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  #1  
Alt 05.02.2013, 10:09
Bellarina Bellarina ist offline
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Hallo!

Auch ich versuche es jetzt hier meinen Kummer erträglicher zu machen.
Am 2.1.2013 ist meine geliebte Mama mit 55 Jahren zu den Engeln gezogen. Sie litt ein Jahr an Bauchspeicheldrüsenkrebs, in dieser Zeit haben wir alles versucht gegen diesen Teufel zu kämpfen. Anfangs hat auch noch alles gut ausgesehen, da die Ärzte meinten, meine Mama hätte gute Heilungschancen, da der Tumor bald genug entdeckt wurde. Leider stelle sich bei der Op bereits heraus, dass er stark mit der Bauchaorta verwachsen war, also die Op war schon der völlige Horror. Aber die Ärzte gaben grünes Licht, da alles sichtbar tumoröses entfernt wurde. Mama kämpfte ein Jahr gegen Übelkeit, Gewichtsabnahme, Fieber, Bauchschmerzen, Krämpfe ..., alles wegen der Chemo und dem Krebs. Nur im Sommer konnte sie eine schöne Zeit erleben, halbwegs schmerzfrei und glücklich. Sie war bis kurz vor ihrem Tod sehr positv, meinte sie bekämpft den Krebs. Im Sommer wurde ich (31 Jahre) zum zweiten Mal schwanger, für meine Mama ein richtiger Glücksmoment. Ich hoffte, der kleine Zwerg wird uns alle helfen, auch Mama war von Anfang an tief verbunden mit dem Zwerg. Sie wollte ihn noch so gerne sehen, auch ihre Enkeltochter liebte sie über alles.
So nun ist alles anders gekommen. Leider ist meine Mama nicht mehr bei uns, kann ihre Enkelkinder nicht mehr sehen, nicht mehr mit mir reden, lachen, Zeit verbringen.
Seit drei Tagen bin ich nur am Weinen, ich fühle mich so alleine. Ich kann es überhaupt nicht verstehen, dass meine Mama nie mehr mit mir zusammen sein kann. Immer wieder denke ich, das alles ist nicht Real, sie kommt schon wieder.
Am schlimmsten ist es abends in der Badewanne, da heule ich nur. Ich rede im Gedanken mit ihr, vor allem wünschte ich mir, dass sie mir antwortet, dass ich sie drücken kann. Aber gar nichts von beiden ist möglich.
Sie tut mit auch immer noch so furchtbar leid, weil sie so viel nicht mehr erleben darf. Das ist so hart. Wie soll ich die Geburt des zweiten Kindes ertragen? Wenn ich dann den Kleinen zum ersten Mal in der Hand halte, und weiß, Mama durfte das nicht mehr erleben. Ich hab oft Schuldgefühle, dass ich nochmal schwanger geworden bin. So nach dem Motto: einer kommt, einer muss gehen. Schon bei meiner Tochter war das so. Da ist mein Schwiegervater gestorben, und jetzt meine Mama. Vielleicht hat meine Schwangerschaft Mamas Schicksal besiegelt?
Zur Zeit ist es so, dass mich das Leben nicht sonderlich freut. Wenn nicht meine kleine Tochter wäre, die muntert mich immer sehr auf und ich darf sie ja nicht alleine lassen, das könnte ich nicht. Aber ich fühle mich so einsam, es ist so leer ohne meine Mama. Ich möchte so gerne mit ihr reden. Zur Zeit ist mein Mann auch nicht so eine Stütze, er ist oft genervt, redet wenig mit mir, nimmt mich kaum in den Arm. Er meint er hat sehr viel Stress. Ich fühle mich nur einsam. Wenn solche Zeiten waren, bin ich immer zu Mama, die hat mir immer geholfen, jetzt muss ich alleine durch, aber wie?
Ich dachte anfangs ich schaff das schon, es wird alles bald leichter werden, aber es ist nicht so. Ich finde es wird immer schlimmer!
Ich liebe meine Mama über alles und ich denke jede freie Minute an sie. Momentan träume ich auch fast täglich von ihr, leider kann ich mir den Inhalt nicht merken.
Ich hoffe auf baldige Besserung meiner Situation, denn so ist es echt schlimm, auch weil ich Angst vor einer Depression hab. Ich will das nicht.
Naja, was bleibt mit anderes übrig als auch diesen Tag wieder zu meistern, irgendwie!
Liebe Grüße an euch alle und Sorry, dass der Inhalt meiner Zeilen sehr niederschmetternd sind, aber es sind eben grad meine Gefühle, und ich hoffe doch, dass es bald wieder leichter wird. Bellarina
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  #2  
Alt 05.02.2013, 10:38
carla44 carla44 ist offline
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Liebe Bellarina,

Du brauchst Dich doch nicht entschuldigen, dass Deine Zeilen so traurig sind. Du schreibst offen über Deine Gefühle und Gedanken und das wird hier sicher niemand bewerten.

Es tut mir sehr leid, dass Du Deine liebe Mama so verloren hast. Mein tiefes Mitgefühl.
Deine tiefe Traurigkeit finde ich völlig normal. Du bist mit Deiner Mama ja auch sehr eng verbunden und Du vermisst sie sehr stark. Das kann ich gut verstehen.

Ich wollte Dir hier schreiben, um Dir zu sagen, dass Du nicht alleine bist. Dein Mann kann mit Dir im Moment nicht so gut umgehen. Er hat sicher die ganze Zeit miterlebt, wie Du mit Deiner Mama gehofft und gelitten hast. Er liebt Dich sicher und freut sich bestimmt auch auf Eurer zweites Kind. Und er möchte Dich bestimmt auch mal wieder glücklich sehen. Aber das braucht eben noch sehr viel Zeit.

Als mein Papa starb, konnte mir mein Lebensgefährte auch nicht wirklich helfen. Er war einfach zu nah dran und außerdem riss das alles die alte Wunde wieder auf, weil er seinen eigenen Vater vor vielen Jahren auch schon an den Krebs verloren hatte.

Den Gedanken, dass jemand geht und ein neuer Mensch kommt, kenne ich auch. Als mein geliebter Opi starb, wußte ich gerade ein paar Wochen von meiner Schwangerschaft. Mein Opi hätte sich ganz bestimmt über sein Urenkelchen gefreut, hat es aber nicht mehr erlebt. Mir gingen damals auch diese Gedanken durch den Kopf.

Ich kann Dir leider Deinen Schmerz nicht nehmen, aber wenn Du magst hier für Dich da sein, Dir zuhören und Dich virtuell in den Arm nehmen.
Ganz liebe Grüße
Carla
__________________
Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark
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  #3  
Alt 05.02.2013, 18:00
Benutzerbild von fraunachbarin
fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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liebe ballerina..
oh du arme.. das tut mir so leid, was du grad durchmachst. man spürt beim lesen deiner zeilen sehr deinen schmerz.
es ist bei dir alles noch sehr sehr frisch. innerhalb von einem monat kann sich die trauer noch nicht so legen. aber ich will dir mut machen, es wird besser werden. du steckst jetzt im moment in diesem typischen loch. da war ich auch, und viele andere hier ebenso. du machst das toll und läßt deine trauer raus. es gibt menschen, die können das nicht.
glaub mir, du wirst in deinem tempo lernen, das gehen deiner mami in dein leben zu integrieren. meine mami ist jetzt dreieinhalb monate tod und auch ich hatte schlimme zeiten der anfänglichen trauer. mittlerweile muß ich immer weniger weinen, sondern schließe frieden mit dem was passiert ist. ich weiß, daß dort, wo auch immer meine mami jetzt ist, es schöner sein muß wie hier. ich wünsche es ihr von herzen, sie hat es sooo verdient. manchmal freu ich mich sogar richtig für sie. sie ist jetzt angekommen und ich lebe hier unten weiter. ein leben, in dem ich 43 jahre von meiner mami begleitet worden bin.
laß dir zeit, wie gesagt, es ist doch noch sooo frisch bei dir.
schreib dir hier alles von der seele. du wirst sehen, es tut gut. egal, was du schreibst.
ich umarm dich mal in gedanken, tine
__________________
MISS YOU MAMA
24.02.1944-15.10.2012
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  #4  
Alt 05.02.2013, 22:54
Bellarina Bellarina ist offline
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Hallo Tine und Carla!
Vielen Dank für eure aufmunternden Worte, ich versuche sie so gut wie möglich aufzusaugen, damit es mir etwas besser geht. Heute war ich viel hier und hab mir vieles durchgelesen, und jedes einzelne Schicksal rührt mich sehr! Wir alle hier müssen wirklich schlimmes durchstehen, ich kann jeden einzelnen von uns so gut verstehen, egal wie lange unsere Lieben schon voraus gegangen sind. Was mich aber trotzdem ängstigt, ist dass viele noch nach Jahren noch völlig fertig sind und ganz schlimm trauern. Ich hab echt Angst davor, dass ich auch ewig weinen werde. Es ist so die Hölle, ohne meine geliebte Mama. Der Schmerz ist so intensiv, als ob ich ein rießen Loch im Herzen hätte, wahrscheinlich hab ich das auch sinngemäß, aber ich hoffe doch, dass dieses Loch sich wieder füllt.

Meine kleine Tochter hat heute gemeint, dass ihre Oma doch eh Zuhause ist und ich soll doch nicht sagen, dass die Oma bei den Engeln ist. Sie tut mir so leid, mit drei Jahren kann sie es wahrscheinlich nicht verstehen, was das alles soll. Jedenfalls hat sie dann die Oma angerufen, mit ihrem Spielzeugtelefon. Das ist immer so traurig, dass ich das Weinen nur schwer unterdrücken kann. Ich weiß, das war meiner Mama immer so wichtig ihre kleine Enkeltochter zu sehen, sie hat ihr ganz viel Kraft gegeben und sie hat sie unendlich geliebt, so wie mich. Es tut mir so weh, dass meine Mama nun nicht mehr hier bei uns sein kann und ich hab Angst, dass meine Tochter ihre Oma bald vergisst. Das will ich nicht für meine Mama. Es ist so ungerecht, sie hätte noch so viel mit uns erleben wollen, und nun darf sie nur von oben zusehen und nicht direkt bei uns sein, uns nicht mehr berühren, so wie wir sie auch nicht mehr berühren oder sehen können.
Gibt es denn gar keine Rettung mehr? Ich wünsche mir so sehr, dass sie da ist, aber dieser Wunsch ist so sinnlos, denn es verletzt mich nur mehr, da es so nicht sein wird, nie mehr, egal wie oft und sehr ich mir das wünsche.

Ich frag mich, wer könnte mir bei meiner tiefen Trauer helfen, aber mir fällt leider keiner ein. Obwohl ich von Mamas Freundinnen das Angebot hab, dass sie für mich da sind, kann ich es nicht annehmen, weil es mir nicht hilft. Ich will meine Mama und nicht eine Freundin von ihr. Leider hab ich in meiner Familie auch niemanden recht, da auch Oma schon gestorben ist, Papa hat sich geschlichen als ich ein Jahr alt war, er hat Mama damals furchtbar weh getan, sie und mich alleine gelassen, daher hab ich auch keinen Kontakt zur Familie meines Vaters, will ich auch nicht.
Ich hab leider keine Geschwister, auch keine Tante oder Onkel, nur eine Großtante und drei Urgroßtanten, und zwei Großcousinen. Wobei die alle ihr eigenes Leben haben und der Kontakt sich in Grenzen hält. Sie haben mir aber auch Hilfe angeboten. Und mein Opa ist noch da, aber der ist auch völlig fertig, seitdem seine Tochter gegangen ist, er kann es überhaupt nicht fassen. Er versucht zwar für mich da zu sein, aber er sagt mir auch immer wieder, dass er nicht mehr kann, am liebsten seinem Leben ein Ende setzen möchte. Das ist echt schlimm für mich, denn er ist der letzte aus meiner bisherigen Familie und er ist der einzige, der mich noch direkt mit Mama und Oma verbindet.

Auch heute bin ich unendlich traurig, vermisse meine Mama unendlich. Ich denke so oft an sie und versuche dadurch ganz intensiv mit ihr verbunden zu sein. Vielleicht träum ich ja heute wieder von Mama, das wäre schön!
Naja, dann wünsche ich allen eine gute Nacht und Danke für euer Mitgefühl! Bellarina
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  #5  
Alt 06.02.2013, 08:10
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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liebe bellarina...
hmm, vielleicht solltest du dir fachmännische hilfe suchen in form einer therapie. das kann sehr gut unterstützen in der trauer. dort kannst du dir alles von der seele reden und kriegst hilfestellung zur unterstützund der verarbeitung.
überleg es dir mal.. schaden wirds auf keinem fall.
ich wünsch dir viel kraft weiterhin. du schaffst das. verzweifel nicht, wir haben ungeahnte kräfte in uns. ich kann davon ein lied singen.
fühl dich mal lieb gedrückt von tine
__________________
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  #6  
Alt 07.02.2013, 00:24
cawo cawo ist offline
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Zitat von fraunachbarin Beitrag anzeigen
liebe bellarina...
hmm, vielleicht solltest du dir fachmännische hilfe suchen in form einer therapie. das kann sehr gut unterstützen in der trauer. dort kannst du dir alles von der seele reden und kriegst hilfestellung zur unterstützund der verarbeitung.
überleg es dir mal.. schaden wirds auf keinem fall.
ich wünsch dir viel kraft weiterhin. du schaffst das. verzweifel nicht, wir haben ungeahnte kräfte in uns. ich kann davon ein lied singen.
fühl dich mal lieb gedrückt von tine
Liebe Bellarina,
dem möchte ich zustimmen.
Klar ist, dass das deine Mama nicht zurück bringt, aber es tut gut seinen Kummer bei einer unbeteiligten neutralen Person rauszulassen und auch neue Denkansätze zu erhalten.

Gibt es bei dir in der Nähe evtl. auch eine Art "Trauergruppe", könnte mir vorstellen, dass es auch hilft sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.
Du weißt ja, wie gut es hier tut.

Leider sind wir ja alle zu weit verstreut als dass man sich persönlich in den Arm nehmen kann und sich gegenseitig Trost spenden.

Sei froh, dass du deine kleine Familie und auch die Freundinnen deiner Mama hast, da kannst du zumindest im Notfall ein offenes Ohr finden.

Und ja... die Badewanne... die hab ich vorgestern auch noch zusätzlich gefüllt (bei uns ist die Situation ja noch ein bisschen was anderes, wie du weißt...und ich habe große Angst, was bei mir noch kommen wird... ohne Fam. und Freunde)

für dich: -

LG

Carmen
__________________
Mein Schatz:
10/2012 Diagnose Pankreaskarzinom mit Metastasen
am 23.02.2013, in meinen Armen eingeschlafen

Hier kann man unseren Weg nachlesen (Achtung, sehr lang)

http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=57813
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