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  #1  
Alt 13.02.2005, 18:03
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo! Mein geliebter Papa ist vor 9 Wochen verstorben, an Rippenfellkrebs. Ich habe die Zeit davor viel geweint und auch danach. Aber seit einigen Wochen sitzt der Schmerz in mir wie ein Klos. Ich kann nicht mehr weinen, würde am liebsten los schreien und alle Trauer raus lassen. Ich habe Angst, dass andere denken ich wäre nicht traurig, weil ich meine Trauer nicht zeigen kann!! Warum ist das so? Ich liebe meinen Paps über alles, aber kann nicht mehr weinen... Warum nur?
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  #2  
Alt 13.02.2005, 18:44
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Standard Schmerz will nicht raus

hi julia!!!
ich kenne das gefühl was du hast meine mama ist vor 7 monaten an kehlkopfkrebs gestorben und ich kann meine trauer auch nicht raus lassen...
wenn ich mit meinen freunden unterwegs bin glaube ich das man überhaupt nichts davon merkt wie traurig ich in wirklichkeit bin.. in wirklichkeit weiß nur ich wie groß der verlust für mich ist, ich kann es nicht raus lassen es ist wie eine sperre in meinem kopf!!! ich würde ja gerne aber es geht nicht...
ich wünsche dir ganz viel kraft dass du es schaffst....
Deine Kerstin
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  #3  
Alt 13.02.2005, 20:06
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo Julia, hallo Kerstin,
mein Beileid zum Verlust Eurer lieben.
Auch meine Ma ist im Oktober gestorben. Sie hatte Krebs mit unbekanntem Primärtumor.
Und auch ich kann nicht öffentlich trauern. Ich weis nicht warum, aber es tröstet mich etwas, das es mir nicht allein so geht.
Ich war diejenige, die von Anfang an wusste, wie schnell es gehen kann und hab auch als einzige mit den Ärzten Klartext geredet.
Wahrscheinlich geht es mir jetzt so, weil ich der "Manager" in unserer Family war. Immer die Starke, die andere wieder aufbaut.
Wie es innerlich aussah, hab ich niemandem gezeigt, und das tue ich bis heut nicht. Auch ich musste mir schon anhören, wie gut ich das alles weggesteckt habe.... Irgendwie hab ich das Gefühl ich stecke in einer Blockade....
Ich muss so oft an meine Ma denken und hab auch sehr oft schlimme Phasen, aber nur wenn ich allein bin. Und wenn ich meine Zeilen hier im Forum durchlese oder an ihre letzten Tage und Stunden denke, heul ich wie ein Schlosshund. Aber gegenüber meinem Dad und dem Rest der Familie kann ich es nicht zeigen.
Manchmal denke ich, ich bin nicht normal.
Auch als meine Ma starb, hab ich nicht weinen können. In dem Moment war ich nur dankbar, das sie nicht mehr leiden musste.
Und bei ihrer Beerdigung war ich auch tapfer, aber mir zerriss es bald das Herz..... das tat so weh.
Ich finde es gut, das das hier mal jemand angesprochen hat, ich hab mich bisher nie getraut.
Ich wünsche Euch viel Kraft und Mut, trauern zu können. Vielleicht schaffen wir es hier gemeinsam.
Alles Gute und liebe Grüße von Anja
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  #4  
Alt 13.02.2005, 23:34
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo ihr 3,

wie meine Namensvetterin war/bin ich auch immer die Starke, die Familienmanagerin, die organisiert und vor den anderen die Starke spielt.

Aber wieviele Freunde gibt es auch, mit denen man über eine solche Situation reden kann ? Man will damit keinen belasten und die Bilder, die sich in einem angesammelt haben, kann man ja auch mit keinem teilen. Wenn andere nicht selbst schon solche Situationen erlebt haben, werden Sie es auch nicht nachvollziehen können. Und schon allein, um verletzenden Bemerkungen auszuweichen, trägt man eine Maske der Normalität.
Das sieht leider nach außen so aus, wie als hätte man das Ganze verarbeitet, was eigentlich nicht der Fall ist. Denn die Trauer wird uns immer begleiten.

Bei mir bricht das alles immer dann auf, wenn ich allein bin und vermeintliche Ruhe einkehrt. Äußert sich dann bei mir im Schlaf in heftigem Zittern und Frieren, von dem ich dann aufwache. Wenn ich wach bin, reiße ich mich meist zusammen und spiele "heile Welt".

Ich bin deshalb froh, daß es das Forum gibt, in dem man sich austauschen kann, so daß man sich nicht so alleine fühlt.

Alles Liebe

von der anderen Anja
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  #5  
Alt 15.02.2005, 09:23
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo zusammen...

Irgendwie bin ich froh, dass ich nicht die einzige bin, die mit dem zeigen der Trauer solche Probleme hat. Auch ich wusste als einzige in der Familie von Anfang an, dass mein Vater sehr wahrscheinlich an dem Krebs sterben wird und konnte oder wollte es niemanden sagen.. Besser gesagt, hatte ich selbst bis zu letzt gehofft, dass er es schafft. Ich vermissse ihn wirklich sehr, denn ich war sein kleines Mädchen, denn ich war auch die jüngste und ich hätte so gerne gehabt, dass er mich in einem Brautkleid sieht, so wie meine anderen Schwestern.

Nein Freunde verstehen es nicht, ich bin auch schon so oft angesprochen worden, wie gut ich es doch wegstecken würde, alle meinen Sie könnten bei sowas erstmal nichts mehr machen. Aber ich brauche meine Arbeit und Ablenkung, sonst gehe ich kaputt... 5 Tage nach dem Tod meines Vater meinte ein Freund von mir zu einer anderen Freundin: " Die Julia sieht gar nicht so traurig aus, find ich komisch" Ich hätte ihm am Liebsten ins Gesicht geschlagen, denn er wusste null über meinen Zustand und ich kann ja auch nicht bei jedem Rotz und Wasser heulen. Ich bin so froh dieses Forum gefunden zu haben und würde sogerne mal ein Treffen organisieren, wo wir uns alle austauschen könnten, über unsere Lieben und alles was uns bewegt.

Liebe Grüße
Julia
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  #6  
Alt 15.02.2005, 09:49
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo Julia,

warum machst Du Dir so viele Gedanken darum was andere denken könnten? Du bist niemandem gegeüber verpflichtet ein "gewisses Mass an Trauer" öffentlich zu zeigen und damit irgendwem was zu beweisen.

Wer bestimmt denn in welcher Phase man wieviel zu weinen hat, und das auch noch öffentlich? Also, ich denke der derste wichtige Schritt für Dich wäre zu versuchen, Dich davon frei zu machen was andere von Dir erwarten (könnten). Ich weiss das ist nicht leicht (ich neige auch dazu mir anderer Leut's Kopf zu zerbrechen, aber gerade in so schwierigen Phasen muss man versuchen mehr auch an sich selbst zu denken).

Und dann ist es wichtig zu kucken: was ist DEIN Bedürfnis. Vielleicht willst oder musst du in dieser Phase einfach nicht so viel weinen. Mein Vater ist letztes Jahr im Juni gestorben und als ich irgendwann aufhörte ständig zu weinen fühlte sich das ganz komisch an, als wenn ich mich schon fast daran gewöhnt hätte, ausserdem betrachtete ich mich selbst irgendwie misstrauisch "war's das schon.... war das jetzt genug... war DAS meine Trauer um meinen Vater...."

Oder WILLST Du weinen, und kannst es nur irgendwie nicht? Wenn es sich wie ein Kloss anfühlt könnte man meinen dass sich da bei dir tatsächlich etwas anstaut was irgendwie rauswill aber nicht kann. Oder traust Du Dich nicht? Ich meine, könntest Du Dir einen Ort vorstellen an dem Du losschreien würdest?

Ich hatte "zufällig" schon einen Psychotherapeuten als mein Vater starb, der mich dann die ganz Zeit begleitet hat, wir legten alle anderen Themen auf Eis und haben ca. 1/2 Jahr über nix anderes gesprochen. Ich bin einfach nur froh dass ich ihn hatte und weiterhin habe.

Vielleicht wäre es eine Lösung für Dich mal einen Therapeuten aufzusuchen? Man muss manchmal etwas suchen bis man den oder die richtige findet aber dann ist es einfach nur schön. Natürlich tut es auch weh und es wird vieles aufgewühlt aber es ist ja auch notwendig, so sehe ich das.

Aber jeder muss seinen eigenen Weg finden. Ich denke, es kann niemanden geben der festlegt wie lange und wie man zu trauern hat. Davon abgesehen dass ich in der zwischenzeit trotz Therapeut eine Depression hatte und jetzt durch Medikamente wieder stabil bin, ist die Trauer immer noch da. Aber es verändert sich und man lernt damit zu leben. Und es tut eben nicht mehr jeden Tag so weh und ich weine nicht mehr so oft. Und ich versuche zu akzeptieren dass auch der Alltag wieder kommt (denn die Erkenntnis tut auch weh) aber das muss man sich auch gestatten können, allein konnte ich das nicht und bin nur froh dass ich meinen Thera habe der mir da mit durchhilft.

Alle anderen wollen das ganze doch schon nach kurzer Zeit nicht mehr hören, bei ihm kann ich jederzeit davon sprechen auch Dinge die man aus Rücksichtnahme auf andere nicht erzählt. Das ist sein Job, klar, aber den macht er prima und er ist absolut mein Halt im Alltag. Wenn man Zahnschmerzen hat geht man doch auch zum Zahnarzt. Und wenn man Seelenschmerzen hat würde ich jederzeit einen guten Thera empfehlen.... ohne ihn würde ich mich mit dem ganzen Thema sehr viel einsamer fühlen. Klar ist dieses Forum auch sehr wichtig, war es für mich schon seit mein Vater in 2002 die Diagnose Darmkrebs erhalten hatte.

Alles Gute + Viele Grüsse
Kerstin
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  #7  
Alt 15.02.2005, 09:56
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo Kerstin,

das Problem ist das ich weinen will, aber nicht weinen kann. Ich würde manchmal am liebsten losschreien und ich bekomme keinen Ton raus. Ich würde am liebsten auf irgendeinen Berg gehen und einfach nur schreien und nicht mehr aufhören bis alles raus ist.

Vielleicht sollte ich wirklich mal überlegen zum Therapeut zu gehen. Und ich werde auch mehr auf mich achten und nicht soviel Wert auf andere Leute legen.

Danke für die offenen und lieben Worte von dir.

Julia
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  #8  
Alt 15.02.2005, 14:36
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Standard Schmerz will nicht raus

Hallo Julia,

neun Wochen sind keine lange Zeit. Trauer verändert sich. Gib dir etwas Zeit und Ruhe, wie du schon sagst, achte auf dich. Jeder trauert anders und niemand hat das recht dir vorzuschreiben, wie oder wann du zu trauern hast.

Wenn du weinen willst aber nicht kannst, versuch es mit Musik, sieh dir Fotos an, versuch an die schönen Momente zu denken, an die traurigen, an die lustigen. Wenn du dir einen Abend dafür zeit nimmst, dir Kerzen anzündest, dann klappt es vielleicht.

Lieben Gruß
Tanja

http://www.elternlos.de
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