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Alt 17.12.2013, 00:02
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Vom Sinn und Unsinn des Lebens

Hallo zusammen,

über den Sinn des Lebens kann ich nichts sagen. Nur über den 'Unsinn':

"Das einzig sinnlose im Leben ist, sich über den Sinn des Lebens Gedanken zu machen."

Es war für mich sicherlich sinnvoll, meine Frau durch ihre Krankheit bis zu ihrem Tod zu begleiten. Das kann jedoch nicht der Sinn meines Lebens gewesen sein. Zum Ersten: warum sollte sie so schrecklich leiden und sterben müssen, damit mein Leben einen Sinn bekommt? Was ist denn dann der Sinn ihres Lebens, erst recht ihres Sterbens? Zum Zweiten: wenn sich der Sinn meines Lebens in dieser und durch diese Begleitung erfüllt hätte, was wäre dann jetzt? Dann könnte ich ja eigentlich gehen, oder? Was ich natürlich nicht vorhabe. Ich lebe inzwischen wieder sehr gerne und hoffentlich noch lange.

Die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach dem Warum, ist so alt wie die Menschheit. Trotz vieler Versuche hat sich das bis heute nicht wirklich dem Wissen erschlossen. Es gibt jedoch viele religiöse Gedankenmodelle. Modelle eben, als solche nicht erwiesen. Sie sind das, woran man glaubt und glauben heißt nicht wissen. Oder wie ich gerne sage: "Glauben heißt mit dem Herzen wissen."

Rational an diese Frage zu gehen (sich Gedanken machen) bringt meines Erachtens gar nichts. Daran haben sich schon größere Denker versucht und sind letztlich doch wieder ins esoterische gerutscht. In der ganz besonderen Situation der Trauer ist rationales Denken über die Frage nach dem Warum sowieso nur sehr schwer möglich, wenn nicht sogar unmöglich. Ich finde weiter: auch gar nicht notwendig.

Viel wichtiger als das 'große Ganze' ist in unserer Situation viel mehr jeder Einzelne selbst. Wie schon einige VorschreiberInnen ausführten, haben sie für sich einen Sinn gefunden. Einen Sinn aus der Konsequenz ihres bisherigen Lebens. Das ist gut so und richtig. Diese persönlichen Erkenntnisse sind jedoch nur schwer zu übertragen. Sie können und sollen als Trost, als Hilfe, als Anregung dienen. Das heißt jedoch auch: jeder muss seine persönliche Lösung finden. Eine sehr schwere Aufgabe. Die Lösung für den Einzelnen liegt in seinem persönlichen Glauben. Damit ist nicht unbedingt eine Religion gemeint. Die kann es sein, muss jedoch nicht.

Ich komme wieder auf meinen Satz von oben: "Glauben heißt mit dem Herzen wissen." Dieses Wissen muss man sich erkämpfen. Oder auch nicht. Es gibt bestimmt viele Menschen, die nicht darum kämpfen. Aus welchen Gründen auch immer. Gut für sie, wenn sie damit leben können. Manche zerbrechen daran. Die Menschen, die hier diese Fragen stellen, gehören nicht zu dieser Gruppe. Sie haben einen oft langen und steinigen Weg bereits hinter sich und auch noch vor sich. Viel Auf und Ab, einige Schritte vor und wieder viele zurück. Doch wenn man dann weiß, dann ist ein großer Schritt für die eigene Zukunft gefunden. Mit diesem Wissen im Herzen lässt sich wieder leben. Ein sehr persönliches Wissen. Für andere unter Umständen nicht mehr als ein Glaube, den man zwar verstehen kann, doch nicht übernehmen.

Den Sinn des Lebens kann man theoretisch bis zum Urknall zurück verfolgen. Und dann? Eine rationale Idee lässt sich nicht wirklich finden. Dafür jedoch viel und sehr persönliches, emotionales Wissen: Glauben. Ich wünsche euch diesen Glauben. Fest in euren Herzen. Er gibt Sicherheit und Mut und er lässt sich finden unter den persönlichen Trümmern, die das Leben aufgehäuft hat. Die Schaufel steht neben euch. Nehmt sie in die Hand.


Alles Gute,

Helmut
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