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Alt 20.09.2004, 10:33
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Ist es BSDK?

Hallo zusammen
14.09.2004:
Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll. Ich weiß auch gar nicht, ob ich überhaupt hier etwas schreiben soll. Schließlich ist es ja nur eine böse Vorahnung, Pessimismus oder sonst irgendetwas.
Ich versuche einfach einmal anzufangen. Also es geht um meine Mutti, um sie habe ich ganz fürchterliche Angst. Meine Mama liegt zurzeit im KH und wird untersucht.
Ich glaube dass ich anders anfangen muss.
Vor ca. 10 Jahren hatte meine Mutter Magenkrebs! Das war selbst für unseren damaligen Hausarzt total überraschend - er ist ein wirklich guter Arzt, zu dem wir größtes Vertrauen hatten. Meine Mutter kam damals ins KH weil sie immer wieder gebrochen hat, über einen längeren Zeitpunkt. Sie ist natürlich nicht gleich zum Arzt gegangen - schließlich kommen Krankheiten von alleine und gehen auch von alleine, außerdem konnte sie uns ja nicht alleine lassen. So ist meine Mutter, immer für andere da und nie an sich denkend. Irgendwann war es dann so weit, dass sie zur Untersuchung ins KH musste. Dort wurde dann festgestellt, dass sie einen Magentumor hat. Krebs, Krebs mit einem Tumor der sehr selten ist. Ein Tumor, der bei 1 Million Magenkrebs-Erkrankten einmal vorkommt. Sie wurde operiert, ihr wurden Magen und Milz entfernt. Die Ärzte sagten ihr damals, dass sie ihren 2. Geburtstag feiern könnte. Weil es auf dem letzten Drücker festgestellt wurde und sie meine Mutter auch für kurze Zeit schon verloren hatten.
Kaum wieder ein bisschen auf den Beinen, musste sie schon wieder ins KH, ihr wurde die Galle entfernt - Gallensteine! Meine Mutter hat in der Zeit bestimmt 35 Kg abgenommen. Auch wenn sie heute als geheilt gilt, hat sie sich nie wirklich erholt. War sie früher eine mollige Powerfrau, ist sie heute eine untergewichtige Frau, die nicht mehr so kann wie früher. Das will sie natürlich nicht wahr haben und hat weiter gepowert auf Deivel komm raus. Und wenn ich hier von Powern rede, dann meine ich powern. Ich habe mir oft gedacht: Wenn ich doch nur halb so viel Power und Durchhaltevermögen hätte.
Meine Mutter musste danach natürlich regelmäßiger zu unserem Hausarzt. Hat sie auch gemacht, allerdings hat sie ihm nicht immer die Wahrheit gesagt. Seit meine Mutter keinen Magen mehr hat, erbricht sie fast ständig. Manchmal ist es so schlimm, dass sie nicht einmal Tee und Zwieback bei sich behält. Mit der Zeit ist ihr Gesicht immer dünner geworden, ihre Augen sind bald nur noch riesige Höhlen. Und was macht meine Mutter? Sie powert. Sie ist für andere da. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass mein Vater auch seit vielen Jahren ziemlich krank ist. Auf jeden Fall wird meine Mutter dadurch auch extrem belastet. Wir haben ihr so oft gesagt, dass sie trotzdem einen Gang runter schalten muss. Denn was nützt sie unserem Papa, wenn sie nicht mehr ist?
Ich weiß nicht mehr seit wie vielen Jahren der Arzt mit Ihren Blutwerten kämpft, aber er hat es immer getan. Ihre Blutwerte spinnen seit einigen Jahren total. Ich kann leider nicht sagen welche, aber es ist heftig. Oft wollte er sie auch ins KH überweisen, weil er es nicht mehr verantworten kann. Aber Mama muss für ihren Mann und ihre Kinder da sein und hat unterschrieben, dass sie auf eigene Gefahr nicht ins KH geht. Unser Arzt hat es dann auch geschafft, ihr (ein wenig) zu helfen, ohne KH. Die schlechten Blutwerte kamen wohl - wenn ich das so alles richtig verstanden habe - von der BSD, die chronisch entzündet ist.
16.09.2004:
Seit einiger Zeit hat sie so heftige Schmerzen in der Brust, dass sie schon dachte einen Herzinfarkt zu bekommen. EKG und Herzkatheder waren aber ohne Befund. Und keiner weiß woher die Schmerzen kommen. Dazu kommt, dass sie immer öfter Seitenstiche hat (seit ca. 6 Wochen) und schon außer Atem ist, wenn Sie in die erste Etage geht. Und ihre Blutwerte spinnen natürlich. Vor ca. 3 Wochen hat ihr neuer Hausarzt bei ihr angerufen und ihr mitgeteilt, dass ein Blutwert lebensbedrohlich aus der Reihe fällt. Mama wollte natürlich wieder nicht ins KH und hat dem Arzt gesagt, dass er alles machen kann, sie nur nicht ins KH stecken darf. Er hat ihr Antibiotika gegeben. Da die Werte nicht besser wurden, hat er ihr gesagt, dass sie wenigstens ein CT machen lassen soll. Das hat sie dann auch machen lassen, am 8.9.2004. Den Befund habe ich natürlich nicht wirklich verstanden. Das Einzige, was ich lesen konnte, war irgendetwas mit Lymphknoten in Zusammenhang mit der BSD, ca. 1,7 cm große Flecken an der Leber und eine Vernarbung an der Lunge. Keine Ahnung wo die Vernarbung an der Lunge herkommt, Mama hatte nie etwas an der Lunge! Vielleicht ist das ja auch eine Verletzung aus ihrer Kindheit. Da ist sie mal gefallen und hat sich mehrere Rippen gebrochen. Aber das mit der BSD und der Leber macht mir echte Gedanken. Ich habe solche Angst, dass sie wieder gegen den Krebs kämpfen muss. Der Arzt hat ihr jedenfalls gesagt, dass sie ins KH muss, wenn sie nicht geht, wird er sie nicht mehr behandeln. Mama hat auch versprochen direkt am 13.09.2004 ins KH zu gehen. Das hat dann auch geklappt. Dank meiner Frau, die in dem KH als KrkSchw. arbeitet und dem hartnäckigen Beharren meiner Schwester auf ein Bett.
Gestern wurde ein Thorax-CT gemacht, die Ärzte haben an der Lunge einen Entzündungsherd gesehen. Deshalb wird morgen, zusammen mit der Magenspiegelung, auch eine Bronchoskopie gemacht. Die Ärzte benötigen diese wohl, um besser abschätzen zu können, um was es sich handelt.

20.09.2004
Am Freitag wurden die Untersuchungen durchgeführt. Ich war schon im KH, da war meine Mutter noch nicht auf dem Zimmer. 30 Minuten später wurde sie aufs Zimmer gebracht und es ging ihr verdammt schlecht. Das Pflegepersonal und die Ärztin waren bis spät in die Nacht damit beschäftigt, den Kreislauf meiner Mama zu stabilisieren, Blutdruck von 80/40. Ihr war schlecht und sie hatte enorme Kopfschmerzen, meine Schwester und mich hat sie nicht wirklich wahrgenommen. Wir waren trotzdem da, bis sich ihr Kreislauf ein wenig stabilisiert hatte, dass er nachts wieder abfiel, konnten wir ja nicht ahnen. Abwechselnd haben wir versucht, ihr ein wenig zu helfen und haben auf jede noch so kleine Auffälligkeit geachtet. Wir haben ihr das Sekret, das immer wieder lief, von der Nase geputzt, haben ihr die Schale gehalten wenn sie brechen musste und waren einfach nur da. Meine Mama ist ja auch immer für uns da, ob es uns gut geht oder schlecht, wir haben immer Mama an unserer Seite. Unsere Mama muss unheimlich schlimme Kopfschmerzen gehabt haben. Denn sie ist ein Mensch, der Schmerzen zu verbergen weiß und niemand, der jammernd im Bett liegt. Aber am Freitag hat sie da gelegen und wenn sie etwas sagte, dann dass sie Kopfweh hat und ihr schlecht ist. Zwischendurch hat sie die Augen geöffnet und weinend gesagt, dass sie solch schlimmes Kopfweh hat. Uns ging es beschissen, Mama da so leiden zu sehen und ihr nicht helfen können. Das Pflegepersonal und die Ärztin waren die ganze Zeit bemüht ihr zu helfen. Allerdings hat meine Mutter eine heftige Medikamentenallergie und deshalb kann man ihr nicht einfach irgendwelche Schmerzmittel geben. Meine Schwester und ich haben dann irgendwann mit der Ärztin gesprochen und sie gefragt, ob sie schon irgendetwas sagen kann. Aber sie konnte uns auch nicht viel sagen. Sie sagte nur, dass beim CT etwas an der Lunge gesehen wurde, das da nicht hingehört. Was sie meiner Mutter aber nicht gesagt haben, ist dass sie einen Tumor befürchten, deshalb auch die Broncho. Die Ergebnisse der Bronchoskopie erwarten sie für Dienstag, wobei meine Frau eher an Mittwoch oder Donnerstag glaubt. Egal, wir warten und hoffen.
Tja, so wie es aussieht, bin ich im Forum unter dem falschen Thema.
Gestern habe ich meine Mama mal gefragt, was sie glaubt, wie die Ergebnisse aussehen werden. Sie hat mir gesagt, sie hoffe, dass es nur eine Entzündung ist. Ich habe ihr dann gesagt, dass ich wissen möchte, was sie glaubt, was sie hofft weiß ich. Es kann doch keiner besser spüren, was in ihrem Körper los ist, als sie selbst. Sie hat gemischte Gefühle, auf der einen Seite weiß sie, dass nicht nur die anderen Krebs bekommen, aber auf der anderen Seite sagt sie, dass die Seitenstiche besser wurden, seit sie Antibotikum-Infusionen bekommt. Und das lässt sie hoffen, dass es doch nur eine Entzündung ist. Und wir hoffen es auch. Alles andere macht doch auch gar keinen Sinn! Meine Mutter musste doch vor 10 Jahren schon gegen den Tod kämpfen und sie hat gewonnen!
Ich musste trotzdem wieder weinen, diesmal vor meiner Mutter. Ganz toll, eine schöne Hilfe bin ich meiner Mutter. Unter Tränen hat sie mich dann getröstet. Sie hat mir gesagt, dass ich nicht weinen soll. Selbst wenn es wieder Krebs ist, sie wird kämpfen und wieder gewinnen. Sie hat mir gesagt, dass sie es vor 10 Jahren geschafft hat und wieder schaffen wird. Es wird schon nicht so schlimm werden wie vor 10 Jahren. Außerdem möchte sie leben, sie möchte noch lange leben. Sie möchte Oma werden und mit ihren Enkeln spazieren gehen. Sie kann noch nicht sterben, weil sie noch nichts von ihrem Leben hatte.
Oh Gott, ich habe solche Angst. Bitte lass das alles gut ausgehen. Bitte lass es eine Entzündung sein, die langsam abklingt. Ich habe sie so lieb und kann mir ein Leben ohne sie gar nicht vorstellen.
Schon komisch, ich rede zu Gott. Das mache ich häufiger in den letzten Tagen. Dabei weiß ich gar nicht, ob ich an Gott glaube. Ich glaube zwar, dass es eine "höhere" Kraft gibt und dass irgendetwas nach dem Tod kommen muss, aber gibt es Gott? Ist es Gott, der alles Geschehen auf der Erde bestimmt?

Zum Schluss möchte ich Euch noch erklären, wie ich auf Eure Seite gekommen bin. Ich habe, nachdem ich die Überweisung fürs KH gelesen habe, sofort gegoogelt. Ich befürchtete, dass wieder das Gespenst Krebs über uns schwebt. Und als erster Link wurde mir der Krebskompass angezeigt. Ich habe hier ein paar Tage gelesen, die verschiedensten Threads unter BSDK. Aber ich musste ständig weinen, ich habe kaum einen Thread zu Ende gelesen, weil egal welchen ich mir auch ausgesucht habe – immer wieder musste ich Sätze lesen, wie:
"Unsere Mutter/unser Vater ist eingeschlafen."
"Wir haben den Kampf verloren."
"Alles kämpfen hat nicht geholfen."
Bitte drückt uns die Daumen, dass ich dieses Forum verlassen kann, ohne das Thema wechseln zu müssen und niemals hilfesuchend zurückkommen muss.
LG
Mirko
PS: Da ich seit mehreren Tagen an diesem Text schreibe, habe ich immer das Datum zugefügt. Außerdem habe ich immer wieder überlegt, ob ich den Text überhaupt ins Forum stellen soll. Schließlich wird sich alles als eine Entzündung rausstellen, die wieder weg geht! Und dann gehöre ich hier eh nicht hin.
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