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Alt 26.01.2011, 14:40
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MelU-J MelU-J ist offline
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Registriert seit: 26.01.2011
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Standard Schock! Rezidiv nach 15 Jahren?!

Hallo zusammen,

einerseits bin ich sehr froh, dass es dieses Forum gibt. Anderseits macht mir meine Anmeldung hier selbst Angst, weil es mich mit einer Phase meines Lebens konfrontiert, mit der ich "abgeschlossen" hatte und weil sie mir zeigt, dass ich den erneuten Verdacht eines Rezidivs schon als meine Diagnose sehe. Dabei will ich das nicht. Ich hab mich damals so da raus gekämpft und ich war geheilt!

Bei mir wurde 1996, als ich 20 Jahre alt war, ein Ovarial-Ca FIGO IIIc festgestellt: Total-OP mit Entfernung des Lymphnetzes, 6x Carboplatin/Taxol (im Rahmen einer Studie) und der Käse war gegessen. Nein, so lasch wie es sich anhört, war es gar nicht.

Damals wähnte ich mich nach der Diagnose 2 Tage lang dem Tod näher als dem Leben. Es war für mich klar, dass ich das Zeitliche segne. Zumal es nicht meine erste schwere Erkrankung war. Mit 11 hatte ich einen Gehirnschlag und bin seitdem körperlich schwer behindert. Ich musste immer für ein normales Leben gekämpft und hatte es auch geschafft.

Nach 2 Tagen kam es aber irgendwoher: Du überlebst die Scheiße! Der liebe Gott hilft Dir! Daran gabs plötzlich keinen Zweifel mehr. Ich gab zum zweiten Mal meine langen schwarzen Haare her (1. Mal als Kind wegen der Kopf-OP). Bis heute ist der Verlust der Haare mein tiefstes Trauma von 1996. Ich habe sie seither kaum schneiden lassen und sie sind heute länger denn je (bis übern Hinern). Nun ja, die Chemotherapie war kein Spaziergang, ich kämpfte sehr erfolgreich gegen die Übelkeit, übergab mich nicht einziges Mal, litt aber höllisch unter Nervenschmerzen auf den Füßen und starken Kreislaufbeschwerden. Also alles in allem überlebbar. Dass ich keine Kinder kriegen konnte, war mir erstmal egal. Ich war ein starkes Mädchen.

Und ich war eine sehr aufmüpfige Patientin, hinterfragte alles und hatte den Mut, Dinge auch abzulehnen, immer in der Überzeugung, das Richtige für mich zu entscheiden. So bin ich bis heute geblieben. Zum Greuel meiner Familie und Freunde, die immer für mich als Sorgenkind da waren. Sie hatten und haben hart daran zu knabbern, dass ich nicht alles preisgebe und vieles mit mir selbst ausmache.

Wegen der Studie kam ich damals sehr häufig "in den Genuss" von PETs. Erst dachte ich nicht darüber nach, aber irgendwann fragte ich mal, ob das Zeug mir nicht schadet. Die Antwort damals "Och, das rächt sich erst nach 20-30 Jahren". Damals eine gute Aussicht, heute ein weiterer Grund für meine Panik.

Ich machte meine Ausbildung zu Ende, machte den Führerschein, heiratete und studierte neben der Arbeit.

2001 der erste wirklich große Schock. Bei einer Routineuntersuchung wurden zig 3-4 cm große Lymphknoten am Mediastinum und in den Lungenspitzen festgestellt. Ich lehnte eine Punktion ab (der Großteil wird jetzt denken: die Olle is irre!), aber ich hatte schwerwiegende Gründe. Von der Behinderung habe ich bei Aufregung starke Muskeltremoren in der linken Seite und ich musste befürchten, dass der Arzt aus Versehen was verletzt, was besser heile bleiben sollte. Mit dem nicht vorhandenen Verständnis des Arztes, der mir riet, meine Sachen zu ordnen, falls ich der Punktion widerspreche, hatte ich bereits gerechnet. Ich wechselte das KH und nach 6 Monaten Cortison und einfachen Untersuchungen stand fest, dass es sich um Sakoidose handelt(e).

Meine erste Ehe kostete mich in den letzten vier Jahren ihres Bestehen sehr viel Energie und endete quasi mit einer totalen Depression.

Durch meinen heutigen Mann erholte ich mich innerhalb von 1,5 Jahren wieder recht gut, feierte mit ihm eine sehr schöne kirchliche Hochzeit und leb(t)e nun seit drei Jahren in glücklichster Ehe voller Lebensmut und vielen verrückten gemeinsamen Aktionen. Ich habe den wohl besten Mann der Welt geheiratet, der mich nimmt, wie ich nun mal bin. Wir haben angefangen, über eine Adoption nachzudenken. Beruflich läuft (lief) es super.

Und jetzt ein Routinecheck bei der Frauenärztin, bei dem ich mit NICHTS rechne: Stumpfrezidiv. Meine Frauenärztin sagt, sie ist überzeugt, dass es eines ist.

Ich bin einfch nur fassungslos, hilflos und stumm. Mein Mann erlebt seitdem Seelenterror pur. Ihm hab ichs natürlich erzählt und die Gynäkologin hat ihn auch mal alleine hereingebeten, weil sie mich kennt und weiß, dass ich zu Entscheidungen in der Lage bin, die manchmal gegen jede Vernunft gehen, bisher aber für mich immer richtig waren. Weil nur ich letztendlich die Konsequenzen tragen muss. Ich habe solche Angst, es meiner Familie und meinen Freunden zu sagen.

Ich schiebe Panik und bete und bettele, dass es kein Rezidiv ist. Mein Leben ist gerade so schön und mir geht es gesundheitlich gut. Und dafür bin ich zutiefst dankbar. Ich hab immer an Gott geglaubt und bin nie nur "zu Gott gerannt" und hab gesagt "Bitte bitte hilf mir", nö, ich hab mich mein Leben lang für die guten Zeiten und schönen Dinge bedankt und hab ihm für die schlrchten Momente nie "die Schuld gegeben". Vielleicht macht der liebe Gott ja gerade Pause?!

Meine Frauenärztin lässt mir aber auch keinerlei Hoffnung auf was anderes. Gibt es denn keine Alternative zu einem Rezidiv??? Ich versteh' das alles nicht. Die meiste Angst hab ich jetzt vor einer OP, die laut der Gynäkologin unumgänglich ist. Ich hab soviel anderen Kram, mit dem ich ja trotzdem gerne lebe, der aber eine OP gefährlich macht. "Och joooo, es war doch kein Rezidiv, aber sie ist leider an der Narkose verstorben".

Ich hab die Kraft nicht mehr wie früher. Ich bin so müde geworden. Die Depression hat mich schwer mitgenommen und hat mich stark verändert. Vordergründig ist alles schön und gut, aber ich bin bei weitem nicht so belastbar, wie ich erstmal nach außen aussehe. Ich bin ein echter Jammerlappen und könnte mich ohrfeigen für soviel Selbstmitleid. Aber ich bin einfach kaputt!

Ich warte immer noch, dass einer kommt und sagt "Aufwachen, war alles nur ein schlechter Traum."

Sorry, ist ziemlich lang geworden. Hatte jemand schonmal Alarm nach sovielen Jahren und dann wars doch nichts??

VG, Mel
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