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Alt 07.09.2009, 16:23
Kiuna Kiuna ist offline
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Registriert seit: 07.09.2009
Ort: Sauerland
Beiträge: 2
Standard Es hört nie auf...

Hallo,

ich lese seit Mai in diesem Forum, und es hat mir sehr geholfen und Mut gemacht. Denn im Mai kam auch bei meiner Mutter die Diagnose: Eierstockkrebs!

Nun möchte ich erstmal einiges zu meiner Mutter schreiben, meinem lieben Kämpfer. Sie ist jetzt 63 und hat schon so viel durchgemacht.
Meine Geburt war schwierig, so dass meine Mutter Blutübertragungen bekommen musste, und zwar reichlich. Als keine Konserven mehr da waren, wurden Spender herangeholt.
Einer davon hatte Hepatitis C, die damals noch als unheilbar galt. Sie musste daraufhin sehr lange streng nach Diät leben und jedes Jahr sechs Wochen ins Krankenhaus. Nach 10 Jahren waren die Werte normal.
Meine Oma, also ihre Mutter, hatte Brustkrebs. Bei Ultraschall-Untersuchungen bei meiner Mutter zeigten sich immer wieder Knötchen, so dass in zwei großen OPs das ganze kritische Gewebe entfernt wurde. Seitdem ist da Ruhe, obwohl sie immer noch zittert, wenn sie zur Untersuchung muss.
Vor vier Jahren brach dann die Hepatitis aus, die Leberwerte wurde immer mieser. Gott sei Dank haben wir einen seht guten Arzt, der die ganze Krankheitsgeschichte meiner Familie kennt. Er hat sich dann mit mehreren Experten beraten, daraufhin fing meine Mutter mit einer Therapie (Interferon) an. Die erste Therapie war wohl zu schwach, es waren hinterher immer noch Vieren nachweisbar. Dann haben sie eine stärkere Therapie gemacht. Ein Jahr lang. Die Nebenwirkungen waren die Hölle für sie, aber sie hat nie aufgegeben zu kämpfen. Jetzt, zwei Jahre danach, gilt sie als geheilt, keine Vieren mehr nachweisbar.
In der Zwischenzeit hat sie sich immer wieder was eingefangen, weil ihr Immunsystem am Boden war. Leider nicht nur Schnupfen oder sowas. Eine Sarkoidose war das nächste. Zuerst waren es nur rote Stellen auf der Haut. Und wieder hat unser Arzt es schnell erkannt, sie kam nach Münster in die Hautklinik. Die Krankheit hat bisher noch keine Organe angegriffen, also auch da erstmal aufatmen. Dann bekam sie einen Hörsturz, Tinitus, ein Hörgerät (aber das hat ihr nicht viel ausgemacht).
Anfang Mai kam sie dann ins Krankenhaus zur Bauchspiegelung, Wasser im Bauchraum. Die Diagnose nach der Spiegelung hat uns alle umgehauen. Durch die 5 Liter Wasser, die sie ihr bei der Spiegelung rausgepumpt haben, hatte sich der Mist im Bauchraum verteilt (allerdings war kein Organ von innen betroffen, Gott sei Dank). Die große OP wurde direkt 3 Tage später gemacht. Alles raus, Eierstöcke, Gebärmutter, großes Netz (und vorsichtshalber noch der Blinddarm). Alles, was außen am Darm war, wurde auch entfernt. Das war an einem Dienstag. Ich bin nach der OP bei ihr gewesen, auf Intensiv. Danach bin ich zu dem Arzt, weil ich keinen blassen Schimmer hatte, was auf uns zukommt. Ich war hilflos. Er sagte: "Wenn ihre Mutter gut auf die Chemo anschlägt, hat sie noch 10 oder mehr schöne Jahre. Wenn nicht, stirbt sie innerhalb des nächsten Jahres". Damit hat er mich gehen lassen, ich war am Ende. Aber ich habe versucht, mir nichts anmerken zu lassen.
An den nächsten 6 Tagen hat meine Mutter nichts bei sich behalten, sie wurde immer dünner und schwächer. Ich habe eine Ärztin auf dem Flur abgepasst und gebettelt, sie sollten sie wenigstens an die künstliche Ernährung hängen. Erst am folgenden Montag (!) kamen die dann mal auf die Idee, es könnte was am Darm sein. Not-OP. Gott sei Dank war es kein kompletter Verschluss, der Darm hatte sich nur verlegt und die Sache konnte ohne weiteres "Schneiden" behoben werden. Ich hatte unheimlich Panik, als ich hörte, dass sie sie wieder aufschneiden wollen, denn sie war ja so schwach. Aber es ging gut.
Als sie dann nach weiteren 2 Wochen nach Hause kam, waren alle froh, besonders sie selbst. Ich wohne im gleichen Haus, kann mich also jederzeit kümmern. Sie bekommt insgesamt 6 Chemos, 4 hat sie hinter sich. Die Ärzte haben ihr gesagt, sie habe gute Heilungschancen. Aber die Angst bleibt.

So, das ist meine Geschichte, besser die meiner Mutter. Ich habe oft in der Zeit nach der Diagnose und der OP nachts wach gelegen und gedacht: "Warum sie? Sie hat schon so viel hinter sich? Warum nicht ich?". Ich weiß, dass das eigentlich Quatsch ist, aber diese Gedanken kamen irgendwie automatisch.
Alles, was ich noch sagen kann ist, dass wir kämpfen werden. Mein Vater, meine Mutter und ich. Ich habe keine Geschwister und keine eigene Familie, die Bindung zu meinen beiden Lieben ist sehr stark. Wir haben schon so viel zusammen erlebt, und auch das hier schaffen wir. Und ich habe in der Zeit auch gelernt, dass man in bestimmten Situationen sehr viel stärker sein kann, als man sich das vorher zugetraut hat.

Das war's. Ich musste mir das mal von der Seele reden, bzw. schreiben. Danke für eure Geduld, ist ja ziemlich viel geworden. Und auch Danke für den Mut, den mir hier viele andere mit ihren Beiträgen gemacht haben.

Kiu
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