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  #1  
Alt 08.02.2005, 00:44
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Beiträge: n/a
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Liebe Mitleser,

ich habe schon in einem anderen Thread die Frage gestellt, frage aber noch mal ganz offiziell: Hat irgendwer von Euch Erfahrungen mit Selbsthilfe- oder Trauergruppen gemacht, die z.B. von Hospizen oder Palliativstationen angeboten werden?

Habt Ihr Euch dort gut aufgehoben gefühlt? Verstanden? Menschen getroffen? Hat es Euch insgesamt etwas gebracht?

Ich überlege seit längerem, solch eine Anlaufstelle aufzusuchen, kann mich aber bislang nicht überwinden. Daher würde ich gerne von Erfahrungen anderer lesen.

Vielen Dank und herzliche Grüße,

jabka
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  #2  
Alt 08.02.2005, 09:07
Benutzerbild von Peter
Peter Peter ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 08.04.2002
Ort: 54587 Birgel
Beiträge: 593
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Hallo jabka,

also direkt mit Trauerselbsthilfegruppen habe ich keine Erfahrung, die die ich führe hat ja ein anderes Thema.

Aber ich möchte Dich und auch alle anderen dazu ermutigen dort hin zu gehen und sich mit anderen aus zutauschen...
Solch eine Gruppe steht und fällt natürlich mit den Menschen die zu den Treffen kommen...
Man muß sich "wohl" fühlen, seines gleichen wieder erkennen, nicht einmal der selben Meinung sein, aber es ist gut zu sehen wie andere damit umgehen...

Im Netz gibt es übrigens eine gute Homepage:
www.verwitwet.de
Aus diesem Verein sind auch schon etliche Selbsthilfegruppen entstanden quer durch ganz Deutschland.

Es sind dort auch viele die nicht verwitwet sind, sondern einen lieben Menschen verloren haben und sich dort ganz einfach zu Hause fühlen...

Versucht es einfach mal aus!!

Viele Grüße

Peter
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  #3  
Alt 08.02.2005, 11:03
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Lieber Peter,

ich habe mir die empfohlene Seite angesehen, kannte sie auch schon. Allerdings wurde mir dabei wieder etwas deutlicher, woher meine Berührungsangst eigentlich wirklich kommt. Im Grunde habe ich keine Angst, bei einer Selbsthilfegruppe mitzumachen. Ich habe eher Angst, dort auch wieder ein kleiner Alien zu sein, weil ich weder meinen Mann noch mein Kind verloren habe, sondern "nur" meinen besten Freund. Klingt bescheuert, aber alle Angebote schrecken mich ab, weil sie so fürchterlich spezialisiert oder auf den intimsten Kreis beschränkt sind!

Dazu kommt, dass ich eine ähnliche Erfahrung auf unserer Palliativstation gemacht habe: Mein bester Freund wurde umsorgt von seinen Eltern, seinem Freund (schwul) und mir. Wir waren wochenlang da. Für seinen Freund und mich bedeutete das, wochenlang in einer anderen Stadt herumzulungern. Ich war ebenso wie sein Freund die fünf Wochen des Sterbens an der Seite meines besten Freundes, im Grunde sogar länger. Habe danach seine Beerdigung mit organisiert, um seinen Eltern Last abzunehmen. Habe auf der Trauerfeier eine Rede gehalten! Die gesamte Belegschaft der Palliativstation war da. Die haben mich jeden verdammten Tag gesehen. Haben gesehen, wieviele Nerven ich an diesem letzten Tag gelassen habe, da vor 150 Leuten zu sprechen.

Aber Peter, glaubst Du, ein einziger von den Krankenhaus-Leuten hätte mir Hilfe angeboten? Eltern und Freund haben tausendmal gesagt bekommen: Kommt doch vorbei wenn ihr reden wollt, blabla. Und ich? Ich hatte in der ganzen Geschichte die beschissenste Position. Als beste Freundin musste ich Pseudo-Freundin vor der Trauergemeinde spielen, weil das Schwulsein vertuscht werden sollte, auf der Station aber hatte ich überhaupt keinen Status, weil ich kein direkter Angehöriger im engsten Sinne war. Einfach negiert haben die mich!

Nun bin ich ohnehin nicht mehr in meiner Heimatstadt, wo sich das alles abgespielt hat, sondern in Berlin, wo ich lebe. Ich müsste mir also sowieso etwas Neues suchen. Diese Erfahrung schreckt mich allerdings deutlich ab.

Liebe Grüße,

jabka
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  #4  
Alt 08.02.2005, 11:16
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Beiträge: n/a
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Hallo Jabka,

für Liebe und Gefühle gibt es keinen Status. Genauso wenig wie eine Wertigkeit in der Tiefe der Trauer. Jeder, der einen geliebten Menschen verloren hat, muss mit der neuen Situation und den Gefühlen, die in ihm brodeln lernen umzugehen.

Ich glaube bzw. hoffe sehr, dass es einen Unterschied geben wird zwischen Trauergruppen, die sich tagtäglich mit allen möglichen Formen der Trauer befassen und helfen sollen, Seelenfrieden zu finden, und einer Pallitativstation, für die Tod irgendwie zum Job gehört. Hier ist nicht wirklich Zeit, sich mit der Situation d a n a c h auseinanderzusetzen.

Du warst so mutig, du warst deinem Freund eine treue Begleiterin, was interessieren dich die anderen. Wichtig ist, was e r für dich war und was d u für ihn warst. Mach dich bitte nicht noch zusätzlich selbst zum Alien :-)

Geh in eine Gruppe und wenn es dir nicht gut tun, lass es wieder. Aber bevor du es nicht ausprobiert hast, kannst du es nicht wissen.

Liebe Grüße
Andrea
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  #5  
Alt 08.02.2005, 12:28
Benutzerbild von Peter
Peter Peter ist offline
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Registriert seit: 08.04.2002
Ort: 54587 Birgel
Beiträge: 593
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Hallo Jabka,

was Andrea sagt denke ich auch. In einem Hospitz kann man eigendlich nicht alle Angehörigen, egal ob Familie oder Freund/in auch nach der Zeit des Abschiednehmens betreuen...

Wie Du schreibst, bist Du jetzt in Berlin.. Und nun mußt Du in dieser Stadt suchen...Ich kann mir ehrlich gesagt nicht Vorstellen, das es sonst niemanden in solch einer großen Stadt geben soll, der nicht irgendwie etwas ähnliches erlebt hat...

Nehm doch einfach einmal Kontakt mit dem Leiter oder Leiterin oder mit Annette auf...ich denke sie können Dir schon im Vorfeld sagen welche Leute dort sind...wie offen sie sind....u.s.w.....

Ich wünsche Dir viel Glück!!

Peter
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  #6  
Alt 08.02.2005, 13:06
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Beiträge: n/a
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Liebe Andrea, lieber Peter,

vergesst meinen zweiten Eintrag, die Gefühle sind mit mir durchgegangen. Ich fürchte, Ihr habt mich beide etwas missverstanden. Denn eigentlich brauche ich weder einen Schubser in die richtige Richtung, noch einen konkreten Ratschlag. Ehrlich gesagt hat mich Euer geballter Aktionismus eher etwas überrumpelt.

Dieser Thread war wirklich dazu gedacht, konkrete Erfahrungen zu erfragen. Ich würde einfach gern darüber lesen, was andere Menschen für Erfahrungen mit Trauergruppen gemacht haben. Ganz einfach nur so und ganz konkret. Wenn keiner was dazu schreibt, hab ich Pech gehabt. Aber das war zumindest meine Intention.

Nix für ungut und trotzdem danke,

jabka
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  #7  
Alt 08.02.2005, 14:00
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Erfahrungen mit Selbsthilfe- und Trauergruppen

Hallo Jabka,

habe dir zu dem Thema was in deinem anderen Thread geschrieben.

Lieben Gruß
Petra
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