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  #1  
Alt 29.11.2017, 12:32
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo liebe ForumschreiberInnen,

ich bin neu hier, lese aber schon seit ein paar Wochen immer mal wieder mit.
Kommentiert habe ich auch schon. Jetzt möchte ich selber einmal schreiben.

Irgendwie ist es unsinnig, sich Meinungen einzuholen, dazu ist der Verlauf schon zu schwer, denke ich. Es ist schon zu spät, wahrscheinlich.

Was ich mir aber irgendwie erhoffe, Mut, Stütze oder was auch immer.

Meine Mutter hat seit knapp 3 Monaten die Diagnose Leberzirrhose Child C sowie Leberkrebs (2 Geschwulste), bedingt, sicher durch lebenslange Probleme mit den Leberwerten (wie ich es erst jetzt weiß) aber vor allem durch ihre Alkoholsucht.

Es sind im Grunde also gleich zwei schwerwiegende Krankheiten, die zu schaffen machen, wenn auch die eine die andere bedingt bzw. hervorgerufen hat.

Da meine Mutter nie zum Arzt wollte und wir sie nicht dazu überreden konnten, mussten wir den Zerfall über sehr viele Jahre ansehen.
Ich habe als Tochter (un dmein Papa ebenso) ansehen müssen, wie sie sich selbst zerstört. Hilfe habe ich ihr immer wieder angeboten, leider ohne jeden Erfolg.

Es gab mehrere Stürze in den letzten Jahren, die „repariert“ wurden. Die Frage, ob die verschiedenen Abteilungen in den Krankenhäusern nie gesehen haben, dass die Probleme eigentlich anders gelagert waren und nie die Werte genau angeschaut wurden, macht mich rasend.

Der letzte Sturz mit Wunde liegt über ein Jahr zurück und dort haben wir einen Neurologen (ich war mir sicher, dass meine Mutter Polyneuropathie hatte) auf die chirurg. Abteilung kommen lassen, der aber wohl kein Interese hatte.

Durch einen Zufall, (meine Mutter hatte vor kurzem viel Blut verloren), konnten wir sie dazu zwingen ins KH zu gehen. Diese Abteilung stellte dann schnell fest, dass sie nach der Behandlung und Bluttransfusionen, auf die Innere verlegt werden musste, da die Leberwerte katastrophal waren. Dort ging alles seinen Gang. Ab da sprach ich mit den Ärzten und mir als Tochter teilte man auch die niederschmetternde Diagnose mit. Seitdem trinkt sie zum ersten Mal nichts mehr (leider zu spät!)

Der Assistenzarzt teile mir dann jedoch mit, dass sei in der Tumorkonferenz entschieden haben, meine Mutter in einem anderen KH mit einer TACE zu behandeln. Dieses Angebot nahmen wir wahr und so bekam sie schnell 2 TACES innerhalb der letzten 2 Monate, die sie ganz gut vertrug.

Der Zustand besserte sich sogar kurzzeitig. Leider mussten wir letzte Woche erfahren, beim Kontrolltermin, dass sie zwar die Arterien fanden und dort das Chemotherapeutikum einbrachten, dieses aber auf unauffindbare Weise wieder ausgespühlt wurde (abfloss). So habe ich es jedenfalls verstanden.

Es gäbe leider keine Erfolgschance mehr (zu 99%). Sie stellten die Therapie ein und überliessen usn, einen Onkologen aufzusuchen. Dabei rieten sie jedoch noch vor der ersten TACE ab, eine reguläre Therapie (z.B. mit Nexavar) zu machen, wobei ich zustimmte, da der Zustand meiner Mutter nicht gut ist.

Sie schläft sehr viel und ist k.o. Essen tut sie auch nicht sehr viel. Ich habe das Gefühl, der Zustand hat sich seit ein paar Tagen verschlechtert.

Wir haben sie noch einmal zu einem kleinen Geburtstag zu Verwandten mitgeschleppt, wobei es ihr aber nicht gut ging und sie sehr stark gefroren hat. Sie friert übrigens immer. Das kommt wohl von der Blutarmut.

Wir haben nun mit dem Hausarzt beschlossen uns nochmal eine Zweitmeinung in einem anderen KH einzuholen. Ich frage mich allerdings, ob es Sinn macht.
Als Angehörige möchte man nichts unversucht lassen und doch weiss ich nicht, ob es nur Quälerei wäre.

Ich schreibe das so nüchtern runter, bin aber zutiefst traurig und weine viel.

Habt ihr denn Erfahrungen, Tipps, Worte für mich?

Ps. Falls jemand der Meinung ist, Alkoholiker haben es nicht anders verdient,
bitte spart euch den Kommentar.

LG Nicitzka
  #2  
Alt 29.11.2017, 16:45
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

hallo nicitzka,

es ist nicht einfach, menschen, die man mag, an die sucht zu verlieren.

ich habe nicht verstanden, was du im titel meinst mit "bereits im leberkoma(?)"?
ist deine mama schon im leberkoma?
dann ist eigentlich nichts mehr machbar.
sie würde hinüberschlafen.

falls sie es nicht ist:
für eine zweitmeinung reichen ja die befunde auf einer cd oder per email, um sie an ein qualifiziertes KH zu senden.
warum nicht, das kann euch helfen, die situation beurteilen zu können.

frieren kann auch vom schlechten gesamtzustand bzw. vom stadium her kommen,
da ja scheinbar kaum noch ressourcen im körper vorhanden sind.

euch viel kraft!
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
  #3  
Alt 29.11.2017, 19:20
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo Nicitzka,

ehrliche Meinung? Ich glaube auch, dass da nicht mehr viel zu machen ist. Die Leberzirrhose ist nun mal da. Und dazu noch der Krebs, eine häufige Folge. Natürlich könnt Ihr Euch eine zweite Meinung holen, aber ich habe so Zweifel, ob sich daraus was anderes ergibt.

Bitte überlegt Euch genau, was Ihr Eurer Mutter noch zumuten könnt und wollt. Weiß sie um den Ernst der Lage? Was will sie selber? Hat sie noch großen Kampfgeist? Wichtig ist, dass sie auf alle Fälle eine gute Therapie bekommt, die die Symptome lindert, also z.B. Schmerzen. Sie ist ja schon schwach, so dass sie eine Chemo wahrscheinlich schlecht verkraften und eventuell noch eher sterben würde als ohne.

Viele Grüße! Safra
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Geändert von gitti2002 (30.11.2017 um 02:01 Uhr) Grund: Nutzungsbedingungen!!
  #4  
Alt 29.11.2017, 19:45
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Vielen Dank für euere Antworten.

@vintage: sie ist sehr sehr müde und schläft viel. Im wachen Zustand ist sie relativ orientiert, aber hat große Gedächtnislücken usw. Ich dachte, ein Leberkoma hat mehrere Stadien. Und ja, sie isst noch etwas (wenig) und steht ab und zu auf. Leider tun ihr auch alle ihre Knochen weh.

Der Allgemeinzustand ist schlecht.
Durch die Tace war kurz eine echte Besserung da. Da die Medikamente aber irgendwie ausgespühlt werden (Ärzte wissen nicht wie genau), unterlässt man jetzt die weitere Behandlung.

Eine Zweitmeinung ist uns wichtig, auch dazu. Eine Chemo würde ich wahrscheinlich ablehnen.

Meine Mutter äußert sich dazu nicht. Sie vergisst entweder was sie hat oder verdrängt es. Sie nickt einfach. Auch wenn ich sie darauf anspreche, mit ihr versuche Dinge zu klären, möchte sie sich damit nicht beschäftigen.
Auch als die Ärzte ihr (sehr nett) ihre Diagnose ausgesprochen haben, hat si enur geschuat und das wars. Schnell wurde nur noch mit mir oder meinemn Papa kommuniziert.

Leider kann ich bei dem Termin nicht dabei sein, werde meinem Papa aber einen Fragenkatalog zusammen schreiben.

Ich möchte was tun und weiß nicht was. Ausser, dass ich einfach da bin.

Was mir besonders wichtig ist, dass in Erfahrung gebracht wird, was palliativ möglich ist. Schmerzlindernd, Allgemeinzustand bessernd, quasi. Also einfach unterstützend.

Leider habe ich im Abschlussbericht des KH lesen müssen, dass ein äußerst aggressiver Krebs (Metastase) in der Lunge gefunden wurde. Wurde uns bisher nicht kommuniziert, sowie Varizen in der Speiseröhre, wo es erst hiess, da wäre nichts.

Wer übernimmt denn diese palliativen Maßnahmen? Der Hausarzt?
Über wen läuft das?

Dank euch. Es ist einfach schrecklich.

LG
  #5  
Alt 29.11.2017, 19:53
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

ich würde mich nach einem platz auf einer palliativstation oder in einem hospiz umzusehen.
man wird als angehörige entlastet und hat zeit für die zwischenmenschlichen /emotionalen "Sachen", also das Abschiednehmen etc.

sie betüteln kann man ja trotzdem dort auch und darauf achten,
dass das Lebensende würdig verläuft. das "dasein", liebe n. , ist tatsächlich das, was du schon machst und was man tun kann aus liebe.
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lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
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ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
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Geändert von gitti2002 (30.11.2017 um 02:02 Uhr) Grund: NB
  #6  
Alt 29.11.2017, 22:13
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe Vintage,

mich würde interessieren, wie Palliativmedizin/Therapie Zuhause angewendet wird und wie ich jemand finde, der sie Zuhause versorgt.

Im Moment hat sie noch keine gravierenden Schmerzen. Das kann natürlich alles kommen und dann kann ein Hospiz die bessere Adresse sein, auch wenn wir uns glaube ich wünschen, dass sie Zuhause bleiben kann.

Wenn aber Schmerzen unerträglich würden, dann wäre ein Hospiz die bessere Adresse. Wir haben in unserem Umkreis allerdings nur Hospizgruppen, Hospize sind alle in 40 km Entfernung.

Ich hoffe so sehr, dass sie ihren letzten Weg nicht in einem KH beschreiten muss.

Wenn ich das schreibe, kommt es mir so vor, als schreibe ich über eine andere Person, nicht aber meine Mutter. Es ist so unglaublich. So surreal.

Insbesondere ich habe jahrelang gegen Windmühlen gekämpft. Ich habe ihr gesagt, was passiert, wenn sie weiter trinkt. Im streit und in in normalen Worten. Ich habe ihr immer wieder Hilfe angeboten, aber nichst half.

Un nun wird meine Mama daran sterben.
  #7  
Alt 30.11.2017, 10:24
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

zu deiner frage bzgl. palliativmedizin zu hause:
es gibt palliative ambulante pflegedienste,
die ebend die patientInnen zu hause versorgen mit schmerzmedikation etc.
egal ob zu hause, palliativstation oder hospiz: schmerzen müssen nicht sein.
das personal kennt sich da aus.

es gibt die allgemeine oder spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
bzw. auch ambulante hospizpflegedienste.
wird es auch in eurer gegend geben. also pflegedienste,
die auf die behandlung schwersterkrankter und/oder
sterbender menschen abgestimmt ist.
evtl. habt ihr ja auch schon eine pflegestufe beantragt?

den dienst schaltet die hausärztin oder das KH ein.
zur SAPV gehört auch wiederum eine ärztin/ein arzt.
google mal zu dem o.g. begriff.


40 km finde ich jetzt nicht viel.
man kann im hospiz mit übernachten und wird als angehörige/r
dort "mitversorgt", was verpflegung und - wenn gewünscht -
mentale begleitung betrifft.

wie alt ist deine mama?
du kannst nichts für ihre sucht. die verantwortung dafür liegt/bleibt bei ihr.
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  #8  
Alt 30.11.2017, 13:37
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe Vintage,

vielen Dank für Deine Info. Ja, zu dem Landkreis gehört auch ein SAPV. Dort werde ich mich erkundigen. Sollte ich das vorher tun, auch wenn noch keine Schmerzen da sind?

Meine Mutter will nicht weg von Zuhause. Abgesehen davon ist sie sehr dickköpfig und wenig einsichtig. Sonst hätte sie auch in ihrer langen Alkoholikerinnengeschichte sicher aufgehört und hätte sich helfen lassen.
Nach mir die Sintflut.

Die Wut, Enttäuschung darauf wird mich wahrscheinlich immer begleiten. Im Moment steht das nicht im Vordergrund, da es um das Hier und Jetzt geht.

Ich habe gerade CTs vom einen Krankenhaus ins andere gebracht.

Wir wollen auf gar keinen Fall, dass sie leidet und Schmerzen hat, das hat sie definitiv (trotz allem) nicht verdient. Das verdient niemand.

Ich bin oft traurig, dass ich nie ein klärendes Gespräch führen konnte. Ich habe es immer mal wieder versucht. Über Jahre hinweg. Sie möchte es nicht.

Ich habe sie gestern gefragt, ob sie denkt, sie sieht einige Menschen im Himmel wieder, z.B. ihre Mama und Papa. Daraufhin meinte sie, das wären unnötige Gedanken und mir signalisiert, dass sie sich damit nicht auseinandersetzen möchte.

Ich habe natürlich auch die Sorge, was das mit meinem Papa alles macht.
Meine Eltern sind knapp über siebzig, ich bin Ende 30.

LG

Ps. Der Med.Dienst kam vor 2 Wochen, nach langem Warten und bisher ist noch keine Einstufung erfolgt. Wir warten noch drauf. Notfalls rufe ich dort morgen mal an.
  #9  
Alt 30.11.2017, 14:04
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

liebe nicitzka,

ja, wenn absehbar ist, dass deine mutter nach hause kommen soll/wird,
den dienst auf alle fälle kontaktieren, weil die auch ihre dienste/ihr personal planen müssen etc.
dauert ja immer, bis alles läuft.
also beim leberkoma... dämmert man eher hinüber.
mein mann ist schön eingeschlafen, wenn man so will.
trotzdem hatte er auch eine schmerzpumpe.
die zeit als sehr naher mensch war intensiv und verändert eine/n.

deine mutter wird ihre gründe für die sucht haben.
das kann man jetzt tatsächlich nicht aufarbeiten.
aber du kannst ihr trotzdem alles sagen, was dich bewegt.
auch wenn sie schläft oder dämmert, sie hört es bestimmt.

wut, enttäuschung... ja, das glaube ich.
aber du lebst anders und bist anders!

meine mutter (77) ist auch ein "schwieriger fall".
trotzdem kann ich auch ihre stärke sehen, oder was sie geschafft hat,
sie also differenziert betrachten.
aber retten konnte ich nur mich selbst, nicht sie (auch noch).

ja, rufe mal bei dem medizin. dienst an.
es gibt ja auch pflegegeld.

viel kraft weiterhin und du schaffst das!
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Geändert von vintage (30.11.2017 um 14:07 Uhr)
  #10  
Alt 30.11.2017, 20:57
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Beiträge: 612
Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo Nictizka,

HCC und schwere Leberzirrhose sind eine Krankheit, die so gesehen nicht mehr therapierbar ist, wenn die TACE nicht geholfen hat. Das Nexavar ist auch sehr umstritten und ist schlicht ein echter Chemohammer...die eh schon sehr angegriffene Leber, hat damit also auch noch fertig zu werden.
Leberkoma wenn kommt, dann geht das schnell...man riecht ihn aber auch, denn die Giftstoffe werden nicht mehr gefiltert und es gibt den typischen Geruch nach Aceton.
Wenn die Leber fast ihren Dienst aufgibt, kommt auch das Wasser, der Patient hat also eine Bauchwassersucht und sieht aus, als wenn er mit Vierlingen schwanger wäre. Man sagt immer, wenn das Wasser kommt, gehts schnell bergab.
Man kann das auch daheim stemmen, wenn der Palliativdienst on Board ist und der Hausarzt auch bereit ist.
Der "Vorteil" eines Leberkomas ist, dass die Patienten ins Koma fallen und langsam aus dieser Welt gehen. Sie merken davon nichts, da die Giftstoffe auch das Gehirn vergiften.
Dass sie jetzt immer etwas durch den Wind ist, muss nicht zwingend von der Erkrankung kommen, das kann auch der Alkoholentzug sein, der ja früher oder später kommen muss.
Das Palliativteam wird alles tun, dass Deine Mama ganz sicher keine Schmerzen leidet, sie haben ja dann auch vom Hausarzt die Mittel wie Morphin, das sie verabreichen können, wenn es benötigt wird.
Nimmt die restliche Zeit dafür her, diese mit der Mutter zu verbringen....warum und wieso sie zur Alkoholikerin wurde, ist jetzt eigentlich kein Thema mehr. Das muss man jetzt nicht mehr mit ihr klären.
Ich wünsche Euch für die kommende Zeit viel Kraft und alles Gute
LG
Mel
  #11  
Alt 30.11.2017, 22:09
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Ihr Lieben,

danke für eure Antworten.

Meine Mutter hatte schon mehrmals Bauchwasser, das war aber bereits vor der Diagnose. Keiner hatte das aber festgestellt.

Das ging dann immer wieder zurück. Genauso wie Wasser in den Beinen/Füssen.

Die Leberzirrhose war erst auch C, jetzt auf B.
Wahrscheinlich ist der Verlauf doch nicht immer genau gleich.

Ja, es bringt nichts mehr über den Alkoholismus zu sprechen. Das ist zumindest für meine Mutter vorbei. Leider hat ein Gespräch darüber auch in den letzten 15 Jahren nie stattgefunden. Ich habe es immer wieder probiert. Meine mutter wollte nicht und hat geleugnet. Vor allem die letzten (schlimmen) Jahre.

Der körperliche Entzug ist durch. Und das nur, weil sie zu schwach war, sich im August Alkohol zu besorgen. Sie hatte Blutungen und aß nichts mehr. Bis sie dann ins KH kam und dann die Diagnose zum ersten mal auf dem Tisch lag.
Ab da gab es nix mehr zu trinken. Und für sie keine Möglichkeit mehr aufzubegehren. Die Verwirrtheit (demente Züge) nennt sich hepathische Enzepalopathie. Aber du scheinst Dich auszukennen, damit?
Vielleicht ist es auch Korsakow.

Es ist so traurig für mich. Meine Mutter hatte Hobbies, ein schönes Leben, war wohl ziemlich witzig und kreativ, hatte Freunde, bis sie irgendwann beschloss langsam dem Leben zu entgleiten.

Ihr Enkelkind (mein Kind) gab ihr anfangs nochmal etwas Aufwind, aber leider nur sehr kurz. Das ist auch schon einige Jahre her.
  #12  
Alt 01.12.2017, 09:49
Clea Clea ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe Nicitzka,
das ist wirklich hart, was du schreibst, und das ist es für euch schön lange.
Auch für deinen Vater. Wie verkraftet er denn das alles?
Habe ich das richtig verstanden, deine Mutter ist momentan im Krankenhaus?
Dann kann der soziale Dienste vielleicht nochmals die Einstufung veranlassen.
Aus dem KH heraus muss der MDK nämlich innerhalb einer Woche tätig werden.
Und so, wie sich das anhört, stehen die Chancen gut, dass er das einzig nach Aktenlage tut.
Der Palliativdienst kann bis zu fünfmal pro Tag ins Haus kommen.
Zweimal zur Grundpflege und bis dreimal, um Schmerzen etc abzufangen.
Das gibt euch die Sicherheit, dass immer Mal jemand kommt.
Im Notfall ist auch immer jemand ansprechbar, Tags und nachts.
Wenn ihr das Zuhause stemmen wollt und könnt, ist das oft möglich.
Ihr müsst euch nur im Klaren sein... Wenn jemand Zuhause stirbt, ist das Zuhause nicht mehr dasselbe. Dann sind da Erinnerungen, die viel schlimmer sind als ohnehin schon. Besonders für den, der dort zurück bleibt, also deinen Vater.
Überlegt euch das. Dein Vater muss wissen, worauf er sich einlässt.
Und wenn der Moment kommt, muss er ihn zulassen. Meiner hat sich dagegen entschieden. Pflegebett, Rollstuhl und der ganze Kram war schon da...
Ich habe seinerzeit meiner Mutti ein Ende aufgrund ihrer Raucherei vorhergesagt.
Und genauso ist es gekommen. Auch ich habe gedacht, ich hätte sie retten können, ja, retten müssen, aber so ist es nicht. Mittlerweile ist es bei mir eher das Unverständnis, dass sie uns damit so weh getan hat. Das hätte sie und nur sie für uns verhindern können. Hat sie aber nicht. Damit muss ich jetzt leben. Am Ende war es aber tatsächlich egal.
  #13  
Alt 01.12.2017, 11:16
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo liebe Clea,

nein, meine Mama ist zuhause. Sie war Im Sept im KH, weil sie Blutungen (gynäk.) hatte. Die Wochen zuvor hatte sie nichts gegessen. Wir waren im Urlaub und als ich heimkam, sagte mir mein Papa, dass meine Mutter abgemagert sei.
Ich habe ihm dann die Pistole auf dei Brust gesetzt, sofort einen Krankenwagen zu bestellen. Auf der Gyn.station haben sie schnell reagiert, die Blutungen gestoppt, Bluttransfusionen gegeben und erkannt, dass etwas mit der Leber nicht stimmt.

Dann kam sie auf die Innere und da waren wir mit der Diagnose konfrontiert. Die Zirrhose habe ich ihr lange vorausgesagt. Dass sie dann auch Krebs hatte, damit hatte ich nicht gerechnet.

Dort habe ich den Sozialen Dienst kontaktiert im KH, die haben alles in die Wege geleitet, wegen Hilfsmittel und MDK. Der MDK kam aber erst 7 Wochen später!

Nun war er da und es tut sich nichts! Wir warten wieder seit 2 Wochen.

Meine Mutter hatte zwei TACEs, die stationär waren. Danach kam sie wieder nach Hause.

Ich frage mich echt! Sie hatte so viele Brüche (beide Schultern, Zunge aufgebissen ...) immer im KH und niemand der Leute hat sich scheinbar die Leberwerte angeschaut.

Sie wurde wohl einmal gefragt, ob sie trinkt, darauf sagte sie nein, und dann war es gegessen. Naja. Das ist alles müßig und zu spät.

Für meinen Papa (den ich über alles liebe!), tja, für ihn war/ist das auch sehr hart, ich glaube, er hat irgendwie noch Hoffnung. Ich möchte mit ihm reden, was wir machen, damit wir schon einiges vorbereiten, doch er meint, er setzt einen Schritt vor den anderen. Das kann ich natürlich verstehen. Daher übernehme ich die ganze Arbeit was solche Dinge angeht.

Ich habe sogar einen Termin bei einer Bestatterin ausgemacht. Ich möchte da einfach die richtige Wahl treffen.

Ja, das werde ich auch versuchen anzusprechen, wegen dem Zuhause sterben.
Ich denke, es wäre meiner Mama ihr Wunsch zuhause gehen zu können.

Aber wäre auch einem Hospiz gegenüber bin ich offen. Ich werde das auf jedenfall ansprechen. Meine Mutter denkt, sie könne nächste Woche wieder besser laufen usw. Ich frage mich, ob es verdrängen ist oder ob der Kopf einfach schon so geschädigt ist. Dabei liegt sie fast den ganzen Tag.

Clea, ich würde gerne mehr Wut empfinden darüber, was uns meine Mutter so viele Jahre angetan hat. Ich hatte immer große Angst um sie. Ständige Brüche. Ich hatte Angst, dass sie fällt und niemand ist gerade da.

Sie hat meinem Papa teilweise das Leben zur Hölle gemacht. Sie war einfach nicht mehr der Mensch, der sie einmal war, auch wenn sie schon immer sehr schwierig war.

Und bei mir ist da immer wieder nur Leid. Dass es mir so unendlich leid tut, für sie. Dabei hat sie damit uns „kaputt“ gemacht.

Ich sehe in ihr einfach ein verletztes Kind, das nicht geschafft hat, mit ihrem Trauma (Mama von ihr hat sich suizidiert und meien Mutter hat sie damals mit 18 J gefunden!) zu arbeiten/sich helfen zu lassen.

Das ist aber alles meine Mutmaßung. Gesprochen haben wir darüber nie ausführlich. Ich habe meien Mutter immer wieder auf ihre Mama angesprochen, doch sie hat darüber nie wirklich sprechen wollen.

Das ist nämlich meine Mutter: verdrängen. Und jetzt glaube ich, ist es leider nicht mehr möglich, meine so lange gewünschte Aussprache.

Apropos Aussprache: ich habe seit ich 20 war, in Abständen von Jahren versucht, mit ihr Dinge zu klären. Das wurde immer abgeschmettert.

Natürlich habe ich oft auch mit ihr gestritten wegen dem Scheiss Alk. Dann wurde sie sauer und hat mich rausgeschmissen. Dann bin ich gegangen.
Die letzten zwei Jahre liefen hauptsächlich so ab, dass ich meinen Papa besuchte, zu meiner Mutter kurz in ihr Zimmer reinsah, hallo sagte und das wars.
Sie liegt seit 2-3 Jahren hauptsächlich auf dem Sofa.
Ich habe dann beschlossen, Abstand zu gewinnen, damit ich leben konnte.

Ich konnte sie nicht retten. Mit allen Kräften der Welt nicht. Und dennoch kommen manchmal Schuldgefühle. Warum ich es nicht geschafft habe, ob ich keine gute Tochter war, weil ich oft ausgeflippt bin.

Auch wenn ich ihr im Guten sagte, ob sie nicht Hilfe annehmen möchte, dann hiess es, ich sei die Gestörte, nicht sie ...

Mitte 20 hat ein damaliger Kumpel mir den Kontakt seiner Mama gegebenund Bücher für meine Mama. Die Mutter war selber Ex-Alki und half damals anderen Betroffenen. Ich bot meiner Mutter an, mit ihr zu ihr zu fahren oder wenigstens mit ihr zu telefonieren – nix.

Ach, da ist so viel gewesen ...

Ja, und irgendwann hab ich es aufgegeben. Erst letztes Jahr waren wir bei einem Suchtberater (habe meinen Papa mitgeschleppt). Ich wusste, dass es zu spät war. Es war mehr der Versuch meine Last abzuwerfen. Denn auch meinem Papa gegenüber habe ich immer wieder die Härte der Lage geäussert. Ich wollte, dass er sich wenigstens Hilfe sucht, aber auch das wollte er nicht. Tja, die Generation der Nachkriegskinder, sage ich da ...

Der Suchtberater hat meinem Papa den Kopf gewaschen und ich hatte zumindest da zum ersten Mal das Gefühl, dass ich befreit war von dem Drang, meinem Papa ständig sagen zu müssen, was passieren wird, wenn es so weiter geht.

Auch er hätte nichts mehr ändern können. Ich wollte aber mich als Tochter befreien ...

Lange Geschichte. LG
  #14  
Alt 01.12.2017, 11:37
Safra Safra ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Hallo, liebe Nicitzka,

man merkt, wie sehr Dir doch das ganze Thema Alkohol zu schaffen macht. Aber Vorwürfe musst Du Dir nicht machen. Ich glaube, die meisten , die damit zu tun haben, bekommen nicht die Kurve, selbst nach einem Entzug werden die meisten wieder rückfällig. Ich kenne es von meinem Schwager bei Thema Rauchen, er hat uns dann belogen. Er bezeichnete Alkohol und Rauchen als seine Lebensqualität, da kam man nicht ran. Bei Deiner Mutter war es wohl so eine Art Trauma und viel Verdrängung. Wenn der Patient selber nicht will, hast Du keine Chance. Es ist schon traurig, wenn man überlegt, was für ein Leben so ein Mensch hätte führen können und wie viele Familien darunter leiden. Bewundernswert ist Dein Vater, der es trotzdem mit ihr ausgehalten hat (ich könnte das nicht).

Ja, sei traurig, aber mach Dir keine Vorwürfe. Ich denke, Ihr habt alles getan, was möglich war.

Liebe Grüße! Safra
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  #15  
Alt 01.12.2017, 17:23
Jaya Jaya ist offline
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Standard AW: Mama bereits im Leberkoma(?) - Erfahrungen, was tun

Liebe nicitzka,

du darfst dir keine Vorwürfe machen wegen der Alkoholsucht deiner Mutter.

Mein Bruder war auch Alkoholiker und ich weiß was du und dein Vater die letzten Jahre durchgemacht habt.

Aber... solange ein Suchtkranker selbst nicht erkennt dass er süchtig ist und er etwas ändern muss passiert gar nichts.
Da können Angehörige und Freund sich noch so bemühen, man kann nichts erreichen.

Mein Bruder musste auch erst ganz unten ankommen - dann hat es bei ihm "klick" gemacht und er hat sich aus dem Sumpf gezogen.

Suchtkranke hören nicht auf andere... wenn man sagt der Baum hat grüne Blätter dann behaupten sie nein die Blätter sind rot.

Mach dir also deshalb keine Vorwürfe - du konntest nichts machen.

Versuche jetzt für deine Mutter und deinen Vater da zu sein.
Aber vergess dabei dich selbst nicht, schau dass du auch hin und wieder raus kommst aus der Situation.

Das was du gerade erlebst habe ich hinter mir (meine Schwester ist an Speiseröhrenkrebs gestorben) und es kostet verdammt viel Kraft.

Versuche hin und wieder Kraft zu tanken indem du etwas positives für dich machst. Ich weiß das hört sich so einfach an... aber mir hat es zum Beispiel geholfen wenn ich mit dem Hund raus in die Natur bin, dort konnte ich ein bisschen abschalten.

Pass auf dich auf!!

Lieben Gruß
Jaya

Geändert von Jaya (01.12.2017 um 17:25 Uhr) Grund: Schreibfehler
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