Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 27.11.2003, 12:56
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Könnt Ihr mir helfen?!

Hallo,
vielleicht könnt Ihr mir helfen... Der Tod meiner Mutter jährt sich bald, und ich habe nur noch schlimme Träume, die auch meine Schwester betreffen, aber dazu sollte ich vielleicht noch etwas erzählen, damit Ihr mich verstehen könnt: Sie wollte meine Mutter zu Hause pflegen. Das hatte sie sich "für sich" (Zitat) entschieden, wie so vieles andere. Sie hätte mir garantiert die Hölle heiß gemacht, wenn ich unsere "todkranke Mutter", wie sie mir gegenüber so oft betonte, wenn sie mich unter Druck setzen wollte, nicht oft wegen meinem Sohn hätte pflegen können. Sie machte mir die Hölle heiß, weil ich nicht mit meinem Neugeborenen/Kaiserschnittnarbe ins Krankenhaus wollte (meine Mutter sah ihn zu Hause). Sie zählte ein paar Wochen später im Krankenhaus die Leute auf, denen gegenüber sie keine "Mauer" aufgebaut habe, weder mein Vater noch ich waren dabei (sie sah mich bei der Aufzählung auch gar nicht an). Als meine Mutter ist Hospiz kam sagte ich, eigentlich läge da nur noch eine Hülle und unsere Mutter wäre schon irgendwo anders - das sei mein Eindruck, zerlegte sie mich und ließ mein Gefühl überhaupt nicht gelten. Meine Schwester ist ein absolut rationaler Mensch, und sie zelebrierte das Sterben meiner Mutter auf eine Art und Weise, die (nicht nur) mich schockierte. Wenn meine Mutter sich aufsetzte, klammerte sie sich an sie und gab ihr Küsse – ich hatte den Eindruck, meine Mutter KONNTE gar nicht loslassen, weil meine Schwester so klammerte. Vielleicht hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie nur selten unsere Mutter besuchte (schon wegen der Entfernung), aber man kann doch nicht aus Egoismus und schlechtem Gewissen heraus entscheiden. Das kann nur schief gehen. Alles in allem war es zu 99 Prozent egal, was ich sagte, dachte oder kritisierte, meine Schwester ließ meine Meinung nicht gelten, dachte nicht einmal darüber nach, und bügelte mich mit ihrer Argumentation nieder.
Untätigkeit kann ich mir nicht vorwerfen, ich habe versucht, so viel für meine Mutter dazusein, wie ich konnte. Und in der Chemozeit habe ich sie wochenlang betreut, aufgebaut, versorgt - das hatte uns noch enger zusammengeschweißt.
Und nun habe ich diese Träume, in denen meine Mutter zu Hause ist, und ich muß wieder heimfahren, aber habe ein total schlechtes Gewissen. Meine Schwester macht mir andauernd die Hölle heiß, daß ich nichts richtig mache, und meine Mutter kritisiert mich auch andauernd. Und über allem schwebt das seltsame Gefühl, daß meine Mutter doch todkrank ist, aber in den Träumen ist sie recht fit. Und darüber schwebt auch mein schlechtes Gewissen, alles falsch zu machen... Und eine tierische Wut auf meine Schwester (manchmal prügel ich im Traum auf sie ein :-( )...
Ich kann mit ihr nicht reden, sie sieht es so: „Es war eine extreme Situation in der alle extrem reagiert haben.“ Punkt. Und ich weiß auch, daß es keinen Sinn machen würde. Außerdem hätte ich gegen ihre Retorik und Argumentation keine Chance...
Nun habe ich angst, daß ich in eine Depression rutsche – ich habe überhaupt keinen Antrieb mehr, der Akku ist alle. Heulen könnte ich andauernd – aber mein Sohn reißt mich immer wieder raus, er ist so lieb... Manchmal ist es schwierig, mich zusammenzureißen...

Ihr habt mir übrigens Anfang dieses Jahres schon viel geholfen.

Liebe Grüße von Antje
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 12:27 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55