Streit um Beerdigung, eure Meinung

[Sanni412]

Die Fakten:
-mein Papa ist aus Berlin weggezogen und seine Partnerin ist der Meinung er würde auch nicht in Berlin beerdigt werden wollen
-ich wohne in Berlin, ebenso wie mein Opa und noch ein paar alte Freunde und andere Familienmitglieder
-mein Bruder wohnt in der Nähe von Lüneburg
-Papas Freundin in der Nähe von Salzgitter
-Papa wird vom Stern abgeholt ohne vorher auch nur ein Wort darüber gesagt zu haben, wie und wo er beerdigt werden möchte
-"wenn ich mal sterbe möchte ich ins All geschossen werden"
-Papa fand Friedhöfe immer blöd und war der Meinung meine Oma, die sich hat anonym beerdigen lassen, hats richtig gemacht
-ich hätte Papa am liebsten in Berlin
-Papas Freundin sagt, Papa sollte in Zernien begraben werden, dann hätten wir auch alle immer einen Grund meinen Bruder zu sehen
-mein Bruder will keine anonyme Beerdigung, er will einen Stein oder ne Platte mit Namen
-ich bin dagegen
-was mein Opa will, weiß noch keiner, aber der wird gefragt alles zu bezahlen
-ich bitte meinen Bruder in einer SMS um ein Gespräch in dem wir uns beide über alles unterhalten können, eine Lösung zu finden, die jedem irgendwie gerecht wird, bzw womit sich jeder anfreunden kann
-ich bekomme eine SMS mit folgendem Inhalt: "Möchtest Du das Papa so beerdigt wird,(Foto vom Ort des Geschehens mit dabei) wo jeder drüber latschen kann, also ich nicht. Und ich brauche eine Stelle wo ich hingehen kann und ich möchte mir nicht irgendein Fixpunkt merken müssen und wenn Du (also ich) ihn anonym beerdigen lassen willst, kannst Du ihn gleich irgendwo einkuhlen und Papa wollte nicht in Berlin leben, also wollte er dort auch bestimmt nicht begraben werden!"
-darauf reagiere ich wie folgt: "Schön das DU eine Stelle brauchst wo DU hingehen kannst!Keiner denkt an mich! Keiner! Dann kommt er nach Lengede zu G.!
-daraufhin bekomme ich einen Anruf, von seiner Frau, also meiner Schwägerin, ob ich das nicht nen bisschen daneben finde, mich mit T. zu streiten, jetz wo Papa gestorben ist! Ich denke nur an mich, ich würde sie nicht mehr besuchen wollen. Es war G.'s Wunsch das Papa in Zernien beerdigt wird, ausserdem wird sie Patentante von P.(meiner Nichte). Und so können wir uns alle immer bei T. treffen. Also alle wären dann G. und ich!
-ich bin nie gefragt worden, was ich davon halte
-ich habe keinen FS und kein Auto
-alle anderen haben beides
-Papa wollte keine Grabstelle
-und die anderen Familienmitglieder in Berlin lass ich mal aussen vor
-Um nicht als Egoistin dazustehen habe ich mich nun zurückgezogen und überlasse meinem Bruder und G. das Feld, habe nur den einen Wunsch geäussert bei Papa etwas in die Urne tun zu wollen!

Das liest sich wie ein schlechter Krimi!
Wie ist eure Meinung dazu?

[Stephani]

Hallo Sani!
Ich möchte dir mein Beileid aussprechen.
Einen richtigen Tip zur Lösung deines Problems habe ich leider nicht. Meine Mutter ist am 11.12.2007 verstorben, hat aber wie meine kleine Schwester 1998 verstorben ist eine Grabstätte gekauft wo sie auch mit beerdigt werden kann. Aus meiner Sicht muss ich sagen das ich auch einen Platz brauche wo ich hingehen kann. Auch nach dem Tod meiner Schwester war jeden Sonntag unser Weg ans Grab meiner Schwester zu gehen ein Licht hinzustellen und Blumen und so mache ich es bis heute.
Ein Nachbar von mir ist jetzt gestorben und er wünschte sich eine anonyme Beerdigung, wobei ich sagen muss das er keinen hat der das Grab pflegt.
Ich hoffe das du mit deinem Bruder einen Weg findest den ihr beide akzeptieren könnt.

LG Ingrid

[Stefans]

Hallo,

Zitat von Sanni412

-Um nicht als Egoistin dazustehen habe ich mich nun zurückgezogen und überlasse meinem Bruder und Geli das Feld, habe nur den einen Wunsch geäussert bei Papa etwas in die Urne tun zu wollen!

Das liest sich wie ein schlechter Krimi!
Wie ist eure Meinung dazu?

Ich finde es zunächst mal einfach nur beschämend, wenn angesichts des Todes und der Trauer die liebe Familie nichts besseres zu tun hat, als sich um (sorry) Formalkram wie die Beerdigung zu streiten. Und vor allem, sich unter dem Aspekt zu streiten, was nun der oder der oder der Angehörige will. Und es ausser dir scheinbar niemanden interessiert, was dein Vater wollte.

Dass du da "das Feld geräumt" hast, kann ich verstehen. Dieser Streit ist einfach unwürdig, und je vehementer man sowas macht, desto schlimmer wird es. Also gibt vielleicht doch der Klügere nach, damit endlich Ruhe ist und dein Vater in Frieden (wo und wie auch immer) seine letzte Ruhestätte bekommt.

Jetzt ist es zwar zu spät, aber: wenn dein Papa es dringend gewollt hätte, hätte er einfach mit einem handschriftlichen Dreizeiler bestimmen können, wie und wo er bestattet werden möchte, und wer sich nach seinem Tod darum kümmern soll. Vielleicht führt die Erfahrung aus diesem Versäumins wenigstens dazu, dass es die jetzt als "Überlebende" betroffenen für sich selbst beizeiten eindeutig regeln.

Meine Frau wird in Kürze an Krebs sterben, und sie hat das zum Glück vorab geregelt. Ich werde mich darum kümmern (als Ehemann darf ich das sowieso, auch ohne dass sie das im Detail schriftlich festgehalten hat). So wie sie es will. Und so, dass voraussehbar ist, dass die Verwandschaft völlig empört sein wird. Meine Frau will nämlich nicht, wie ihre Mutter es wünscht, in ihrer "alten Heimat" beerdigt werden. Sie will überhaupt nicht beerdigt werden, sondern verbrannt, und die Urne wird danach mir ausgehändigt. Keine Beerdigung, keine Trauerfeier am Grab, kein Grabstein, kein Platz, wo man sich am Gedenkstein treffen kann.

Die Urne meiner Frau werde ich dann an ihre Schwester weitergeben. Weil ich so ein "Relikt" zum trauern nicht brauche. Mir reicht die Erinnerung. Aber weil meine Schwägerin, die für meine Frau nach mir der wichtigste Mensch in ihrem Leben ist, darauf wert legt. Also wird die Schwester meiner Frau entscheiden, in welchem Wald unter welchem Baum in ihrer Nähe sie die sterblichen Überreste meiner Frau zu welchem Zeitpunkt und mit welcher Zeremonie und mit welchen Teilnehmern bestattet. Und so wird sie meine Frau zur letzten Ruhe tragen - und künftig besuchen können, weil ihr das wichtig ist. Ob / wem sie verrät, wo meine Frau dann liegt, das bleibt ihr überlassen.

Vielleicht nehme ich mir aus der Urne, bevor ich sie weitergebe, sogar einen Teelöffel Asche zum Angedenken an meine Frau raus, fülle ihn um und veranstalte damit eine kleine, ganz private "Neben-Bestattung", nur für meine tote Frau und mich. Weiss ich aber noch nicht, wird man dann sehen.

Wie auch immer. Ich finde solche "formalen" Fragen nach dem Tod nicht so wichtig. Wichtig ist für mich allein, was der Tote wollte. Und selbst, wenn der das zu Lebzeiten nicht eindeutig und "wasserdicht" bestimmt hat, sollte es unter normalen erwachsenen Menschen (Angehörigen) doch möglich sein, einen Kompromiss im Sinne des Verstorbenen zu finden, ohne sich über diese Frage in die Haare zu geraten. Und wenn das wirklich nicht möglich ist... dann würde ich das Gleiche tun wie du: den Rückzug antreten und sich die Leichenfledderer weiter unter sich zanken lassen; weil diese Art von Streit einfach widerlich ist. Du wirst so oder so deine persönliche Art und Weise finden, wie du um deinen Vater trauern kannst. Unabhängig, ob seine sterblichen Überreste da oder da liegen. Einen "Fixpunkt" zum Trauern (falls du einen brauchst), kannst du dir auch so suchen. Vielleicht einen Ort in Berlin, wo er gerne war, oder wo du mit ihm warst, und woran du gute Erinnerungen hast? Oder wo / was auch immer.

Du wirst einen Ort der Erinnerung finden, an dem du deinem Vater immer nahe sein kannst. Ob nun genau da seine Urne liegt oder sein Grabstein... Das wird deinem Vater, behaupte ich einfach mal, relativ egal sein, wenn du ihm im Gedenken nahe bist.

Viele Grüße,
Stefan

[Sanni412]

Hallo zusammen!

Stefan, Dir erstmal vielen Dank für Deine Worte, sie beruhigen mich doch sehr!

Ich habe mich inzwischen wieder beruhigt, und mich regt einzig und allein nur die Tatsache auf, dass ich nicht mal sagen durfte, worums mir eigentlich geht!

Inzwischen hatte ich ein Gespräch mit G. , und der liegt daran, dass wir einen Weg finden, mit dem wir uns alle anfreunden können, ebenso wie es auch mein Wunsch ist!
Mein Papa hat G. geliebt, sie wollten heiraten, deswegen denke ich, dass Papa am liebsten bei G. in der Nähe von Salzgitter begraben liegen würde!

Damit kann ich leben, dann weiß ich das Papa wenigstens an einem Ort ist, wo er geliebt hat und geliebt wurde und wo ER sein wollte!
Dann soll von mir aus mein Bruder Papas Namen irgendwo draufschreiben lassen, das ist mir dann egal. Papa hätte das nicht gewollt, aber es ist ein Kompromiss, mit dem auch ich einverstanden wäre. Mal sehen was dabei raus kommt!

Das Letzte was Papa gewollt hätte ist, dass wir uns deswegen streiten, deswegen hab ich meinen Rückzug angekündigt und werde ihn auch durchführen, sollte es weiterhin zu Streitereien kommen!
Das muss ich nicht haben, nicht zuletzt Papa zu Liebe!
Mir persönlich ist wichtig, dass aussen vor gelassen wird, was mein Bruder und ich wollen, sondern das wir uns Gedanken machen, was Papa gewollt hätte!

Und der hätte sich sicher ausgesucht bei G. zu bleiben, der gleichen Meinung ist auch G. selber.

Bin weiterhin interessiert an Euren Meinungen, liebe Grüße Sanni

[Bremensie]

Hallo Sanni,
erst mein Beileid zum Tode deines Vaters.
Wo ich wohne gibt es die sogenannte halb annonyme Beerdigung. Da kommt dann die Urne in ein Urnrngrab wo auch schon andere Urnrn sind. An diesem Grab ist dann ein Stein oder ähnliches wo der Name des Verstorbenen eingraviert wird. Mein Lebensgefährte hatte sich eine total annonyme Beerdigung gewünscht. Dieser Wunsch ist von Allen angehörigen respektiert worden. Weil er hier wo ich wohne gestorben ist und auch zuletzt sein Lebensmittelpunkt war ist er auch in meiner Stadt beigesetzt worden. Er hat einen sehr schönen Platz auf dem annonymen Gräberfeld bekommen und es lascht auch keiner ständig über ihn hinweg weil dieses Gräberfeld nur bei einer Beisetzung betreten werden darf. Vor dem Gräberfeld ist ein mit Steinen gepflasterter Platz auf dem immer viele Blumen und Schalen stehen und Lichter stehen. Auch ich bringe ihm ab und zu Blumen dort hin. Er hat also so zu sagen immer viele Blumen und Lichter an seiner letzten Ruhestätte.
Ich finde es schön das ihr einen Kompromiss gefunden habt.
Liebe Grüße von Erika

[Sanni412]

Liebe Erika!

Danke für Deine Anteilnahme!
Leider ist der Kompromiss ja noch nicht durch meinen Bruder bestätigt!
Aber ich hoffe er wirds tun, auch wenn meine Schwägerin mich hinterher hasst, weil sie "verloren" haben. Die geht das sowieso nix an!

Diese halbanonyme Beerdigung wär genau das Richtige, aber ich leb jetzt erstmal Papas Devise "Schaun wa ma"

Liebe Grüße Sanni

[MM-Tiga]

Hallo, Sanni,
Tut mir leid, daß Du Deinen Papa nun schon beerdigen musst!

vielleicht ist ja alles nun schon zu aller Zufriedenheit entschieden, aber:
wäre vielleicht die Beisetzung in einem Friedwald was für Deinen Papa?
Dort hat man seinen "eigenen" Felsen oder Baum etc., den die Angehörigen auch kaufen, man kann die Stelle dezent kennzeichnen oder auch nicht, aber die Familie hat einen Ort, den sie besuchen kann (für Deinen Bruder wohl sehr wichtig), wo aber auch einfach ein Stück Natur ihr leben lebt... Meine Mutti wurde neulich in so einem Friedwald beerdigt, wir haben dort einen "Familienbaum", sie wollte das ganz bewusst, weil sie auch im Einklang mit der Natur gelebt hat. Ich finde es einen schönen Gedanken, so direkt wieder in den natürlichen Kreislauf einzugehen. Oder seid ihr katholisch? Dann ist es vielleicht ein Problem, da man im Friedwald natürlich nur Feuerbestattungen macht....
Du kannst ja mal im internet recherchieren, ob es sowas dort, wo Dein Papa dann bleiben soll, gibt...ist von Bundesland zu Bundesland verschieden!

ich wünsche Euch eine friedliche Entscheidung, die für alle passt!
LG Manuela

[Morgana]

Liebe Sanni,
es ist in solch einer Situation schwer zu entscheiden, wie es geschehen soll...
Bei uns ist es so, wie ich es auch gut finde:
Rasengrabstätte, Begleitung bei der Beerdigung möglich. Auf dem Rasengrabfeld stehen Gedenksteine, wo, wer mag, eingraviert werden kann. An den Gedenksteinen stehen rundum und auch drauf Blumen + Kerzen neben den Namen. Wer sich die "Stelle" merken kann (wächst ja Gras drüber) stellt auch mal was auf diese Stelle - wird allerdings von der Friedhofsverwaltung entfernt, weil ja gerade diese Stelle von Gras bedeckt...eine Rasenfläche sein soll.
Meine Schwiegeréltern und inzwischen mein Mann sind dort bestattet; ich folge dann auch irgendwann.
Wenn ich diese Rasenfläche sehe (stehen auch Bänke auf dem Gelände), dann fühle ich mich so friedlich, weil...Erinnerungen trage ich im Herzen, die kann mir niemand nehmen.
Vielleicht könnte für Dich und Deinen Bruder solch ein Kompromiss passen...

Ich wünsche Dir Frieden und gute Erinnerungen.


LG
Morgana