#1
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Nun ist es vollbracht
Gestern starb mein lieber Mann. Wie nur haben wir diese letzte Woche überstanden? Ich fühle mich so unendlich leer, habe Sehnsucht, mein Herz tut so weh. Er hatte wohl niemals eine Chance gehabt, warum also hat er noch so vieles aushalten müssen? Nach der Verklebung der Lunge, nach immer mehr Komplikationen, haben wir ihn nach Hause geholt. Er war so froh. Eine Nacht wurde ihm geschenkt, bis am nächsten Vormittag ein Schmerz ausbrach, an dem er zerbrach. Er hatte noch geglaubt, Tarceva hätte den Tumorschmerz zum Stillstand gebracht. Aber Anzeichen dafür, dass wieder etwas hereinbrechen sollte, gab es immer mehr. Ich bin wahnsinnig geworden danebenzustehen, als er sich vor Schmerzen krümmte, immer wieder sagte: Solche Schmerzen habe ich noch nie gehabt. Was ist das, was ist das? Dann Durchfall, Erbrechen, Schwäche. In der Notaufnahme dieses Warten, diese immer wieder gleichen unsinnigen Fragen, während er es kaum aushalten konnte. Morphium wurde in den Bauch gespritzt, es half nichts, auch die nächste Dosis nicht. Das waren die schlimmsten Stunden in unserem gemeinsamen Leben, daneben zu stehen und so hilflos sein zu müssen. Am nächsten Tag Untersuchungen, die bestätigten, dass der Tumor mit dem Darm verwachsen war. Er konnte nicht essen, alles kam im großen Schwall sofort wieder heraus. Wie hat er sich in wenigen Stunden verändert, so eingefallen, so zittrig. Die Augen so groß, der Blick eines Sterbenden. Während er noch immer die Schmerzen aushalten musste, weil nichts, absolut nichts zu helfen schien, hörten wir die Schreie aus dem Kreisssaal. Es schien alles so unwirklich, absurd: da entstand zur gleichen Zeit neues Leben, während mein armer Mann mit Schmerzen am Ende seines Weges war. Ultraschall bestätigte, man musste sofort handeln. Ein künstlicher Ausgang wäre die letzte Möglichkeit ihn noch etwas zu halten. Er rief mich sogar an, mit fester Stimmer teilte er mir mit, dass er sofort operiert werden würde. Ich weiß, er strengte sich so sehr an, täuschte Zuversicht vor, wo es nichts mehr gab. Man sprach von Wochen, ein gemeinsames Weihnachten wohl eher nicht, dann von Tagen. In großer Hektik versuchten wir meine Tochter aus ihrem Urlaub zurückzuholen. Mein Mann hatte darauf bestanden, dass sie ihn antrat, obwohl sie nicht fahren wollte. Nun ging es um Stunden. Man öffnete seinen Bauchraum, um ihn gleich wieder zu schließen. Die Ärzte waren entsetzt, als sie sahen, dass der gesamte Bauchraum voller Metastasen war, der Darm schwarz, abgestorben, zum Teil von ihnen umschlungen. Der Tumor war geplatzt und hatte sein Gift überall verstreut. Welche unendlichen Qualen muss mein Mann ausgestanden haben. Wie tapfer muss er gewesen sein! Was kann ein Mensch alleine aushalten? Die operierende Ärztin meinte, wir sollten morgens zu einem Gespräch kommen, damit man überlegt, wie es weitergehen könnte. Meine Tochter drängte darauf, auch zu dieser späten Stunde zu ihm zu fahren, denn unerträglich wäre es, wenn er beim Aufwachen niemanden von uns sähe. Welch ein Glück, dass wir das getan haben und nicht bis zum Morgen gewartet. Das Einzige, was jetzt noch zählte, waren die letzten schmerzfreien Stunden. Es brach mir das Herz ihn so zu sehen. Sollte das alles gewesen sein. Alles zu Ende, vorbei. Wir blieben an seiner Seite, hielten seine Hand, streichelten und küssten ihn. Er atmete so schwer, die Pausen immer länger, diese schreckliche Schnappatmung. Wir sagten ihm immer wieder, wie sehr wir ihn lieben, dass er alles richtig gemacht hat, wie dankbar wir ihm sind für alles, was er uns, seiner Familie mitgegeben hat. Die Nacht verging, die Stunden wie ein ganzes Leben. Eine einfühlsame Nachtschwester stellte ein Bett dazu, versorgte uns mit Kaffe, gab uns zu essen, tröstete uns. Ein junger Stationsarzt, der den Tag zuvor meinen Mann noch entlassen hatte, war zutiefst bekümmert, konnte es mit uns nicht fassen, was nun geschah. Mein Mann starb. In den frühen Morgenstunden fuhren meine ältere Tochter und ich nach Hause, saßen schweigend zusammen, blickten uns an. Es tat so weh, dort hing seine Jacke, seine Brille, das aufgeschlagene Buch. Alles vorbei. Ein Leben vollbracht nach kurzer schwerer Krebserkrankung, die ihn aufgefressen hat. Jeden Tag musste er ein Stück mehr abgeben, bis nichts mehr übriggeblieben war.
Meine jüngere Tochter schaffte es nicht mehr rechtzeitig. Nun ist es still. Ich stehe im Schlafzimmer, sehe das Bett, in dem er gelitten hat, die Medikamente, den Stützstrumpf, die Brechschüssel. Ich bin fassungslos, vier Monate Kampf, bei dem ihm der Krebs nie eine Chance gegeben hatte. Nun ist er erst seit gestern tot und schon musste ich so viele seltsame Dinge klären. Unfassbar. Ich möchte mich bedanken bei denen, die mir Mut gemacht haben, mit mir meinen Kummer geteilt und ihn verstanden haben. Danke dafür, dass ich nicht alleine sein brauchte. Allen, die als Angehörige ihre Lieben begleiten, wünsche ich unerschütterliche Kraft. Diese Krankheit verändert alles, sie ätzt das Leben weg. Aber dennoch bei allem Schmerz hat sie mir und meiner Familie gezeigt, dass wir ihr mit unserem Trotz, dem Zusammenhalt, mit unserer Liebe etwas entgegenzusetzen hatten. Wie heißt es: Es ist nicht entscheidend das Leben mit Tagen, sondern die Tage mit Leben zu füllen. Das ist uns trotzallem gelungen, dafür bin ich unendlich dankbar. Ich bin so unendlich traurig und fürchte mich vor dem nächsten Mittwoch, vor der Beerdigung. Aber er hat es geschafft, wir müssten uns vor Freude umschlungen halten. Er hat es endlich hinter sich und kein würdeloses quälendes Abtreten mehr. Es ist vollbracht. Dickie |
#2
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AW: Nun ist es vollbracht
Hallo Dickie,
Es fällt schwer Worte des Trostes zu finden, denn es gibt sie nicht. Tief berührt möchte ich Dir mein Beileid aussprechen. Jetzt muß dein Mann nicht mehr leiden. Sein Krebs ist nun fort und er hat keine Schmerzen mehr. Leben ist wie Schnee, Du kannst ihn nicht bewahren. Trost ist, dass Du da warst, Stunden, Monate, Jahre. Ich wünsche Dir viel Kraft, um mit diesem schweren Verlust umzugehen.Menschen begleiten uns eine Weile, einige bleiben für immer, denn sie hinterlassen Spuren in unseren Herzen. |
#3
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
auch von mir mein herzlichstes Beileid. Und vieeeel Kraft. Und es ist okay wenn Du es nicht mehr hören kannst!!!! Euer Verlsut ist imens. Aber Eure letzten Worte - das er alles richtig gemacht habt und ihr ihm dankbar seid - das war genau das was er brauchte. Sofort musste ich an meine letzten Worte zu meinem Paps denken. Sie waren genau das gleiche :-) Ich zitiere hier immer wieder gern die Bibel: "Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen. " Jetzt nehmt Euch Zeit, seit wütend, traurig.... aber vergesst nicht, dass ihr einen wundervollen Menschen in Eurer Mitte hattet - und immer wird er in Eurem Herzen sein. Wenn Du das Gefühl hast die Bilder des Leidens nicht loszuwerden... bei mir dauerte es Monate bis ich in mir meinen lachenden, gesunden Vater sah!!! Nicht den kranken Menschen - denn das war sooo nicht mein Papa. Liebe Grüße Michaela |
#4
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
ich drücke euch. Lasst euch nicht zu sehr hetzen von den ganzen Sachen, die ihr zu tun habt. Es hat Zeit. Ihr habt jetzt fast alle Zeit der Welt. Und doch ist sie nicht mehr so kostbar wie die Zeit, die verronnen ist. Und doch sind wir nicht alleine. Ich denke an euch - und ich weiß nicht was ich sagen soll.
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Papa, du fehlst mir! + 17.8.2012 Wohin sind die Jahre und die Tage des Glücks. Sie flogen vorbei, ich halt dich fest, und schau zurück. Gedanken zieh'n an mir vorbei, ich bin stolz auf unsere Zeit - Unheilig |
#5
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
auch von mir aufrichtiges Beileid. Mir fehlen die Worte. Es ist so furchtbar weil man wirklich bis zuletzt hofft, hofft das doch noch ein Wunder geschieht und diese Krankheit nicht siegt. Und plötzlich ist gar nichts mehr wie vorher. Die Erkrankung hat das Leben verändert und nun ist der Tod da. Ich weiß, das es dich nicht trösten wird aber dein Mann, euer Vater hat jetzt keine Schmerzen mehr, keine Leiden. Er ist frei von allem Leid. Ich wünsche euch viel Kraft für die kommende Zeit und hoffe, dass ihr irgendwann wieder mit einem Lächeln im Gesicht an deinen Mann und euren Vater denken könnt.
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*** Solange wir leben, gibt es auch Hoffnung*** *** und ich dachte, wir hätten noch so viel Zeit miteinander*** Meine Oma: 20.06.12 Verdacht auf Colon Ca 28.06.12 OP und Stoma 29.06.12 Darmverschluss wurde durch OP verhindert, ansonsten multiple Metastasen in Lunge, Leber, Bauchfell, Gebärmutter. 10.07.12 OP für den Port 2x Chemo, dann Harnwegsinfekt Oma Senta starb am 17.08.12 |
#6
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AW: Nun ist es vollbracht
Zitat:
mir fehlen die Worte. Mein Blut ist in die Füße gesackt. Ich bin geschockt. Wie es Dir geht kann ich mir nur vorstellen. Ich würde Dir so gerne helfen. ,etwas tröstendes sagen, aber was??????? Jeder von uns hier, die Angehörigen und die Betroffenen haben sooo mit Euch ( mitgelebt) teilgenommen an Untersuchungsberichtenund Chemo. Deine Tränenen im Keller, verstanden und nach empfunden wie , es Euch geht. Wir haben mithofft und mitgeweint. Das hilft Dir sicher jetzt nichts. Aber Du bist nicht ganz alleine. Wir sind hier und freuen uns über eine Nachricht von Dir. Egal wie es Dir geht. Hier wirst Du aufgefangen, hier findest Du Gehör. Bei all der Trauer um deinen lieben Mann und der Geschichte die ich vor Tagen hier laß. Da hat ein Mann seinem Leben selbst ein Ende gesetzt. Ich bin tief betroffen und traurig. Mein Mann hat auch Krebs und Metastasen, frage ich mich, ist das auch unser Weg? Wie schaffe ich das? Wie ist das wenn ich Abschied nehmen muß? Wie ist das wenn ich meinen Verstand verliere vor Angst? Mit wem kann ich reden? Wer versteht mich?Dann möchte ich das hier am ANDEREN ENDE jemand schreibt und mir zuhört.Jemand der weiß um was es geht, der das selbe erlebt hat, der mich versteht. Also, bleibt hier. Egal ob ihr traurig, ungerecht, wütend seid, damit zeigt ihr mir es geht Euch wie mir. Liebe Dickie, so möchte ich auch für Dich da sein. Ich denk an Euch. Marion |
#7
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
hiermit möchte ich Dir und Deinen Angehörigen mein tiefempfundenes Beileid aussprechen. Nun ist der schwere Leidensweg Deines Ehemanns zu Ende, er hat seinen Frieden gefunden, wurde erlöst von allen Schmerzen. Für die kommende Zeit wünsche ich Euch viel Kraft, in stiller Trauer, Elisabethh. |
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AW: Nun ist es vollbracht
Dir, Dickie und auch Dir, May-Day
möchte ich mein herzliches Beileid aussprechen ... Viel Kraft für euch, Angie
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ... ... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ... ... I`ll see you when the sun sets!!! |
#9
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
Mein aufrichtiges Beileid. Ich kann dich so gut verstehen du weißt ja mit meinem papa.. Es ist schlimm das dein Mann soviel leiden mußte, aber ihr wart bei ihm. Und das hat ihm bestimmt geholfen. Vor der Beerdigung hatte ich auch soviel Angst. Aber man übersteht auch das. Du hast deine Töchter die dir zur Seite stehen, Ihr schafft das. Ich wünsche dir und deinen Kindern viel Kraft für die nächste Zeit. Jutta |
#10
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AW: Nun ist es vollbracht
liebe dickie!
zutiefst erschüttert habe ich gestern deinen beitrag gelesen. was musstet ihr noch alles durchmachen, bevor dein mann erlöst wurde! es tut mir unendlich leid! aus tiefstem herzen wünsche ich deinen töchtern und dir unendlich viel kraft, diese so schlimme zeit "relativ schnell" und gut verarbeiten zu können. mein aufrichtiges beileid! liebe grüsse, dani |
#11
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AW: Nun ist es vollbracht
Liebe Dickie,
beide (alle - die ganze Familie) musstet ihr so schlimm leiden! Vor 6 Jahren ging es mir ähnlich. Es tut mir sehr leid, dass Menschen immer wieder so etwas erleben müssen - so viel Leid - Schmerz - Qual - unvorstellbar und ich weiß nicht wozu! Es ist so und du , nein ihr habt Unglaubliches erlebt und ausgehalten. Wieviel Kraft es gekostet hat, werden deine Tochter und du noch spüren. Lasst euch Zeit auch diese "Erlebnisse danach" auszuhalten. Man geht nicht einfach zur Tagesordnung über, es kann trotz der Erleichterung, dass die Qual nun für deinen Mann vorbei ist, noch mal richtig schlimm werden, denn nun werdet ihr EUCH SELBST spüren, EUREN Schmerz, Verlust, die Qual und die Fragen der Hilflosigkeit... IHR ward da!!! Das wird euch vielleicht ein Trost sein. Liebe Grüße und dir viel Kraft und Geduld! @ May-Day Hallo, ich habe einige Schwierigkeiten zu verstehen, was du uns mit den Worten sagen willst: Zitat:
Zitat:
Zitat:
... ich war früher hier bekannt, dass ich mich tierisch über solches "Gewäsch" aufregen konnte... wem sollen diese Sätze helfen? Ich sag jetzt mal nichts mehr - muss man viellecht auch nicht, sonst wird das hier noch böse! Eine Frage noch: Hast du oft Wache an dem Bett deines Schwagers gehalten, ihn verpflegt? Gruß Petra Geändert von Petra_S (26.08.2012 um 16:23 Uhr) |
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AW: Nun ist es vollbracht
Hallo May-day,
ich verstehe deinen beitrag leider auch nicht wirklich. klar ist es für hinterbliebene oft auch erstmal eine erleichterung! und das DARF und SOLL es auch irgendwie sein. aber wenn du jetzt denkst das thema ist durch und ablenkung hilft: nein, ganz falsch. irgendwann holt es einen ein. und dann aber mit voller wucht - es springt einen von hinten an unf wirft einen zu boden! ich war auch der eminung ablenkung hilft. was es mir brachte? ich habe mich 8 wochen richtig schön tief in eine depression geschufftet, mir dinge eingeredet um mein gewissen zu beruhigen. aber gebracht hat es nichts - außer übermäßigen alkoholkonsum und tiefer tiefer trauer. man sollte sowas versuchen gleich zu zulassen.... weglaufen bringt nichts - irgendwann geht einem die puste aus. glg
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Herr, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Semper Fi, Papa. *13.10.1952 - +25.04.2012 |
#13
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AW: Nun ist es vollbracht
Jetzt ist es schon geschrieben worden, was mich nicht los lässt.
@May-Day Frühstart in den Alltag!? Das ist doch nach zwei Tagen wohl ein Scherz von dir oder? So einen Satz habe ich von meinem Chef auch in etwa bekommen letzte Woche: "dann erholen Sie sich man übers Wochenende und Montag können Sie dann wieder normal zur Arbeit kommen!" Von meinem Chef fand ich diese Aussage als Unverschämtheit und natürlich konnte ich Montag nicht wieder arbeiten- nein ich bin noch arbeitsunfähig, offiziell bis 4.9. und ich entscheide nach der Beerdigung am Dienstag, ob ich eher wieder hingehen kann. Von einem Angehörigen, der hautnah dabei war und mitbekommen hat, was diese Diagnose bedeutet und dieses Hoffen und Bangen ertragen und miterlebt hat, finde ich eine solche Aussage, mit dem Frühstart und der neuen Wohnung, sehr, sehr traurig und wenig herzlich (fehlende Herzlichkeit wird mir in meinem Thread zwar auch gerade vorgeworfen, aber deine Aussage ist wirklich hart)! Zwei Tage nach dem Tod des Ehemannes kann man sich nicht mit einer neuen Wohnung ablenken! Das geht gar nicht. Hast du schonmal drüber nachgedacht, dass deine Schwägerin in einer Art Schockzustand ist und im Moment zu funktionieren scheint?? Die Trauer wird kommen, Wohnung hin oder her und einen Frühstart wofür soll der sein? Glaubst du wirklich, das es deiner Schwägerin "gut" geht gerade?
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*** Solange wir leben, gibt es auch Hoffnung*** *** und ich dachte, wir hätten noch so viel Zeit miteinander*** Meine Oma: 20.06.12 Verdacht auf Colon Ca 28.06.12 OP und Stoma 29.06.12 Darmverschluss wurde durch OP verhindert, ansonsten multiple Metastasen in Lunge, Leber, Bauchfell, Gebärmutter. 10.07.12 OP für den Port 2x Chemo, dann Harnwegsinfekt Oma Senta starb am 17.08.12 |
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AW: Nun ist es vollbracht
Ihr Lieben alle, die ihr mitlest und geschrieben habt, habt Dank. Es ist wirklich so, selbst gute Freunde und Verwandte können nicht so mitempfinden wie diejenigen, die gerade ähnliches zu Hause erleben. Wie denn auch, nicht wahr? So tut es gut, sich hier mit euch auszutauschen. Liebe Marni, du selbst hast vor kurzem erst deinen Papa verloren, liebe Traumtänzerin und alle anderen, liebe Jutta - alles kommt irgendwie ... wir haben keinen Einfluss darauf. Man ahnt und verdrängt, aber steckt dann plötzlich mitten drin im letzten Abschiednehmen. Zu schnell. Ich hatte das Gefühl, mich selbst zu beobachten, so unwirklich war es. Die Sorge, nicht alles für meinen sterbenden Mann tun zu können, war groß. Die Angst, niemals alles gegeben zu haben. Es bleibt eine große Leere. Wie komme ich jetzt ohne ihn zurecht, ohne meinen fürsorglichen, freundlichen und geduldigen Mann? Niemals mehr seinen Guten-Morgen-Gruß hören, sein "Na, alles klar, Mäuschen?" Aber ich bin ja nicht die Einzige, die diesen Schmerz aushalten muss. Sind wir nicht eigentlich furchtbar egoistisch, weil wir unsere Lieben nicht gehen lassen wollen, obwohl wir wissen, wieviel Leid sie aushalten müssen? Wo finden wir den "Sinn" des Ganzen, gibt es überhaupt irgendeinen? Warum wir ... Wie heißt es: wenn nicht wir - wer dann?
Irgendwann aber wird die Erleichterung, dass sie es "geschafft" haben und was ihnen vielleicht alles erspart geblieben ist, größer sein als die Traurigkeit? Was für ein tröstlicher Spruch, liebe Michaela: "Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein: denn das Erste ist vergangen. " Eine krebskranke Bekannte hatte ein Buch gelesen, in dem der Tod aus der Stadt verbannt wird. Die Menschen wollten leben, feiern, das Leben genießen. Sie wurden alle alt, gebrechlich und krank. Niemand starb, durfte sterben, obwohl man es mittlerweile wollte. Die Menschen warben um den Tod, wollten, dass er wieder kommt und sie von diesem unendlichen und mühevollen Leben erlöst. Als er sich überreden ließ, feierten sie ihm zu Ehren ein Fest ... Seltsam nicht wahr, die Vorstellung, niemand würde mehr sterben (dürfen)... Ich bin heute noch einmal bei ihm gewesen und es war gut so. Ich hatte Angst, dass ich die Qualen und den Kampf in seinem Gesicht sehen würde. Aber nein, er schien friedlich zu schlafen. Fast glaubte ich zu sehen, wie er atmet. Ich war so erleichtert und fast glücklich. Nun weiß ich, dass er am Ende keine Schmerzen mehr hatte. Ich danke euch allen. Bleibt stark. Dickie |
#15
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AW: Nun ist es vollbracht
Heute nun fand die Beerdigung meines Mannes statt. Wie seltsam ich mich fühlte, wie in Watte gepackt oder als wäre ich gar nicht ich selbst. Meine Kinder und ich hatten einige Stunden mit unserem Pfarrer die Trauerfeier besprochen. Es sollte eine werden, in der nicht die schwere Stimmung und die Traurigkeit alles bestimmten, sondern jeder, der gekommen war, sollte mit leichterem Schritt wieder gehen dürfen. Anfangs spielte das Lied "Over the rainbow", am Ende "Missing you" von Sting, aber nur instrumental. Wir waren überwältigt von den vielen Menschen, die gekommen waren. Einige mussten vor der Kapelle stehen, so voll war sie. Ich weiß nicht, wieviele ich begrüßt und umarmt habe, in wieviele betroffene Gesichter ich geschaut habe und dabei ganz ruhig wurde. Ich sah darin auch die Angst um sich selbst. Das, was uns geschehen war, so schnell und unerwartet, könnte jedem zustoßen.
Ich weiß nicht, woher ich die Kraft hatte am Ende mit meinen Mädchen nach vorne zu gehen und unserer kleine Abschiedsrede vorzutragen. Danach legten wir drei Rosen auf den Sarg und hielten uns eine Weile ganz, ganz fest: Mein Liebes, es wäre dir nicht recht, so unausweichlich im Mittelpunkt zu stehen und doch ist es so, denn dein Sterben und dein Tod haben uns heute zusammengeführt. Zu schnell und kompromisslos musstest du dich beugen und dabei auch das aushalten, was du immer am meisten gefürchtet hast: Schmerzen. Die Krankheit bezwang unsere Hoffnung, sie nahm uns die Zeit und beherrschte uns. Sie veränderte alles – aber sie wurde schließlich auch unser gemeinsamer Weg, auf dem wir dich bis zuletzt begleiteten. Ohne sie hätten wir nicht die kostbaren und unvergesslichen gemeinsamen Momente erlebt, niemals hätten wir dir so nahe sein können wie in diesen letzten intensiven Wochen. Du erkanntest mit uns am Ende so offensichtlich den einzigen gültigen Zusammenhang, dem wir alle unterstehen: A l l e s ist begrenzt, jeder Anfang mündet in einem Ende, aus dem doch immer wieder etwas Neues entstehen kann. Wie in deiner geliebten Bauernwiese, die wir zu deinem Glück und Freude gemeinsam so bunt und vielfältig erblühen sahen. Was bleibt? Es sind die glücklichen Erinnerungen, die uns keiner nehmen kann, der Stolz auf das, was du uns vorbildhaft vermittelt und mitgegeben hast. Es ist der Trost, dass wir mit unserem Zusammenhalt eine Zeitlang wenigstens dem Unglück trotzen konnten, - und dass plötzlich manches Unmögliche möglich erscheint. Gäbe es einen Sinn für das Erlebte, wäre es dieser? Wir drei versprechen dir, alle Lebensaufgaben zu meistern. Wir versprechen dir vor allem wieder glücklich zu werden, denn das war deine größte Sorge. Wir möchten dazu aufrufen, nicht nur mit uns zu trauern um das, was wir verloren haben, sondern mit uns glücklich zu sein, dass wir überhaupt diese Zeit mit dir haben durften. Nun bin ich unendlich froh, diesen gefürchteten Tag bewältigt zu haben. Allmählich spüre ich aber, dass mein "Panzer" aufbricht und gewiss wird es in den nächsten Tagen schlimme Momente geben und ich alles begreife: nichts wird mehr so sein, wie es war. Ich bin nun allein. Noch immer höre ich seine Stimme ... Wenn ich im Forum lese, denke ich: Gott sei Dank, wir haben es hinter uns, diese Angst, diese betrogene Hoffnung, das unwürdige Leiden, die Schmerzen. Nun ist es wirklich vollbracht. Ich grüße alle Betroffenen und Angehörigen von ganzem Herzen Dickie |
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