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Alt 30.08.2006, 17:02
sabine_69 sabine_69 ist offline
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Registriert seit: 19.06.2006
Beiträge: 29
Standard Nur für Dich, Mama!

Hallo Mama,
ich habe schon viele Kerzen für Dich angezündet hier im Forum und oft von Dir geschrieben, aber immer in anderen oder allgemeinen Bereichen.
Jetzt möchte ich, dass Du einen eigenen Bereich bekommst.
Ich weiss, Du hättest das nicht gewollt, aber ich merke, dass es mir gut tut, meine Gedanken nicht still und nur für mich aufzuschreiben, sondern hier im Internet auch anderen mitzuteilen, wie es mir geht, was ich fühle und wie ich versuche, damit umzugehen. Es gibt so viele Menschen hier, denen es ähnlich geht.
Und vielleicht findet Papa ja auch irgendwann mal den Weg hierhin, dann kann er lesen, was ich Dir so erzähle, vielleicht schreibt er Dir ja auch.

Vor fast 2 Monaten mussten wir Dich gehen lassen.
Ich sehe Dich noch, als wäre es gestern gewesen. Wie Du so plötzlich die Augen aufgemacht hast und mir in die Augen geschaut hast. Tagelang waren Deine Augen geschlossen und auf einmal machst Du die Augen auf und guckst mich an.
Hätte ich gewusst, dass es das letzte Mal ist, dass ich den roten Punkt auf Deiner Iris gesehen habe und es das letzte Mal ist, dass wir richtigen wirklichen Kontakt hatten, sprich Du auch mich gesehen hast, ich hätte nicht einfach mit dem Waschen weitergemacht, ich hätte den Moment viel mehr ausgekostet. Aber ich habe nie und nimmer damit gerechnet, dass Du ein paar Stunden später gehen würdest.
Und als Du Papa später am Vormittag das letzte Mal angesehen hast und gegangen bist, war ich nicht da, ich stand bei Aldi an der Kasse...
Das hast Du Dir so ausgedacht, oder? Du wolltest nicht, dass ich dabei bin, wenn Du gehst. Ich akzeptiere das, auch wenn ich damit nur schwer umgehen kann.

Ich kann es nicht begreifen, dass Du einfach nicht mehr da bist. Dass ich Dich nicht mehr sehen kann, dass ich meine Hutzelmama nicht mehr umarmen kann oder dass wir nie wieder zusammen Muscheln sammeln werden oder lauter Blödsinn beim Shoppen machen werden.

Ich kann es nicht fassen, dass Du nur noch in Gedanken und Erinnerungen weiter leben sollst, dass von Dir nichts anderes mehr da ist. Dass Du einfach so weg bist. Ich kann Dich nicht mehr umarmen, nicht mehr knuffen oder nicht mehr mit Dir lachen, Du bist einfach weg, es ist nichts Fassbares oder Anfassbares mehr von Dir da.
Ich seh Dein Bild auf meinem Schreibtisch, ich gucke Dir in die Augen und Du guckst nicht zurück. Ich frage Dich, wenn ich nicht weiter weiss, aber von Dir kommt kein Ratschlag, nur Schweigen und nichts weiter. Ich brauche meine Mama doch immer noch. Aber Du bist weg, futschikado, finito, aus und vorbei. Ich fass es nicht.

Wir wussten seit letztem Dezember, dass Du Krebs hast und als der Magen raus war, haben wir doch alle gedacht, dass es noch eine gute Chance gibt, dass wir noch ein Stück weiter gemeinsam durchs Leben gehen können. Wir haben viel gesprochen und untereinander alles geklärt.
Aber dass es dann nach der Not-OP im Mai so schnell ging, und Du 7 Wochen später nicht mal mehr mit uns sprechen konntest, das hat uns allen den Boden unter den Füssen weggezogen.
Du hast es gewußt, oder? Du hast immer gesagt, da ist noch was, das war nicht alles. Und trotzdem hast Du Dir nie etwas anmerken lassen, Du warst so stark für uns alle. Ich bin so stolz auf Dich!

Auch wenn ich weiß, dass es Dir jetzt besser geht und dass Du nicht gewollt hast, dass wir traurig sind, Du fehlst mir trotzdem und ich bin oft unsagbar traurig.
Mal könnte ich den ganzen Tag weinen, mal denke ich überhaupt nicht daran und schäme mich gleich dafür. Obwohl ich weiß, dass das Blödsinn ist.
Oft gibt es Momente, da zerreißt es mir das Herz, dass Du nicht mehr da bist und dann wieder gibt es Momente, da denke ich mit einem Lächeln an Dich, weil ich mich frage, was Du wohl zu dem oder dem gesagt hättest oder was für ne Standpauke ich mir da gerade wieder einfangen hätte

Und manchmal bin ich ganz schön wütend, dass Du gegangen bist, auch wenn Du ja nichts dafür konntest. Ich könnte die Ärzte allesamt verklagen, die Krankenschwestern verprügeln für alles, was sie Dir in der Zeit im Krankenhaus angetan haben und uns alle, Papa, Dich und mich, anschreien, dass wir nicht früher schon viel viel hartnäckiger nachgeforscht haben, wo Deine Schmerzen her kamen, sondern den Ärzten geglaubt haben, dass da nichts ist. Manchmal bin ich so wütend, dass mir die Luft wegbleibt.

Und dann wieder fühle ich mich so allein gelassen von Dir, weil Du Dein Versprechen, immer für mich dazu sein, nicht gehalten hast, Du hast mich allein gelassen. Jetzt ist nur noch Papa für mich da.
Ich fühle mich wie amputiert, mir fehlt ein Teil von mir. Und das bist Du.

Ich zünde eine dicke, fette Kerze für Dich an und hoffe, dass ihr Licht Dich erreicht.

Deine Dicke
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