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Alt 17.05.2010, 10:30
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bluesun bluesun ist offline
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Registriert seit: 17.05.2010
Beiträge: 22
Standard Meine Mama ist gestorben

Hallo,
ich habe mich hier im Forum angemeldet, weil ich hoffe, mir hier ein bißchen was von der Seele reden zu können und auf Leute zu treffen, die mich verstehen.

Meine Mutter ist am 09. April gestorben. Sie hatte Leberkrebs. Wir haben sie am 13. Januar ins KH gebracht, weil sie Gelbsucht hatte. Davor hat keiner was gemerkt, auch sie nicht. Seit Silvester ging es ihr zwar schlecht, sie dachte, sie hätte sich den Magen verdorben. Aber nun, Mitte Januar kam diese Gelbsucht.

Im KH wurde sie untersucht, und am 19. Januar stand fest, sie hat Krebs. Schon so weit fortgeschritten, dass keine Hilfe mehr möglich ist. Es war ein Schock für meine Brüder und mich. Und auch für Mama.

Sie war dann noch 2 Wochen im KH, dann haben wir sie mit heim genommen. Ihr Zustand verschlechterte sich sehr schnell. Vor Ostern wurde es dann ganz schlimm. Wir haben uns abwechselnd Urlaub genommen, damit immer jemand bei ihr sein konnte. Aber ich war eh jeden Tag dort. Am Dienstag nach Ostern hat sie gesagt, sie möchte ins Hospiz. Sie kann daheim nicht mehr. Wir waren erleichtert, weil wir so wussten, dass sie bestimmt gut aufgehoben sein würde, die letzten Tage und Wochen. Am Donnerstag morgen wurde sie dann mit dem Sanka abgeholt und ins Hospiz gebracht. Ich war den ganzen Tag bei ihr. Abends bin ich heim. Ich hatte so ein seltsames Gefühl, ich hab die Nacht nicht schlafen können.

Morgens um 3 Uhr hab ich eine Art Brief an sie geschrieben, dass ich sie lieb hab und immer bei ihr bleiben werde, egal wo sie hin geht. Als ich fertig war mit schreiben, klingelte das Telefon. Das Hospiz war dran und sagte, wir sollen kommen, es geht aufs Ende zu. Mein Mann und ich und meine Brüder, auch meine Nichten, wir waren alle bei ihr.

Morgens um 8:35 Uhr hatte sie es dann geschafft. Es war kein friedliches Einschlafen, es waren schlimme Stunden. Die letzte Stunde wurde sie erst ruhiger. Ich habe die ganze Zeit ihre Hand gehalten. Erst am Ende, da dachte ich, jetzt ist es gut, ich lass sie jetzt los. Dann hat es nicht mehr lange gedauert.

Ja, es hat also keine 3 Monate gedauert von der Diagnose bis zum Tod. Ich bin einerseits froh, dass sie nicht lange leiden musste, aber ich bin total am Ende. Meine Mama zu verlieren ist das Schlimmste, was mir je passiert ist. Ich muss dazu sagen, ich wurde als Kind mal von meinem Vater entführt. Er wollte, dass ich in der Türkei aufwachse und hat mich wochenlang vor ihr versteckt. Ich kenn also das Gefühl, sie zu verlieren. Nach der Entführung haben wir uns wohl sehr aneinander geklammert. Wahrscheinlich ist sowas normal.

Auch als ich größer wurde und nicht mehr daheim wohnte, hatten wir sehr viel Kontakt. Jetzt bin ich 36. Ich hatte immer Angst vor dieser Zeit, jetzt ist sie da. Meine Mami ist tot. Und ich weiß nicht, wie ich damit zurecht kommen soll.

Jetzt hab ich ganz schön viel geschrieben, ich hoffe, ich überfalle euch nicht zu sehr damit. Aber ich hab gedacht, vielleicht hilft es mir, wenn ich mal darübe schreibe. Ich kann nämlich seit sie tot ist mit keinem reden. Es haben sich viele angeboten, meine Freunde, Familie, Arbeitskollegen, aber ich bin wie zu. Ich blocke alles ab. Und mir gehts elend dabei.

Deshalb hab ich mich jetzt durchgerungen, hier zu schreiben. Ich würde mich über eine Antwort freuen.

Viele Grüße von mir...

Geändert von bluesun (30.05.2010 um 18:08 Uhr)
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