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  #106  
Alt 11.11.2004, 09:44
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Liebe Thekla,
wenn es Deinem Andreas nicht recht ist, und das zeigt er Dir ja ganz deutlich, solltest Du es auch nicht tun. Ich bin mir nicht sicher, ob Uli sich deshalb gemeldet habe, weil es ihm recht ist, dass ich die Jacke weggeben habe. Vielleicht wollte er mir damit auch sagen, dass es ihm nicht recht ist. Ich muss warten, ob er sich noch einmal meldet: deutlicher, so dass ich ihn besser verstehen kann. Geträumt habe ich auch noch nie richtig von ihm. Er spielt zwar in meinen Träumen (an die ich mich erinnern kann) eine kleine Rolle, aber mehr in der Form, dass er einfach da ist. Er spielt also nicht die Hauptrolle und das würde ich mir so sehr wünschen. Im Büro geht es mir genauso wie Dir. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren oder überhaupt zu etwas aufraffen. Die Arbeit türmt sich vor mir, aber ich mache nur das Dringendste, den Rest verschiebe ich auf den nächsten Tag. Und da geht es mir genauso. Oft sitze ich am Schreibtisch und träume vor mich hin. Da ich ein Zimmer für mich alleine habe, macht es auch nichts, wenn die Tränen kommen, es sieht ja niemand. Das ist auf der einen Seite gut so, aber auch schlimm. Du spricht es aus: das was uns stark gemacht hat, ist nicht mehr da. Auch ich fühle mich zuviel auf der Welt und denke oft, wenn ich im Auto sitze, wenn jetzt ein LKW oder ähnliches käme und mir frontal ins Auto fahren würde, so dass ich bald bei Uli wäre, ich wäre nicht traurig darüber. Was soll ich hier noch? Auf der anderen Seite schaffe ich es aber auch nicht, meinem Leben selbst ein Ende zu setzen weil ich Angst habe, dass ich dann Uli nicht finden werde. Ich habe im Buch von Moody gelesen, dass Mörder und Selbstmörder bestraft werden und da habe ich Angst. Denn auf der anderen Seite auch alleine zu sein, das ist es nicht, was ich möchte. Tagsüber fühle ich mich zur Zeit etwas besser, wenn auch antriebslos. In dieser Nacht habe ich sogar geschlafen. Ich bin gestern vor dem Fernseher eingeschlafen und habe auch die ganze Nacht, mit ein paar Unterbrechungen, durchgeschlafen bis heute morgen um 7:00 Uhr. Allerdings nehme ich auch morgens und abends Beruhigungsmittel.
Wie geht es Dir heute? Das mit dem Rosenherz, das man immer wieder neu bestecken kann, finde ich eine tolle Idee. Jetzt wo es so kalt ist, werde ich das nicht nachahmen, aber im Frühjahr möchte ich sie gerne übernehmen. Du bist mir doch nicht böse deshalb, denn es war ja eigentlich Deine Idee? Natürlich könnte man es auch mit künstlichen Rosen bestecken, die nicht erfrieren, aber ich hasse künstliche Blumen. Ist der Winter auch bei Euch eingekehrt? Gestern hat es hier richtig doll geschneit - und mein Auto ohne Winterreifen! Lange habe ich nicht mehr solch ungutes Gefühl gehabt, wenn ich ins Büro gefahren bin, aber Gott sei Dank waren die Straßen relativ gut befahrbar. Jetzt will ich mich aber schnellstens um Winterreifen bemühen. Leider ist der Fachmann, der das sonst alles geregelt hat, nicht mehr da und ich muss mich auf den Rat von fremden Leuten verlassen. Uli fehlt mir an allen Ecken und Enden! Jetzt ist es so, dass meine Tochter mich ab und zu "an die Hand" nimmt und mir hilft, sie hat zwar selbst nicht viel Ahnung wenn es um Autos oder ähnliches geht, aber sie kann besser damit umgehen. Wie schaffst Du das alles?
So, für heute genug geschrieben.
Alles Liebe und Gute
Beatrix
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  #107  
Alt 11.11.2004, 20:43
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Liebe Beatrix,
ja wie geht es mir, genauso wie Dir. Heute war ein schrecklicher Tag. Ich hatte nur Stress, musste viele, viele Fehler von anderen ausbessern, dass ich meine Arbeit richtig anfangen konnte. Es wurden viele Telefongespräche auf meinen Apparat gelegt, die mich gar nichts angingen aber die Leute wurden schon so oft verbunden, dass sie sich schon beschwert haben. Habe mich zum zweiten mal diese Woche bei meinem unmittelbar Vorgesetzten beschwert. Hatte richtig Tränen in den Augen, so habe ich mich geärgert. Dann ist er mit einer Flasche Wein gekommen und hat gemeint, jetzt wäre alles wieder gut. Als wenns so einfach wäre.
Liebe Beatrix, dass mit dem sterben habe ich auch schon oft gedacht. Ich würde aber nie Selbstmord begehen, dass könnt ich meinen Kindern nie antun. Und so musst Du auch denken. Deine Tochter würde sich Vorwürfe machen, dass sie sich zuwenig um Dich gekümmert hätte, das möchtest Du doch sicher auch nicht. Also bleiben wir zwei stark und machen weiter.
Habe heute nicht so lange Zeit. Mein Sohn ist gerade gekommen. Möchte DSL installieren, mal schauen, wann der Computer wieder geht. Melde mich dann wieder. Du hast Deine private email-Adresse irgendwo weiter oben angegeben. Darf ich Dir da drauf mal eine ganz persönliche mail schreiben ??

Viele liebe Grüße
Thekla
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  #108  
Alt 12.11.2004, 08:53
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Thekla,
schön, dass Du bei Deinem ganzen Stress doch noch Zeit gefunden hast, mir zu antworten. Natürlich darfst Du mir auf meine email-Adresse mailen. Ich würde mich sehr darüber freuen.
Das mit der Flasche Wein hat Dein Chef sicher lieb gemeint, aber das hilft Dir doch nicht wirklich, oder? Meinst Du nicht, es wäre besser, Du würdest eine kurze Auszeit nehmen oder kurzfristig Deine Arbeitszeit etwas verkürzen. Wenn Du über kurz oder lang auf der Nase liegst, ist weder Deinem Chef noch Dir und Deinen Kindern damit gedient. Belastbar sind wir doch alle noch nicht, oder?
Gestern war ich , wie immer auf dem Friedhof. Obwohl ich es mir erst für Samstag vorgenommen habe, mußte ich gestern schon das Grab von Uli herrichten. Jetzt sieht es richtig "schön" aus mit den Christrosen vor seinem Kreuz. Meine Tochter ist mit meinem Enkel (3 1/2 Jahre) und mir auch hingefahren. Schlimm war es, dem Kleinen zu erklären, dass da sein Opi liegt, dessen Seele aber im Himmel ein Engel ist und der von dort auf ihn aufpasst. Er wollte immer wieder die Erde beiseite schaufeln, damit der Opi wieder herauskommen könnte. Es war sehr schlimm für mich. Abends ging dann bei uns der Laternenumzug zu St. Martin und unser Kleiner ging zum ersten Mal mit seiner Kindergartengruppe mit. Meine Tochter und mein Schwiegersohn haben mich mitgenommen und wir haben gemeinsam zugesehen. Es war sehr schön, aber ich musste die ganze Zeit an Uli denken, wie er sich gefreut hätte und wie gerne er das auch gesehen hätte. Vielleicht hat er es ja gesehen.... ich hoffe es wenigstens. Jetzt, während ich das schreibe, kullern mal wieder die Tränen. Überhaupt bin ich heute ganz schlecht drauf. Schon beim Aufstehen merkte ich es selbst, heute ist ein Tag, an dem ich am besten gar nicht aufgestanden wäre, einfach die Bettdecke über den Kopf ziehen und nichts sehen und nichts hören. Nur so einfach ist es nicht und ich habe gedacht, wenn ich erst einmal im Büro bin, wird es besser. Ist aber nicht so. Hoffentlich wird das Wochenende nicht genauso, mir graut schon wieder davor. Dabei bin ich am Sonntag zum Mittagessen (Gänsekeule mit Rotkohl) bei Tochter und Schwiegersohn eingeladen und freue mich eigentlich schon darauf.
So, liebe Thekla und alle "Mitleser", einen angenehmen, erträglichen und möglichst stressfreien Tag wünsche ich allen und ein einigermaßen erträgiches Wochenende.
Alles Liebe und viele Grüße
Beatrix
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  #109  
Alt 13.11.2004, 18:04
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Hallo Ihr Lieben,
wo seit Ihr denn alle? Keiner meldet sich. Dabei brauche ich heute so sehr Euern Zuspruch. Obwohl Ihr doch alle in der gleichen Situation seid, seid Ihr doch viel tapferer und stärker und schafft es, viel besser damit umzugehen als ich. Seit vorgestern abend geht es mir richtig dreckig. Ich könnte den ganzen Tag weinen und es fließen auch ziemlich oft die Tränen. Seit gestern abend sehe ich mir Videos an, die Uli auf irgendwelchen Festlichkeiten oder im Urlaub aufgenommen hat. Oft haben wir dann die Kamera getauscht, so dass er auch einmal auf dem Band ist. Jetzt sehe ich alle Videos durch, nur um ein paar Sätze und ein paar Bilder von ihm zu erwischen. Wenn ich ihn dann so vor mir sehe, strahlend und lachend, immer mit einem lustigen Spruch auf den Lippen, kann ich für einen kurzen Augenblick vergessen, dass er nicht mehr da ist. Nur leider sind diese Augenblicke sehr kurz.
Ist das jetzt das berüchtigte schlimme Tief, von dem Ihr immer berichtet habt, oder wird es noch schlimmer? Ich habe jetzt schon das Gefühl, ich bin reif für die Nervenheilanstalt. Kann mir einer einen Tip geben, wie ich hier wieder rauskomme? Ich glaube, ich schaffe es nicht alleine.
Alles Liebe und eine schöne Nacht
Beatrix
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  #110  
Alt 13.11.2004, 18:54
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Beatrix,

ich glaube für dieses erste große Loch ist es an der Zeit. Bei mir ist es seit Freitag, bei dir werden es morgen 5 Wochen.Ich bin momentan auch in einem Zustand, wo ich mich echt frage, wie es weitergehen soll, ich ertrage diesen Schmerz nicht. Ganz kurz habe ich mich sogar gefragt, ob die Packung Tramadol, die noch übrig ist, reichen würde. Ich weiß, ich darf nicht,aber ausmachen würde es mir nichts. Nichts kann schlimmer sein,als das, was ich im Augenblick fühle. Nichts unerträglicher als die Sehnsucht nach Claus. Ich weiß, dass ich weitermachen muss, ich weiß nur nicht wie!
Ich kann ja nicht laufend flüchten, aber die einzigen Momente, in denen der Kloß verschwindet, sind die, in denen ich mit unseren gemeinsamen Freunden zusammensitze, nicht stark sein muss, keine Entscheidungen treffen u.s.w.
Mit Auszahlung der Lebensversicherung hat es eigentlich angefangen, richtig schlimm zu werden. Das Geld, das wir jetzt haben, war für unser Alter gedacht. Wir wollten nach Kreta, wir beide, gemeinsam. Nicht die Kinder und ich oder ich alleine, nein, wir wollten dort einmal wenigstens so lange bleiben, bis wir keine Lust mehr hätten.
Und stattdessen sitze ich bei unserem Bänker und berate, wie wir die Lebensversicherung nun am sinnvollsten unterbringen...
Liebe Beatrix, auch mir fällt es schwer zu glauben, dass es jemals aufhört weh zu tun, oder wenigstens besser wird. Aber offensichtlich scheint es doch so zu sein, denn vor uns haben diese Stunden schon viele liebende Frauen durchlebt, und sie sagen es ja alle.

Ich wünsche euch und mir, weiterhin viel Kraft

Andrea
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  #111  
Alt 13.11.2004, 18:57
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Standard Nun bin ich Witwe @ Beate

hallo Beate,

bist du die Beate, die dieser Tage im Nierenforum gepostet hat?

Kann es immer noch nicht lassen, dort zu lesen und muss mich wirklich mehr als zusammenreißen...

Gruß

Andrea
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  #112  
Alt 13.11.2004, 19:41
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo Andera, hallo Beatrix,
es tut mir so leid, dass es Euch beiden heute so schlecht geht. Es ist jetzt wirklich die schlimmste Phase. Erst jetzt wird es Euch schön langsam bewusst, dass er nicht mehr zurückkommen kann. Ich kenne die Gedanken zu gut. Ich habe auch oft gedacht: "Nein Du kannst nicht mehr zu mir kommen, aber ich könnte zu Dir kommen." Aber liebe Beatrix, wie ich schon weiter oben mal geschrieben habe. Das dürfen wir nicht machen, wir müssen stark sein, schon unserer Kinder willen. Für Andrea gilt das noch im särkeren Maße, als für uns zwei. Liebe Andrea, Deine Kinder sind ja noch so jung. Ich habe auch das Geld von der Lebensversicherung erst mal nur auf ein Sparkonto buchen lassen. Will jetzt einfach keine Entscheidungen treffen. Ich weiß ja auch nicht, wann ein Notfall ist und ich das Geld brauche. Immer und immer wieder muß ich denken, wie wir unser ganzes Leben lang jeden Pfennig umdrehen mußten. Jetzt wär auf einmal soviel Geld da, wir könnten uns so viele Träume erfüllen. Was soll ich alleine damit. Liebe Beatrix, Du schreibst heute sehr betrübt. Ich werde versuchen, Dir noch eine private email zu schreiben.
Liebe Andrea, laß die Tabletten in der Schublade. Irgendwie geht es weiter, weine, weine, weine, weine, bis Du ganz erschöpft bist. Schrei Deinen ganzen Kummer, Deine ganze Wut laut heraus. Es hilft nicht viel, aber du bist danach müde und wirst für eine bestimmte Zeit wieder ruhiger. Ich hoffe, dass hilft bei Dir auch ein bißchen, bei mir hilfts. Obwohl, ich hab auch eine schlimme Woche hinter mir. Verkrieche mich auch dieses Wochenende.
Schreibt doch einfach wieder, besonders dann wenn es Euch ganz schlecht geht.
Viele liebe Grüße
Thekla
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  #113  
Alt 13.11.2004, 23:08
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Andrea,

nein ich bin eine andere Beate. Wie schon gesagt, ich lese nicht mehr in den anderen Foren, weil ich es nicht ertragen kann. Bei meinem Mann hat man übrigens den Primärtumor nie gefunden, wusste daher gar nicht, womit man ihn überhaupt behandeln sollte.
Liebe Beatrix und auch nochmal liebe Andrea, denkt eure Gedanken, wie ihr mit den Liebsten wieder vereinigt sein könntet, das haben wir wohl alle getan, aber bitte, bitte tut es nicht. Bei mir sind es jetzt 3 Monate und auch ich bin seit gestern wieder in einem schwarzen Loch. Aber es gibt Zeiten zwischen den Löchern, vielleicht werden sie mit der Zeit etwas länger?
Schreibt hier, wir lesen immer und versuchen euch zu helfen, falls das geht.
Liebe GRüße von Beate
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  #114  
Alt 14.11.2004, 00:19
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Standard Nun bin ich Witwe

Hallo ihr Lieben, Liebe Andrea
Lass dich ganz fest drücken. Mein Schatz ist vor gut 6 Monaten ebenfalls an einem Nierenzellkarzinom gestorben, genau 4 Monate nach der ersten Diagnose. Es wäre gelogen zu behaupten, dass es mir gut geht, aber es geht mir besser als auch schon. Langsam verschwinden auch die Bilder von der Krankheitsphase und meine Erinnerungen an einen gesunden Schatz kommen wieder zum Vorschein. Manchmal bin ich zwar auch immer noch abgrundtief verzweifelt, aber zwischendurch habe ich auch gute Zeiten. Ich glaube auch nicht, dass der Schmerz je verschwindet, aber man kann sich vermutlich daran gewöhnen und damit leben lernen. Nicht wahr, es ist dieser permanente Druck im Herzen. Ich verstehe so gut, was du meinst. Irgendwann wird dieser Druck ein bisschen zur Seite rücken, um auch wieder guten Empfindungen Platz zu machen. Was wir alle hier brauchen, ist Zeit, viel Zeit.
Liebe Beate, sei auch du nochmals ganz fest und trostreich umarmt.
Schlaft gut alle miteinander. Liebe Grüsse Barbara
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  #115  
Alt 14.11.2004, 10:57
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Standard Nun bin ich Witwe

Liebe Beatrix, liebe Andrea,

kann mich nur Thekla, Beate und Barbara anschließen. Diese Gedanken haben wir alle gehabt. Es ist so, daß das endgültige Begreifen später kommt und alles nur noch schlimmer wird. Bei mir ist es nun 3 Monate her und richtig begriffen hab ich es immer noch nicht.
Es geht immer rauf und runter, nur manchmal geht es jetzt schon ein kleines bisschen rauf, anschließend zwar wieder runter,aber im großen und ganzen ist es schon etwas besser geworden.
Alles was wir brauchen ist Zeit.

Wünsche euch einen erträglichen Sonntag
Liebe Grüße
Irene
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  #116  
Alt 14.11.2004, 18:52
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Ihr Lieben,
heute konnte ich mich den ganzen Tag nicht aufraffen und habe jetzt erst ins Forum geschaut.
Es ist wahr, es wird immer schlimmer, aber liebe Andrea, werf die Tramadol fort, so kommst Du gar nicht erst in Versuchung. Es ist sonst zu einfach. Ich habe die ganzen Medikamente nach Ulis Tod gleich dem Palliativ-Zentrum gegeben, die sie noch verwenden wollten. Es waren mehrere Kartons voll. Es war mir von Anfang an sicherer, nicht solche schweren und gefährlichen Medikamente im Haus zu haben. Denk immer an Deine kleinen Kinder, schlimm genug, dass sie keinen Vater mehr haben, jetzt brauchen sie Dich doppelt. Du darfst sie nicht im Stich lassen. Wenigstens hast Du keine finanziellen Sorgen, wenn Dein Claus so eine gute Lebensversicherung hatte. Sicher, Ihr hattet andere, schönere Pläne, aber das Geld wird Dir und Deinen Kindern sicher in Zukunft helfen. Es ist nur so schwer sich von den schönen Plänen, die damit verbunden waren, zu verabschieden. Mir ging es genauso, als ich das Geld bekam. Ein ganzes Teil ging für die Beerdigungskosten drauf und auch sonst musste noch einiges bezahlt werden. Den Rest habe ich noch auf dem Konto stehen, ich werde ihn wahrscheinlich auch auf einem Sparbuch parken. Mir geht es wie Dir, liebe Thekla, was soll ich damit. Auch wir hatten Pläne, was wir, wenn Uli mit 65 Jahren das Geld hätte ausbezahlt bekommen, damit anfangen wollten. Alles vorbei....
Heute vormittag und heute nachmittag war ich auf dem Friedhof. Jetzt fallen die Blätter mit Macht von den Bäumen , man kommt gar nicht nach mit wegharken. Mittags war ich dann bei meiner Tochter nebst Familie essen, es war wirklich gut und hat mir auch lecker geschmeckt. Es ist schön, mal wieder mit anderen zusammen zu essen, da schmeckt es gleich besser. Dazu noch ein schönes Glas Wein, es hat alles gepasst. Jetzt brauche ich für den Rest des Tages nichts mehr.
Morgen geht es wieder ins Büro und ich hoffe, dass diese Woche leichter wird, als die letzte. Es geht einfach nicht so weiter, dass ich die Arbeit hin und herschiebe und mich nicht aufraffen kann, etwas zu erledigen. Ich denke, mein Chef wird auf Dauer auch nicht stillhalten. Eines ist ja gut, die Zeit geht schneller herum als zu Hause. Und wenn ich lese, dass die Zeit es uns leichter macht mit diesem furchtbaren Schmerz zu leben, müssen wir sehen, dass sie möglichst schnell vergeht.
Wünsche Euch allen einen angenehmen Abend und eine schöne Woche.
Liebe Grüße
Beatrix
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  #117  
Alt 06.12.2004, 14:32
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Hallo,

ich schreibe dann wieder hier, um euch nicht alle wieder runterzuziehen....

Beatrix, bei mir war es am Wochenende auch entsetzlich. Wie mit dem Holzhammer hat es mich gepackt und auch heute bin ich noch immer das heulende Elend. Das Begreifen der Endgültigkeit - ich konnte es am Wochenende nicht wegschieben - die ganzen vergangen Wochen ist es gelungen. Die Tage vollgepackt mit Arbeit und dann war wunderbar schnell Nacht...

Was mich zusätzlich noch aus der Bahn geworfen hat, waren meine Eltern. Gestern waren sie zu Besuch und manchmal frage ich mich echt, ob es Absicht ist oder was ist es. Mein Vater erzählte mir, dass eine Nachbarin meinte, es wäre ja ein großes Glück, wenn man früh Witwe würde. Denn schließlich wäre alles ja noch schlimmer, wenn man viele Jahre mit einem Partner zusammen ist. Und mein Vater bestätigte diesen Schwachsinn auch noch. Er baut jetzt schon vor, dass, wenn ihn einmal der Tod meiner Mutter treffen würde, sein Elend ja noch um vieles größer sein wird, schließlich sind sie ja schon über 50 Jahre zusammen. Mir ist nichts mehr eingefallen, ich kann es nicht fassen! Ich meinte dann nur, ja und wir wurden um diese Jahre beschissen.... Meine Ehe lang musste ich mich rechtfertigen für die Liebe zu meinem Mann. Aber jetzt auch noch meine Trauer in Frage zu stellen, ihre künftige Trauer über die meine zus tellen, schlägt echt dem Fass den Boden aus. Es ist so, als wollte mein Vater mich jetzt noch fühlen lassen, dass er mit meiner Wahl nicht einverstanden war, und somit auch meinen Schmerz nicht ernst nimmt (denn in seinen Augen hab ich ja nichts besonderes verloren)
Ich weiß, dass ich eine sehr dünne Haut habe momentan, aber ich bin so entsetzt, wütend und unsagbar traurig, solche Weinkrämpfe wie seit Freitag, ich schaffe das auch körperlich fast nicht mehr...
Tut mir leid, aber ich hoffe, dass alle, die nicht nochmal traurig werden wollen, hier dann halt nicht lesen.

Liebe Grüße
Andrea
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  #118  
Alt 07.12.2004, 11:03
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Liebe Andrea,
ja, dieselben Sprüche musste ich mir auch anhören. Auch mir wurde gesagt, dass es ja für andere, die miteinander alt geworden sind, viel schlimmer sei, alleine zu bleiben. Ich sei ja noch (relativ) jung mit meinen 54 Jahren und könnte noch einmal etwas aus meinem Leben machen.
Mit ging es wie Dir, ich habe gedacht, es wird mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Es ist doch so, egal ob man 10 Jahren miteinander verheiratet war oder 50 Jahre, es zählt doch in erster Linie, dass man sich gut verstanden und geliebt hat. Der Verlust ist doch für uns alle gleich schmerzlich und kaum zu ertragen.
Da kann man noch so oft sagen und denken, lass die anderen doch reden. Es trifft einen schon deshalb, weil die eigene Liebe und Trauer abgewertet wird. Ich kann Dir noch nicht einmal schreiben, Du sollst das Gerede nicht so tragisch nehmen, mich selbst hat es auch furchtbar getroffen.
Dass es Dir so schlecht geht, tut mir sehr leid. Aber ich glaube, es liegt auch an der Jahreszeit. Der Advent und die Weihnachtszeit ist unendlich schwer zu ertragen. Sei froh, dass Du Deine Kinder hast, denen Du jetzt zum Nikolaus und zu Weihnachten eine Freude machen kannst und die Dich nicht alleine lassen. Sieh einmal, hier im Forum sind viele, die ganz alleine sind, die auch den Heiligen Abend alleine verbringen müssen. Da haben wir es doch besser, wir sind wenigstens bei unseren Kindern geborgen. Auch wenn es noch so weh tut und wir sehr viel weinen müssen, denk daran, unsere Kinder geben sich Mühe uns zu helfen. Nimm diese Hilfe an, es ist alles, was sie für uns tun können.
Sicher, wir sind im Augenblick sehr dünnhäutig und nehmen uns alles viel mehr zu Herzen, als früher. Es nützt auch nichts, dass wir das wissen. Es tut einfach nur weh. Ich gehe dann an Ulis Grab, weine und erzähle ihm alles. Leider kann er mir nicht mehr antworten aber trotzdem hilft es ein wenig.
Liebe Andrea, weine, wenn Dir zum Weinen zumute ist. Nur so kannst Du alles verarbeiten. Und wenn Du es körperlich nicht mehr schaffst, lass Dir von Deinen Kindern helfen. Unsere Eltern können uns sowieso nicht mehr helfen, sie sind alt und haben auch ein Recht auf Ruhe. Aber unsere Kinder sind für uns da, Du musst sie nur bitten.
Ich wünsche Dir, dass Du die Kraft findest, Deine Trauer zu bewältigen. Es wird zwar noch lange dauern, aber irgendwie müssen wir es doch schaffen.
Trotzalledem einen schönen Tag. Hier kommt gerade die Sonne heraus und ich schicke Dir einen Sonnenstrahl, der die Trauer in Deinem Herzen etwas aufhellt.
Alles, alles Liebe und schreib mal wieder.
Beatrix
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  #119  
Alt 13.12.2004, 17:28
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Hallo!
Mein Mann (47)ist am 05.12.04 an einem Mundbodenkarzinom verstorben. Er starb im Krankenhaus in meinen Armen. Sein Tod war eine Erlösung. Ich kann einfach nicht verstehen warum er so leiden musste. Er konnte nicht mehr sprechen, essen, trinken, schlucken. Am Hals und am Kiefer hatte er jeweils ein großes Loch. Er wog noch 40 kg (vorher 90). Sein ausgemergelter Körper verfolgt mich Tag und Nacht.Meine beide Söhne´(20 u. 14 Jahre)leiden auch sehr darunter.
Mir geht es wie von euch beschrieben. Es ist ein
Ring um meine Brust und ich kann nicht weinen.
Habe mich einfach eingeklinkt aber es tut mir gut
wenn ich in dem Forum lese.
Vielleich kann mir jemand antworten
Viele Grüße

Gitte
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  #120  
Alt 13.12.2004, 21:23
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Hallo Gitte,

es ist so schrecklich und nicht nur ich weiß, wie du dich fühlst. Das nicht verstehen können, das WARUM, die Tränen, die sich in deinem Hals sammeln und dich fast ersticken. Wenn die Tränen kommen, wird es dir wahrscheinlich eine Zeitlang besser gehen, es ist,wie ein Überlaufventil wenn der Druck unerträglich wird. Aber auch das Schreiben, nutze es! Schreib was du gerade denkst und fühlst. Egal was es ist, schrei deine Wut raus. Und versuch erst gar nicht dich zu fragen, ob deine Gefühle falsch oder richtig sind. Alles was du fühlst ist richtig und berechtigt.

In Verbundenheit grüßt

Andrea
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