mal nach dem Auto usw. Am Ende gehören zum gemeinsamen Leben bestimmte Regeln. Es ist meiner Meinung nach keine "Erziehungsarbeit", dort auf ein gewisses Gleichgewicht zwischen Rechte und Pflichten zu achten.

Vielleicht ist es aber gerade das, was am Ende zu einem so harmonischen Miteinander führt.


Siehst Du, die Tage hatte ich ein paar ganz andere Zeilen im Kopf. Nein, die lassen wir da, die bestimmen nicht mehr. Das Jetzt ist wichtig, Sicherheit, Verlässlichkeit für die, welche jetzt um mich sind.

Einer meiner größten Wünsche war immer, mit meinen Söhnen mal ein Bierchen zu trinken. Locker auf`n Hocker, ein wenig plaudern und Spass haben. Wir werden dich heute besonders in unserer Mitte spüren.

jamass Robert !

Dein Vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #142  
Alt 27.01.2010, 15:48
Reinhard Reinhard ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 03.02.2009
Beiträge: 834
Standard AW: Trauernde Männer?

[QUOTE=shalom;319353]Hallole Gaertner (Steffen),

Aus trauernden Männern können auch wieder glückliche Männer werden, wenn sie es denn zulassen. Vielleicht können wir beide als mögliches Beispiel dafür gelten: Vergangenes zu bewältigen, Jetziges zu gestalten und Zukünftiges vorzubereiten: all das schließt sich nicht aus und ist ganz sicher nicht gegen die geliebten Menschen gerichtet, die wir verloren haben.


Hallo ihr Lieben,

ich schreibe als Lungenkrebskranker und finde, daß der Satz von den Trauernden und Glücklichen nicht nur auf die Hinterbliebenen, sondern auch oder erst recht auf die Betroffenen zutreffen sollte.

Statt angesichts des nahen Todes schon mal in vorbeugendes Wehklagen auszubrechen ist es vielleicht eher angebracht "Jetziges zu gestalten", und das kann auch glücklich sein.

Ihr werdet wahrscheinlich denken, das ist doch selbstverständlich!

Aber, mir scheint, daß das für manche (bes. weibl. Angehörige) gänzlich unverständlich ist.

Wie denken die Trauernden Männer darüber?

LG Reinhard
Mit Zitat antworten
  #143  
Alt 20.08.2010, 16:03
Canaris Canaris ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.05.2009
Beiträge: 135
Standard AW: Trauernde Männer?

Ich schubse
Einerseits weil dieser Threat so wichtig ist , und es so unedlich viele schauerhafte traurige aber auch unedlich schöne Beiträge gibt.

Andererseits weil ich mich doch wundere wieso threats von Männer fast immer versinken. Scheinbar trauen sich viele Frauen ( was die Mehrheit hier ist) nicht auf Männertreats zu reagieren.
Mit Zitat antworten
  #144  
Alt 05.04.2011, 07:55
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Robert,

dieses Jahr etwas später. Passt zum Leben.

ich denke ,
die worte müssen raus
sicherheit
beständigkeit
wohlfühlen
ersetzen das unstete
das leben
es hat uns wieder
nicht eingeholt
sondern
mitgeholt
in den zentrum des geschehens
den mittelpunkt verrutscht
weg von selbstzweifeln, angst, unwohlsein
hin zu einer art
neuer zufriedenheit
wieder verlässlichkeit
mehrere hände formen an dem neuen glück
sie ziehen alle an einem strang
so schwer ist das nicht
das treibenlassen mit nur einem ziel
selber wieder glücklich sein.



Dies schrieb ich schon 2006 glaub ich. A. hat es nochmal herausgesucht, nachdem wir darüber geredet haben.

Ja, später ..... . Angst hatte ich, dass die Erinnerungen verblassen. Ist es doch Schutz, wie bei kleinen Kindern? Ein "gesundes" Verdrängen und Vergessen, um sich dem weitergehenden Leben besser stellen zu können?

War es Zufall, dass alle Kinder letztes Wochenende bei uns waren? War es Zufall, Samstag bis in die Nacht draussen sitzen zu können, in Ruhe reden und sich erinnern zu können? Vor 6, (SECHS!) Jahren sass ich da mit U., wollte nichts wahrhaben und wusste gleichzeitig um die Endgültigkeit.

War es Zufall, gestern ganz früh eine fröhliche Stieftochter mit Freundin zum Flughafen fahren zu dürfen, satt wie vor 6 Jahren eine Beerdigung zu planen?
(Übrigens ein ganz reizendes Mädchen, sogar Dein Jahrgang.)

War/ist es Zufall, dass diese Woche Themenwoche auf 3Sat ist, Thema Sterben, Tod, Trauer? War es Zufall, dass gestern ein sehr ausführlicher Bericht über die Pionierin Kübler-Ross kam?

...

Natürlich nicht. Schliesslich wurde ja alles schon mit dem Urknall festgelegt, was heute passiert.


Indem wir über Dich reden, bleibst Du lebendig. Du alte Seele, ich liebe Dich.

Dein Vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
  #145  
Alt 19.10.2011, 16:20
Pengle Pengle ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 19.10.2011
Ort: Bayern
Beiträge: 8
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo an Alle,

ich gehöre auch zur männlichen Fraktion, die sich leider mit dieser Thematik hautnah beschäftigen muss.

Ich bin 38 und im Süden der Republik zu Hause.

Am Montag ist mein bester Freund 16 Jahre nach seiner Hirntumordiagnose und diversen Op's verstorben. Die letzten 3 Monate ging es stetig bergab und er hat furchtbar abgebaut. Inzwischen hatten sich Metastasen im Körper ausgebreitet und er konnte sich vor lauter Schmerzen kaum noch rühren. Ihm wurde dann vor 3 Wochen ein Zugang gelegt für Chemo, Schmerzmittel und Hirndruck ablassen. Von dieser Op hat er sich nicht mehr erholt und ist am Montag Vormittag im Beisein seiner Frau im KH verstorben. Schlußendlich muss man sagen, dass es gut ist, dass er es hinter sich hat. Auch die Belastung für die Familie war enorm über die Jahre hinweg.

Die beiden haben zwei kleine Jungs, einer der beiden hatte am Sonntag noch seinen 3. Geburtstag gefeiert. Der Ältere ist 5 und weiß, dass sein Vater jetzt im Himmel bei Gott ist und es Ihm gutgeht...

Ich war jetzt die letzten 2 Tage bei Ihnen (ich war Trauzeuge an Ihrer Hochzeit vor 7 Jahren) und habe mich um die Jungs gekümmert. Es bricht einem das Herz das alles mitzuerleben... Die Eltern wohnen im selben Haus und haben Ihren einzigen Sohn nach jahrelangem Fight nun doch verloren...Es betrifft soviele und man kann nichts tun, das ist wirklich bitter.

Auch mich nimmt das momentan sehr mit, aber immerhin war ich die letzten Wochen und Tage oft vor Ort und wir haben noch schöne Stunden miteinander verbracht. Am Freitag ist die Aussegnung und mir graut es schon davor...

Aber auch Ich bin irgendwie froh, dass er es hinter sich hat und nicht so lange leiden musste. Heilung war ausgeschlossen, es ging nur noch um ein wenig Aufschub und Schmerzreduzierung...Das wussten alle und trotzdem ist es jetzt, wo es so ist wie es ist, nicht leicht das hinzunehmen. Zumal er schlappe 39 geworden ist und wir vor 4 Wochen noch verabredet hatten ins Stadion zu gehen und seinen 40. ausschließlich mit Rockmusik zu bestreiten, egal ob es den Gästen passen würde oder nicht

Alles ist auf eine Art und Weise unwirklich und man bekommt es nicht richtig zu fassen...wahrscheinlich braucht das noch ein wenig.

Zu allem Übel ist meine Freundin letztes Jahr im Alter von 30 an triplepositivem BK erkrankt, einer relativ seltenen genverursachten Brustkrebsart. Das letzte Jahr war richtig hart. Diagnose, Chemo, komplett Mastektomie und das Wissen, dass es sich um eine der schlechtesten BK Diagnosen handelt. Aber Sie ist so tapfer, jammert keine Sekunde, lacht und lebt Ihr Leben. Das hat Sie schon immer gemacht und sieht sich zu Recht darin bestärkt,nur Dinge im Leben zu tun auf die sie Lust hat. Das tut Sie und ich bewundere Sie unfassbar für alles.

Die Brüste sind wieder aufgebaut, die Chemo ist abgeschlossen, die Haare sind auch wieder da und Sie ist beschwerdefrei...Das ist alles schön und gut und trotzdem habe ich unglaubliche Angst, dass es das eben noch nicht war...Vor 2 Wochen war Nachsorge und Ihr behandelnder Arzt hat wohl unterhalb des Schlüsselbeins eine Verhärtung ertastet und möchte, sobald sie aus dem Urlaub zurück ist eine CT machen...

Jetzt, wo mein Freund gestorben ist, rücken die düsteren Gedanken wieder ganz nahe an mich heran und in Gedanken male ich mir aus, wie ich im schlimmsten Falle reagieren würde. Sie kannte meinen besten Freund auch und sie waren auf gewisse Art und Weise durch Ihr Schicksal verbunden,auch wenn es 2 komplett unterschiedliche Krankheiten sind. Sie ist momentan mit einer Freundin im Urlaub und ich habe erst überlegt,ob ich Ihr vom Tod gar nichts sagen sollte erstmal. Empfand dies aber als unfair und hab sie dann benachrichtigt. Sie ist todtraurig und hat geweint am Telefon...ich konnte mich dann auch nur ganz ganz schlecht zurückhalten und hab mitgeflennt...

Eigentlich wollte sie ihn gemeinsammit mir noch besuchen gehen 2 tage nach seiner OP. Ich habe Ihr dann aber glücklicherweise abgeraten. Er lag nach der OP im Wachkoma und jeder der das schonmal gesehen hat weiß, dass das kein schöner Anblick ist.

Wie auch immer, ich habe Angst, dass sein Tod Ihr Ihren Glauben an Heilung nehmen könnte. Er war sowas wie ein Vorbild und der Beweis, dass man es schaffen kann und es sich zu kämpfen lohnt. Er ist so oft zurückgekommen, hat einige Hirn Op's überstanden und war danach immer wieder mehr oder minder auf der Höhe. Das hat schon Hoffnung gemacht und sie in Ihren Gedanken sicherlich bestärkt, dass man es schaffen kann.

Und jetzt muss ich Ihr im Urlaub mitteilen, das er es nicht mehr geschafft hat und Sie ist gefühlte 5mrd. Kilometer weit weg und ich kann nicht sehen, wie es Ihr geht und wie sie sich fühlt. Elendig ist das alles manchmal

Aber es hilft ja alles nichts, es gilt wohl einfach weiterzuleben und das Beste draus zu machen. Gott sei Dank ist Sie so ein Typ und niemand der aufgibt oder völlig lost in der Ecke sitzt...

Ja, das wars eigentlich erstmal

Angehöriger zu sein ist ein hartes Brot

Beste Grüße

Pengle
Mit Zitat antworten
  #146  
Alt 19.10.2011, 20:55
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Simon,

eine erschütternde Geschichte, die du da erzählst. Der Tod deines Freundes und der BK deiner Freundin. Beides Ereignisse, die sehr tief und schmerzhaft in's Leben schneiden.

"Es ist gut, dass er es hinter sich hat."

Ein Satz, den ich schon oft bei vielen Trauernden gelesen hab. So wirklich fassen kann man nicht, was gerade passiert ist und dieser Satz ist kein Trost. Eher Resignation würde ich sagen. Vielleicht auch eine Schutzbehauptung um sich eben selbst und andere zu schützen und zumindest der Versuch, etwas zu verstehen, wo es zunächst nichts zu verstehen gibt. Was ist "gut" daran, dass dein Freund verstorben ist? Was ist dann "nicht gut"?

"Es war nicht gut, dass dein Freund unheilbar an Krebs erkrankte und es ist gut, dass er es hinter sich hat." Vielleicht klingt der Satz mit dieser Ergänzung ein winziges bisschen versöhnlicher?

Wichtig an deinem Freund ist nicht sein Tod sondern sein Leben. Wie du schreibst hat er 16 lange Jahre gekämpft und trotz seiner Krankheit eine erfüllte Zeit erleben dürfen. Mit allen Tiefen und vor allem mit allen Höhen. Geheiratet, zwei Kinder in die Welt gesetzt, welche er noch ein gutes Stück erleben durfte. Vielleicht hat er, seine Frau und seine Kinder gerade durch und im Bewusstsein seiner Krankheit ein besonders intensives und glückliches Leben führen dürfen? Nicht die Zeit des Lebens ist wichtig sondern der Inhalt und die Intensität. Genau diese Worte sagte der Arzt meiner Frau einen Tag nach ihrem Tod zu mir. Sie haben mir sehr viel geholfen.

An zwei Fronten hast du zu kämpfen. Zum einen der Tod deines Freundes und zum anderen der BK deiner Freundin. Dass sich dir in dieser Hinsicht Gedanken und Ängste aufdrängen, ist nur zu verständlich. Pass auf dich auf, dass du dich nicht darin verzettelst. Einerseits möchtest du der trauernden Familie helfen und andererseits für deine Freundin da sein.

Es ist sehr schwer, deinen Freund zu betrauern und gleichzeitig deiner Freundin Mut auf Leben zu machen. Dass sie Angst hat, Parallelen zieht, liegt auf der Hand. Sie braucht dich jetzt mehr denn je.


Dei Familie deines Freundes hat mein Mitgefühl,
deiner Freundin drücke ich die Daumen
und dir wünsch viel Kraft,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #147  
Alt 19.10.2011, 23:53
Pengle Pengle ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 19.10.2011
Ort: Bayern
Beiträge: 8
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Helmut,

vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist es nicht gut, dass er gestorben ist. Es ist nur schön, dass er nicht mehr lange leiden musste. Die letzten Monate waren schmerztechnisch sehr hart für Ihn.

Und ja, er hat sein Leben gelebt und nichts nenneswertes verpasst. Sieht man davon ab, das er seine Kinder nicht aufwachsen sehen kann. Ansonsten hat er ein erfülltes und durchaus glückliches Leben gehabt. Und das stimmt uns alle etwas milder. Trotzallem ist es zum kotzen in der Summe

Ich weiß auch um die Schwierigkeiten, die sich mir ganz persönlich in den Weg stellen, aber leider kann man sich das ja nicht aussuchen. Meiner Freundin geht es momentan gut, ich hoffe nichts mehr, als dass das nach der Ct auch noch so sein wird.

Ich hab einfach Bammel, das es bald wieder losgeht und wir uns erneut mit unendlichen Arztbesuchen und grauseligen News konfrontiert sehen. Ich hab Angst, das Sie auch in viel zu naher Zukunft sterben könnte...Die Chancen das wir gemeinsam 70 werden stehen eben leider schlecht. Das rückt mir jetzt im Besonderen wieder ins Bewusstsein und bereitet mir eben seit dem Todesfall noch mehr als sowieso schon Kopfschmerzen...Zumal sie ja jetzt auch nicht da ist und ich nicht weiß, welche Gedanken ihr im Kopf rumgehen...

Aber jetzt muss ich erstmal auf die Beerdigung und diese Sache gedanklich in den Griff kriegen. Das schaffe ich schon, eben weil er alles in allem ein cooles und erfülltes Leben geführt hat, sein Vater ihn noch bei Bewusstsein sehen konnte, seine Frau beim sterben dabei war und sein Sohn noch 3 werden konnte bevor er starb...das alles macht es etwas erträglicher.

Und dann hoffe ich inständigst, dass bei meiner Freundin alles erstmal gut läuft und es zu keinem Rückfall kommt. Ist eben nur momentan schwer das mit Überzeugung zu glauben. Aber ich probiers

Danke für dein Antwort und dein Wünsche

Herbstliche Grüße

Pengle
Mit Zitat antworten
  #148  
Alt 21.10.2011, 07:44
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Trauernde Männer?

Guten Morgen Pengle,

ich bewundere deinen Mut und wünsche dir, dass er dir nie abhanden kommt, egal was passiert. Du hast deinen Kopf eingeschaltet und dein Optimismus wird dir und deiner Freundin ganz sicher sehr helfen. Dass dahinter oft auch eine gehörige Portion Angst immer mal wieder auftauchen wird, ist nicht schlimm. Sie verhindert, blauäugig in die Zukunft zu schauen und lenkt deinen Blick auf das Wesentliche. Du gehst deinen Weg.


Alles Gute für euch,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.
Mit Zitat antworten
  #149  
Alt 22.10.2011, 13:18
Pengle Pengle ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 19.10.2011
Ort: Bayern
Beiträge: 8
Standard AW: Trauernde Männer?

Danke für deine netten Worte Helmut.

Gestern war die Trauerfeier und es war widererwartend gar nicht "so schlimm"...Es waren unglaublich viele Freunde da, die Sonne hat gescheint und der Pfarrer hat wirklich genau die richtigen Worte gefunden. Alles in Allem war es ein schöner und würdiger Abschied.

Auch die Frau und die Eltern haben das so empfunden und wir saßen danach noch lange zusammen und haben geratscht und auch 'ne Menge wirklich lustiger Anekdoten ausgetauscht...Auch lachen war erlaubt und es hat allen die ganz nah beteiligt sind sichtlich gut getan...Ich bin froh und glücklich, dass es so gelaufen ist.

Ja, was soll ich sagen...das Leben geht weiter, er ist in seinen Kindern präsent und immernoch da. Das tröstet,aber es werden bestimmt immer wieder dunkle und traurige Momente auftauchen und doch muss ich zum jetzigen Zeitpunkt sagen, das ich mit der Sache jetzt so wie sie gelaufen ist "leben kann"

Es blieb nichts unausgesprochen oder wurde verpasst und jetzt bereut...Das ist ein gutes Gefühl und macht es zumindest leichter...

Sterben gehört eben auch dazu und manchmal ist es sogar ein Segen, auch wenn es sich seltsam anhört

Grüße

Pengle
Mit Zitat antworten
  #150  
Alt 03.04.2012, 14:49
gaertner gaertner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Saarland
Beiträge: 168
Standard AW: Trauernde Männer?

Hallo Robert,

wieder ein Jahr vorbei. Schneller und schneller vergeht die Zeit. Ereignisreich war es, ich frage mich, wobei Du überall die Finger im Spiel hattest . Materielle und ideelle Dinge haben sich gefügt. Heute kam die endgültige Zusage zu meiner selbstgewählten neuen Aufgabe, in der Öffentlichkeitsarbeit im Hospiz zu arbeiten. Man kann in so Vielen Zeichen sehen . Richtig ist, keiner derjenigen, die was zu entscheiden hatten, wissen um die Bedeutung des heutigen Tages für diejenigen, die Dich kannten. Also, hast Du was gedreht? Mit Deinem Tod hat das Leben nicht aufgehört, hast Du dies nochmal sagen wollen?
"Oskar und die Dame in Rosa" haben wir uns am Wochenende angesehen. Könnte auch Deine Geschichte sein. Die Veränderung in Dir habe ich schon bemerkt, allerdings auch nicht den Mut gehabt, mit Dir darüber zu reden. Aus dem Umfeld kam damals die Erklärung, alles richtig gemacht zu haben, da die Situation bei Dir altersbedingt etwas anders wäre. Schützen wolltest Du uns. Warten sollten wir, bis Du von selber mit diesem Thema anfängst. Ich erinnere mich, dass Du auf meine Reaktion mit den neuen Metastasen in der Lunge eine Woche vor Deinem Tod gefragt hast, was es bedeutet und gleichzeitig recht "bestimmend" gesagt hast, was soll schon sein, die werden nochmal raus operiert, wie die ersten, und dann ist ja alles gut. Hätte ich Dir da sagen sollen, was Du schon wusstest ? Damit es Andere nicht zu zeitig erfahren, habe ich wohl mitgespielt, ja es wird wieder alles gut. Schade, dass ich Jahre später immer noch soviel puzzeln muss, um einiges zu verstehen, da der Kontakt zu C. und K. wohl gebrochen bleibt.

Du alte Seele, habe ich letztes Jahr geschrieben. Wie alt warst Du wirklich, welche Kraft hast Du gehabt ?

Ich habe mehr Ruhe in mir. Einige Dinge habe ich in Vorbereitung auf meine neue Arbeit schon angefangen und merke, es wird mir viel Freude machen.

Der Tod gehört zum Leben.

Dein Vater
__________________
Jede Lebensphase hat ihren eigenen Wert

und ihr eigenes Glück.


daraus das Beste zu machen

ist der Schlüssel zur Zufriedenheit.
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 08:10 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55