Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

 
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 01.07.2005, 22:27
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard warum durfte er nicht friedlich einschlafen ?

Es tut mir leid, wenn ich vielleicht mit "meiner" geschichte vom tod schockiere, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen. kann mit niemandem drüber sprechen. wer sich für sich oder seine angehörigen einen "schönen" tod wünscht oder erhofft möge bitte hier nicht weiterlesen...

wie gerne hätte ich meinen vater in den tod begleitet....ich lese hier seit längerem im forum und seit 2 monaten nun auf der "hinterbliebenen-seite"

im mai 2004 bekam mein vater die diagnose "lungenkrebs", zu diesem zeitpunkt war ich die einzige aus unserer familie, die zu ihm kontakt hatte. wir waren seelenverwandt und ich hätte ihn niemals allein gelassen. meine tochter hatte gerade ihre ersten schritte gemacht... sie lief in seine arme und er war sooo stolz. er fing gerade an, sich von der scheidung zu erholen, ich hatte ihm einen computer geschenkt und er chattete durch die weltgeschichte und bereiste halb deutschland. ich habe mich so gefreut, es war endlich wieder lebensmut in ihm.

dann kam der krebs

chemo, strahlen, reha, rezidiv, ungeheures wachstum (wie groß der tumor wirklich war, hat ihm niemand verraten), resistent gegen alles.

als die ärztin auf mein drängen hin ein gespräch mit uns führte und sie ihm sagte er wird nie wieder arbeiten gehen können, brauch für ihn eine welt zusammen. er verlor den lebensmut zum zweiten mal.

ich habe alles für ihn getan, ich wollte doch nur, dass er kämpft, wenigstens ein bisschen, er hat alles ertragen, mir zuliebe, obwohl er es besser wußte

ich bin alleinerziehende, berufstätige mutter einer 2-jährigen und mein vater wohnte 40 km von mir entfernt 2 mal hat er bei mir gewohnt, weil nichts mehr ging,

am 20.04. war ich kurz bei ihm, hab was zu essen gemacht, er hat wie immer mit meiner tochter gespielt, obwohl es zu anstrengend für ihn war, wir sind dann nach hause, weil der zwerg ins bett musste, es ging ihm nicht super, aber er war dem tode nicht nahe
umarmung, kuss, "hab dich lieb"

am 22.04. anruf bei der arbeit "guten tag mein name ist sowieso, ich bin notärztin, ich muss ihnen leider sagen, dass ihr vater verstorben ist"

2 stunden später stand ich in seiner wohnung, meinem elternhaus,

es war niemand mehr da, die pflegerin nicht, die ärztin nicht, die bestatter nicht

mein vater nicht

er starb an einem blutsturz, der tumor hat ein großes blutgefäß verletzt und er ist erstickt.

seine wohnung voller blut, er muss in panik ins bad gerannt sein... es folgten die schlimmsten 2 stunden in meinem leben, ich stand völlig neben mir, fing an, wie bescheuert überall zu putzen

ich habe ihn nicht wieder gesehen !

es ist jetzt mehr als 2 monate her und noch immer will das gefühl, er sei auf eine längere reise gegangen, nicht weichen, noch immer will ich ihn fragen, ob wir da und da hinfahren wollen, noch immer will ich ihn anrufen wenn ich eine frage habe
noch immer kann ich sein foto nicht anschauen,was wir 3 wochen vor seinem tod im zoo aufgenommen haben, weil es mir das herz zerreissen würde,

mein großer, starker baum der immer für mich da war

er steht nicht mehr

mein großer, starker baum, der mit tränen in den augen wie ein häufchen elend vor mir saß, als wir einmal über den tod sprachen

mein vater ist tot und ich wäre gern dabei gewesen, wenn er einfach nur friedlich eingeschlafen wäre und ich hätte "auf wiedersehen" sagen können

ja es war besser für ihn, aber es tröstet mich nicht, denn als ich ihn umarmte ahnte ich nicht, dass es das letzte mal gewesen ist..
Mit Zitat antworten
 

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 07:51 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55