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  #121  
Alt 13.12.2004, 22:22
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Gitte,
mein herzliches Beileid. Du mußt Dich schrecklich fühlen. Aber die nächste Zeit wird noch schwerer werden. Wenn erst mal die erste Hektik vorbei ist, kommt erst der ganz große Schmerz. Ich kann Dir nur sagen, laß den Schmerz raus, lass die Trauer zu. Es bringt Dir nichts, alles zu verdrängen. Auch für Deine beiden Söhne ist es bestimmt nicht einfach. Auch mein Sohn hat das ganze miterleben müssen. Es war eine so gute Vater-Sohn-Beziehung. Er hat sehr um seinen Vater getrauert. Aber es kommen auch die Tage, an denen es wieder ein bißchen aufwärts geht. Ich bin jetzt seit vier Monaten alleine. Es gibt Tage, da geht es mir schon wieder so gut, dass ich ein schlechtes Gewissen habe und dann gibt es wieder Tage und vor allen Dingen Nächte, da kommen all die schrecklichen Bilder wieder hoch.
Ich wünsche Dir für die nächste Zeit viel, viel Kraft. Womit könnten wir Dich trösten? Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass das jetzt niemand kann. Schreib Deinen Kummer hier im Forum von der Seele, es hilft. Hier gibt es genügend Leute, die Dich verstehen. Ich wollte, ich hätte in meiner Umgebung so nette Leute, mit denen ich meinen Kummer bereden könnte, wie hier auf dem Forum. Melde Dich ruhig, so oft wie Du möchtest.
Alles Gute, sei Deiner Söhne willen stark.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #122  
Alt 14.12.2004, 14:57
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Gitte,
jetzt hat also wieder jemand seinen Kampf gegen diese schreckliche Krankheit verloren. Mein herzlichstes Beileid zu Eurem schweren Verlust. Ich weiß, wie Du Dich jetzt fühlst, wenn Du jetzt auch denkst, der Schmerz und die Trauer, die Du jetzt fühlst, kann bei niemand anderes so stark sein. Aber glaube mir, genau das Gleiche haben wir anderen auch gedacht. Bei mir ist es jetzt 9 1/2 Wochen her, eine Zeit des Schmerzes, der Trauer und des Zorns. Auf die Frage des "Warum" kann Dir niemand eine Antwort geben, also frag gar nicht erst. Deine beiden Söhne werden Dir jetzt in der kommenden Zeit sicherlich ein wenig Halt und vielleicht auch Hilfe sein können. So schwer es auch für die Beiden ist, Du brauchst sie jetzt noch mehr. Sei froh, dass Du sie hast.
Glaub mir, Du bist hier immer herzlich Willkommen. Du darfst Dich jederzeit wieder "einklinken". Wir sind doch alle in der gleichen Situation, bei uns ist der Todestag des geliebten Partners schon mehr oder weniger lange her, bei Dir noch ganz kurz. Zur Zeit hast Du sicher noch eine Menge um die Ohren um die ganzen Formalitäten zu erledigen. Schlimm wird es erst, wenn alles getan ist und die große Leere kommt. Du kannst nicht davor davonlaufen und es auch nicht verdrängen. Also schreib ruhig. Es tut Dir gut und wir verstehen Dich alle. Auch mir hat es sehr geholfen und hilft mir noch, seit ich vor einigen Wochen angefangen habe, hier zu schreiben. Auch wenn der Schmerz deshalb nicht besser wird, man hat hier wenigstens jemanden, der einen versteht und mitfühlt. Das alleine tut schon gut.
Also melde Dich bald wieder, wenn Dir danach ist.
Bis dahin lass Dich ganz herzlich umarmen
Beatrix
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  #123  
Alt 15.12.2004, 14:00
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Gitte,

wie geht es Dir? Ich muss viel an dich denken und es traurig zu wissen, dass du da durch musst, egal wie. Melde dich mal.

Liebe Grüße

Andrea
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  #124  
Alt 16.12.2004, 21:25
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Thekla, Beatrix u. Andrea
Es freut mich, daß ihr mir geantwortet habt. Ich hatte tatsächlich viel um die Ohren.
Da ich auch meinen Vater( der seit Nov. 03 nach einem Herzstillstand im Wachkomma liegt) zu Hause mit meiner Mutter pflege komme ich kaum zur Ruhe.
Außerdem habe ich mit meinem Mann ein Transportunternehmen, daß ich jetzt versuche mit meinem Sohn zu halten. Habe ja keine andere Wahl da ich ja davon leben muß.
Irgenwie kann ich es immer noch nicht glauben, daß mein Mann nicht mehr da ist.
Da die Ärzte von ein paar Monate Lebenszeit sprachen und es dann nur noch 4 Wochen waren, hat mich sein Tod einfach "überrascht".
Für mich sind vor allem die Nächte schlimm. Nach kurzem Schlaf werde ich wach
und kann nicht mehr einschlafen. Mein Gehirn arbeitet dann wie ein Uhrwerk.
Die Trauer sitzt wie ein Stein in meiner Brust, ich möchte losheulen und kann
aber nicht.
Es tut mir wirklich gut wenn ich hier schreiben kann. Wer könnte mich jetzt wohl besser verstehen als ihr?
Dir lieber Thekla möchte ich sagen daß du bestimmt kein schlechtes Gewissen haben
musst, wenn es dir etwas besser geht. Wir haben alle sehr viel mitgemacht und es ist lebensnotwendig auch mal bessere Tage zu haben. Unser Leben muß und wird weitergehen, auch wenn man sehr daran zweifelt.
Dir Beatrix danke ich für die Umarmung - es tut wirklich gut.
Was ich noch fragen wollte, wie sieht es in eurem Bekanntenkreis aus? Habt Ihr auch Enttäuschungen erlebt so wie ich?
Ich umarme euch alle und danke
Gitte
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  #125  
Alt 17.12.2004, 11:22
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Gitte,
schön, dass Du Dich wieder gemeldet hast.
Da hast du ja wirklich eine ganze Menge um die Ohren. Wie schaffst Du das denn alles? Die Eltern pflegen, das Transportunternehmen, Du kannst ja gar nicht zur Ruhe kommen. Schön, dass Dir Dein Sohn bei der Firma hilft. Das mit den Nächten kennen wir alle so. Manchmal brauche ich auch ein paar Schlaftabletten, dann geht es alleine schon mit dem relativ harmlosen Insidon. Aber immer wieder werde auch ich nachts nach nur ein paar Stunden Schlaf wach und könnte aufstehen, weil dann an neuerlichen Schlaf nicht mehr zu denken ist. Bei Dir kommt da noch dazu, dass Du ja tagsüber über eine ganze Menge Dinge nachzudenken hast, irgendwann mußt Du ja dann auch Zeit finden, die Trauer zu verarbeiten. Egal wie lange wir Witwen sind, so ganz werden wir das, glaube ich, sowieso nicht schaffen. Gestern wäre mein Mann 57 Jahre alt geworden. Es war ein sehr schlimmer Tag für meine Tochter und mich. Aber heute morgen ging es wieder ins Büro. Da wird nicht gefragt, "wie war es gestern, fühlst Du Dich leistungsfähig" oder so. Man muß einfach jeden Tag seinen "Mann stehen".
Du fragst nach dem Bekanntenkreis: eine einzige Entäuschung. Während der 9 1/2 Monate, in denen mein Mann krank und ein Pflegefall war, haben sich so ziemlich alle mehr und mehr zurückgezogen. Zur Beerdigung kamen sie dann alle und versprachen sich in den nächsten Wochen wieder zu melden. Bisher Fehlanzeige. Aber auf diese Leute kann ich auch gut verzichten. Schlimm ist nur, dass man jetzt so alleine dasteht. Man muß sich langsam wieder einen ganz neuen Bekanntenkreis aufbauen. Aber das wird dauern. Ich denke, ich werde im Frühjahr versuchen, in diese Richtung etwas zu unternehmen. Jetzt habe ich noch keine Kraft dazu.
Bitte schreib doch wieder. Wir werden uns freuen, wenn wir wieder von Dir lesen können.
Ein trotz allem schönes Wochenende und 4. Advent. Viel Kraft für Dich
wünscht
Beatrix
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  #126  
Alt 20.12.2004, 22:30
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,
auch ich bin von so manchen Bekannten sehr enttäuscht. Der beste Freund meines Mannes (haben wir jedenfalls geglaubt) hat meinen Mann in diesem Jahr nur 4 x
kurz besucht, obwohl er nur 2 Häuser weiter wohnt. Andere wieder von denen man
nichts erwartet hat, haben uns sehr unterstützt. Für mich war diese schwere Zeit sehr lehrreich. Mein Mann war das letzte 1/4 Jahr auch ein Pflegefall. Es tut schon sehr weh, wenn man zuschauen muss wie sich der Gesundheitszustand fast tägl. verschlechtert. Mein jüngerer Sohn macht mir auch Sorgen. Er spricht überhaupt nicht über den Tod seines Vaters.
Hast du auch solche Angst vor Weihnachten u. Silvester?
Ich glaube du hast großes Glück mit deiner Tochter. Sie hilft dir sicher über
manches Tief hinweg. Nun bin ich "schon" 2 Wochen alleine und bekomme jetzt schon
"Zeitlang". Wie wird das weitergehen? Gehst du auch so ungerne aus dem Haus?
Jetzt habe ich dir lange genug vorgejammert. Ich möchte dir noch ein Gedicht
schreiben. Es hat eine Bekannte in die Trauerkarte geschrieben und es gefällt mir sehr gut.
"Es weht der Wind ein Blatt vom Baum
von vielen Blättern eines
Und doch
-gerade dieses Blatt-
wird fehlen wie sonst keines."

Ich wünsch dir ebenso viel Kraft
Gitte
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  #127  
Alt 21.12.2004, 11:37
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Gitte,
schön, von Dir zu lesen. Ja, die Angst vor Weihnachten und Silvester haben wir alle. Ich bin zwar Hl. Abend und beide Weihnachtstage bei der Familie eingeladen aber Silvester will ich mich nicht festlegen. Da werde ich wahrscheinlich zu Hause bleiben, ins Bett gehen und mir die Decke über den Kopf ziehen. Wenn dann die Tränen kommen, brauche ich mich nicht zusammenzunehmen, sondern kann Heulen, so lange wie ich will und so viel ich will.
Das mit Deinem jüngeren Sohn solltest Du beobachten und ggfs. mit ihm reden. Er soll seine Trauer auf keinen Fall herunterschlucken und den starken Mann spielen. Irgendwann holt sie ihn wieder ein und dann ist es doppelt schlimm.
Meine Tochter hilft mir wirklich sehr. Am Anfang war sie auch sehr stark, aber in der letzten Zeit weint sie mehr. Ich glaube, sie versteht erst jetzt so richtig was es bedeutet, keinen Vater mehr zu haben, mit dem man seine Probleme besprechen kann und der hilft, wo Not am Mann ist. Mein kleiner Enkel ist mit seinen 3 1/2 Jahren auch noch nicht mit der Trauer um seinen Opi fertig. Dabei ist es bei uns schon über 10 Wochen her, dass mein lieben Mann von uns gegangen ist und das Leben allen Sinn und alle Schönheit verloren hat.
Ja, liebe Gitte, auch ich würde mich am liebsten im Haus vergraben. Jeden Morgen fällt es mir schwerer, überhaupt aus dem Bett aufzustehen. Aber die Arbeit ruft und das ist sicher auch gut so. Morgen habe ich einen freien Tag und da habe ich mir schon vorgenommen, mich nicht zu drängen, aufzustehen. Und wenn ich bis Mittag im Bett bleibe, wen stört es?!
Vielen Dank für das Gedicht. Es spricht das aus, was wir fühlen..
Liebe Gitte, Dir und Deinen Kindern ein einigermaßen schönes Weihnachtsfest. Versuche es Deinem Mann zuliebe den Kindern schön zu machen. Er wird es sehen und sich freuen.
Viele Grüße und ich werde am Hl. Abend für unsere verstorbenen Männer eine Kerze ins Fenster stellen. Vielleicht machst Du das auch?
Beatrix
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  #128  
Alt 22.12.2004, 20:37
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,
ich werde ebenfalls eine Kerze ins Fenster stellen, finde ist eine tolle Idee.
Auch ich kann mich gut mit Arbeit ablenken. Wenn ich in meinem Büro sitze kann
ich etwas abschalten.
Kann mit vorstellen, daß für deinen Enkel der Tod seines Opas sehr schwer ist.
Auch in diesem Alter merken sie den Verlust sehr stark und können es halt nicht
verstehen. Mein "kleiner" hat auch seine Probleme mit dem Verlust fertig zu werden. Da auch mein Vater sehr krank ist (Wachkomma) trauert er momentan um
Vater und Opa. Wenn ich ihn darauf anspreche blockt er völlig ab. Er will einfach
nicht darüber reden.
Ich kann mich sowieso nicht mit meinen Söhnen aussprechen. Ich glaube, daß man in so einer Situation von einer Tochter mehr Verständnis bekommt. Männer trauern einfach anders als wir Frauen. Männer machen das mit sich alleine aus, Frauen
möchten lieber darüber reden.
Den Gedanken, mir Silvester einfach die Decke über den Kopf zu ziehen hatte ich
ebenfalls.
Den Weihnachtsabend werde ich mit meinen Söhnen verbringen. Wir haben beschlossen in diesem Jahr keinen Baum zu schmücken und uns nichts zu schenken.
Habe aber trotzdem für jeden eine kleine Überraschung besorgt.
Auch für mich hat das Leben seinen Sinn und die Schönheit verloren. Ich denke
einfach ich bin noch da um meine Söhne zu versorgen, den Bürokram zu erledigen.
Meine Träume und Pläne für die Zunkunft sind alle vorbei, mit 45 Jahren alles vorbei.
Dann denke ich wieder es gibt andere Witwen denen es noch schlechter geht wie mir
und reiße mich sofort wieder zusammen.
Dir lb. Beatrix wünsche ich trotz allem besinnliche Weihnachtsfeiertage im Kreise
deiner Familie.
"Sterben ist nur wie der Umzug in ein schöneres Haus". Diesen Satz finde ich wunderbar.
Alles Liebe für dich und deine Familie
Gitte
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  #129  
Alt 24.12.2004, 10:53
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Liebe Gitte,
habe leider erst jetzt ins Forum geguckt und Deinen Beitrag gelesen. Daher erst jetzt meine Antwort.
Schön, dass Du Deinen Söhnen eine kleine Überraschung zum Hl. Abend besorgt hast. Ich denke, es wird sie sehr freuen. Ich kann mir denken, dass Euch auch nicht nach Weihnachten zumute ist, aber es ist nun mal so, wir müssen einfach dadurch. Die ganzen Tage geht es mir schon schlecht und ich weine viel. Sicher geht es Dir nicht besser, eher schlechter, weil Du erst so kurze Zeit alleine bist. Auch wenn vielleicht eine Tochter verständnisvoll ist, so sei doch froh, dass Du Deine Söhne hast. Du bist wenigstens nicht ganz allein.
Ich finde es toll, dass auch Du eine Kerze ins Fenster stellen wirst, so sind wir in dieser schweren Zeit in unserer Trauer verbunden. Ich denk an Dich und wünsche Dir und Deinen Söhnen ein nicht zu trauriges Weihnachtsfest, an dem auch ein wenig Platz ist für wehmütige Erinnungen und vielleicht auch für ein Lächeln. Im Neuen Jahr kann es nur besser werden, oder, was meinst Du?
Alles Liebe
Beatrix
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  #130  
Alt 24.12.2004, 23:33
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Liebe Beatrix,
du hast Recht, im neuen Jahr kann es für uns nur noch besser werden.
Mir geht es auch sehr schlecht, ich kann immer noch nicht weinen, die Trauer liegt wie ein schwerer Stein in meiner Brust.
Natürlich bin ich froh daß ich meine Söhne habe, es fehlt mir halt manchmal jemand mit dem ich mich aussprechen kann.
Habe ebenfalls an dich gedacht und denke daß durch deinen kleinen Enkel das
Weihnachtsfest doch nicht gar so traurig wurde. Es ist doch schön wenn so ein kleines Kind noch an das Christkind glaubt, so nervös ist und sich dann
riesig über die Geschenke freut.
Wünsche dir und deiner Familie noch schöne Feiertage.
Übrigends, die Kerze brennt.
Liebe Grüße

Gitte
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  #131  
Alt 25.12.2004, 12:17
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Liebe Gitte,
jetzt ist der Heilige Abend vorbei. Habe die Kerze immer noch im Fenster stehen und lass sie brennen. Nur gleich, wenn ich zu meiner Tochter zum Mittagessen gehe, werde ich sie löschen, will ja keinen Wohnungsbrand auslösen;-). Wie war bei Dir der Hl. Abend? Der Besuch in der Kirche war für mich ganz furchtbar. Dagegen hast Du mit der Bescherung recht gehabt, durch die Freude meines Enkels war ich doch ziemlich abgelenkt. Und danach mußte ich diesen zwar totmüden aber auch total aufgedrehten kleinen Kerl auch noch ins Bett bringen. Ich sage Dir, das war ein richtiges Stück Arbeit. Aber irgendwann war das auch geschafft und meine Tochter, mein Schwiegersohn und ich haben dann noch bei Raclette und Prosecco zusammengesessen. So bin ich erst um 23.00 Uhr zu Hause gewesen und war dann so totmüde, dass ich gleich ins Bett gefallen bin.
Fehlen werden uns unsere Männer immer, und je länger es dauert, um so mehr fehlen sie uns. Gestern im Kreise der Familie war es einigermaßen erträglich, aber heute vormittag ist es schon wieder ganz furchtbar. War auch schon auf dem Friedhof aber richtig helfen kann das auch nicht. Ich hoffe, Du wirst durch das Weihnachtsessen mit Deinen Söhnen und die ganzen Vorbereitungen dazu, etwas abgelenkt. Du wirst es nicht glauben, aber ich habe gerade eine Maschine Wäsche eingeschaltet, nur damit ich heute nachmittag etwas zu tun habe. Heute mittag bin ich ja noch einmal bei meiner Tochter zum Essen eingeladen, aber sie fahren heute nachmittag zur Patentante von Dominik und da werde ich ganz alleine sein. Muß ich mich doch beschäftigen, sonst bekomme ich noch einen Koller.
Siehst Du, es ist besser, wenn man, wie Du, seine Söhne noch im Hause hat. Oder lassen sie Dich auch allein. Ich hoffe nicht.
Liebe Gitte, wünsche Dir heute und morgen noch erträgliche Feiertage. Ich denk an Dich.
Bis bald
Beatrix
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  #132  
Alt 25.12.2004, 20:17
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Hallo Beatrix,
bin auch sehr froh, daß der Heilige Abend vorbei ist. Auch meine Kerze steht noch im Fenster. Den Kirchenbesuch habe ich ausfallen lassen, wenn die dann Stille Nacht gesungen hätten, weiß ich nicht wie ich das überstanden hätte.
War nur auf dem Friedhof und habe ein paar Rosen hingelegt. So ein kleiner Kerl wie dein Enkel hätte uns auch gut getan. Meine Mutter und meine Schwester mit Mann waren bei uns. Wir sind aber nur mit langen Gesichtern rumgesessen und haben uns bemüht nicht loszuheulen.
Am 1. Feiertag habe ich alle bekocht, war eine gute Ablenkung. Am 2. Feiertag
bin ich mit meinem Jüngsten allein, muß mich aber um meinen Vater kümmern
(Pflegedients u.s.w.)da meine Mutter einen Ausflug macht.
Wünsche dir ebenfalls einen erträglichen Feiertag. Denke oft an Dich.
"Halt die Zähne steif"
Gitte
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  #133  
Alt 27.12.2004, 11:06
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Liebe Gitte,
heute nehme ich einen neuen Anlauf, Dir zu schreiben. Nachdem ich gestern schon einmal angefangen hatte, wurde ich so oft gestört, dass ich dann einfach den PC abgeschaltet und es auf heute vertagt habe.
Jetzt haben wir das erste Weihnachten ohne unsere geliebten Männer überstanden. Der erste Feiertag war für mich ganz furchtbar. Mittags war ich zwar bei meiner Tochter nebst Familie zum Essen eingeladen, aber der Nachmittag wurde mir doch sehr lang. Erst wollte ich ein wenig schlafen, aber es war einfach zu laut auf der Straße. Es spazierten immer wieder Familien und Ehepaare an meinem Fenster vorbei und laufend hielten Autos vor unserem Haus, um unsere Nachbarn zu besuchen bzw. unsere Nachbarn fuhren weg, um ihre Familienmitglieder zu besuchen. Da habe ich so richtig das heulende Elend bekommen. Ganz einsam und allein saß ich vor dem Fernseher und wurde mir meiner Situation so richtig bewußt.
Der Tag ist aber auch herumgegangen. Am zweiten Feiertag, also gestern, war es dann besser. Ich war ab Mittag bei meiner Mutter und deren Lebensgefährten eingeladen und kam erst um ca. 18.00 Uhr nach Hause. Wir haben zusammengesessen, gut gegessen, ein wenig Fernsehen geschaut und uns vor allen Dingen unterhalten. War recht kurzweilig. Allerdings ging es mir abends sehr schlecht. Hatte Magenschmerzen und habe dann über Stunden meinen Mageninhalt von mir gegeben. Wurde erst besser, als ich mit heißer Wärmflasche auf und warmen Kamilletee im Magen im Bett lag. Habe aber trotzdem nicht viel geschlafen und fühle mich heute wie gerädert. Wenn es nicht der Montag nach den Feiertagen wäre, wäre ich heute im Bett geblieben und hätte mich krankgemeldet. So macht das aber nicht gerade den besten Eindruck. Also bin ich ins Büro. Werde aber so früh Feierabend machen wie möglich und mich dann zu Hause direkt ins Bett verkrümeln.
Liebe Gitte, da hattest Du ja gestern auch eine Aufgabe, Deinen pflegegedürftigen Vater zu versorgen. Aber Deine Mutter braucht da sicher auch mal eine Ablenkung und eine Erholungspause und Du bist dann wenigstens beschäftigt, nicht wahr?
Wie war denn sonst der Tag bei Dir? Stressig? Ich hoffe, Du kannst es etwas ruhig angehen, jetzt "zwischen den Jahren".
Gerade kam ein Kollege herein, der nur heute im Büro ist, und wünschte mir einen guten Rutsch und dass das nächste Jahr besser wird, als das letzte. Den guten Rutsch hätte er sich sparen können. Aber das neue Jahr kann ja nur besser werden, als das letzte. Auch wenn wir mit unserer Trauer leben müssen, die schlimmen Erlebnisse, die letzten Tage vor dem Tod unseres Liebsten, liegen hinter uns. Das Jahr 2004 ist Gott sei Dank bald vorüber.
Wollen wir die Hoffnung nicht aufgeben....
Bis bald viele Grüße
Beatrix
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  #134  
Alt 01.01.2005, 20:50
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Liebe Beatrix,
bitte entschuldige daß ich so lange nicht geantwortet habe, aber ich hatte einen totalen Durchhänger. Habe gedacht ich packe daß einfach, aber plötzlich überfiel
mich die Trauer mit einer Wucht, hätte ich mir nie gedacht.
Zwischen den Tagen habe ich Betriebsurlaub gemacht, hat mir und vor allem meinem Sohn sehr gut getan. Du hast ganz recht wie du schreibst, es tut schon sehr weh wenn die Nachbarfamilien unterwegs sind, und wir selber nicht mehr komplett sind.
Wie hast du Silvester verbracht? Für mich war der Tag schlimmer wie der Heilige Abend. War mit meinem "Kleinen" ganz alleine, was mir eigentlich ganz Recht war.
Mit dem Neuen Jahr bin ich der gleichen Meinung wie du, es kann ja eigentlich nur besser werden. Die Tage vor dem Tod unserer Männer waren sehr sehr schwer.
Ich leide noch immer fast körperlich unter dem Verfall meines Mannes.
Trotzdem müssen wir weiterleben und irgendwann wird alles leichter für uns.
Wie hast du Silvester verbracht? Warst du auch alleine?
Habe sehr oft an dich gedacht. Übrigends brennen die 2 Kerzen immer noch in meinem Fenster.
Ich wünsche Dir nun ein gesundes und vor allem besseres Neues Jahr.

Bis bald
Gitte
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  #135  
Alt 03.01.2005, 14:23
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Liebe Gitte,
nachdem Silvester überstanden ist, wünsche ich Dir auch ein gutes Neues Jahr. Möge uns das Schicksal ein besseres 2005 bescheren, als es 2004 war.
Ich war Silvester ganz alleine. Meine Tochter hatte mich zwar zu sich und ihrer Familie eingeladen, da aber auch noch eine Freundin zu ihr zu Besuch kam, habe ich dankend abgelehnt. An so einem Tag kann ich eine mir relativ fremde Person nicht verkraften. So bin ich denn um 22.30 Uhr mit eine Schlaftablette ins Bett gegangen und hatte gehofft, in das Neue Jahr hineinzuschlafen. Leider wirkte die Tablette dann aber nicht so, wie sie sollte, und so stand ich um 0.00 Uhr am Fenster, sah dem Feuerwerk um mich herum zu, fühlte mich sehr einsam und elend und mein Herz schrie nach meinem Uli. Es war eine schlimme Nacht, die nicht zu Ende gehen wollte. Erst um 4.00 Uhr morgens bin ich eingeschlafen und war um 8.00 Uhr schon wieder wach.
Neujahr habe ich dann auf der Terrasse gearbeitet, weil der Tag sehr mild war und ich mich beschäftigen mußte. Jetzt geht es schon wieder, es muß einfach gehen.
Liebe Gitte, ja die letzten Bilder, als unsere Männer sich so quälen mussten, wollen nicht aus dem Kopf gehen. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir sie vergessen können oder wenigstens uns auch an die schönen Bilder erinnern können, als unsere Männer noch gesund waren. Bis jetzt überwiegen nur die schrecklichen Bilder.
Wenn ich die Bilder dieser furchtbaren Flutkatastrophe sehe, denke ich, wie winzig ist doch unser Schicksal und wie grausam sind die Menschen dort bestraft. Wir sollten uns eigentlich schämen, dass wir so jammern. Aber alle Vernunft hilft nichts, die Trauer will nicht weichen und ich fühle mich deshalb kein bisschen besser.
Heute hat die erste Arbeitswoche im Neuen Jahr begonnen und ich hoffe, dass der Beruf und die Verantwortung, die wir tragen, uns etwas ablenken kann, vielleicht mit der Zeit immer mehr.
Viele Grüße
Beatrix
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