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Alt 07.04.2008, 14:16
Tina28 Tina28 ist offline
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Registriert seit: 25.03.2008
Beiträge: 37
Standard Angst, Verzweiflung und Hilflosigkeit

Hallo,
lese bereits seit fast zwei Monaten tägliche hier im Forum, bin verzweifelt, fühle mich hilflos und habe Angst vor dem Morgen. Ich weiß, diese Gefühle sind für alle hier wahrscheinlich Alltäglichkeit.
Ich habe bei meiner Mutti (85 1/2) Jahre vor Weihnachten einen Brusttumor (5cm Rezidiv) entdeckt, als ich ihr beim wöchentlichen Wannenbad half. Anfang des Jahres wurde die Brust entfernt, auch auf der anderen Seite wurde ein Tumor entfernt. Sie hat sich von der OP gut erholt und eine Woche später war sie wieder zu Hause. Im Feber ist sie gestürzt und da ich ihr nicht aufhelfen konnte, habe ich die Sani gerufen, da ihr Zuckerwert schlecht war, kam sie ins Spital. Dort hat man vaginale Blutungen festgestellt und hat mir der behandelnde Unfallarzt gesagt (ich hatte den Befund von der Brust-OP mit), dass es sehr schlecht um sie bestellt sei. Der zugezogene Frauenarzt ist dann gleich von Gebärmutterkrebs ausgegangen, was sich auch in weiterer Folge bewahrheitet hat. Sie wurde nicht mehr operiert und hat sich nach Besprechung mit dem Arzt in weiterer Folge auch gegen eine Bestrahlung ausgesprochen (diese wäre wahrscheinlich nur als Palliativbehandlung gewesen). Jetzt ist sie wieder im Spital, da sie ein sehr dickes Bein hat und keiner weiß woher. Blutungen haben auch wieder eingesetzt und eigentlich weiß ich im Moment nicht mehr weiter. Ende letzter Woche wurde ein Becken-CD gemacht, die Ergebnisse kenne ich noch nicht.
Bereits vor mehr als 19 Jahren hat alles angefangen, meinen ersten Hochzeitstag habe ich im Spital verbracht, da meine Mutti einen Herzinfakt hatte. Danach ging es ihr nicht immer wirklich gut und so hatte ich immer wieder Sorgen um sie.
Vor fast 5 Jahren fing es dann an, dass Sie aufgrund von Wirbeleinbrüchen, fast nicht mehr ohne extreme Schmerzen gehen konnte, jeder Meter war eine Tortur. Davon hat sie sich nach einigen Monaten wieder erfangt, aber nach ein paar Wochen fing das wieder an. Sie konnte von heute auf morgen keine Stiegen mehr steigen und war in der Wohnung praktisch eingesperrt.
Die nächste Schmerzbehandlung hat sie nicht vertragen, was wir aber erst im Nachhinein feststellten. Sie stürzte ohne Vorwarnung und einmal in der Woche rief sie an, damit ich ihr auf helfe bzw. die Rettung rief, damit man sie aufhebt. Danach kamen Magenblutungen und nach drei Monaten wurde die Schmerztherapie eingestellt. Die Stürze hörten auf. Sie hat aber ihrem behandelnden Arzt nie von den Stürzen erzählt.
Danach wieder Schmerzen, denen man nach einigen Monaten mit Schmerzpflaster Herr werde konnte, und dann kam wieder ein Spitalsaufenthalt nach einem Sturz, da sie dehyldriert war.
In weiterer Folge gab es noch zwei Oberschenkelhalsbrüche. Sie hat sich aber immer wieder selbst aufgerichtet, war nie verzweifelt und hat das Leben angenommen wie es war (eingesperrt in der eigenen Wohnung). Das letzte Jahr war dann ganz in Ordnung bis zu dem Zeitpunkt, als ich den Tumor in der Brust bemerkte. .
Zwischenzeitig hat sie um Aufnahme in ein Pflegeheim eingereicht, da es klar ist, dass sie nicht mehr alleine wird leben können. Ich bin zwar täglich bei ihr, aber das ist halt auch kein Pflegeersatz. Teilweise bin ich schon sehr verzweifelt, aber mein Mann und viele liebe Freunde helfen mir, sodass ich für meine Mutti eigentlich fast nur gut gelaunt bin. Ich will ihr helfen und sie begleiten. Pflegen kann ich sie nicht, da würden wir nur zusammenkrachen, so gut wir uns auch sonst verstehen und ich glaube, da ist es besser, sie wird gepflegt und wir behalten unser gutes Verhältnis und genießen die Zeit die uns bleibt - wahrscheinlich einige Monate. Da ich ein Einzelkind bin und mein Vater verstarb, als ich 8 war, sind wir natürlich sehr verbunden, aber die Last liegt allein auf meinen Schultern. Ich möchte mich nicht beklagen, denn meine Mutti war viele Jahr für mich da, jetzt bin ich für sie da. Aber ehrlich, manchmal wären ein paar Tage in Ruhe und ohne Sorgen schön.
Im Moment hat sie keine Schmerzen bzw. decken die bereits seit Jahren verwendeten Schmerzpflaster diese ab. Ihr größtes Problem ist, dass sie seit ca. 2 Monaten - also seit dem Zeitpunkt, als man den Gebärmutterkebs entdeckte - Problem mit der Blase hat, zwischenzeitig hat sie fast keine Kontrolle mehr darüber, das schränkt natürlich ihre Lebensqualität ein.
Ich habe Angst davor, wie es weitergehen soll, wenn sie aus dem Spital entlassen wird, denn einen Pflegeplatz bekommt man halt leider nicht so schnell. Meinen Beruf habe ich bereit auf meine Mutti abgestimmt, war jetzt 6 Monate in einer selbstgewählten Auszeit und habe mir jetzt einen Teilzeitjob gesucht (habe die erste Woche bereits hinter mir) - ich, die immer ihren Job als Büroleiterin so geliebt habe, aber meine Mutti ist mir wichtiger und dass Geld und Karriere nicht alles ist, habe ich schon vor langer Zeit festgestellt.
So, jetzt habe ich mir doch sehr viel von der Seele geschrieben, das hat gut getan. Werde heute wieder mit den Ärzten sprechen, vielleicht gibt es was Neues. Danke für's "Zuhören".
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