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  #1  
Alt 14.08.2003, 21:30
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Standard ...und dann bin ich

Hallo zusammen

Mag mal wieder was schreiben hier...
Ich weiss nicht; erhoffe mir ein wenig, dass mir diesmal mehr antworten... vielleicht erhoffe ich mir, einfach mal eure Meinung dazu zu hören, eure Erfahrungen...

4 1/2 Monate ist es jetzt her, seit mein Vater von uns gegangen ist. Ich habe heute eigentlich eine relativ "gute Phase" in der ich recht gut mit allem klar komme, und meine traurigen Momente wirklich gut im Griff habe.

Aber ich merke wie schnell ich immer und immer wieder an alles erinnert werde. Im Geschäft spricht man von irgendwem der gerade krank ist und - paff! - da ist es wieder...
Einer erzählt mir, was er gestern mit seiner Mutter unternommen hat und - paff! - haalllooo, da bin ich wieder!! Ich dieses schlechte, mulmige, traurige Gefühl! Irgendwie adaptiere ich inzwischen einfach alles auf den Tod meines Vaters. Total unbewusst - denke gar nicht daran in dem Moment, bis irgendwer ein Wort sagt, eine Bewegung tut, oder ein Lachen lacht.... und da sind sie wieder: die Erinnerungen!

Was mich am meisten beschäftigt ist aber immer wieder der Vorwurf an mich selber: warum hast du dich nicht noch mehr um ihn gekümmert? Du hättest in der letzten Zeit noch viel mehr mit ihm unternehmen können!? Ich habe viel mit ihm unternommen... aber nicht genug - es hätte mehr sein können... war es aber nicht... Warum nahm ich mir diese Zeit nicht? Er kann jetzt nie wieder etwas mit dir tun - nie wieder...

Nie wieder...

Danke für's Mitlesen
Yvonne
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  #2  
Alt 14.08.2003, 23:08
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Standard ...und dann bin ich

Liebe Yvonne,

lass dich als erstes mal ganz fest drücken.
Wahrscheinlich hast du schon oft gehört „du darfst dir keine Vorwürfe machen“, und doch tust du es weiter. Stimmt´s?
Bei mir war es jedenfalls so, und ist es manchmal noch.
Meine Mutter starb am 30.6. 2003 an Lungenkrebs. Vor allem in den ersten Tagen habe ich mich vor Selbstvorwürfen und Schuldgefühlen fast zerfleischt. Wegen Dingen, die ich gemacht oder auch nur gedacht hatte. Viele liebe Menschen hier im KK haben sich größte Mühe gegeben, mich davon zu überzeugen, dass ich mit keine Vorwürfe zu machen brauche. Aber so ganz konnte ich es dennoch nicht abstellen.

Auch jetzt noch fallen mir plötzlich Situationen aus der Zeit ein, als Mama schon schrecklich krank war, und ich denke dann „ach, hätte ich doch nur“. Doch wenigstens sind die Vorwürfe weniger geworden.

Ich glaube inzwischen, dass fast jeder Hinterbliebene solche Gedanken hat; egal, wie gut er sich gekümmert hat, wie sehr er die Person geliebt hat: plötzlich kommen Zweifel und Selbstvorwürfe auf. Wenn derjenige tot ist, gibt es nicht mehr die Chance, etwas gut zu machen, nochmal etwas zu sagen oder etwas liebes zu tun. Also fragt man sich, ob man zu Lebzeiten der Person wirklich all das gesagt und getan hat, was möglich und nötig war.

Du sagst selber, dass du viel mit deinem Vater unternommen hast. Vielleicht kannst du versuchen, nicht so sehr darüber nachzudenken, dass es zuwenig war. Konzentriere dich lieber drauf, DASS ihr Dinge zusammen gemacht habt und wie schön die waren. Das hat dein Papa bestimmt auch getan.

Gegen die traurigen Erinnerungen kann man wohl nichts machen. Wenn sie in bestimmten Situationen hochkommen, kann man sie nicht unterdrücken. Aber man lernt bestimmt mit der Zeit, besser damit umzugehen.
Ich kann dir da nicht viel von mir erzählen, denn wie gesagt ist meine Mutter erst wenige Wochen tot. Es ist nicht so, dass ich permanent an sie erinnert werde – ich denke sowieso die meiste Zeit des Tages an sie. Aber immer wieder, wenn ich einen richtig dusseligen Witz höre, wenn was Kurioses passiert ist oder eine interessante Nachricht im Fernsehen kam, dann denke ich: das musst du dir merken. Und den Bruchteil einer Sekunde später fällt mir wieder ein, dass das gar nicht nötig ist, weil ich es Mama ja nicht mehr erzählen kann.

Aber Yvonne, Erinnerungen sind ja auch was schönes. Ich erinnere mich momentan noch hauptsächlich an die schreckliche Zeit, als es Mama so schlecht ging, aber ich bin sicher, dass eines Tages die schönen Erinnerungen auch wieder hervortreten werden, und dann werden sie stärker sein, als die an das Leid. Und an die Wut darüber, einen geliebten Menschen viel zu früh und schrecklich verloren zu haben. Ich wünsche dir einfach, dass es dir irgendwann vielleicht auch so gehen wird, und es dann auch nicht mehr so weh tut.

Alles Liebe und eine gute Nacht,

Katrin
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  #3  
Alt 15.08.2003, 12:54
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Hallo Katrin

Lieben Dank für dein Posting.. hat gut getan.. und du hast ja so recht. Es gibt auch die Tage, wo ich das eigentlich genau so sehe, mich selber damit auch trösten kann. Aber gestern... war halt mal wieder "so ein Tag", an dem das irgendwie nicht ging...

Bei dir sind es knapp 2 Monate, wo du deine Mutter verloren hast, das tut mir leid für dich (fühl dich auch von mir lieb umarmt!!).

Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass der Tag kommen wird, an welchem die schönen Erinnerungen überwiegen und die traurigen Momente schwinden... ich glaube fest daran, dass dies irgendwann so sein wird. Nur der Weg dahin, macht mir halt doch noch sehr zu schaffen...

Vielen lieben Dank nochmals Katrin.

Sei lieb gegrüsst
Yvonne
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  #4  
Alt 15.08.2003, 13:49
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Liebe Yvonne,

bei mir ist es mittlerweile 14 Monate her, dass ich meine Mutter verloren habe (Darmkrebs). Mein Vater starb bereits vor 20 Jahren, damals war ich erst 22.

Ich kann dir nur folgendes mit auf den Weg geben, und ich hoffe, es tröstet dich ein bißchen:

Dieser Satz mit der Zeit, die Wunden heilt, stimmt! Es braucht seine Zeit, zu trauern.
Vorwürfe, nicht genug getan, sich nicht genug gekümmert zu haben, macht sich, glaube ich, fast jeder.
Du hast das getan, was in deinen Kräften stand, und das war gut so.
Nimm dir nun die Zeit, deine Trauer zu verarbeiten. Es ist nun mal nicht einfach, jemanden, der das eigene Leben so lange begleitet hat, zu verlieren!
Irgendwann, nach und nach, kommen die schönen Erinnerungen wieder nach oben und überwiegen, und die letzte, schwere Zeit wirst du als Tatsache annehmen, aber das dauert.
Heute Morgen sass ich im Auto und fuhr zur Arbeit, die Sonne schien, im Radio lief das "Mama-Gedächtnis-Lied" (Grönemeyer, "Mensch", kam kurz nach ihrem Tod raus und war wie für mich zugeschnitten!) und ich konnte zum allerersten Mal lauthals mitsingen, o h n e zu heulen - du siehst, das braucht Zeit! DU brauchst Zeit! Gesteh dir das bitte zu!
Ganz liebe Grüße, Sabine
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  #5  
Alt 15.08.2003, 14:04
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Hallo Sabine

Wow... vielen Dank... deine Worte tun wirklich gut.

Ich denke bei mir ist vor allem das Problem der "Vorwürfe" so gross, weil meine Beziehung zu meinem Vater halt auch ein bisschen "speziell" war... wie soll ich sagen: wir hatten fast 2 Jahre lang keinen Kontakt mehr, weil ich nicht mehr zu schauen konnte wie er sich selber kaputt macht. Er hat sehr viel getrunken... und ist ja schliesslich auch an Leberkrebs gestorben. Als ich erfuhr, dass sich sein Gesundheitszustand so sehr verschlechtert hat, bin ich über meinen Schatten gesprungen, und habe den Kontakt zu ihm wieder aufgenommen.... damals wusste ich noch nicht, dass uns nur noch ein halbes Jahr bleiben wird....................

Meine Vorwürfe gehen natürlich jetzt eher in Richtung der 2 Jahre, welche wir ohne einander gelebt haben.... was hätten wir alles machen können in dieser Zeit.. verstehst du!!? Von daher ist meine Situation sicher ein wenig anders, als bei den meisten anderen....

Aber ich hoffe wirklich fest, dass ich - egal wann - auch so denken kann wie du... Vielen lieben Dank für deine Worte!!

Yvonne
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  #6  
Alt 15.08.2003, 14:24
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Liebe Yvonne,

nee, so speziell oder eher: so ungewöhnlich ist deine Situation gar nicht. Zumindest was meinen Vater angeht, gab es da auch ganz massive Probleme - Alkohol, Mißbrauch, so in der Richtung.
Versuch doch mal, es so zu sehen:
Alkoholismus ist sicherlich eine Krankheit, und es gibt bei jedem, der Alkoholiker ist, oder zumindest starke Probleme in der Richtung hat, meist auch eine Ursache für die Entstehung. Ich bin nicht der Typ, der von vornherein auf Abhängige losdrischt und sagt "Ach, schon wieder so ein verkommener Säufer" oder so, a b e r:
die Familie eines Abhängigen hat da auch verdammt viel zu tragen und zu ertragen. Nicht umsonst gibt es Selbsthilfegruppen für die Angehörigen!
Klar sind zwei Jahre Kontaktlosigkeit nicht wenig und auch nicht schön, aber du hattest doch wohl auch gute Gründe! Ich kann mir schon vorstellen, dass eine solche Situation so belastend werden kann, dass man den Kontakt vorübergehend abbricht, erst recht, wenn man zusehen muss, wie sich ein Mensch, noch dazu ein Elternteil, selbst vernichtet!
Eigentlich finde ich, dass man sogar Hochachtung vor dir haben muss, weil du es geschafft hast, den Kontakt trotz der bestehenden Probleme wiederherzustellen!
Sei mal nicht so streng zu dir!
Was hättest du denn wirklich machen können in den zwei Jahren? Ihn vom Alkohol abbringen? Verhindern, dass er an Leberkrebs (hatte mein Vater auch) stirbt? Ein richtig gutes Verhältnis zu ihm haben können? (Während er weitertrinkt...)
Na?
Das hört sich bestimmt jetzt sehr provokativ für dich an, aber hinterfrag dich mal!
Liebe Grüße, bis vielleicht bald, Sabine
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  #7  
Alt 15.08.2003, 14:36
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Liebe Sabine

Nun mit dem "speziell" wollte ich nicht sagen, dass ich hier die absolute Ausnahme bin oder so... aber wenn ich halt andere Postings lese, habe ich schon das Gefühl, dass die meisten einen Menschen verloren haben, mit dem man immer (oder meist) ein gutes Verhältnis hatte.. daher titulierte ich meine "Geschichte" als eher speziell. Aber wie es der Zufall will... :-)

Nun wie soll ich sagen. Natürlich hast du recht mit allem was du schreibst. Ich hatte meine Gründe, dass ich den Kontakt abbrach, hatte vorher eine nicht sehr schöne Zeit mit meinem Vater, was dann schliesslich ja auch der ausschlaggebende Punkt war, dass ich den Kontakt eben abbrach.

Dass ich wieder auf ihn zuging, ist mir verdammt nicht einfach gefallen.. ja, das ist auch so und ich bin selber ja auch stolz auf mich, dass ich es geschafft habe.. so viel Freude und Liebe habe ich in meinen ganzen 26 Jahren nie in den Augen meines Vaters gesehen.

Dennoch sind halt da nun Menschen um mich herum, die trotz allem zu meinem Vater gehalten haben - immer. Sie hatten es auch nicht leicht mit ihm und mussten ihn "ertragen", wenn er mal wieder stockbesoffen war... und genau diese Menschen geben mir heute das Gefühl, dass ich versagt habe - nicht immer zu ihm gehalten habe, so wie sie. Und da frag ich mich halt manchmal, ob sie recht haben!!?

Nein, vom Alkohol hätte ich ihn ganz bestimmt nicht abbringen können, aber ich weiss - jetzt im Nachhinein - dass er in diesen 2 Jahren ohne mich sehr gelitten hat. Und ich hätte ihm das ersparen können. Das ist der Punkt, der mich oft quält. Natürlich bin ich auch realistisch und sage mir: er hätte sich ja auch bei mir melden können, und ich weiss: er hätte es nie getan, dafür war er zu stolz und konnte zu wenig seine Gefühle zeigen... aber ich bin ja nicht wie er diesbezüglich.....

Ich hab schon jetzt wieder ein schlechtes Gewissen, wenn ich "so" über ihn spreche. Ich hatte bestimmt keine schöne Zeit mit ihm über viele Jahre hinweg, aber wir haben uns am SChluss noch verziehen.. und ich hatte so ein wunderbares halbes Jahr mit ihm, das mir über all den Schmerz, den er mir antat, hinweg hilft... verstehst du !!?

Ach es ist irgendwie verrückt.. ich weiss schon was du mir sagen willst.. und ich kann dir nur zustimmen.. und doch sitzt da auch das "kleine Teufelchen" auf meiner Schulter das mir sagt: "du böse Tochter du..."

Weisst du was ich meine!!?

Yvonne
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  #8  
Alt 15.08.2003, 15:02
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Liebe Yvonne,

das weiß ich doch, das du nicht sagen wolltest, dass du was Besonderes bist! Dabei bist du NATÜRLICH was Besonderes, du bist genauso einzigartig wie jeder Mensch auf dieser Welt, und du lebst DEIN Leben, und das auf DEINE Weise, und nur DU kannst bestimmen, was du aushalten kannst, und kein anderer!
Trotzdem weiß ich, was du meinst. Es ist eine Sache, das alles mit dem Verstand zu realisieren. Und es ist eine gaaaanz andere Sache, das auch mit dem Bauch zu akzeptieren. Irgendwie fehlt da oft auch bei mir immer dieser ON/OFF-Schalter....
Trotzdem: sei da mal ganz zuversichtlich. Das wird! Ich WEIß das! Ganz bestimmt! Irgendwann bist du so weit, und dazu trägt sicher auch bei, dass du diesen Sprung über den Schatten geschafft hast.
Oh Gott - welch Weisheiten. Meine Teenytöchter würden sagen, dass ich mich anhöre wie meine eigene Oma.
ES IST ABER SO!!!
Fühl dich gedrückt. Dein Teufelchen wird sich eines Tages zurückziehen.
Sabine
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  #9  
Alt 15.08.2003, 15:08
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Lieben Dank nochmals Sabine... das Gespräch mit dir hat mir jetzt wirklich gut getan.

Fühl dich lieb umarmt und hey: welche "Teenytochter" findet nicht ihre Mutter höre sich manchmal an wie die eigene Oma ;-)

Alles Gute dir...

Yvonne
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  #10  
Alt 15.08.2003, 16:10
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Schön, wenn ich dir ein bißchen helfen konnte. Meld dich ruhig wieder, wenn was ist, ich schau eigentlich sehr regelmäßig hier herein, wenn auch meist als stille Mitleserin.
Ja, die Teenytöchter....stöhn....na ja, ich war ja selbst mal eine!
Mach's gut, und vergiß nicht, das Teufelchen immer mal wieder zu schubsen!
Sabine
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  #11  
Alt 15.08.2003, 16:15
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Liebe Yvonne,

mein vater ist im dezember an krebs gestorben. ich bin jetzt 28 jahre alt und mein vater war seit 11 jahren trockener alkoholiker. ich bin sehr stolz auf ihn, dass er das geschafft hat. er hat den krebs (darm und Bauchspeicheldrüse) auch dem Alkohol zu verdanken. wenn mein vater nicht aufgehört hätte, als ich 16 jahre alt war, hätte ich ihm sobald ich auf eigenen füssen gestanden hätte auch den rücken gekehrt. sowas ist doch nur der eigene schutz und überlebenswille. ich liebe meinen vater überalles und die 11 trockenen jahre, haben alles wieder gut gemacht. meine mutter ist gestorben, da war ich 2 jahre alt und wir hatten verdammt schlimme zeiten. er hat nie geschlagen oder gebrüllt. er war einer der sorte, die dann in selbstmitleid verflossen sind. ich oder meine geschwister, waren nicht diejenigen, auch wenn wir es veruscht haben, ihn zu überzeugen einen entzug und eine therapie zu machen. es war die geburt meiner nicht, seinem einzigen enkelkinde. die ihm neue hoffnung gegeben hat. er war bis zum schluß aktivers mitglied bei den aa und ein eine menge dort miterlebt. er sagte oft, einem alkoholiker kann man nicht helfen. er muß ganz unten sein und dann alleine wieder da raus.
nun zu deiner erzählung, du hast dich 2 jahre von ihm abgeschottet. ich weiß nicht weiß nicht was alles war. aber eine frage an dich, warum soll dein vater aufhören, wenn für ihn alles glatt läuft und alle bei ihm bleiben. wie soll er an diesen punkt ganz unten kommen? stelle dir nicht die frage, was du falsch gemacht hast. das hast du nicht. du bist über deinen schatten gesprungen und hast in einer sehr schweren zeit zu ihm gehalten. das war für euch beide wichitg. er hat mit dir und du mit ihm deinen frieden gemacht. und das war für euch beide wichitg. nichts was wir dir sagen, kann dir deine schuldgefühle nehmen, aber wir können dir zeigen, dass du menschlich gehandelt hast. sei stolz auf dich, du hast es richitg gemacht. die anderen, lass sie denken was sie wollen. es geht nicht mehr um falsch oder richitg. keiner was, was wäre wenn.....! ihr habt zusammen schlimme zeiten erlebt. vergesst sie und fangt von vorne an oder löse sich von den menschen, die dir ein schlechtes gefühl geben. ich selber habe keinen kontakt mehr mit meiner schwester. wir verstehen uns nicht mehr, haben wir wohl noch nie. mit meinem bruder ist alles ok. sowas muß man auch annehmen. nur weil man verwandt ist, heißt es ja nicht das man sich auch verträgt.
aber sowas kann man nur selber entscheiden.

also, ich wünsche dir wirklich von herzen alles gute undl liebe. und glaub mir, mit deinen gedanken bist du nicht alleine. wenn du reden willst. ich schaue jetzt öfter auch mal in deine postings.

alles liebe
anja w.
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  #12  
Alt 16.08.2003, 09:23
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Liebe Anja

Ich danke auch dir von Herzen für dein Posting. Wenn ich all die Antworten so lese, kann ich eigentlich gar nichts anderes tun, als euch allen recht zu geben - eigentlich wüsste ich das alles ja auch selber, aber irgendwie muss mir das immer wieder irgendwer sagen, damit ich wieder "auf den Boden zurück" komme!!

Nun die Vorwürfe an mich selber sind auch nicht immer so schlimm wie ich sie mir gerade in den letzten Tagen mache. Es gibt auch die Tage an denen ich mir ohne schlechtes Gewissen sagen kann: hey, die 2 Jahre hast du gebraucht und sie haben dir ja auch gut getan... und es war ja auch nicht grundlos!!
Dann wenn ich mich aber zurück erinnere an all die schönen Momente in meinem Leben mit meinem Vater, dann wird mir wieder schmerzlich bewusst, dass trotz allem was er mir angetan hat, ich DANK IHM eine einigermasse lebenswerte Kindheit verbringen durfte. Wäre er nicht gewesen... wer weiss was aus mir geworden wär!!?

Mit meiner Mutter hab ich seit meinem (ca.) 14. Lebensjahr keinen Kontakt mehr... sie hat sich nach über 10 Jahren auf Grund des Todes unseres Vaters wieder gemeldet... hat sich versuch einzuschleimen und den Kontakt wieder aufzunehmen.. und ich bin auf sie eingegangen.. hab mir gedacht: bei meinem Vater bist du ja auch über deinen Schatten gesprungen, also was solls.. gib dir einen Ruck! Spätestens nach dem 3. Brief den wir uns hin und her schrieben, merkte ich aber dann, dass sie alles nur spielte. Auf einmal fühlte sie sich angegriffen (obwohl ich das überhaupt nicht tat!!) und kam mit fiesen Sachen, bösen Beleidigungen und unfairen Unterstellungen - da blibe mir fast die Luft weg! Naja, ich erspar dir die Details!

Was will ich damit sagen: durch den Tod meines Vaters wurde ich auf einen Schlag "elternlos". Da ist zwar noch irgendwo eine Mutter, aber die Beziehung zu ihr ist ein für allemal beendet. Darum vielleicht auch oft die Vorwürfe, warum hast du nicht mehr mit deinem Vater unternommen, warum hast du nciht einfach über sein Alkoholproblem hinweg gesehen... die 2 Jahre Zeit die ich da brauchte, hätte ich jetzt ja zu Genüge.............

Natürlich ist kein Mensch Hellseher und kann wissen was kommen wird, aber seine Gesundeheit war ja schon so lange angeschlagen, so dass ich es hätte ahnen können. Ich hab's aber wohl eher verdrängt, wollte es nicht wahrhaben, dass mein Vater tatsächlich schon sooo krank ist!!

Anyway: Verwandt sein heisst nicht, dass man die besten Freunde sein muss, da muss ich dir recht geben. Wenn ich manchmal auf meine Mutter angesprochen werde und ich dann die Geschichte erzähle, werde ich oft schräg angeguckt und ich denke keiner kann verstehen, wie 3 Töchter einfach so ihre Mutter "links liegen lassen" können... doch dann sag ich mir immer: keiner von euch war da, als sie es mit uns gemacht hat!!

Ja, eigentlich gebe ich mir hiermit wohl die Antwort selber, welche ich denen geben sollte, die mich heute schräg anschauen und finden, den Kontakt zu meinem Vater hätte ich nicht abbrechen dürfen. Doch der Unterschied dazu ist, dass es sich da um Menschen handelt, die eben gerade dann dabei waren, wenn er mich zu SChnecke machte, und mich eigentlich verstehen sollten... Andererseits sind es Menschen die die ganze Zeit nicht ehrlich waren zu meinem Vater und "hinten durch" ja auch immer motzten über ihn... ist also fraglich, was denn nun "besser" ist...

Vielen Dank Anja für deine Worte und danke für's Mitlesen...

Yvonne
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  #13  
Alt 18.08.2003, 12:35
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Lieve Yvonne,

das mit deiner mutter tut mir leid. du hast es echt nicht einfach gehabt. aber ich denke du hast die richitge entscheidung getroffen, den kontakt wieder abzubrechen. selbst wenn du ihr vorwürfe gemacht hättest. hätte sich deine mutter diese anhören sollen. du warst ein kind und sie geht. hat sich noch nichtmal gemeldet. was glaubt sie. du schreist hurra, ja mama komm wieder in meine arme. nein. nicht wenn sie nicht bereit ist, auch deine geschichte nach ihr zu hören.
es muß wirklich schlimm für dich sein, deinen vater zu verlieren und jetzt kommt sie und motzt auch noch rum. du bist in trauer und das sollte die akzeptieren. also ehrlich ich bin wirklich wütend, wenn ich das alles lese.
lass dir von niemandem einreden. es wäre nicht normal, wenn du den kontakt abbrichst. unsere kindheit war nicht "normal". und wir haben jedes recht jetzt zu entscheiden mit wem wir umgang haben wollen und mit wem nicht.

naja, aber andere meinen ja immer sie wissen alles besser und wollen sich einmischen, obwohl sie keine ahnung haben. sorry, das ich so rummaule, aber sowas macht mich einfach sauer. hoffe du stehst drüber.

ganz lieben gruß
anja.w
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  #14  
Alt 18.08.2003, 19:17
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Huhu Anja

Oh, ich kann dich so gut verstehen... kann gut nachvollziehen, warum man bei so wasem "rummaulen" muss.. Meine Mutter ist ja auch echt "too much"!!
Nein, einfach hatte ich es bestimmt nicht, aber meine Mutter wollt dafür keine Verantwortung tragen: irgendwann ist man alt genug, dass man selber für sein Leben verantwortlich ist. Und man könne nicht bis ans' Lebensende die Eltern für alles verantwortlich machen - Mann! Diese Frau hat meine Briefe wohl gar nicht gelesen. Ich mach sie doch überhaupt nicht für alles, was bei mir heute manchmal schief läuft verantworlich. Ich mache sie bloss dafür verantwortlich, dass ich als Kind nie ihre Liebe zu spüren bekam, nie in den Arm genommen wurde und nie eine Gute-Nacht-Geschichte von ihr vorgelesen bekam. Die Kindheit ist doch eigentlich die schönste Zeit im Leben eines Menschen - so unbeschwert, so schön, so ohne Probleme - und sie hat uns genau das Gegenteil angetan... heute bin ich nun mit beiden Beiden in meinem eigenen Leben, aber gerade weil ich die Kindheit nicht "unbeschwert geniessen" konnte, fällt mir heute vieles schwer... das ist nun mal Tatsache. Eine Tatsache, die sie leider ganz anders sieht. Völlig verrückt finde ich vor allem, dass ich ihr verziehen hätte.. ich hab ihr überhaupt nicht vorwurfsvoll meine Situation erklärt, habe ihr geschildert wie ich die ganze Scheidung und alles miterlebt habe, ihren "Gefühlsentzug" etc. Und sie flippte völlig aus! Aber was solls... irgendwann steht man in seinem eigenen Leben und kann nicht mehr "nur" die Eltern für alles verantwortlich machen. Werde ich auch nicht mehr tun. Denn mit meinem Vater habe ich Frieden geschlossen, wenn auch leider sehr spät, und mit ihr, habe ich "abgeschlossen"!!

Danke für's Mitlesen...
:-) Yvonne
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  #15  
Alt 18.08.2003, 20:52
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hallo yvonne,

heute hörst du dich irgendwie besser an. denke jeder klammert sich an den strohhalm seinen frieden mit seiner mutter zu machen. es hätte ja sein können, das ihr euch wieder so gut vertragt, wie du und dein vater. wir beide wissen ja, das es falsch ist, zu warten. es ist so schnell vorbei. aber wir wissen auch, aus leidvoller erfahrung. das manche menschen uns einfach nicht vedient haben. deren pech. irgendwann wenn sie alt ist und alleine, merkt sie was sie verloren hat. hast du eigentlich noch geschwister? haben sie kontakt zu ihr?
ich denke die 11 jahre, die mein vater trocken war, waren auch zu kurz. dieses gefühl hat man immer. aber man kann die uhr nicht zurückdrehen. und wir müssen weitermachen. stelle dir die alternative vor. 2 jahre sehen, wie er sich todtrinkt? nein. jeder der sowas nicht mitansehen mußte, kann nicht mitreden, wie es ist, wenn der eigene vater besoffen in der ecke liegt oder vor sich hin redet. wie man sich schämt, weil alle mit dem finger auf einen zeigen. jaja, die armen kinder. mutter tod und vater säuft. wenn man das elend anderer sieht, gehts einem gleich besser. aber ich bin stolz auf mich. wenn ich eins aus allem mitgenommen habe,ist es selbstbewußtsein und durchsetzungsvermögen. ich bin realistisch und stehe mit beiden beinen im leben. habe meine fehler, aber sein päckchen hat jeder zu tragen. auch die mit "heiler Welt". übrigens gute-nacht geschichten hatte ich auch nicht. habe aber in meinem regal jetzt viele märchenbücher. und manchmal liest mein freund mir eins vor.

also, wir hören uns

anja w.
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