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Alt 27.02.2009, 10:24
Benutzerbild von Susanne85
Susanne85 Susanne85 ist offline
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Registriert seit: 20.09.2008
Ort: Fürstenfeldbruck
Beiträge: 165
Standard AW: Im Krankenhaus sterben

Hallo Galadriel,

mein Beileid zu dem Verlust deines Vaters.

Ich komme aus der Nähe von München und in unserer "ortseigenen" Kreisklinik gibt es seit noch nicht allzu langer Zeit auch eine Palliativstation. Ein Nachbar von Mama starb dort und die Angehörigen waren total begeistert von dieser Station. Mama sagte dann zu mir "Wenn ich sterbe, will ich auch dort sterben.". So war es dann auch. 6 Wochen vor ihrem Tod kam sie dort hin. 3 Wochen davon war sie ja nochmal in München. Aber vor allem die letzte Woche, als sie wieder auf die Palliativstation "durfte", wurde von den Schwestern und Ärzten super gehandelt. Mama hatte im einen Ansprechpartner. Wenn sie noch so wütend, unfair und schwierig war, sind die Schwestern und Ärzte trotzdem total lieb und verständnisvoll geblieben. Sie haben nicht zurückgefaucht sondern sie angelächelt und ihr die gleichen Dinge u.U. auch 5 Mal gesagt, wenn Mamas Wünsche gesundheitlich nicht abbildbar waren. Auch am Todestag wurde Mama völlig würdevoll und normal behandelt, obwohl sie nicht mehr ansprechbar war. Sie wurde trotzdem gewaschen in der Früh, das Bett aufgeschüttelt und es wurde mit ihr gesprochen. Auch bei der Bettnachbarin (die ja zeitgleich im Sterben lag und 1 1/2 Std. vor Mama im gleichen Zimmer starb) gab es keinen Unterschied, ob ansprechbar oder nicht. Da der Vorhang zwischen den beiden Frauen zugezogen war, habe ich gar nicht mitbekommen, dass die Frau nicht ansprechbar ist, weil ja ganz normal mit ihr umgegangen wurde.

Auch ich, meine Familie und die Familie der Angehörigen wurden sehr gut umsorgt. Immer wenn zu den Essenszeiten da war, bekam ich automatisch auch Essen. Es gibt keine Besuchszeiten. Ich konnte hinfahren, wann mir danach war (und das war spätabends und nachts öfter der Fall). Wenn man das Bedürfnis hatte, zu Mama zu fahren, konnte man ohne weiteres hinfahren. Die Nachtschwester hatte dann auch noch Zeit für ein paar Gespräche und so konnte ich beruhigter wieder nach Hause fahren und schlafen.

Ich bin auch sehr froh, dass ich angerufen wurde, BEVOR Mama starb. Andere rufen manchmal erst an, wenns vorbei ist. So hatte ich den ganzen Tag Zeit, mich von ihr zu verabschieden.

Als ich dann abends in Mamas Zimmer wollte und feststellte, dass ich sie nicht mehr atmen höre, hatte ich Angst, zu ihr zu gehen. Ich habe die Schwester geholt und sie und der Pfleger nahmen mich an der Hand und sind mit mir an ihr Bett gegangen. Mama war gestorben. Ich habe gezittert und geweint, aber es hat gut getan, die Schwester und den Pfleger rechts und links zu haben, die mich festhalten und mit mir reden. Der Pfleger und ich sind dann ins "Wohnzimmer" und da lag ich in seinen Armen und habe furchtbar viel geweint. Auch die Koffer wurden dann von der Schwester gepackt, weil ich das nicht fertig brachte.

Es wird einem dort alles, was möglich ist, abgenommen. Man erfährt Beistand im höchsten Grad, den man von manchem privaten Umfeld nicht erhält.

Für meine geliebte Mama als auch für uns Angehörigen war es eine sehr große Stütze. Ich hätte mit ihr die Nerven nicht immer gehabt, wenn sie wütend und unfair wurde. Hatte ich auch im KH manchmal nicht. Aber da kam sofort eine Schwester angelaufen, die die Situation rettete, indem sie mit meiner Mutter weitersprach und ich mal kurz raus bin.

Die Schwestern, Ärzte und Pfleger leisten verdammt viel dort. Sogar die Putzfrau war immer freundlich, lächelnd un zuvorkommend! Ich bin ihnen sehr dankbar für ihre Hilfe.

Viele Grüße


Susanne
__________________


Für meine geliebte Mama
13.06.1964 - 16.12.2008
http://de.youtube.com/watch?v=PP_NQPrbRvM
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