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  #1  
Alt 23.10.2012, 10:16
sabbimaus sabbimaus ist offline
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Unglücklich Woher Hilfe? An wen wenden?

Hallo zusammen,

vor ca. 2,5 Jahren ist meine Mutter an Leberkrebs gestorben. Es ging alles so schnell :-(
Sie und mein Vater waren 45 Jahre verheiratet und unzertrennlich.
Seit dem ihrem Tod geht es mit meinem Vater nur noch bergab.
Er verwahrlost, isst kaum noch etwas, im Haus sieht es bald so aus wie bei Messis, er pflegt sich nicht und liegt den ganzen Tag im Bett!
Der Hund kommt auch kaum noch raus :-(
Wir versuchen mit ihm zu reden aber er blockt alles ab. Er sagt wir sollen ihn in Ruhe lassen. Seinen Rentenantrag möchte er auch nicht stellen, weil er auf nichts Bock hat!
Aber das kann doch nicht sein? Man kann doch nicht einfach drüber hinweg sehen? Er lässt sich nicht helfen ...

Hat jemand ähnliches erlebt oder ist in einer solchen Situation und kann mir sagen an wen ich mich da am besten wenden kann? Wenn er einen Arzt sieht dann blockt er erst richtig ab...

Danke und LG
Sabbi
__________________
"Genieße das Leben!!!" (by Mum *24.08.1951 +03.02.2010)
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  #2  
Alt 23.10.2012, 11:20
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Liebe Sabbi,

oje, das ist eine ganz schwierige Situation, in der du dich da befindest... Du hast deine Mutter verloren und nun musst du hilflos zusehen, wie dein Vater jeden Weg zurück ins Leben blockiert. Das muss sehr schlimm für dich sein...

Mit der Hilfe ist es schwierig, denn ich denke, dein Vater muss diese Hilfe zumindest zulassen können und wenn er nicht einmal eure Hilfe annehmen mag, dann wird es noch komplizierter sein, von außen Hilfe anzunehmen. Zumal man in der Regel ja selbst hinausgehen muss in die Außenwelt (z.B. zu einer Trauergruppe, zum arzt etc.).

Deine Sorge kann ich allerdings mehr als nachvollziehen, da du schreibst, dass der Tod deiner Mama 2,5 Jahre zurückliegt. Nun wid es dann doch Zeit für deinen Vater, sich ganz langsam wieder einen Weg zurück ins Leben zu bahnen. Natürlich sind für einen Trauernden auch 2,5 Jahre keine Zeit, doch es klingt, als bestünde die Gefahr, dass er sich komplett aufgibt... Kannst du mit deinem Vater offen sprechen, hört er dir dann zu? Redet er mit dir oder jemand anderem über seine Trauer, hat er die Möglichkeit, über seine Frau zu erzählen? Wenn du da einen Weg zu ihm finden kannst, besteht ja vielleicht auch die Hoffnung, dass er an den Gedanken gewöhnen kann, wieder am Leben teil zu haben. Es ist ein Leben ohne seine geliebte Frau, aber deine Mama hätte sicherlich nicht gewollt, dass er sich für immer abkapselt und niemanden mehr an sich heran lässt.

Ich wünsche dir viel Kraft und zuversicht!
Alle Liebe
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 23.10.2012, 11:20
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Zitat:
Er verwahrlost, isst kaum noch etwas, im Haus sieht es bald so aus wie bei Messis, er pflegt sich nicht und liegt den ganzen Tag im Bett!
Der Hund kommt auch kaum noch raus :-(
Wir versuchen mit ihm zu reden aber er blockt alles ab. Er sagt wir sollen ihn in Ruhe lassen. Seinen Rentenantrag möchte er auch nicht stellen, weil er auf nichts Bock hat!
Aber das kann doch nicht sein? Man kann doch nicht einfach drüber hinweg sehen? Er lässt sich nicht helfen ...
Für mich hört sich das nach einer echten Depression an, nicht nur nach großer Traurigkeit.
Wenn es mein Vater wäre................
ich würde mich auf jeden Fall mit dem Hausarzt in Verbindung setzen, ein Gespräch und einen Hausbesuch wünschen.
AUCH WENN ER DAS NICHT WILL.
Selbstbestimmung hin oder her- manchmal braucht man einen Schubs in eine andere Richtung.
Und wenn er sich nicht helfen lassen will (mein Vater wäre genauso! )- den Krach würde ich riskieren.

Meiner Meinung nach muss Dein Vater mal einige Zeit von zu Hause weg, und er braucht Hilfe im täglichen Leben.

Notfalls muss man das auch über seinen Kopf weg organisieren.

Und Rente beantragen muss er natürlich, ruf mal einen Rentenberater an
und frag was man da machen soll.


Gute Nerven wünsch ich Dir.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #4  
Alt 23.10.2012, 16:43
thomasrtl thomasrtl ist offline
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Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Hallo Sabbi

ich habe leider leider meinen guten Vater selber vor 3 Wochen verloren, und ich vermisse ihn sehr, genau wie meine Mutter sicher auch.

Vielleicht muss man sich selber, oder in deinem Falle Dein Vater, fragen was unsere Lieben denn von und wollen.

Das ist vielleicht einfacher gesagt als getan, das weiss ich selber, ich mein Vater will doch nicht dass ich mir das Leben schwer mache und versaue.

Euch alles Liebe und Gottes Segen!

Thomas
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  #5  
Alt 25.10.2012, 16:23
Benutzerbild von Cellkeeper
Cellkeeper Cellkeeper ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Ich habe zZ ein Ähnliches Problem mit meinem Papa, er lässt sich auch perdu nicht helfen von Außen und es ist sehr schwierig an ihn heranzukommen. Ich hab einige kleine Zwischenlösungen:

1. Ihn beschäftigen: Ich gebe ihm Aufgaben zB Boden verlegen, Tür machen, Klamotten von Mama aussortieren, etc das hält ihn auf Trap und lässt ihn die Trauer in den Hintergrund rücken.
2. So gut es geht mit ihm reden bis er sich öffnet - also nicht locker lassen und ihm zB auch sagen: "Mama hätte bestimmt nicht gewollt, dass du dich so hängen lässt"
3. ihm zeigen, dass man auch so traurig ist und das Leben aber weitergehen muss und er nicht allein ist und er auch mit Tochter/ und oder Sohn etc was unternehmen kann.

Wenn du seine Freunde kennst könntest du auch diese bitten dass sie ein wenig auf ihn einreden oder etwas planen um ihn aus der Reserve zu locken, dass hab ich zB mit Gartennachbarn versucht. Diese haben ihn dann zB auch Aufgaben gegeben wie zB beim Umzug eines Freunde zu helfen oder mit ihm gemeinsam in eine Therme zu fahren
__________________
Zweifle nie ohne Hoffnung, hoffe nie ohne Zweifel

Mama (BK, Lungen- und Bauchfellmetastasen)
12.12.1955 - 06.07.2012 - Love u 4-ever
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  #6  
Alt 25.10.2012, 18:39
lyra lyra ist offline
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Beiträge: 375
Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Hallo Sabbi,
ich habe das Gefühl, Dein Vater will einfach nicht mehr ohne Deine Mutter.
Ich weiß nicht, wie eng deren Beziehung war- aber sicher sehr eng- Du schreibst "unzertrennlich".
Seelenverwandte? Wie die Papageien, die man nur als Pärchen halten kann? Ja, kann ich mir vorstellen.
Wer will ihm nun vorschreiben, wie er sich zu fühlen bzw. zu verhalten hat?
Wer sagt eigentlich, dass man gern leben muss und einfach "weiter im Text" machen sollte, besonders nach solch einem Schicksalsschlag?

Wenn mir jemand käme, der mir erzählte: "Das Leben muss weiter gehen"
und mir mit Beschäftigungstherapie und Erpressung a la: der/ die Verstorbene hätte es auch nicht so gewollt...
auf die Pelle rücken würde-
ich würde ihn achtkantig raus werfen.

Trauer verläuft ganz unterschiedlich, für viele wird es nach 2,5 Jahren erträglicher, es gibt aber auch Menschen, für die es immer unerträglicher wird.
Daher gibt es kein Patentrezept.

Ich würde Dir, Sabbi, nur raten, für Deinen Vater da zu sein, Dich ganz regelmäßig blicken zu lassen, auch mal mit dem Hausarzt zu reden oder jemandem vom Hospizverein/ Abt. Trauerbegleitung, die haben Erfahrung-
aber bitte bevormunde ihn keinesfalls-
und ohne der lieben und hilfreichen Community zu nahe treten zu wollen-
ich empfinde alle gut gemeinten Ratschläge hier als Bevormundung.
Liebe Grüße
Lyra

Geändert von lyra (25.10.2012 um 18:43 Uhr)
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  #7  
Alt 25.10.2012, 19:19
Benutzerbild von Petra_S
Petra_S Petra_S ist offline
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Registriert seit: 28.09.2005
Ort: Thüringen
Beiträge: 300
Standard AW: Woher Hilfe? An wen wenden?

Guten Abend,

DANKE Lyra, DANKE - für deinen Mut das mal so auszusprechen. Mir geht es ähnlich, ich frage mich oft warum die Welt so erpicht darauf ist, dass man immer "weiter machen muss"....?! Natürlich dreht sich die Welt weiter, aber vielleicht geht sie für einen einzelnen Menschen unter... seine/ ihre Welt...
"Man darf das doch nicht an einer Person festmachen - das Leben kann trotzdem schööön sein!!!" - Ja "KANN", aber "MUSS" sie das??? Keiner kann in einen anderen Menschen hineinsehen, keiner sollte bestimmen wollen oder manipulieren, dass der andere sich verpflichtet fühlt weiter leben zu "müssen".

Wie Lyra sagt, DA SEIN - vielleicht helfen dass die finanziellen "Überlebensmöglichkeiten" da sind. Warum wird man nicht gefragt - auch die "verbotenen Fragen", wie "Hast du gar keine Kraft und Lust mehr ohne Mama zu leben?", "Du möchtest sicher lieber bei ihr sein, da wo sie jetzt ist...?!" ? Immer soll alles "wieder gut werden"... Warum sind die Menschen drum herum so wild darauf? Was würde passieren, wenn man die Möglichkeit in Betracht zieht, dass es nicht "wieder gut" werden könnte?

Ich weiß, dass mein Lebensgefährte nicht ohne mich hätte weiter leben wollen. Er hätte sich nicht selbst das Leben genommen, sich aber völlig von der Welt zurückgezogen, zu müde vom ewigen Kampf... zu viele schon verloren, zu viel Leid erlebt und immer wieder aufgestanden.... Wir haben oft darüber gesprochen. WER weiß schon wann eines anderen Menschen Lebenswillen erschöpft ist? Sicher, wenn man den Menschen wirklich braucht, es ihn in Liebe wissen lässt... aber "Beschäftigungstherapie" ist für mich schon etwas beleidigendes.... Ich weiß - alle meinen es "nur gut" - aber WAS ist "GUT" und für wen und woher wissen das andere? Was wenn das Leben nur noch eine Quälerei ist? Kann nicht sein, weil die Blumen so schön blühen??? Weil es anders nicht sein darf???

Nachdenkliche Grüße
Petra
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