P A P A , wo bist du jetzt und wie geht es dir ???

[Gaby283]

Hallo Sylvia,

also, sind wir doch nicht ganz so schizophren . Nach den Trauerphasen habe ich auch schon gegoogelt und alle kommen am Ende auf das gleiche Ergebnis. Wie lange jemand trauert ist völlig unterschiedlich. Da würde ich mich an deiner Stelle nicht verrückt machen. Was ich weiß ist, dass die 4 Phasen sich auch gerne vermischen und dass man evtl. Rückfälle erleiden kann. Auf einer Internetseite habe ich gestern was von 3-5 Jahren gelesen, vielleicht meinen sie damit auch die komplette Verarbeitung . Ich hatte mich Anfang März bei einer Trauergruppe angemeldet, leider hat die Gruppe schon im Februar begonnen und ich muss warten, bis genug Leute zwecks neuer Gruppe zusammen kommen. Ich hoffe, dass ich dort etwas schlauer werde aus den Phasen...

Das mit den Nahtoderlebnissen gucke ich heute abend zuhause nach. Ich habe mir zu diesem Thema 2 Bücher gekauft, die ich aber bisher nicht angefasst habe (Raymond Moody/Das Licht von drüben und Bernard Jakoby/Auch du lebst ewig). In diesen geht es auch darum, was in dem Sterbenden während des Prozesses vorgeht. Das interessiert mich brennend. Möchte am liebsten alles mitfühlen...

Gestern abend habe ich mit einer sehr guten Freundin telefoniert, einer meiner engsten. Wir kennen uns schon 20 Jahre. Ich sagte ihr, dass es mir im Moment nicht gut geht, daraufhin sie: Wieso, was ist denn los? Dann ich: Ja, WAS soll wohl "los sein". Habe ihr gesagt, dass es ja wohl normal ist, dass ich verdammt traurig bin, dass meine Mama nicht mehr da ist. Sie meinte dann, dass ich das Beste daraus machen müsste und irgendwelchen anderen Kram, der für mich nicht tröstlich war. Innerlich war ich ganz gewaltig angep....(sorry für das Wort, ich schreibs auch nicht aus ). Habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen und habe das Gespräch nach dem üblichen blabla schnell beendet. Mir fehlen einfach die Worte.

Am Sonntag ist es schon 2 Monate her, dass Mama für immer eingeschlafen ist. Die Zeit vergeht rasend...

Heute bin ich nicht so STABIL wie gestern. Irgendwie hat sich der Li-La-Launebär bei mir eingeschlichen. Werde versuchen, ihm den Garaus zu machen .

Sylvia, wünsche dir gute Besserung und dass es deinem Magen-Darm bald wieder besser geht.

Bis dann und liebe Grüße aus dem sonnigen Mainhattan (so nennt man Frankfurt wegen der Wolkenkratzer und unserem Flüßchen Main).

Gaby

[Kiwi]

Hallo Mädels

Auch hier Luzern herrscht eitel Sonnenschein, sowohl draussen in der Natur wie auch eigentlich bei mir selber, alles also im stabilen Bereich

Ich finde es sehr beruhigend zu lesen, dass auch Ihr Euch dauernd mit Internet und Büchern schlau macht über solche eigentlich Tabuthemen wie Tod, Nahtoderlebnisse etc. Aber ist es nicht völlig logisch, dass wir nicht wenigstens über den Verstand versuchen zu begreifen, was die Seele irgendwie noch so gar nicht begriffen hat!? Ich habe sogar schon nach "Verwesungsprozess" gegoogelt, weil ich einfach wissen musste, was passiert nun mit Papa unten im Grab. Und eigentlich war dann das Thema auch beendet, als ich es nachlesen konnte. Ich weiss ja, dass es seiner Seele gut geht und dort unten nur die Hülle liegt, es ängstigt mich nicht. Aber ich musste es wissen, einordnen und somit abhaken können...

Liebe Sylvia, ich hoffe, dein Virus verflüchtigt sich noch vor Wochenend-Beginn Schliesslich sollst du Sonnenschein und Frühling geniessen und nicht das Bett, bzw. das WC hüten müssen! Bei uns ist auch nur gutes Wetter angesagt. Ich bin am Sonntag bei Freunden in einem anderen Kanton eingeladen, sie haben einen herrlichen Garten, wir hoffen schwer auf gutes Wetter, damit wir die Grillsaison eröffnen können...

Gaby, ich fürchte, es gibt immer so unsensible Menschen wie deine Freundin, die müssen so sein, damit WIR merken, wie sensibel und einfühlsam sind. So ohne Vergleich wüssten wir diese uns eigenen Charakterzüge ja gar nicht zu schätzen. Eine gute Freundin von mir hat in dieser Beziehung auch geschwächelt: Sie wünschte mir 2 Wochen nach Papas Tod ein "wunderschönes und aufgestelltes Wochenende", ohne dass ich ihr natürlich sagen konnte, derzeit seien "wunderschön und aufgestellt" aus meinem Wortschatz gestrichen. Tja...

Ich selber habe mir schon ein paar Mal gedacht, wie ich bei anderen reagiert habe, als denen jemand gestorben ist. Ich bin immer die, welche direkt darüber spricht, kein Tabu darüber macht, auch sicher eine Kerze oder eine schöne Blume schenkt und ein Zeichen setzt. Ich meine damit, ich glaube, bisher gut reagiert zu haben, wenn es die anderen betroffen hat. Was aber ganz sicher IMMER zu kurz kam: Ich habe nach einigen Wochen oder Monaten nur noch mit den Betroffenen darüber geredet, wenn sie den Todesfall angesprochen haben. Und dies habe ich mir nun ganz fest vorgenommen:Künftig werde ich immer wieder nachfragen: Wie geht es dir HEUTE? Wie vermisst du xy HEUTE? etc... Auch ich möchte nämlich noch 2 Monate nach Papas Tod gefragt werden und über ihn sprechen dürfen.

Sylvia: Hat sich diese Woche noch was mit deiner Mutter getan? Kam eine Reaktion auf Euer Treffen? Wie geht es nun weiter?

Ich bin stolz auf uns drei, wie gut wir füreinander schauen und wie tapfer wir unseren Verlust akzeptieren lernen. Power-Frauen, ich grüsse Euch herzlich mit einer süssen, uns allen bekannten Lady!

[Gaby283]

Liebe Yvonne,

habe soeben deinen Eintrag gelesen und tief durchgeatmet. Du sprichst bzw. formulierst mir aus der Seele. Der Verwesungsprozess interessiert mich auch. Aber aufs googeln kam ich gar nicht. Die Frage kam etwa vor 2 Wochen in mir hoch: Wie sieht Mama jetzt aus??? Was passiert mit ihr??? Ich habe mich nur nicht getraut, euch hier zu fragen. Es ist ja schon eine etwas ungewöhnliche Sache.

Meine Freundin ist eigentlich ein ganz lieber Mensch, sonst wär sie nicht meine Freundin. Aber mit diversen Lebensthemen ist sie einfach überfordert oder hat Ansichten, die ich nicht teilen kann. Ich nehm ihr das jetzt nicht übel. Sie ist halt so und ich muss es akzeptieren.

Wünsche dir ein tolles Grillwochenende mit viel Sonne!
Muss jetzt noch etwas arbeiten .

Liebe Grüße

Gaby

[Kiwi]

Liebe Gaby

Das ist wirklich das Sensationelle an diesem Forum - unter der Voraussetzung, man findet so tolle Menschen wie dich und Sylvia, die ähnlich ticken: Zu merken, dass wir in der gleichen Ausgangslage sehr ähnlich reagieren, fühlen, nachdenken etc...

Schön, konnten wir ein Thema besprechen, dass sehr ungewöhnlich ist und auch hier entdecken, dass wir ganz normal reagieren: Wir fragen uns, was passiert mit unseren Lieben?

Ich habe grad nochmals gegoogelt: Wenn du "Verwesungsprozess" eingibst und "Seiten auf Deutsch" anklickst, ist es bei mir gleich der 1. Eintrag, der die 4 Phasen der Verwesung auf nüchterne, kurze und einleuchtende Art darlegt. Mir haben diese Angaben gereicht und ich befasse mich nun nicht mehr so sehr damit. Jedenfalls seltsamerweise nie, wenn ich am Grab stehe.

Ihr müsstet mich grad sehen: Ich habe heute nachmittag mit Räumen und Ausmisten begonnen. 5 Jahre in einem Einzelbüro geben eine Menge an Material her. Es staubt und ist richtig grauslich in den Ecken. Werde heute und morgen Pflanzen, Bilder, Bücher etc. heimnehmen, bzw. entsorgen, bzw. ins neue Büro bringen, habe also was zu tun...

Übrigens noch zu Freunden: Mein allerbester Freund, mit dem ich ansonsten fast seelenverwandt bin und der für mich da war wie ein Bruder in der schweren Zeit, der hat auch eine "lustige" Ansicht geäussert. Es glaubt an nix, schon gar nicht an ein "danach". Als ich sagte, ich will an Papas Geburi am 17. Mai unbedingt ans Grab und hoffe schwer, auch Bruder und Gestörte bewegen sich dahin, meinte er: "Warum? Er sieht es ja eh nicht mehr"...

Nun, er selber hängt abgöttisch an seiner Mama, ich habe ihm geantwortet: "Lass uns in 20 Jahren darüber reden, wenn auch deine Eltern mal nicht mehr sind".... und ich bin wirklich überzeugt, dass auch er dann anders denkt. Vielleicht fehlen unseren Freunden zum Teil die richtigen Worte, weil ihnen glücklicherweise einfach die entsprechenden Erfahrungen fehlen?!

Ich verabschiede mich dann mal in ein sonniges Wochenende und wünsche Euch herzlichst gemütsstabile, erholsame, gesunde und leichte Stunden!

[Loui]

Hallo ihr zwei,

so Wohnung ist für heute genug gepuzt.

Gaby: goggle mal "bernard jakoby", das hat mich gestern abend total fasziniert. Seine Bücher sind dort auch beschrieben und auch sein "Nahtoderlebnis". Ich glaube im Forum unter Sonstiges ist auch seine Webseite angegeben. Ich kann die Bücher nicht bzw. noch nicht lesen. Ich bin beim goggeln auf Seiten von Eltern gestossen die ihre Kinder verloren haben, find ich ganz furchtbar. Die haben so wunderschöne Hompages eingerichtet, man muss weinen. Da bin wirklich dankbar das Papa so "alt" werden durfte und ich 37 werde

Yvonne: bei dem Thema Mama ist Funkstille - habe ja am Dienstag Geburtstag und da wollte sie anrufen bzw. eine Karte schicken. Freu ich mich darüber ??? sie hat es die letzten 36 Jahre auch nicht getan. Bin wahrscheinlich ungerecht und hart aber ich kann nicht anders. Zum anderen denke ich wenn ich sie jetzt anrufen würde was soll ich ihr erzählen ??? Wie sehr mir Papa fehlt, wie der Tag im Büro war, was ich heute Abend koche, es hat sie doch die letzten Jahre auch nicht interssiert. Vielleicht seit ihr über meine Worte geschockt, sorry, ich kann nicht anders. Die "harte" Sylvia kennen nur sehr wenige Menschen denn normalerweise bin ich ein ganz lieber Mensch der immer für seine Mitmenschen da ist und selbst zurücksteckt. Aber in einigen Dingen bin ich halt ein *Sturer Stier*.

Gestern Mittag kam unser Betriebsleiter ins Büro und ich war mal wieder im Forum, er fragte mich: ja sind sie immer noch im Krebsforum ja sicher, hab ihm dann von euch erzählt und wieviel es mir hilft mich mit euch auszutauschen. Er erzählte mir dann als seine Mutter starb war er gerade mit seiner Frau am Flughafen um in Urlaub zu fliegen, da kam der Anruf seines Bruders dass die Mutter gestorben sei. Er sagte dann, ja da kann ich jetzt auch nichts mehr machen, stieg mit seiner Frau in den Flieger und tschüß und weg. Ich war fassungslos. Ich hab ihn dann gefragt ob er nicht getrauert hätte und er meinte dann es hätte eh nichts gebracht wenn er getrauert hätte, seine Mutter wäre deshalb ja auch nicht wieder gekommen. Er sieht es halt so dass sterben zum leben gehört und man als Hinterbliebender eh nichts mehr ändern kann. Mir fehlen und fehlten dazu echt die Worte...

Die Menschen, Verwandte oder Freunde, die solche Äußerungen von sich geben wie "Kopf hoch das wird schon" oder "er sieht es eh nicht mehr" werden bei einem Verlust wie wir ihn erlebt haben auch anders denken. Sie sind in diesem Punkt einfach hilflos weil sie uns in einer Situation bzw. als eine Person erleben wie sie uns noch nicht kennen.

Ich bekam heute übrigens Post von einem Steinmetz der mir seinen Urnengräber Werbung macht und mir ein dickes Prospekt seiner Urnengestaltung dazugelgt hat. Ich fand das einfach respektlos, wollte zuerst einen Brief schreiben und ihn Fragen ob er kein Taktgefühl hätte. Wie armselig sind die Menschen , hab dann Ablage "P." damit gemacht.

So, nun werde ich ein wenig Brot ohne Belag zu mir nehmen - wenn´s hilft - möchte morgen ein wenig shoppen gehen

Ich drück euch, Bussi, Sylvia

[chriselis]

Hallo,
bin zufällig bei Euch gelandet, normalerweise bin ich beim Nierenkrebs "zuhause" und hätte vielleicht ein interessantes Buch für Euch zum Lesen. Habe zufällig in SWR3 einen Talk mit einem Physiker gesehen, der sich mit der Frage "Leben nach dem Tod" auseinandersetzt.
Wirklich empfehlenswert: Der Titel des Buches ist -Lucy mit c - der Autor heißt Markolf H. Niemz.

Mit seiner Hypothese, dass unsere Seele mit dem Tod auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wird, bringt Markolf H. Niemz eine ganz neue Theorie in die moderene Sterbeforschung ein. Als Wissenschaftler und Professor für Medizintechnik zeigt er eindrucksvolle Analogien zwischen den Erkenntnissen der modernen Physik und erlebten Nahtoderfahrungen auf.Dieses Buch führt zu dem bemerkenswerten Schluss, dass sich religiöse und naturwissenschaftliche Denkweisen derart ergänzen, dass die Existenz eines Lebens nach dem Tod zwingend notwendig erscheint.

Ich selber hab eigentlich mit Religion etc. absolut nichts am Hut und trotzdem hab ich das Buch in einem Zug ausgelesen, weil es als Wissenschaftsroman neue Indizien für ein Leben nach dem Tod aufzeigt.
Ich grüße Euch alle ganz herzlich
Christa

[Gaby283]

Hallo ihr Lieben,

melde mich schon heute, denn ich kann zukünftig vom Büro aus nur noch während der Mittagspause schreiben (erzähl ich euch "privat").

Hattet ihr ein schönes Wochenende? Sylvia, ich hoffe, dass du deinen Virus in die Flucht geschlagen hast?! Yvonne, wie war das Grillen; hats geschmeckt?!

Es war ein super Wetter die Tage; gestern morgen bin ich zwar unter Regengeplätscher wach geworden und wollte den Tag schon innerlich abhaken, aber dann hat sich die Sonne doch noch sehen lassen. War gestern mit einem Freund shoppen (ein Mann, der gerne Klamotten kauft!!!) und abends war ich mit einer Freundin gemütlich in einer Bar und wir haben über das leidige Single-Dasein gesprochen. Nachdem ich Freitag mittag einen ziemlichen Zusammenbruch hatte, war ich bei der Psychotherapeutin meiner Ma. Ich bin seit ca. 6 Monaten in Behandlung bei ihr, da mich die Krankheit meiner Ma sehr mitgenommen hat, vor allem, als es keine Hoffnung mehr gab. So wie es ausschaut, bin ich mittendrin in der Trauér. Auf der einen Seite bin ich froh, dass es endlich raus ist und ich keine Möglichkeit mehr habe, es zu verdrängen, aber andererseits macht es mir Sorge und Angst. Jetzt gilt es, die guten und schlechten Tage auszuhalten. Habe sie gefragt, ob es wirklich um die 3 Jahre dauert mit der Trauer. In meinem Fall leider ja, da ich mich noch nicht von meiner Ma gelöst habe, keinen Partner oder Kinder habe. Sie war für mich halt immer die Nr. 1; ich für sie auch. Aber diese 2. Phase wird zum Glück nicht die ganzen Jahre, sondern eher die nächsten Monate dauern.
Heute morgen war ich noch STABIL, war im Fitness-Studio und habe mich etwas gequält. Danach war ich auf dem Friedhof und wurde rückfällig. Aber es geht schon wieder....komme aus dem Trauertal schon wieder raus. Keine Angst.

Yvonne, die Verwesungs-Seite, die du dir angeschaut hast, habe ich auch gegoogelt. Ist gut beschrieben und es reicht mir jetzt, mehr mag ich nicht wissen. Wenn ich am Grab meiner Ma stehe, dann sehe ich sie immer so vor mir wie in ihren letzten Tagen.

Die Menschen gehen sehr unterschiedlich mit der Trauer um. In unserer Welt ist der Tod eher verpönt und man möchte sich damit nicht zu sehr beschäftigen. Es ist ein unangenehmes Thema für viele. Vor 2 Jahren habe ich die Abteilung in unserer Firma gewechselt. In der vorherigen war ich 4 Jahre und dachte, dass ich dort Menschen (es gab nur Frauen und wir sind in einem Alter) kennen gelernt habe, die auch persönlich an mir und meiner Situation interessiert sind. Dem ist nicht so. Als meine Ma noch krank war und ich hab mich dort ab und an mal sehen lassen, da fragten sie schon. Aber einigen von denen haben mir noch nicht mal ihr Beileid ausgesprochen. Wir haben früher die Pausen miteinander verbracht und immer über allerlei Persönliches gesprochen...aber in denen hab ich mich wohl getäuscht. Inzwischen meide ich dieses Büro. Würde den Damen auch nichts mehr von meiner Lage erzählen, das geht die nichts mehr an. Wenn ich so drüber nachdenke, dann steigt Zorn in mir auf .

Sylvia, feierst du deinen Geburtstag und lädst Freunde ein? Gehst du an deinem Ehrentag arbeiten? Bin ein wenig neugierig .

So, meine Lieben. Das war ein halber Roman über den Stand der Dinge.
Ich freue mich nun auf eure Postings.

Seid ganz lieb gedrückt von mir

Gaby

[Gaby283]

Hallo Christa,

vielen Dank für deinen Buchtipp. Werde mir mit Sicherheit deine Empfehlung bei Gelegenheit anschauen. Nur bin ich im Moment noch nicht soweit. Deshalb habe ich die 2 von mir erwähnten Bücher von Moody/Jakoby bisher nicht gelesen.

Liebe Grüße
Gaby

[potschemu?]

Hallo!
Ich bin 21 Jahre alt und habe am 27.03. meinem Vater verloren. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Trauer ein solch starkes Gefühl sein würde. Ich kann an nichts anderes denken und mich schon gar nicht aufs lernen konzentrieren.
Weil ihr über die Trauerphasen geschrieben habt, habe ich auch nachgelesen. Ich befinde mich vermutlich zw. Phase 1 und 2. Gefühle des Verrückt werdens, und des "schlechten Traums" etc. hatte ich auch. Erstaunlich, wie ähnlich wir Menschen uns sind.
Nun will ich euch fragen, was ich machen soll. Auf der Uni habe ich eine Woche gefehlt, wo ich zuhause war um alles (...) zu regeln. Dann war ich wieder da, habe aber nie mitgelernt und nie mitgedacht. Dann hatte ich 2 Wochen beschissene Ferien. Morgen sind die Ferien aus. Ich habe immer noch nichts nachgeholt, obwohl ich sehr viel zu tun hätte! aber meine Gedanken kreisen immer nur um meinen Papi, ich kann fast an nichts anderes denken. Lernen habe ich noch nicht probiert, es erscheint mir unöglich!!!
Nächste Woche will ich mit einigen Profs sprechen und sie fragen, wie schlimm es ist, wenn ich das zu diesem Zeitpunkt nicht abgeben kann. Schlimmsten Falls würde ich wohl ein Semester verlieren.
Was soll ich tun? Soll ich mir Zeit geben? Auf die Uni scheißen und alles in Ruhe verarbeiten?
Oder soll ich mich zwingen und lernen? Und versuchen alles so gut wie möglich zu machen?
Bitte gebt mir einen Rat. Euch wird es ähnlich gehen. Ab wann konntet ihr wieder an was anderes denken und ab wann wieder lernen oder euch konzentrieren?
Julia

[iris1506]

hallo julia

ich habe meinen papa am 22.03.06 verloren, bin zwar 25 jahre älter als du, aber mir geht es auch besch.....
bei mir ist es nur anders, ich kann nicht trauern, stehe am grab und fühle nichts, obwohl ich meinen papa über alles geliebt habe.
habe das letzte mal bei der trauerfeier richtig geweint.
ich habe das alles noch nicht realisiert. mein papa war erst 68.
ich gehe meiner arbeit nach funktioniere, und habe jetzt meine alzheimerkranke mutter in meinem haushalt.
möchte im moment einfach nur weglaufen und alleine sein.

liebe grüße

iris

[potschemu?]

Liebe Iris,
bei mir ist es anders, ich könnte fast immer heulen. Auch jetzt. Weil ich eben vorher diese Trauphasen gelesen habe, bist du wahrscheinlich eindach noch in Phase eins. Du bist versteinert, kannst den Tod deines Vaters nicht realisieren.
Träumst du vom ihm? Ich habe 2x von ihm geträumt. In beiden Träumen war er auferstanden. Er hat wieder gelebt, war aber wieder krank. Am Ende bin ich zu dem Schluss gekommen, dass es wahrscheinlicher ist, dass ich verrückt geworden bin, als das mein Vater wirklich auferstanden ist. (im Traum)
Wie geht es dir, wenn du an ih denkst oder dir Fotos anschaust? Da könnte ich sofort wieder weinen. Oder wenn ich daran denke, was ich mit ihm noch machen wollte oder ihm sagen wollte...
Ich versuche im Moment mich immer abzulenke und viel mit Freunden zu unternehmen. Sprichst du über deinen Vater? Das hilft, Iris!
Liebe Grüße, Julia

[iris1506]

hallo julia

ich habe noch nicht von ihm geträumt. aber wir reden sehr viel über ihn, auch lachen wir über die scherze die er immer gemacht hat.
ich habe auch fotos von ihm, als er tot war. denn da lag er so friedlich da und lächelte. er sah viel entspannter und schöner aus, als in dem moment in dem er gestorben war.
diese fotos sind alles was mir geblieben ist. die schaue ich mir immer an, wenn ich vom friedhof komme. mein papa hatte feuerbestattung, das war sein wunsch.
ich denke immer an ihn, da geht es mir so wie dir. alles hier erinnert mich an ihn, da wir ein gemeinsames haus besitzen.
der garten, seine geliebten blumen, einfach alles.
das winken am fenster fehlt, alles ist so leer. nur weinen kann ich nicht.

liebe grüße

iris

[Loui]

Hallo an alle,

huch ist hier ein Mailverkehr *Grins*

@Christa: ganz lieben Dank für den Buchtipp, wenn die Zeit gekommen ist dass ich es lesen kann werde ich es mir kaufen.

@potschemu: du hast so früh deinen Papa verloren, mein herzliches Beileid. Ich habe mich eine Woche nach Papa´s Tod dazu gezwungen wieder arbeiten zu gehen, ich musste mich ablenken und die Arbeit hat mir dabei sehr geholfen. Setz dich nicht selber unter Druck, nimm dir eine Auszeit und mache das wozu du auch fähig bist.

@Iris:Trauer hat meiner Ansicht nach nichts mit weinen zu tun. Man kan auch ohne Tränen trauern. Dass du deine an Alzheimer erkrankte Mutter noch zu pflegen hast belastet deine Trauer um deinen Papa noch zusätzlich. Meine Omi hatte über fünf Jahre Alzheimer bevor sie starb und ich weiß welche Belastung es für alle war. Hast du keine Geschwister die dir deine Mutter ein wenig abnehmen könnten?

@Gaby: das mit den Kollegen erleb ich ähnlich, sie wollen es einfach nicht mehr hören , aber was interressiert mich was sie am Wochenende erlebt haben ??? hier prallen zwei unterschiedliche Welten aufeinander. Nicht zorning auf sie sein, sie verstehn uns einfach nicht weil sie es noch nicht erlebt haben. Sie kennen den Schmerz und die Trauer nicht und können nicht damit umgehen.

Ich werde morgen arbeiten, möchte keinen Geburtstag feiern, im Geschäft gibt es dann für die Kollegen Sekt und TK-Kuchen vom Aldi *brüll* ich bin ein Backwunder !!! Ich koch dir das leckerste Essen für zwanzig Personen aber ich hasse Kuchen backen und so habe ich beschlossen dass für meine "netten" Kollegen auch der vom besagten Einkaufsmarkt reicht. Das einzige was ich mir gönne ist ein schönes Abendessen mit meinem Mann. Ich weiß eh nicht wie es mir morgen geht da der Anruf von Papa ja leider ausfällt.

Konnte am Samstag Bilder von Papa anschauen ohne zu weinen, hatte ein lächeln auf den Lippen und hab verschiede Erlebnisse aus meiner Kindheit im Kopf revue passieren lassen. Was wir zusammen erlebt haben und wo er manchmal an mir fast verzweifelt ist weil es einfach nicht klappte wie er es wollte. Es war so ein Gefühl von Dankbarkeit für alles was er für mich getan hat und stolz sein dass er es für mich getan hat.

Ich wünsch euch noch ganz viel Sonne an diesem schönen Tag und knuddel euch, Sylvia

[Kiwi]

Ein herzliches Hallo nach Deutschland! (Germany: twelve points!)

Wow, da hat sich ja was getan - ich begrüsse auch die neuen Mitschreiberinnen hier und sende euch zuerst mein herzliches, aufrichtiges Mitgefühl. Auch ihr müsst einen schweren Verlust verkraften - wie es sich anfühlt und damit lebt, wissen wir hier wohl alle nur zu gut.

@Gaby: Ich finde es richtig gut, lässt du dich professionell beraten und betreuen - du bist ein Mensch mit Tiefgang, der sich auch traut, sich selber den Spiegel hinzuhalten und sich selber einzugestehen, ich komme nicht weiter, ich brauche Hilfe. Dazu gratuliere ich dir! Ich wünsche dir von Herzen, dass du einiges an Hilfe, aber auch an Erklärungen, an Aha-Erlebnissen über dich, deine Trauer, die Trauerarbeit etc. erfahren darfst! Die Erkenntnis, dass du als Singlefrau die Mama als Nr. 1 hattest und du deshalb besonders fest um sie trauerst, hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich verstehe gut, was damit gemeint ist, kann es aber so gar nicht auf mich ummünzen. Papa war als Kind meine Nr. 1. Und heute habe ich irgendwie gar keine Nr. 1. Diese Position teilen sich mehrere Menschen. Was ich aber instinktiv erahne, ist, dass wenn eines Tages meine Mama auch nicht mehr da ist, dass ich dann in ein wesentlich grösseres Loch fallen werde... (Ich habe sie sogar zu einem Totalcheck zum Arzt geschickt, dass wir beruhigt wissen, sie ist total gesund. Sie hat sogar eingewilligt und beim Termin abmachen der Praxisassistentin gesagt, ICH wolle das so... grins)

Noch wegen der Verwesungsseite. Gell Gaby, so habe ich es auch empfunden. Ich las es und es war gut so. Mehr Infos brauche ich auch nicht. Es reicht so und man ist ruhiger, weil man es nun irgendwie intellektuell begreifen kann, was da vor sich geht. Und gut iss'...

Und noch was: Ich hoffe, du hast keinen Ärger im Büro wg. häufigen Aufenthalt hier?! Ich muss halt auch leider sagen, dass dies die letzte Woche ist, wo ich so intensiv, lange und häufig schreiben kann. Nächste Woche beginnt ja mein neuer Job und da weht ein anderer Wind... Aber ich bleibe Euch schon erhalten, keine Angst, einfach wohl ein bisschen reduzierter...

@Sylvia: Ich hoffe, deine Viren sind an der Sonne geschmolzen und dir gehts wieder gut! Schon nur deswegen, weil Zwieback und Tee am Geburtstag so besonders schlecht schmeckt! Auch die Aldi-TK-Torte solltest du wenigstens kosten - nur schon aus Solidarität mit deinen Arbeitskollegen

Du schreibst, du dachtest am Samstag an Kindheitserlebnisse mit deinem Papa. Das kann ich so gut nachvollziehen. Ich halte mich seit Wochen dauernd in dieser Zeit auf - so vieles kommt mir in den Sinn. Es schmerzt. Sehr sogar. Aber es kommt auch ganz viel Dankbarkeit und Geborgenheitsgefühl in mir hoch. Er war einfach mein Held - und ich musste meinen Helden schon länger ziehen lassen, eben, wie ich schon berichtet hatte, sein Kopf liess bedenklich nach. Wir tauschten die Rollen: Ich wusste plötzlich mehr als er und "bemutterte" ihn fast ein bisschen. Er reklamierte auch des öfteren deswegen.

Mein Wochenende war sehr angenehm, auch wenn ich am Samstag von 10 bis 16 Uhr einkaufen war, und lauter Dinge, die nichts mit easy Shopping zu tun hatten. Okay, doch, Pflanzen für meinen Balkon. Ansonsten waren es schon länger nötige Besorgungen. Dafür hatte ich einen wirklich lustigen Abend. 7 Freunde und ich trafen uns zu einem spontanen Abend mit folgendem INhalt: LAsagne, Rotwein, übrig gebliebene Osterhasen und? ALTE VIDEOS! Wir haben uns gekugelt vor Lachen. So einen Abend kann ich also nur empfehlen... Hat richtig gut getan. Stellt Euch vor, als ich 22 Jahre jung war, war ich doch tatsächlich mal Kandidatin bei "der Preis ist heiss", ihr erinnert euch an diese Werbesendung? Ich sah das Video auch schon Jahre nicht mehr, wie jung, süss, unsicher und SCHLANK ich da bin! Zum Glück sah man diese Entwicklung auch bei den anderen. Es kriegten also alle ihr Fett weg...

Gestern dann war gemütlicher Grillnachmittag bei zum Glück herrlichem Sonnenschein angesagt, dazu nette Freunde, 2 entzückende, aufgeweckte Jungs, was will man mehr?!

Ich kann wirklich sagen, dass es mir gut geht. Ich verdränge aber auch nichts. Immer noch gehe ich fast täglich ans Grab, werde traurig und nachdenklich. Aber ich brauche das und drum mache ich es auch.

Meine Lieben, ich grüsse Euch mit einem prallgefüllten Sonnenschein-Paket und hoffe, Ihr seid eher im Hoch als im Tief

Herzlichst, Eure

[Kiwi]

Liebe Sylvia

Schon wieder haben wir ein Geburtstagskind unter uns!

Ich gratuliere dir ganz herzlich zu deinem Ehrentag, lass dich ein bisschen feiern, gönne dir aber auch ruhige Momente, wo du eine Träne vergiessen darfst, denn der 1. Geburtstag ohne deinen geliebten Papa ist sicherlich auch schwierig. Er guckt dir vom Himmel aus zu, wie du ein Stück Kuchen und hoffentlich auch ein Glas Prosecco geniesst und sendet dir hoffentlich ein paar wärmende Sonnenstrahlen als Zeichen, dass er bei dir ist!

Alles Liebe für dich und Gesundheit, Glück, Erfolg und viele Momente des Unbeschwertseins sowieso!

Herzlichst, Yvonne