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#1
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Langzeitpatient
Ich habe seit einiger Zeit ein Problem und brauche - tja, was genau eigentlich?
Vielleicht kann mir jemand einen Gedankenanstoss geben. Es geht um Folgendes: Da ich Langzeitpatient bin (Dauerchemo) und mich seit drei Jahren mit dem Krebs herumschlage (Open-ended-story... ) mache ich therapietechnisch mittlerweile eine andere Entwicklung durch als Leute, die gerade mit der Diagnose neu konfrontiert worden sind oder eine absehbare Chemo- oder sonstige Therapie durchleben. Viele Fragen und Anliegen wiederholen sich logischerweise und sind für mich nicht mehr nur nicht informativ, sondern ziehen mich oft auch runter. Ich möchte zwar einerseits den Kontakt hier nicht aufgeben, aber ich habe immer öfter das Gefühl, mich in einer Zeitschleife zu befinden. Ich mag nicht immer nur den Anderen beim Kommen und wieder Gehen zusehen und als "Dauer-Ratgebertante" für Neulinge eigne ich mich auch nur bedingt. Es muss doch noch eine andere Alternative als das geben! Bin ich die einzige "Chronische", die das so empfindet? Ich will nicht, dass das meine einzige Aussicht ist und könnte ein paar Ratschläge und/oder aufmunternde Worte gut gebrauchen! Danke und für heute erstmal Gute Nacht zusammen! |
#2
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AW: Langzeitpatient
Liebe Ulla,
ich kann Dein Unbehagen und Zeitschleifen-Gefühl gut verstehen. Es gibt schon einige Chroniker-Threads; alte, die Dir bestimmt bekannt sind (z.B. "Jetzt Metas..." von Gigi) und auch immer wieder neue, welche allerdings meist nicht weitergeführt werden. Im Lungenkrebs-Forum gibt es einen schönen Thread von Mouse "Adenokarzinom inoperabel", in dem sich ein Häuflein Aufrechter (Betroffene, Angehörige und Hinterbliebene) immer wieder gegenseitig Mut macht und füreinander da ist. Das finde ich eine richtig feine Sache, aber sowas kann man nicht planen. Vielleicht könntest auch Du hier in Deinem Thread einfach von Zeit zu Zeit berichten, wie es Dir geht oder ob wir Dir für die nächste Untersuchung oder eine neue Therapie die Daumen drücken sollen? herzliche Grüße und ebenfalls eine gute Nacht Ibis |
#3
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AW: Langzeitpatient
Liebe Ullala
ich hatte dich schon vermisst ..und dein lila Fein, dass du wieder mal da bist. Sieh es doch nicht so, dass du verpflichtet bist, die chronische Ratgebertante zu spielen. Ich habe in "meinem" Forum auch monatelang gschrieben, nun nur noch selten, es gibt so Phasen, wo man schreiben will und kann und dann gibt es wieder eine Zeit, wo man lieber liest ..oder ganz fern bleibt. Ganz nachdem, wie man sich fühlt. Es ist keine Verpflichtung, du musst dich nicht schlecht fühlen, nicht, wenn du dem Forum fernbleibst und nicht, wenn du hin und wieder antwortest. Nimm es gelassen. Bist du hier, so weil du dich damit besser fühlst. Ist das nicht der Fall, wenn dich die Nachrichten hier runterziehen - dann mach eine Pause vom Forum und der Krankheit. Mir hat das Forum sehr, sehr geholfen, doch inzwischen bin ich nur noch einmal pro Tag hier - und auch nur für kurze Zeit. Irgendwann einmal (ich hoffe es) , spielt der Krebs in meinem Leben keine Rolle mehr und dann werde ich auch nicht mehr kommen. Man darf sich nicht so vom Forum und den Problemen vereinnahmen lassen. Lebe dein Leben, wie du es für richtig hälst und zwing dich zu nichts. Alles Gute |
#4
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AW: Langzeitpatient
Liebe Ullala,
als ich Ende 2002 an BK erkrankte, schon recht bald in diesem Forum las und mich später dann auch beteiligte, hätte ich mir nicht so recht vorstellen können, dass ich 2008 immer noch täglich "dabei" sein würde (uff, was'n Satz) Jetzt sehe ich den Krebs Kompass als einen Teil der Hilfe, die ich inanspruchnehme, um physisch und psychisch relativ stabil zu werden/bleiben. Vielleicht kannst Du das - auch als mit Dauerchemo sehr stark Betroffene und belastete Userin - auch ein wenig für Dich so sehen Chronisch Kranke wie wir - beisp. mit Chemo, Bestrahlungen und Aromatasehemmer Therapierte - sind sicher nur ganz selten frei von Ängsten Im Übrigen schließe ich mich auch gerne Nikita1 abschließendem Satz in ihrem Beitrag an : LG
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Ilse |
#5
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AW: Langzeitpatient
Liebe Ulla,
wenn ich lese, wie es Dir und anderen geht, fühle ich mich sehr hilflos, weil ich "leider"? das Glück? habe und nur einen einfachen Krebs mit guten Heilungschancen habe. So kann ich Deine/Eure Situation nicht wirklich nachempfinden, und irgendwie glaube ich nicht das Recht zu haben, angemessen darauf reagieren zu dürfen/können. Nur jetzt gerade, als ich von der Zeitschleife hörte, fiel mir eine Übereinstimmung ein. Aber nicht in Bezug auf eine sehr schlimme Erkrankung, sondern auf die Tatsache, dass es Belastungen in unserem Leben gibt, die uns mit so unendlich viel Hilflosigkeit, Ohnmacht, Schwäche, Zweifel, Trauer, Wut, und auch Schuld konfrontiert.(du weißt bestimmt noch viel mehr) Diese Belastungen sind gemein, scheinen zu schaden. Damit ich damit weiterleben, und daraus auch noch einen Gewinn für mein Reifen und damit einen Sinn für mein Leben schaffen kann, versuche ich selbst diese scheinbar "negativen" Konfrontationen in mein Leben zu integrieren, sie als Teile von mir zu betrachten, zu verändern und anzunehmen. Das ist eine schwere Sache, nein eigentlich nicht, denn diese "Sache" wird dadurch schwer, wenn ich sie so bezeichne, benenne. Es ist uns doch schon oft passiert, dass wir nach großer Überwindung, Ängsten gesagt haben: Ach, so schlimm war es gar nicht. Wenn ich mir also eine Sache nicht so schwer einrede, sondern mit einer Leichtigkeit angehe, dürfte das doch schon mal die halbe Miete sein. Auch setze ich gerne ganz bewusst die sog. "positiven" Konfrontationen ein. Freude, Empfinden von Glück, Weite, Erleichterung, Leichtigkeit, Dankbarkeit, Entlastung, (Fällt Euch noch mehr ein?) Ich setze sie als Gegenpunkte ein. Wenn ich ganz schlecht drauf war, finde ich diese Empfindungen sowas von fremd. Leide darunter, dass sie nicht fühlbar sind. Will sie auch gar nicht fühlen! Das steht mir nicht zu! Das habe ich nicht verdient! Regelrechtes Entsetzen darüber, wie ich in meiner Situation nur lachen kann! Und, Gott sei Dank, wem auch immer, bin ich dann mal wieder besser drauf, habe keine Zweifel mehr, und WEIß: Ich darf und kann Alles sein und fühlen, ich bin richtig! Und damit schaffe ich mir auch mein psychisches Rüstzeug zum Weiterleben. Jetzt bin ich erst Mal ein bißchen alle. LG Ute |
#6
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AW: Langzeitpatient
@ Ute30
was ist "einfacher Krebs" ? Und wie können wir sicher sein, ob - wenn es ihn denn wirklich gibt - er "einfach" bleibt ?? Dir und uns allen wünscht das Beste mit herzlichen Grüßen
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Ilse |
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