Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 25.07.2002, 18:53
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo an alle,
heute, 5 Wochen nach dem Tod meines Vaters, war ich mal wieder hier und habe einige Beiträge gelesen. Die letzten Tage bzw. Stunden meines Vaters kann ich nicht vergessen. Es war bis zuletzt zu Hause, meine Mutter und ich waren rund um die Uhr bei ihm. Die Bilder dieser Tage sind noch so klar. Jeden Abend, wenn ich schlafen will, sind sie wieder da... Mich beschäftigt sehr, wie das alles abgelaufen ist und warum es wohl so gewesen ist. Ich würde gern mir jemanden darüber sprechen, der ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Manchmal tagsüber denke ich, ich komme gut klar, aber wenn ich die Augen schliese, ist alles wieder da. Warum z.b. ist er erst eingeschlafen, als wir beide nicht mehr an seinem Bett saßen? Hat er gespürt, dass wir da waren? Warum war er so unruhig, trotz der Unmengen an Morphium u.a. ? Gehen alle Sterbenden durch einen Tunnel, so wie ich es jetzt oft gelesen habe? - Ich hoffe nicht, mein Vater hatte PLATZANGST!!! Viele Fragen habe ich bzw, haben mir andere schon beantwortet, aber ich möchte immer wieder darüber reden? Warum? Warum ist mir die Antwort nicht genug?
Vielleicht geht es jemanden ähnlich. Ich würde mich über einen Erfahrungsaustausch freuen.
Bis bald - Yvonne
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 26.07.2002, 08:39
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo Yvonne,

auch mir geht es ähnlich wie dir. Allerdings ist der Tod meiner Mutter schon 8 Monate her. Doch schon länger her, aber mir ist es als wenn es krass ausgedrückt gestern war.

Auch ich habe immer wieder diese Bilder im Kopf, als sie ihren letzten Weg ging und gekämpft hat bis zum Schluß obwohl auch sie eigentlich hätte ruhig sterben müssen, weil sie auch bis oben hin mit Morphium vollgepumpt war. Allerdings waren wir in einem Hospiz und meine Schwester und ich waren dabei und haben sie in den Tod begleitet.
Diese Bilder werde ich wohl nie vergessen können, am Anfang war es sehr schlimm und jetzt 8 Monate später habe ich noch immer den einen oder anderen Tag diese Momente im Kopf. Tagsüber geht es, da man ja beschäftigt ist, aber abends im Bett überkommt es mich oft und ich denke ich werde verrückt. Irgendwann hoffe ich wird es besser.
Leider kann und möchte ich mit niemanden darüber reden, vielleicht aus Angst, weil sie glauben, langsam müßte ich doch darüber hinweg sein.
Tja so ist das bei mir.

Bis bald
Nadia
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 26.07.2002, 12:58
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Yvo,

meine Mom ist seit 9 Wochen nicht mehr bei mir.

Zur Zeit versuche ich (22) mich abzulenken um mich nicht mehr daran zu erinnern. Aber es passiert auch oft das ich an die letzten Tage denke.
Auch ich fühle mich oft unverstanden.
Deshalb würde ich mich freuen mit jemanden darüber zu reden bzw. zu schreiben.

Als meine Mutter starb war ich leider nicht dabei aber die letzten Wochen war ich sehr oft bei ihr und war für sie da.
Sie ist nachts gestorben und der Tag zuvor war der Muttertag.
So wie sie mich da verabschiedet hat also man könnte meinen sie hat es gewußt.
Sie streichelte mir über den Kopf und schaute mich ganz lieb an.
Sie ließ mich nicht los.
Wenn ich gewußt hätte das es das letzte Mal war das ich mich verabschieden kann dann hätte sie mich auch nie loslassen sollen.
Sie war so tapfer.
Jetzt laufen mir schon wieder die Tränen das Gesicht runter.

Also wenn jemand mit mir über alles nochmal reden möchte ich lese eure email gerne.
tina-grog@gmx.de

Liebe Grüße von Tina
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 26.07.2002, 13:45
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Yvonne,
mein Papa ist morgen schon 10 Wochen nicht mehr bei uns. Der Schmerz, daß er nicht mehr da ist, wird bei mir von Tag zu Tag größer. Ich denke den ganzen Tag an ihn und den Tag an dem er starb.
Niemand, nicht wir, noch die Ärzte und Schwestern hätten an jenem Freitag daran gedacht. Er hat nachts noch nach meiner Mutter gerufen und etwas getrunken, zwei Stunden später wacht meine Mama auf und er war ganz friedlich eingeschlafen. Obwohl sie neben ihm lag, hat sie nichts mitbekommen! An seinem Bett hing ein Handtuch, daß hat er sich fein säuberlich übergelegt und meine Mutter hat es nicht bemerkt! Mein Papa konnte sich kaum noch bewegen und das mit dem Handtuch ist für uns ein absolutes Rätsel.
Ich würde so gerne wissen, wo er jetzt ist und wie es ihm geht. Frau Kübler-Ross schreibt in ihren Büchern, daß man von dem empfangen wird, was man liebt. Also von geliebten Menschen und Umgebungen. Mein Papa hat die Berge über alles geliebt und sie schreibt, daß man dann über eine wunderschönen Alpenpass gehen wird. Das ist für mich eine schöne Vorstellung, aber wie kann er ohne uns, meine Mama, seine Kinder und Enkel glücklich sein? Soviele Fragen und keiner gibt eine Antwort...
Liebe Grüße
Chris
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 26.07.2002, 15:00
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo chris,
als mein dad letztes jahr starb, hab ich mich auch gefragt, wie er ohne uns glücklich sein kann. Ich las dann irgendwann in der Bibel folgendes:
1000 Jahre auf der Erde sind imHimmel nur 1 Sekunde. Das hat mich persönlich sehr getröstet, denn dann muß er ja garnicht auf uns warten, wir sind ja dann gleich da.
Ich finde, dies ist eine schöne vorstellung.

Alles Liebe

Marlies
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 30.07.2002, 10:10
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo Ihr da draußen,
bei meiner Mutti ist es heute genau 9 Wochen !!!
Ich weiß einfach nicht wo ich oder auch Ihr tatsächlich Trost finden können.
Ich z.B. höre und sehe meine Mutti ständig und spreche auch mit Ihr - oder zumindest bilde ich mir das ein. Ich weiß auch nicht ob das echt ist und die geliebte Person tatsächlich mit uns spricht - oder ob es nur die eigene Einbildung ist, die ja ganz genau weiß, was die geliebte Person in bestimmten Situationen und auf Fragen antworten würde.
Das mit der 1 Sekunde hab ich auch schon gehört - aber ich kann das leider nicht glauben. Ich denke eher 1 Sekunde Normalzeit ist für u n s wie eine Ewigkeit !
Habt Ihr gute Büchertitel von der Kübler-Ross ?
Bitte bitte schreibt diese hier auf - ich hoffe ich finde irgendwo ein klein bischen Antwort oder Trost.
Ich sehe nämlich zur Zeit nicht ein Fünkchen Licht am Horizont und frage mich, für was (wen) das Leben eigentlich noch lebenswert ist.
Einstweilen liebe Grüße und weiterhin viel Kraft für uns alle !
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 30.07.2002, 12:17
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Petra,

du hast ja vermutlich meinen Beitrag gelesen von oben deswegen komme ich gleich mal zu deinem Text.

Ich denke manchmal auch das ich meine Mutter spüre bzw. sie sehe und das sie zu mir spricht. Ich denke das ist so weil ich es mir gerne wünschen würde. Und es ist auch okay das zu tun.
Wir waren bei einem Pfarrer und der sagte man soll die Person gehen lassen.
Sonst kommt sie nicht zur Ruhe. Man kann aber immer zu ihr sprechen.
Am Anfang wollte ich sie nicht gehen lassen ich bat sie immer
wieder das sie zurückkommt auch wenn ich wußte das das nicht geht.
Oft fühlte ich mich beobachtet und oft dachte ich auch sie ist da.
Als ich dann einsah das ich sie gehen lassen mußte da habe ich ihr alles gute auf ihrem neuen weg gewünscht und bat sie das sie doch ab und zu wenn sie kann mal nach mir schaut.
Und manchmal da habe ich das Gefühl sie ist da und dann freue ich mich und bin ganz glücklich.

Ich glaube auch nicht an die eine Sekunde. Ich denke eher das man sich mal wieder trifft in irgendeinem Leben und dann spüren wir gleich das die Person uns sehr nahe ist. Manchmal wenn ich Menschen treffe aber eher selten da spüre ich so eine Vertrautheit.

Leider habe ich keine Bücher von Kübler Ross gelesen und kann dir keinen Tip geben.

Wenn du willst können wir uns ja noch ein bißchen mailen.

Liebe Grüße von Tina


ne Vertrautheit
Mit Zitat antworten
  #8  
Alt 31.07.2002, 11:31
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Tina,

ja, Du hast ja recht, man muß sie gehen lassen.
Ich hab auch die letzten paar Tage ihres Lebens zu meiner Mutti gesagt, ich laß sie gehen, wenn sie will und es für sie leichter und besser ist. Und für s i e ist es das auch !!!
Ich hab eine Freundin, die kann manchmal "nachschauen" (übersinnlich + Pendel) ob die Person dort angekommen ist, wo sie hin muß. Und meine Mutti ist das wohl gottseidank auch.

Ich glaube auch an die Wiedergeburt und bin mir auch ganz sicher, daß wir gerade mit solch lieben Menschen, mit denen wir uns ganz besonders verbunden fühlen, auch schon mehrmals zusammenwaren.
Aber ist es nicht so fürchterlich schlimm, daß wir das nicht mehr "wissen" ? Daß wir jemand nicht mehr "bewußt wiedererkennen"? Ich denke manchmal es wäre viel leichter dann. Vielleicht wär´s auch nur ein kleiner Trost - aber ich glaub es würd mir die Sicherheit geben, meine Mutti wiederzusehen.
Dir geht´s wahrscheinlich ähnlich oder ?
Liebe Grüße
Mit Zitat antworten
  #9  
Alt 31.07.2002, 12:52
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Petra,

ich habe ihr einen Tag zuvor gesagt das ich sie brauche und das es nicht geht das sie geht.
Und sie fragte mich ob ich den nicht merke das sie kämpft. Ich sagte ich ihr dann das ich das schon merke aber das das eben nicht geht das sie geht.
Sie konnte nicht mal mehr weinen aber ich merkte das sie sehr verzweifelt war.
Sie hatte es sehr schwer die letzten paar Tage und starke Schmerzen.....
Aber sie wollte um jeden Tag um jede Stunde kämpfen die sie bekommen konnte.
Erst ein paar Tage nach ihrem Tod habe ich akzeptiert das sie gegangen ist.

Wieso hat den deine Freundin da nachgeschaut? Jeder kommt dort an. Und wie es einem dort geht kommt darauf an wie man gelebt hat. Les mal ein Buch über den Buddhismus und den Tod. Wenn du willst schau ich mal nach wie das Buch heißt das ich sehr gut und tröstend finde.

Ich finde es auch traurig das wir diese Menschen nicht wieder erkennen. Deswegen sollten wir alle so behandeln als könnten sie für uns eine ganz nahe Person sein.
Ich denke wir hätten nur immer bei unseren Müttern sein können wenn wir das gleiche Schicksal gehabt hätten.
Ich wäre gerne mit meiner Mom mitgegangen.

Liebe Grüße von Tina
Mit Zitat antworten
  #10  
Alt 31.07.2002, 14:14
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo, ich heiße auch Petra und habe schon einiges in " Lungenkrebs" geschrieben.
Ja, mir geht es im Großen und Ganzen auch so wie euch. Mein geliebter Vater ist vor 5 Wochen gestorben nach 10 monatiger Krankheit. Ihm ist es aber erst in den letzten 3 Wochen schlechter gegangen. Vorher hatten wir alle die Hoffung, daß er zu den 10 % gehört die es vielleicht schaffen. Meine Mutter, mein Bruder und ich waren auch in den letzten Stunden bei ihm. Tags zuvor hatte noch keiner geglaubt,daß er morgen schon tot ist. Es ging so schnell. Mittags rief uns meine Mutter an wir sollen sofort ins Krankenhaus da sich der Zustand meines Vaters sehr verschlechtert hatte. Er bekam von 1 Min. auf die andere einen Krampfanfall, starrte nur noch hilflos meine Mutter an und konnte nicht mehr sprechen. Nachdem die Ärzte ihm eineSpritze und 1 Zäpfchen gaben, wurde er ruhiger, hat aber den ganzen Nachmittag bis Abend schwer geschnauft und gestöhnt(bewußlos).Ihm kam auch dunkles Blut fast die ganze Zeit aus der Nase. Erst die letzte halbe Stunde war er ganz ruhig, so wie immer. Wir dachten jetzt ist er über den Berg und schläft und wacht wieder auf und kann mit uns reden. Nein!!!! Auf einmal , als meine Mutter sagte: schlaf schön,gleich ist´s gut" hat er noch ein Jaaa rausgepresst, obwohl er 7 Stnden im Koma lag. Kurz darauf war nix mehr. Er hatte ein Lächeln auf den Lippen und war T o T!!! Einfach so, einfach so weg von uns. Jetzt muß ich wieder weinen. Ichmöchte ihn auch so gerne wieder haben, aber es ist vorbei, vorbei.!!Warum!!Diese Frage haben wir uns so oft gestellt. Aberdarauf kriegt man keine Antwort.Nie. Ich bin zwar schon 44, mein Vater war 68, aber ich vermissen ihn jedenTag mehr. Aber wir sind froh, daß wirbei ihm waren und ihn nicht allein gelassen haben bei seinem letzten Weg. Viele schaffen es nicht oder es geht so schnell. Aber ich glaube, er hat noch alles trotz Koma mitgekriegt. Er hatte auch mal Tränen in den Augenwinkeln als ich mit ihm sprach, da bin ich mir ganz sicher.
Alles Gute, Petra
Mit Zitat antworten
  #11  
Alt 31.07.2002, 16:28
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo Tina, hallo Chris, hallo Petra und alle anderen...
heute bin ich wieder hier am Computer und sehe alle eure Antworten,ich habe mich riesig gefreut, dass so viele geantwortet haben-offensichtlich bin ich DOCH NICHT allein mit diesen Gedanken und Fragen. Mein Freund und ich waren nun übers Wochenende an der Nordsee, ich brauchte einfach mal Abstand nach all den Wochen und Monaten. Es tat gut, aber oft hatte ich dann ein schlechtes Gewissen, wie kann ich mich nur so amüsieren, wo doch mein Vater erst gestorben ist. Aber ich kann einfach nicht mehr, ich war bis zum Tod meines Vaters am 19.06. seit Ende April 2002 jedes Wochenende bei ihm. Ich wohne 200km entfernt und musste auch arbeiten.
Mein Vater ist in der Nacht eingeschlafen, zuletzt hatte er hohes Fieber, meine Mutter und ich waren rund um die Uhr da, da er zu Hause war. Ich war so froh, dass ich da sein konnte, ihm die Hand halten. Wir haben viel mit ihm geredet, ihm gesagt, dass er einschlafen kann, dass alles geregelt ist, alles besprochen, er in Ruhe gehen kann. Aber er war unruhig, immer wieder schreckte er hoch, wollte sprechen oder etwas zeigen-wir konnten es nicht mehr verstehen. Es war so grausam ansehen zu müssen, dass er keine Ruhe findet. Schmerzen können es eigentlich nicht gewesen sein, er hat soviel Morphium usw. erhalten. Heute beschäftigt mich oft die Frage, warum er so unruhig war? Hatte er Angst? Was hat ihn beschäftigt?
Oft mache ich mir auch Gedanken, ob er bei mir ist? Ob er nun weiss, wie es mir geht?
Yvonne
Mit Zitat antworten
  #12  
Alt 31.07.2002, 17:13
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

noch eine Petra..
Seit mein Vater am 29.12.00 gestorben ist, komme ich immer wieder auf diese Seite zurück. Und auch nach mehr als 1,5 Jahren ist es immer noch / immer wieder schlimm von all diesen Schicksalen zu lesen, an alles erinnert zu werden. Auf der anderen Seite aber auch tröstlich zu wissen, daß man nicht alleine ist.
Wenn ich so von euren Abschieden lese, werde ich manchmal fast ein bißchen neidisch. Uns bliebt ein wirklicher Abschied verwehrt, und manchmal denke ich, daß ich deshalb auch nicht wirklich loslassen kann. Mein Vater ist genau drei Monate nach der Diagnose Darmkrebs gestorben, er hatte schon Metastasen im Gehirn und in der Lunge. Trotzdem hatten wir die Hoffnung, daß ihm zumindest noch die von den Ärzten "angekündigten" 12-18 Monate bleiben würden. Ich hatte mir viele Gedanken gemacht, wie das Ende wohl aussehen würde, ob er noch sehr leiden müßte usw. Und dann kam alles ganz anders - am Tag nach seiner 2. Chemo hatte er plötzlich Herzprobleme, die vorher nie da waren. Man hat ihn behandelt, Medikamente gegeben, und am Abend hieß es dann, das EKG sehe wieder ganz gut aus und er könne wahrscheinlich am nächsten Morgen nach Hause. Meine Mutter war bis 19.00 Uhr bei ihm und ich habe noch danach mit ihm telefoniert. Und dann der Anruf von meiner Mutter mitten in der Nacht, den ich wohl nie vergessen werde. Mein Vater war gegen 23.00 Uhr zur Toilette gegangen und ist dort zusammengebrochen und gestorben - wahrscheinlich an einem Herzinfarkt. Erst etwa eine Stunde später hat ihn die Nachtschwester gefunden und meine Mutter angerufen. Die Vorstellung, daß er auf diese Weise sterben mußte läßt mir keine Ruhe. Auch wenn uns alle sagen, daß es sicher alles sehr schnell ging und ihm vermutlich viel Leid, das ihn im Verlauf der Krebserkrankung noch erwartet hätte, erspart geblieben ist. Manchmal ist das ein kleiner Trost, aber daß wir uns nicht von ihm verabschieden konnten ist verdammt hart.
Durch meine Arbeit, meinen Mann usw. bin ich natürlich abgelenkt, trotzdem hat sich mein Leben seither sehr verändert. Auch wenn der Schmerz im Laufe der Zeit etwas nachläßt, denke ich doch an jedem einzelnen Tag an meinen Vater und daran was er in seinen letzten drei Monaten mitmachen mußte. Es ging alles so schnell, Einweisung ins Krankenhaus, Hirnoperation, Suche nach dem Tumor, Darmoperation, Chemo... Zum Nachdenken und Reden blieb uns kaum Zeit; auch wenn wir immer bei ihm waren, waren wir doch selbst so verwirrt und überfordert, daß wir ihm wahrscheinlich keine große Hilfe waren. Im Gegenteil, er hat uns noch Hoffnung gemacht, obwohl er selbst oft Tränen in den Augen hatte.
Mit Zitat antworten
  #13  
Alt 31.07.2002, 18:10
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

An Alle, die jetzt mitlesen und mir vielleicht auch mit Ihrer Erfahrung helfen können.

Mein Mann ist im März gestorben. Er hat sehr gelitten,- obwohl ich glaube, daß die körperlichen Schmerzen nicht der Punkt waren.Auch er hat viel Morphium und Anderes bekommen.Aber er schnaufte und fuchtelte mit den Armen,- kämpfte (er wollte nicht gehen, das weiß ich,- auch hatte er trotz seiner Leiden den Zustand nicht satt,- er wollte überleben!!)Wenn er schaute waren seine Augen merkwürdig hell, (er hatte normalerweise fast dunkle Augen), er schaute auch nur durch mich durch...Aber er hielt meine Hand und konnte auf meine Frage hin meine Hand drücken, d.h, er verstand mich noch.Später war er Schweissüberströmt und atmete und keuchte wie bei körperlicher Schwerstarbeit. Da weiss ich nicht, ob er noch etwas um ihn herum wahrnehmen konnte.Auch sein kräftiger Händedruck liess nach.Ich redete und redete(teils auch in heller Panik), weiß aber nicht, ob er davon überhaupt noch etwas mitbekommen hat.Er starb unter großen seelischen Qualen.Auch sein Gesichtsausdruck war ernst und angestrengt,- kein Lächeln- kein Frieden, wie man so oft liest.Nicht wirklich verzerrt, aber doch gequält.
Weiß irgend jemand von Euch, wielange mein Mann mich wohl noch gehört haben kann und ob er noch gespürt haben mag, daß ich bei ihm war?Oder was um ihn herum vorging?
Er fehlt mir entsetzlich,- wir hatten uns geschworen uns nie zu trennen. Nun ist ER fort und ich bin leider noch hier.Ich spreche mit seinen Bildern und hoffe so sehr, daß er mich hört....
Und hoffe darauf, daß er kommt um mich "zu holen", wenn ich sterbe.Ich muß ihn wiederfinden! Unser gemeinsames LEBEN mag beendet sein, aber getrennt dürfen wir auf Dauer nicht werden!
Nadine
Mit Zitat antworten
  #14  
Alt 31.07.2002, 18:42
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Liebe Nadine, dein Beitrag hat mich tief berührt. Alle dies habe ich bei meinem Vater auch erlebt, er fand einfach keine Ruhe, obwohl wir ihm gesagt haben, dass er gehen kann, dass alles geregelt und gesagt ist... Am letzten Tag bekam er hohes Fieber und schwitzte sehr, außerdem schreckte er ständig hoch und wollte mit uns reden oder uns etwas sagen, leider konnten wir ihn nicht mehr verstehen. Unser Hausarzt, mit dem ich darüber gesprochen habe, meinte, er hatte auf keinen Fall Schmerzen, er bekam hohe Höchstdosen an Morphium usw. Aber er hat uns gehört, immer wenn man ihn laut ansprach, veränderte er sich irgendwie, er zuckte mit den Augen oder dem Mund o.ä. Allderdings die Hände konnte auch er nicht mehr drücken, dazu war er wohl zu schwach, wir haben seine Hände immer festgehalten. Aber eingeschlafen ist er ruhig, sehr ruhig. Meine Mutter hat im selben Zimmer geschlafen (sie war vor Müdigkeit auch eingeschlafen) und hat nichts gehört. Er hat vermutlich einfach nur aufgehört zu atmen. Er lag noch genauso, wie wir ihn verlassen hatten.
Ich habe viel darüber gelesen, das die Sterbenden von schon verstorbenen nahestehenden Personen empfangen werden. Das hat mich sehr getröstet, mein Vater hoffte darauf, seinen Vater wiederzusehen und vor allem seinen Hund. Ich hab allerdings noch nichts darüber gelesen, ob es auch für Tiere gilt. Mit meinem Vater habe ich vorher viel darüber gesprochen, wie es sein würde. Zum "Abschied" habe ich ihm einen persönlichen Stern geschenkt, nun stellen ich mir oft vor, er sieht den Stern - wie ich- und wir sind uns ganz nahe. Ich vermisse ihn so...
Yvonne
Mit Zitat antworten
  #15  
Alt 31.07.2002, 18:53
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard die letzten Stunden

Hallo Ivo,
mein Dad ist jetzt 1 1/4 jahr tot und auch ich konnte mich nicht von ihm verabschieden.
Er starb an plötzlichem herzstillstand, war vorher nicht krank. In der einen Minute war er noch da, in der nächsten war er tot. Das war furchtbar und ich hab viel nachgedacht darüber, was denn nun eigentlich besser, angenehmer, vorteilhafter ist, einen tod zu sterben auf den man sich und seine Lieben vorbereiten kann, wo man noch seine Dinge regeln kann, ungesagtes noch sagen kann usw. oder der plötzliche Herzstillstand ohne Schmerz und Leid.
Tja, ich bin zu keinem ergebnis gekommen. Ich hätte meinen Dad mit schwerer Krankheit ewig Pflegen wollen, wenn ich ihn nur hätte behalten dürfen. Aber zu welchem Preis für ihn? Und zu welcher Lebensqualität für ihn und auch für meine ma und mich?
Ich hätte wer weiss was dafür gegeben, hätte ich nur noch ein einziges Mal mit ihm reden können. Aber was hätte ich ihm gesagt? Das ich ihn liebe? das wußte er und ich weiß das er mich liebte. Was sonst???????
Ich habe keine antwort. (es ist sicher anders, wenn noch Dinge geklärt werden müssen, es gab Gott sei Dank nichts ungeklärtes zwischen uns)Ich war der Ansicht, der zeitpunkt war der ungünstigste (ich wollte gerade in urlaub fahren) Aber wann ist schon der richtige zeitpunkt, es gibt gar keinen richtigen Zeitpunkt an dem es gerade passt zu sterben. Fragen über Fragen habe ich mir gestellt, ich glaube, es gibt keine antworten. Mittlerweile erfüllt mich Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich 42 jahre lang einen wunderbaren Vater hatte, der mich sehr geliebt hat und immer für mich da war. Dankbar, das er nicht gelitten hat. Und nicht zuletzt bin ich auch dankbar, das ich meinen Vater beeridgt habe und nicht mein Kind, denn so sollte es sein, Kinder beerdigen irgendwann ihre eltern und eltern sollten nicht ihre Kinder beerdigen müssen.
Und dennoch, - ich bin so traurig!

Marlies
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu

Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Bye bye Dad, I love you .... Alfred 16.2.1972 Öffentliche Tagebücher 812 11.04.2007 21:00
Wie läuft Unters. beim Internisten wg. EU-Rente ab Brustkrebs 31 08.05.2005 16:03
Meine Frau (49) hat BSDK Forum für Angehörige 631 02.05.2005 12:37
Es ist zum wahnsinnig werden... Forum für Angehörige 56 21.03.2003 13:10
OP nach Whipple - Spezialisten gesucht Forum für Angehörige 4 24.04.2002 12:21


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 01:40 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55