Neu hier....

[Tess]

Hallo zusammen!
Mein Papa ist seit ca.8Wochen heißer. Letzte Woche war er endlich bei der HNO, die einen Tumor an der Stimmbandlippe diagnostiziert hat.
Leider ist mein Papa der Typ, der nicht immer ganz mit der Wahrheit rausrückt und ich habe niemanden in meinem Bekanntenkreis, der sich mit dem Thema auskennt. Angeblich hat sie gesagt, dass es nicht bösartig aussieht. Kann das sein? Lassen sich Ärzte zu so einer Aussage hinreissen??? Wie zuverlässig kann diese Aussage denn sein, vorausgesetzt es stimmt?
In zwei Wochen hat er ein Vorgespräch für die OP. Mit Medikamenten könnte man es nicht mehr entfernen. Wann die OP stattfindet wissen wir noch nicht. Mir dauert das zu lange! Ich würde am liebsten sofort wissen, wie es um ihn steht. Ich habe wahnsinnige Angst! Bitte helft mir! Wie schlimm kann es sein? Ich muss das einfach wissen, denn diese Ahnungslosigkeit ist schrecklich!
LG Tess

[1Pedro1]

Hallo Tess,

ich kann Deine Unsicherheit und möglichen Ängste sehr gut verstehen. Um etwas von Deiner Ahnungslosigkeit wegzunehmen, erzähle ich Dir meine Geschichte. Dies darum, weil diese, meine Geschichte, ziemlich genau gleich begann, wie bei Deinem Vater.

Kurz zu meiner Person:
männlich, 45 Jahre alt

Per ende Juli 07 ging ich zu meinem HNO-Arzt weil eine seit rund 6 Wochen andauernde Heiserkeit, trotz Rauchstopp, nicht wegging. Ein kurzer Blick in den Kehlkopf ergab das unvermeidbare Ergebnis. Verwachsung (Tumor?) auf einer Stimmlippe.

Nun folgte eine Laryngoskopie (Spiegelung des Kehlkopfes) unter Vollnarkose im Regionalspital. Eine Gewebeprobe (Biopsie) sollte genau Aufschluss über die Krankheit geben. Kurz nach dem Aufwachen aus der Narkose gab der HNO-Arzt Entwarnung und teilte mir mit, dass es sich lediglich um eine Zyste handeln würde und er mir diese gleich entfernt habe. Um definitiv Entwarnung zu geben sollte aber unbedingt das Resultat der Biopsie abgewartet werden.

Nach wiederum einer Woche war es soweit. Der Arzt eröffnete mir, dass er sich getäuscht habe. Er habe eine schlechte und eine gute Nachricht.

Nun zur schlechten Nachricht:
Befund: Plattenepithelkarzinom mit Zellen des Mukoepidermoidkarzinoms.

Gute Nachricht:
Sehr frühes Tumorstadium auf lediglich einer Stimmlippe ohne Metastasen und ohne Befall der Lymphknoten. T1a M0 N0. Sehr gute Heilungsprognose.

Gegen ende August wurde ich in einem sehr guten HNO-Zentrum behandelt. Ein Ganzkörper-CT ergab keine weiteren negativen Befunde. So stand der Tumorentfernung nichts mehr im Weg.

Verfahren: Verwendung des Lasers um sehr genau operieren zu können. Es wurde das Schnellschnittverfahren angewandt. Dies erlaubt es, sehr genau die betroffenen Tumorzellen zu entfernen, ohne dass zuviel gesundes Material entfernt werden muss. Resultat der OP: R0-Resektion. Dies bedeutet, dass der pathologische Befund negativ auf weitere Tumorzellen war.

Somit musste ich mich nun auch keiner weiteren Strahlen- oder Chemotherapie aussetzen.

Schmerzen: Ich musste keinerlei Schmerzen erleiden. Hatte nie Probleme mit dem Schlucken und hatte auch immer einen normalen Appetit.

Stimme: Nach der OP war die Stimme sehr schwach und kraftlos. Grund: Ein Teil der Stimmlippe musste entfernt werden, was dazu führt, dass die Stimmlippen nun nicht mehr ganz schliessen und somit die Stimme "überbelüftet" ist.

Täglich hat sich die Stimme verbessert. Heute nach kanpp vier Wochen kann ich wieder "raumfüllend" sprechen.

Wie weiter: Derzeit lasse ich mich monatlich beim HNO-Arzt untersuchen. Die Gefahr eines erneuten Auftretens des Tumors ist zwar sehr gering, jedoch will ich mich keinem unnötigen Risiko aussetzen. Eine erste Untersuchung beim Haus-HNO-Arzt ergab einen sehr erfreulichen Heilungsverlauf. Kommenden Mittwoch bin ich nun zur ersten Untersuchung im Spital angemeldet. Der behandelnde Chefarzt will mich wieder sehen.

Ich hoffe, dass ich mit meiner Geschichte, Dich etwas beruhigen konnte.

Ich grüsse Dich und wenn du magst schreib wieder zurück. Ich würde mich freuen zu hören wie es Deinem Vater geht.

Pedro

[Tess]

Hallo Pedro!

Vielen dank für deine ausführliche antwort! Ich bin begeistert, dass sich jemand "wildfremdes" die Zeit nimmt, mir so ausführlich seine bzw. deine Geschichte zu erzählen!

Die letzten Tage habe ich versucht das Thema so weit es geht von mir zu schieben, weil es mich doch sehr stark belastet hat!!!
Habe eine sehr starke Bindung zu meinen Eltern und wir haben schon einige schlimme Stunden zusammen überstanden. Das schweisst doch zusammen!!

Heute war der Tag der OP! Es ist alles gut verlaufen, aber wir konnten noch nicht mit einem Arzt reden. In UNI Kliniken geht es etwas chaotisch zu, wie ich inzwischen gelernt habe..... Wir haben auch gestern Abend um acht erst erfahren, um wieviel Uhr die OP heute stattfindet.

In gewisser Weise bin ich jetzt doch etwas unsicher. Hatte mich auf die Aussage der Ärztin verlassen, dass es gutartig ist, aber es besteht ja offensichtlich doch die Möglichkeit, dass sie sich getäuscht haben könnte. Naja, dass sind auch alles nur Menschen...

Gut zu wissen ist allerdings, dass es bei dir schließlich doch ein gutes Ende genommen hat.

Wo bist du denn behandelt worden?
Wir kommen aus Hessen und sind in Gießen in der UNI bei Frau Prof.Dr.Glanz in Behandlung. Hast du von der schonmal gehört?

Ich finde es total klasse, dass du mir deine Geschichte erzählt hast! Das ist nun wirklich nicht selbstverständlich!!!Ich will immer gerne alle Chancen und Risiken kennen, damit ich mich auf eine Situation einstellen kann. Das war auch ein Grund, warum ich micht hier gleich registriert habe. Mein Vater ist leider jemand, der mit der Wahrheit oft nicht rausrückt, um uns nicht zu beunruhigen. Hoffentlich ist es wirklich gutartig. Wir hatten leider in unserer Familie schon viel Pech was gesundheitliche Dinge betrifft.

Ich werde mich auf jeden Fall wieder bei dir melden, sobald ich mehr weiß!
Ich hoffe dir geht es weiterhin gut und wünsche dir für die Zukunft alles erdenklich Gute! Würde mich freuen, wenn du mich weiterhin über deinen Gesundheitszustand auf dem Laufenden hälst!

Bis dahin
alles Liebe
Tess

[1Pedro1]

Hallo Tess,

schön wieder etwas von dir zu hören. Hast du jetzt einen genauen Befund der Aerzte erhalten? Hat sich die Gutartigkeit bestätigt? Hoffe es für euch. Wünsche auf jeden Fall eine gute Heilung.

Zu deiner Frage bezüglich dem Behandlungsort: ich lebe in der Schweiz und bin an einem HNO-Ausbildungszentrum operiert worden.

Zu meinem Gesundheitszustand:
Auch weitere HNO-Untersuchungen bestätigten den positiven Heilungsverlauf. Der behandelnde Arzt prognostizierte mir die annähernde "Rückkehr" der ehemaligen Stimmqualität.

Jetzt, beinahe 7 Wochen nach der OP bessert sich die Stimme jeden Tag ein klein wenig mehr. Die Logopädin (Stimmtherapeutin) will mich bis Dezember soweit haben, dass ich die Weihnachtslieder wieder mit klarer Stimme singen kann ;-)

Ich wünsche dir und deiner Familie alles, alles Gute.

Liebe Grüsse

Pedro

[Tess]

Hallo Pedro!

Das Ergebis ist da! Es ist gutartig! Ich bin so froh!
Habe bei der Sekreterin angerufen und sie hat mir zum Glück verbotener Weise Auskunft erteilt.
Morgen muss mein Papa nochmal zur Nachuntersuchung und dann wird er erfahren, ob er auch zur Nachbehandlung zur Logopädin muss.
Ich bin zwar kein Profi, aber für mich hört sich die Stimme an wie früher.
Aber auch wenn er noch ein paar Sitzungen machen muss, ist das ja nicht so schlimm!
Freut mich, dass es bei dir auch immer besser wird. Es muss bei dieser schlimmen Krankheit einfach auch Erfolge geben! Die Medizin kann heutzutage schon eine Menge leisten. Leider geht dabei nur zu oft die Menschlichkeit flöten. Deshalb hat es mir wahnsinnig geholfen auf dieser Plattform hier mit so netten Menschen wie dir Kontakt zu haben. Ich hatte viele Fragen und durfte leider nicht persönlich mit den Ärzten sprechen. Da blieb mir nur das Internet.
Würde mich freuen, wenn wir ab und zu mal was voneinander hören!
Ich will doch wissen, ob das mit dem Singen an Weihnachten klappt....

Bis dahin liebe Grüße
Tess

[ernstbreitsch]

Hallo Tess, hallo Pedro,

super gut für Euch, ich freue mich, dass Ihr so gute Nachrichten bekommen habt.
Aber ihr könnt mir glauben, auch ohne Kehlkopf ist das leben noch Lebenswert. Bei mir sind das diesen Monat 10 Jahre nach meiner Kehlkopfentfernung.

Gruß Ernst