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  #16  
Alt 21.02.2006, 18:10
sanne2 sanne2 ist offline
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Registriert seit: 17.08.2005
Beiträge: 1.088
Standard AW: Zeckenbiss Ursache meines Oberschenkelsarkoms

Hallo Mick,
doch Dein Posting hatte ich gelesen, dachte mir aber schon das noch mehr folgen wird! Ja, diese ganzen Untersuchungen haben wir natürlich auch mitmachen müssen, diese ewige Warterei auf Ergebnisse und vor allem diese Ängste. Aber da mussten hier im Forum leider alle durch!
Ob sich die Medizin in bezug auf Sarkome so sehr verändert hat, wage ich zu bezweifeln. Mein Mann bekam nach seiner Liposarkomoperation Chemo und Bestrahlung und nun laufen, wie bei Dir damals, die gängigen Nachsorgekontrollen.
Und wie Du ganz treffend geschrieben hast, das Warten auf Metastasen, zumindest seitens der Ärzte. Ich habe tatsächlich das Gefühl, das der Onkologe meines Mannes nur auf Metastasen wartet!
Ich finde es sehr nett von Dir das Du hier über Dich berichtest und uns damit zeigst, das man mit dieser Sch...Diagnose überleben kann. Unser Radiologe sagte gerade erst zu meinem Mann, diese Diagnose wäre vor 20 Jahren sein Todesurteil gewesen.
Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft und würde mich freuen, wenn Du hier weiter berichtest!
Herzliche Grüße!
Sanne
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  #17  
Alt 27.02.2006, 11:11
Mick1 Mick1 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.02.2006
Ort: Westpfalz
Beiträge: 27
Standard AW: Zeckenbiss Ursache meines Oberschenkelsarkoms

Liebe Sanne, liebe Nadja,

zuerst einmal möchte ich Dir, liebe Sanne, für Deine liebe Antwort danken.
Natürlich trennt sich niemand gerne von einem Bein, und ich habe vollstes
Verständnis dafür, wenn sich jemand für eine gliedmaßenerhaltende OP
entscheidet. Manchmal kommen auch mir Zweifel, ob ich das Risiko nicht
doch hätte eingehen sollen. Vor allem das Wissen, daß man schon mit 39
als beinamputierter Mann von Frauen bestenfalls Mitleid erwarten kann,
macht einem manchmal schon zu schaffen.
Ich beabsichtige auf jeden Fall, in Heidelberg Nachforschungen anzustellen,
was die erste Biopsie und das Staging/Grading meines Tumors betrifft.

Als Abschluss meiner Krankengeschichte muß ich noch berichten, wie man
als Beinamputierter zurecht kommt.
Der Chirurg hat wirklich hervorragende Arbeit gemacht.
Ich bekam zwar in den ersten zwei Wochen nach der OP schmerzlich zu
spüren, wie entnervend die berüchtigten Phantomschmerzen sein können,
aber dann war - gottseidank - ganz plötzlich Schluß damit.
Wenn es hochkommt, verspüre ich alle paar Wochen mal einen stechenden
Schmerz im OP-Bereich, bzw. im nicht mehr existenten Bein.
Manchmal viel unangenehmer ist ein Kitzeln im Bein, und man kann sich
nicht einmal kratzen.
Meine größte Furcht war eigentlich, daß ich einmal aus dem Bett auf-
stehen könnte, ohne daran zu denken, daß ich nur noch ein Bein habe.
Das ist aber niemals passiert.
Ich hatte natürlich auch Angst, auf die doch noch arg schmerzende
operierte Hüfte zu fallen.
Bin tatsächlich einige Wochen nach der OP mit dem Rollstuhl gestürzt
und genau auf die Hüfte gefallen, und war überrascht, daß ich so gut wie
nichts gespürt habe. Der OP-Bereich war gottseidank noch ganz taub.
Nach der Verlegung in die renommierte Rehaklinik Karlsbad-
Langensteinbach (wo auch Schäuble nach dem Attentat behandelt wurde)
bekam ich eine Prothese verpasst.
Irgendwie hat man als Amputierter die naive Vorstellung, daß man die
Prothese anzieht und losmarschiert, als sei nicht gewesen.
Nach den ersten Gehversuchen war ich dann echt deprimiert.
Man braucht einige Zeit, bis man die Prothese nicht mehr als Fremdkörper
empfindet, und es hat mehrere Monate gedauert, bis ich zuletzt in der
Anschlußheilbehandlung in Isny den Dreh raus hatte.
Die ersten Jahre habe ich nur eine Krücke/Gehhilfe + Prothese benutzt.
Nachdem man mir eine zweite, etwas unsicherere Prothese verpasst hatte,
bin ich auf das Gehen mit zwei Krücken + Prothese umgestiegen.
Das kräftigt beide Arme und Schultern gleichmäßig, entlastet das gesunde
Bein, und ich laufe mich in der Prothese nicht mehr wund.
Schwerere Stürze sind mir - mit nassen Krücken - meist nur in Gebäuden
passiert.
Schnee und Glatteis kann ich natürlich gar nicht brauchen.
Dann muß mich meine Frau zur Arbeit fahren, oder ich nehme ein Taxi.
Ohne meinem Bein nahetreten zu wollen, einen Arm würde ich im täglichen
Leben und bei der Arbeit mehr vermissen.
Bei Gefahr schnell weglaufen, ist natürlich nicht mehr möglich.
Wenn ich also am Strand sitze und einen Tsunami auf mich zukommen
sehe, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als in aller Ruhe noch
einen letzten Drink zu bestellen (Grins)
Zu hause flitze ich mit dem Rollstuhl durch die Wohnung und kann auch
kürzere Strecken känguruhmäßig auf einem Bein bewältigen.
(Ist vielleicht aus orthopädischer Sicht nicht so gut für die Gelenke).
Auf jeden Fall habe ich trotz der Behinderung mehrere größere Reisen
unternommen und jede Minute davon genossen: Ägypten, Brasilien, Chile
Argentinien und zur Verwandschaft meiner Frau in die USA.

Hier endet die Geschichte.

Liebe Grüße,

Mike
__________________
"Das Leben ist ein verdammt unfairer Sport!"
(Clemens Laar, Meines Vaters Pferde)

Bibliothekar; geb. 1950; Heimatstadt: Krefeld;
seit 1979 Westpfalz;
1989 Liposarkom im rechten Oberschenkel;
Amputation (Exartikulation);
seitdem ohne Befund;
Hobbys: Geschichte;
Heeres- u. Kriegsgeschichte,
speziell Großbritannien & Empire;
US Marine Corps;
Rugby
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