Ich kann es nicht begreifen

[Conny2712]

Am Donnerstag morgen ist mein lieber papa nur 11 monate nach dem tode meines
liebsten für immer eingeschlafen. Zwar nicht an Krebs sondern an Herzversagen.
Meine Mama und ich sind nun ganz allein. Meine Kinder sind zwar da, aber richtig trösten kann es einen nicht. Man steht irgendwie neben sich und regelt alles mechanisch. Warum mußte
ich ihn jetzt auch noch verlieren. es ist so gemein. Wir haben immer alle in einer Familie in einem haus gelebt. Meine Mama begreift es nicht. sie sagt immer, warum hast du mich nicht mitgenommen. 63 jahre haben wir alles gemeinsam gemacht. bis zur beerdigung fahren wir jetzt jeden tag zu ihm. sie möchte es so. manchmal kann das leben richtig gemein sein

[Ute08]

Ich möchte dir mein herzliches Beileid aussprechen. Ob Krebs oder was anderes ist egal und ändert an der Tiefe der Trauer nichts.
Lass dich mal in den Arm nehmen und knuddeln
Ein lieber Gruß
Ute

[Giaccomo]

Auch spreche dir zum Tode deines Vaters mein Beileid aus.

Begreifen kann man den Tod eines Angehörigen oder eines guten Bekannten eigentlich nie. Aber vielleicht hilft es dir in deiner Trauer zu wissen, dass andere Menschen, denen ebenfalls der Tod einen geliebten Menschen entrissen hat, mit dir fühlen und im Geiste an deiner Seite stehen, bei dir sind.

Liebe Grüße
Giaccomo

[HelmutL]

Mein tiefes Mitgefühl für dich und deine Mutter!

So ist das Leben. Wir können es nicht aufhalten. Ich wohne in einem grossen Haus. Bis vor ein paar Jahren tobte hier der Bär. Von oben bis unten war es bewohnt und vorallem belebt. Stück für Stück ist es abgebrochen, dieses Leben. Vor 5 Jahren verstarb mein Schwiegervater, vor 3 jahren meine Frau, Anfang Januar mussten wir meine Schwiegermutter ins Heim bringen und demnächst wird meine Tochter ausziehen, ist bereits jetzt meist woanders.

Meine beiden Katzen und ich sind das Einzige was übrig blieb von diesem prallen Leben. Leben jetzt? Nur noch zu Besuch! Ansonsten nix als Echo!

Jedoch, ich schaffe das! Ich will es schaffen! Dieses Haus wird wieder voller Leben sein!


Alles Liebe

Helmut

[Conny2712]

Vielen Dank ihr lieben für die tröstenden Worte. Auch wir haben ein großes Haus. Die Kinder wurden erwachsen und sind ausgezogen. Da waren wir nur noch vier, mein Papa, meine Mama, mein Mann und ich. Seit letztem Jahr noch drei. Jetzt bin ich wenn alles vorbei ist mit meiner Mama allein. Leider geht es ihr auch nicht gut. Ich weiß nicht wie lange sie über den Tod meines Papas hinweg kommen wird. Sie ist auch herzkrank wie man Papa. Dann bin ich ganz alleine in diesem großen Haus. Mein Papa wollte nicht mehr ins Krankenhaus und
keinen Doktor. Die verlängern es nur. Er sagte ich will beim Frank sein und mit ihm ins Möhnetal gucken. Warum holt er mich nicht endlich ab. Am Mittwoch abend ist er aus dem Bett gefallen. Er konnte sich nicht mehr aufrichten. Meine Mama und ich haben ihn dann
ins bett gehoben. Er lag in der Mitte, ich rechts und Mama links von ihm. Es war ein schwerer kampf. Er sagte nun lasst mich doch endlich los. Die ganze Nacht haben wir seine Hände gehalten. Um 5 Uhr sind wir alle drei eingeschlafen. Er ist nicht mehr aufgewacht und starb mittags um 12 Uhr. Aber wir haben ihm seinen Wunsch erfüllt, obwohl es schwer war.
Am Mittwoch ist die Trauerfeier. Es wird ein schwerer Gang werden. Traurige Grüße

[Ute08]

Liebe Conny,
ich möchte dich mal herzlich in den Arm nehmen und frage mich, wie viel kann ein Mensch eigentlich ertragen? Muss doch auch mal gut sein.
Von Herzen viel Kraft für die kommenden Tage
Ute

[Conny2712]

Jetzt ist meine Mama auch im Krankenhaus und es geht ihr sehr schlecht. Sie hat Probleme mit der Herzklappe. Morgen werden wir die Urne von meinem Papa beisetzen. Da hat sie Urlaub bekommen. Sie wollten sie noch an der Herzklappe operieren, aber das hat sie abgelehnt. ich kann es verstehen. diese OP ist mit 83 ein großes Risiko. Sie ist mir letzte Woche, vor der Trauerfeier für meinen Vater zusammengebrochen und hat kollabiert. Sie sagte ich viel zu ihm gehen, wir haben 63 Jahre alles miteinander geteilt. Mit dem Notarzt haben wir sie ins Krankenhaus gebracht. Jetzt ist sie einiger maßen stabil. Sie will aber nicht mehr wirklich leben ohne meinen Vater. Nachdem ich meinen Mann vor 11 Monaten an Krebs verloren habe, weiß ich wirklich nicht mehr wie ich mit alle dem klarkommen soll. Meinen Papa haben wir begleitet und er ist zu Hause gestorben, wie er es wollte. Nachdem ich nicht bei meinem mann sein konnte, als er starb, hat mir das endlich mal das Gefühl vermittelt etwas richtig gemacht zu haben. Einen Sterbeprozess zu durchleben ist nicht einfach. Es war eine lange Nacht. Aber wir haben es ausgehalten, ihm die Hand gehalten und begleitet bis zum Ende. So wie es sein Wunsch war. Ich weiß nicht wie ich mich bei meiner Mama verhalten soll, wenn sie nächste Woche nach hause kommt. Auch sie will nicht mehr wirklich. Ich weiß nicht, wie ich das alles noch aushalten soll. Aber man muß die Wünsche respektieren und irgendwo werde ich lernen müssen, weiter zu machen.

[Artemis]

Liebe Conny,
es tut mir sehr leid was du inmiment alles ertragen mußt.
Trösten kann ich dich leider nicht auch nicht auf muntern.

Aber mal lieb in den Arm nehmen kann ich dich

Liebe Grüße Artemis

[Conny2712]

Liebe Artemis,
viele Dank für deine Umarmung und die lieben Grüße. Ja ich weiß manchmal nicht mehr
was ich machen soll. Seit heute habe ich meine Mama wieder zuhause. Wir müssen mal sehen, wie und ob es weitergeht. Sie waren 63 Jahre verheiratet. Es ist schwer, wenn man innerhalb eines Jahres seine Liebsten verliert. Wie es mit meiner Mutter weitergeht weiß ich auch noch nicht. Es ist einfach ein bißchen viel. Die Beerdigung und die Trauerfeier sind jetzt vorbei. Jetzt muß man versuchen, irgendwo wieder einen Anfang zu finden. Das ist leider nicht so einfach.
Man fühlt sich müde und hat zu nichts lust. Das Leben wird wahrscheinlich irgendwann weitergehen. Ich danke dir auf jeden Fall für deine lieben Worte. Conny

[Conny2712]

Ja, jetzt hat meine Mama Morphiumplaster bekommen und leidet unter Hallizuationen.
Heute nacht ist sie aus dem Bett gefallen. Gott sei Dank hat sie sich nichts gebrochen. Die Pflaster habe ich jetzt abgesetzt, weil sie war nicht mehr sie selbst. Es ist ganz furchtbar. Ich weiß nicht mehr was ich mir wünschen soll und wie lange man das durchhält. Erst mein Mann , dann mein Vater, jetzt meine Mutter und das alles in einem Jahr. Man möchte gerne wieder leber, aber ich weiß nicht wie. Mein Psychologe sagt, sie müssen auch an sich denken, aber kann mir einer verraten, wie das gehen soll. Wir haben seit 40 Jahren zusammen gelebt und man kann sich nicht einfach aus der Verantwortung stehlen, also stellt man sich hinten an. Wie das noch weiter geht weiß ich auch wirklich nicht. Ich fühle mich ziemlich am Ende meiner Kräfte. Man hat das Gefühl, man funktioniert einfach irgendwie noch. Ich weiß nicht, wie es weitergeht, kann nicht abschließen und auch nicht neu anfangen. Weiß jemand da einen Rat? Ich finde es gut, mich hier austauschen zu können, bin im Moment aber ziemlich am Ende meiner Kräfte. Weiß auch nicht was ich noch tun kann, müssen die nächsten Wochen ergeben. Eure Antworten sind alle so lieb. Aber manchmal kann das Leben verdammt hart sein. Lg Conny

[Conny2712]

Jetzt geht es wieder ein bißchen besser. Meine Mama versucht zumindesten wieder zu laufen. Ich finde das alles nicht fair. Warum muß man alles auf einmal durchmachen. Man kann einfach nicht durchatmen und weiter machen. Die Krebserkrankung meines Mannes war sehr schlimm. Habe mir selbst das Essen angewöhnt und 10 Kilo abgenommen. Warum muß ich meine Eltern jetzt auch noch verlieren. Zwar nicht an Krebs aber an anderen Alterserkrankungen. Mein Papa ist jetzt auch schon 2 Monate tod. Meine Mama ein Pflegefall. Was muß man doch noch alles aushalten? es muß doch auch mal genug sein. Man kann keine neues Leben beginnen. Es ist so schwer, aber man muß es einfach aushalten. Ich bin so müde und kann nicht mehr, wäre auch gerne nicht mehr da. In dem Land, wo es keine Schmerzen mehr gib. Man quält sich jeden Morgen aus dem Bett, eigentlich möchte man gar nicht mehr aufstehen. Vielleicht geht es ja einem von euch auch so.

[Conny2712]

Jetzt gibt es einen weiteren Stern am Himmel. Meine Mama ist auf den Tag genau 14 Monate nach meinem Mann gestorben. Ich war so voller Hoffnung, nach dem Tod von Papa ging es ihr schlecht. Dann hat sie sich doch wieder aufgerafft. Die beiden sind zwar nicht an Krebs gestorben, wie mein Mann. Aber das macht es nicht besser. Ich habe meine gesamte Familie, natürlich nicht die Kinder, aber alle die wir zusammengelebt haben seit 40 Jahren, innerhalb von 14 Monaten verloren. Am Freitag ist die Urnenbeisetzung meiner Mama. Sie ist am Sonntagabend ganz plötzlich gestorben. Sie bekam Erstickungsanfälle und der Notarzt konnte auch nichts mehr tun. Die ganze Nacht habe ich dann an ihrem Bett gesessen. Ich habe sie gefragt, warum hast du mich jetzt auch alleine gelassen. Jetzt bin ich ganz alleine. Ich weiß zwar, es wird irgendwie weitergehen und sie ist jetzt da, wo sie immer hinwollte, in das land, wo es keine schmerzen mehr gibt. Ich hoffe, Sie ist gut bei Papa und meinem Mann angekommen. Aber einfacher macht es das alles nicht. Ich muß jetzt den gesamten Haushalt auflösen und alles birgt viele viele erinnerungen. Warum mußte es so kommen? Aber trösten du mich das im Moment nicht wirklich. Für mich steht die Zeit still. Ich weiß nicht wie es weitergehen soll und was ich anfange. Warum mußte sie jetzt auch noch sterben? Es ist im Moment alles ein bißchen viel und ich frage mich nur noch warum mußte das alles so kommen?

[Norma]

Die Frage nach dem "warum" sollte man sich gar nicht erst stellen, denn es gibt keine Antwort darauf.

Liebe Conny,
manchmal ist es gut, wenn man darüber nachdenkt, was die Verstorbenen zu dir sagen würden.
Was würden sie dir sagen, wenn du so verzweifelt bist?

Ich habe innerhalb von 6 Jahren (hört sich viel an, sind es aber nicht) ALLE Verwandten verloren. Den letzten im Januar 2010, gerade 40 Jahre alt... an Bauchspeicheldrüsenkrebs.
11 Wochen Quälerei ohne Chance auf Besserung... oder gar Heilung.

Mein Mann und ich sind übrig geblieben; wir haben liebevolle erwachsene Kinder, die uns zur Seite stehen und den Schmerz verstehen... und doch wissen sie, dass auch wir gehen werden.
Dann sind sie die letzten übrig gebliebenen... endgültig.
Wir arbeiten daran, dass sie danach nicht allzu sehr in Trauer versinken sollen; sie haben ihr Leben noch vor sich und sollen es genießen.

Irgendwie, liebe Conny, irgendwie fängt jeder Tag morgens an und hört abends wieder auf. Dazwischen funktioniert man... weil man funktionieren muss.

Ich wünsche dir trotz aller Trauer lebbare Pfingsttage und dass du die Kraft finden mögest, von nun an alleine deinen Lebensweg weiter zu gehen.

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann

[IreenS]

Hallo Conny,

meine aufrichtige Anteilnahme.

Man kann nie tiefer fallen,
als in Gottes Hand.

Nimm dir Zeit,
viel Zeit

- für die Trauer
- für die Bewältigung alles Notwendigen
- und vor allem auch für dich
- lass dir Zeit, wenn du nicht von irgendwelchen dringend notwendigen
Erledigungen dazu genötigt bist.

Und die Frage nach dem "warum"
- da hat Norma recht: sie wird nie beantwortet werden,
schon gar nicht zu unserer Zufriedenheit.
Das "warum" hab ich auch ausgeklammert,
es ist eben so gekommen - kismet.

Ich wünsche dir und deinen Kindern einen guten Weg
mit besonders guten Freunden an der Seite in diesen schwierigen Tagen.

Liebe Grüße
Ireen

[Conny2712]

Liebe Ireen, liebe Norma,
vielen Dank für eure lieben Worte. Auch 6 Jahre sind keine lange Zeit und die Diagnose Krebs ist immer ein Hammer. Mein Mann war ein Kämpfer, hat es leider nicht geschafft. Ich muß versuchen, diese Woche noch zu überstehen. Man fühlt sich irgendwie wie gelähmt, man
weiß zwar, dass es weitergeht, aber in solchen Momenten steht die Zeit wirklich still. Wie sagt, wir waren ein Großfamilie und haben fast 40 Jahre in einem Haus gelebt. Meine Mama hat sich auch sehr um meine Kinder gekümmert, so dass ich arbeiten konnte. Die Kinder wohnen weit weg und haben auch ihr Recht auf ein eigenes Leben. So haben wir das immer gesehen. Jetzt bin ich ganz allein in dem großen Haus und stelle mir die Fragen nach dem Sinn. Man hatte soviel Pläne, auch für die Zeit nach dem Arbeitsleben. Ich habe das Gefühl im Moment, man steht vor dem Nichts. Warum und wofür. Das Leben ist einfach auseinander gebrochen, innerhalb von 14 Monaten. Wie ein Neubeginn aussehen wird, weiß mich noch nicht. Im Moment gibt es viel zu regeln. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, einfach so weiter zu machen. Man braucht wahrscheinlich viel viel Zeit.
Auch du liebe Norma und dein Mann haben mit dieser Krankheit gekämpft. Ich freue mich immer, wenn auch Leute diese Krankheit länger überleben und es gibt Hoffnung, dass sie vielleicht doch in den Griff zu bekommen ist. Jeder Mensch ist halt anders. Mein Nachbar, der auch an Darmkrebs erkrankt war, vor drei Jahren, hilft mir im Moment sehr. Die meisten Menschen denken halt über so etwas nicht nach, erst wenn man betroffen ist hört man, wie viele Menschen, auch in der Umgebung es trifft. Man hofft immer bis zu letzt. Ich wünsche dir und deinem Mann auch viel Kraft und das die Krankheit nicht wieder kommt. Viele traurige Grüße Conny