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  #1  
Alt 12.04.2008, 23:47
nat.k nat.k ist offline
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Registriert seit: 12.04.2008
Beiträge: 4
Standard Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo,
ich bin neu hier und ich hoffe, hier Hilfe und ein paar Tipps zu bekommen.

Mein Vater ist 2004 an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankt. Die Whipple-OP und die anschließende Chemo hat er ganz gut überstanden. Uns wurden dadurch vier Jahre geschenkt. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Nun ist es allerdings so, dass der verfluchte Krebs meinen Vater bald besiegen wird.
Er hat nach dem letzten Chemo-Zyklus im Februar 08 gesagt, dass er keine Chemo mehr möchte und das hat die Familie respektiert und akzeptiert.
Seit einigen Wochen verschlechtert sich sein Zustand zusehends. Er verliert Gewicht, sein Körper ist enorm geschwächt. Man kann täglich zusehen, wie sein Körper quasi verfällt. Er ist extrem wacklig auf den Beinen und braucht immer mehr Hilfe bei alltäglichen Situationen.

Das Problem für uns als Familie ist, dass wir keine Ahnung haben, wie wir mit ihm umgehen sollen. Er möchte nicht zum Arzt. Er hat seinen Glauben an die Medizin verloren sagt er. Er wird immer "biestiger", ist ständig ungehalten gegenüber der ganzen Familie. Er spricht ständig darüber, dass er sterben möchte. Er sagt sogar, dass er seinem Leben am liebsten selber ein Ende setzen möchte.

Für mich persönlich ist auch diese Ungewissheit, wie es weitergehen wird, unerträglich. Was wird mit ihm passieren. Wann ist der Zeitpunkt gekommen, ihn ins Krankhaus zu bringen - auch gegen seinen Willen.

Ich bin so verzweifelt!

Gibt es jemanden, der den einen oder anderen Rat für mich und meine Familie hat?

Ich bedanke mich jetzt schonmal für Eure Beiträge!
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  #2  
Alt 13.04.2008, 08:59
bebe bebe ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Es tut mir so leid, dass ich auch keine "Richtlinien" habe. Aber, mir wurde bei meinem ersten Krebs, inzwischen bin ich neuerkrankt, gesagt, ich hätte höchstens noch zwei Jahre zu leben und im zweiten Jahr wäre ich total von Maschinen abhängig. Deshalb glaube ich, dass ich mich ein wenig in Deinen Vater hineinversetzen kann. Nehmt ihm das Biestigsein nicht übel, er weiß halt, dass er bald gehen muss und nimmt den "Gesunden" ihr Überleben übel. Nicht bewusst. Ganz gleich, was ihr sagt, er wird es immer falsch verstehen.
Wie hab ich meine Familie getrietzt! Versucht, euch einmal seine Situation vorzustellen, geht nicht, weiß ich, aber wenigstens so ungefähr: Wie würdet ihr reagieren, wenn ihr wüsstet, dass ihr bald gehen müsst?
Vor allem, sprecht mit ihm darüber, [B]wenn er es will!!![B]
Meine Familie konnte das nicht und ich hätte doch so gern "mein Haus bestellt", so habe ich einen Brief geschrieben, hab alle Lieben angesprochen und diesen Brief dem Pastor gegeben. Das hat mir so geholfen, ich musste mir keine Sorgen mehr um die Familie machen, es war ja alles gesagt, (geschrieben) und ich denke, dass ich dadurch die Kraft gefunden habe, weiterleben zu dürfen.
Ich weiß nicht, ob diese Zeilen eine kleine Hilfe für euch sind, von ganzem Herzen wünsche ich euch viel Kraft und denkt bitte nicht nur an den Kranken, sondern auch an euch, denn das Leben geht weiter und hat auch für euch noch schöne Zeiten. (Ich hab meinen Mann vor drei Jahren an einem nicht erkannten Leberkrebs mit Metastase am Herzen verloren) Ich weiß also, wovon ich schreibe. Alles, alles Gute und ganz viel Kraft, aber gebt es dem Kranken gegenüber ruhig zu, dass ihr traurig seid, spielt nicht nur die Starken, vor allem keine Lügen, von wegen: wird schon wieder u.ä.
Denn Lügen in dieser Situation sind das verkehrteste, was man machen kann.
Alles erdenklich Gute bebe
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  #3  
Alt 13.04.2008, 09:48
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HelmutL HelmutL ist offline
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Daumen hoch AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo nat.k,

Zitat:
Er hat nach dem letzten Chemo-Zyklus im Februar 08 gesagt, dass er keine Chemo mehr möchte und das hat die Familie respektiert und akzeptiert.
Wenn er 4 Jahre geschenkt bekam, heisst das, er hatte auch eine beschwerdefreie Zeit? Der Krebs ist wieder zurückgekehrt? Habt ihr mit den Ärzten gesprochen und was sagen die? Wie lief das ab, dass eure Familie seinen Entschluss respektiert und akzeptiert?
Zitat:
Er ist extrem wacklig auf den Beinen und braucht immer mehr Hilfe bei alltäglichen Situationen.
In naher Zukunft werdet ihr wohl professionelle Hilfe benötigen. Die Versorgung deines Vaters könnte euch ganz schnell überfordern. Hinzu kommt eure emotionale Bindung, die die Vorsorgung ganz bestimmt nicht vereinfacht. Ihr müsst ihm das rechtzeitig klarmachen, dass er sich nicht auf euch alleine stützen und verlassen darf. Schaut euch jetzt schon nach einer Palliativ-Klinik um und nehmt Kontakt mit dieser auf. Klärt ab, was alles im Voraus zu tun ist, damit er im Bedarfsfall möglichst schnell unterkommt. Klärt das auch auf jeden Fall mit ihm ab.
Zitat:
Das Problem für uns als Familie ist, dass wir keine Ahnung haben, wie wir mit ihm umgehen sollen. Er möchte nicht zum Arzt. Er hat seinen Glauben an die Medizin verloren sagt er. Er wird immer "biestiger", ist ständig ungehalten gegenüber der ganzen Familie. Er spricht ständig darüber, dass er sterben möchte. Er sagt sogar, dass er seinem Leben am liebsten selber ein Ende setzen möchte.
Ihr müsst mit ihm reden. Ihr müsst ihm klarmachen, was er euch da antut, welches Leid er euch damit zufügt. Ihr dürft euch von ihm nicht erdrücken lassen. Er darf sich nicht auf seine Krankheit berufen und euch damit terrorisieren. Das würdet ihr nicht schaffen, daran könnt ihr kaputt gehen. Ihr wollt ihm helfen, das muss er wissen, aber nicht so, dass ihr euch selbst aufgebt.

Zeigt ihm vorallem eure Liebe zu ihm. Das ist ungeheuer wichtig. Er muss sich geborgen fühlen und wissen, dass ihr ihm helfen wollt, weil ihr ihn liebt. Es darf nicht den Eindruck bekommen, abgeschoben zu werden. Ansonsten geht möglichst normal mit ihm um, als ob nichts wäre. Ihr dürft und müsst ihm auch mal sagen: Bis hierhin und nicht weiter!. Ich weiss, das ist superschwer. Seine Krankheit darf euch und ihn selbst nicht ständig beherrschen. Dann ist auch Zeit für andere Dinge, die auch wichtig und gut sind und euch allen ab und an eine Atempause bescheren.

Schaut euch also schon jetzt nach einer Palliativ-Klinik um. Dort erhaltet ihr bestimmt auch Unterstützung, was den Umgang mit eurem Vater betrifft.

Was dich betrifft, sei mutig. Mit dem nötigen Mut und deiner Liebe zu deinem Vater wirst du ganz bestimmt deinen Weg finden. Das ist sehr schwer, ich kann es mit dir fühlen, ich weiss vovon ich rede. Niemand kann dir sagen, was die nächste Stunde bringt.

Ich drücke dich und wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft und Gottes Segen

Helmut
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  #4  
Alt 13.04.2008, 12:19
sophie03 sophie03 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

@nat.k
Ich bin auch neu in diesem Forum, lese aber seit August 2007 still mit.
Bin immer wieder erschüttert ob dieses Leides.
Leider muß auch ich mich mit diesem Thema auseinadesetzten
Stellenweise bin ich auch sehr ratlos.
Mein Vater ist sehr schwer erkrankt und läßt niemanden !!!!
an seine Probleme ran.
Wir wissen bis heute nichts über die "genaue" Diagnose seiner
Erkrankung.
Er zeigt uns auch seine Befunde nicht.
Ich denke, das ich den Willen meines Vaters so repektieren werde,
Ihm aber immer zeigen, das er auf uns zählern kann.
Ich werde mit meinem Hausarzt, der auch Palliativ Mediziner ist,
über die Eventualitäten sprechen.
Wir werden aber unseren Vater nicht auf sein Sterben ansprechen,
wenn es nicht von Ihm gewünscht wird.
__________________
Liebe Grüße Sophie
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  #5  
Alt 14.04.2008, 10:07
wecki wecki ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Guten Morgen,

dieses Thema verfolgt mich bis heute in verschiedenen Varianten; mal als Depression, alles falsch gemacht zu haben, meist als Albtraum, der mir den Rest der Nacht raubt.
Unser Vater bekam die Diagnose BSDK am 19.07.07, an meinem Geburtstag.
Keiner von uns hatte Ahnung von der Schwere dieser Krankheit, zumal keine OP mehr möglich war, wie die Ärzte im KH Friedrichshain mitteilten.
Auf der Suche nach Informationen und Hilfe kam ich in dieses Forum, wo ich heute noch Trost und Zuspruch finde, auch wenn unser Vati am 10.10.07 verstarb.
Er ließ nicht zu, dass wir uns um eine Zweitmeinung bemühen; er wollte nicht, dass wir über die Krankheit,über eine Patientenverfügung, über seine Wünsche, Sorgen und Ängste reden; er wurde wütend aus dem Nichts heraus und verbot mir, mit dem Onkologen zu reden. Es sei seine Krankheit und damit wäre alles gesagt.
Nur einen Wunsch teilte er mir mit, er möchte unbedingt zu Hause bleiben, egal wie sich sein Zustand entwickele. Dafür sollte ich Sorge tragen, allen anderen Familienmitgliedern notfalls entgegen treten. Vati ist zu Hause gestorben, doch wir waren nicht bei ihm. Oft habe ich ihm gesagt, ich würde bei ihm bleiben, aber er schickte mich nach Hause. Oft wollte er uns gar nicht sehen, lieber allein im Bett liegen und mit der Welt hadern.
Er ging im Zorn, er hat uns rat- und hilflos zurückgelassen und ich weiß bis heute nicht, was ich hätte tun können.
Es gibt ihn nicht, den perfekten Rat für den Umgang mit einem Sterbenden, davon bin ich überzeugt. Jeder Erkrankte geht ja schon anders um mit der Erkrankung und mit seinen Lieben eben wohl auch.
Ich war immer für Vati da, wenn er mich ließ, habe ihm meine Liebe gezeigt, ohne sie aufzudrängen, habe seinen Willen durchgesetzt, als er es nicht mehr konnte und fühle trotzdem noch bis heute diese Verunsicherung und Ratlosigkeit, dieses Unvermögen zu seinem Inneren durchzudringen. Nach der Diagnose hatte Vati eine Mauer um sich gebaut, die ich nie überwinden konnte.

Alles Gute
Christine
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  #6  
Alt 14.04.2008, 15:09
julia07 julia07 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Liebe nat.k,

die Situation in der Du gerade bist, kann ich gut nachvollziehen. Mir ging es ähnlich mit meiner Ma. Es ist schwierig, jemanden dazu zu bewegen, in die Klinik zu gehen, wenn er selbst es nicht möchte. Ich habe es nicht geschafft, meine Ma wollte es nicht, obwohl ihr dadurch wahrscheinlich einiges an Leid erspart geblieben wäre.
Die Hilflosigkeit mit der man daneben steht und den Menschen leiden sieht tut unheimlich weh. Ich hab geredet, getobt, alles mögliche probiert - sie wollte nicht. Erst durch einen Notfall kam sie dann mit der Rettung in die Klinik...

Welchen Tipp ich Dir allerdings geben kann. Es gibt einen ambulanten Hospizdienst von der Diakonie. Denke, den gibt es in jeder Stadt. Ruf einfach mal dort an. Die wissen, wie sie mit Menschen, die in der Situation wie Dein Pa sind, umgehen müssen und betreuen auch Angehörige. Ich denke ein Gespräch mit einem Mitarbeiter vom Hospizdienst oder Diakonie wird Dir sicherlich weiterhelfen.

Meine Ma durfte ihre letzte Woche im Hospiz verbringen und ich bin unheimlich dankbar dafür. Sie wurde ganz liebevoll begleitet und versorgt - ganz anders als in der Klinik. Nicht nur sie, auch um uns Angehörige wurde sich ganz toll gekümmert.
Sie ist am Karfreitag 21.3. ganz friedlich, ohne Schmerzen eingeschlafen. Und was ihr ganz wichtig war - sie durfte dort in Würde sterben.

Schau einfach mal im Internet unter "Diakonie" oder "Hospizdienst" nach und frag Dich durch.

Ich wünsch Dir viel, viel Kraft für die nächste Zeit!

Liebe Grüße
Julia
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  #7  
Alt 15.04.2008, 20:30
nat.k nat.k ist offline
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Registriert seit: 12.04.2008
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Daumen hoch AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo Ihr Lieben,
vielen Dank für Eure wirklich hilfreichen und netten Antworten.
Einige Eurer Tipps sind wirklich hilfreich und ich werde sicherlich eine ganze Reihe davon beherzigen!

Nochmals vielen lieben Dank!
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  #8  
Alt 23.04.2008, 08:18
ingo1966 ingo1966 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

hallo nat.k,

mach dir keine sorgen, leichter geagt als getan, ich weiß, es ist so einfach gesagt oder geschrieben. aber alles was passiert ist nicht aus böser absicht sondern aus der verzweiflung heraus. er liebt euch, das wird sich nie ändern!
mein schwiegervater ist am montag von uns gegangen. ganz still ist er einfach eingeschlafen nachdem er am nachmittag blutungen bekam und sofort ins krankenhaus gebracht wurde. ich möchte dir hier keine angst machen aber sei auf alles gefaßt was da evtl. auf dich/euch zukommen mag. und behalte dir deinen glauben an das gute im menschen!!! unser papa, ich darf das so sagen da er für mich wie ein zweiter vater war, nein ist, war am ende auch ab und zu nicht so gut gelaunt wie wir das alle von ihm kannten. das ist die krankheit und die wut und verzweiflung auf sie, da man sie kaum besiegen kann. unser papa war immer gut gelaunt, hatte stets blödsinn drauf und hat sich am leben und guten essen genauso gefreut wie an seinen streichen die er uns so gerne gespielt hat.
am ende ist er auch oft ungehalten und schlecht gelaunt gewesen. ich denke das ist einfach so wenn man weiß man macht alles mögliche und doch hilft nichts so wirklich. wir hatten immer eine tolle zeit in unserem gemeinsamen leben. und gerade am ende haben wir so viel zeit wie möglich mit ihm verbracht!!!!! und doch war es zu wenig!!!! das ist das leben, man muß arbeiten und doch wäre es toll einfach zeit zu haben um immer alles zusammen zu genießen. und das ist die eigentliche hilfe die man noch geben kann wenn man weiß das ein geliebter mensch bald von einem geht.
seit so oft und so lang es geht zusammen, wenn vielleicht enkelkinder da sind mit ihnen. das hat papa sehr geholfen das seine enkeltochter so oft es ging für ihn da war. und vor allem haben wir ihn alles das machen lassen was er wollte. ob es essen oder trinken war, ausflüge so lange wie es noch ging........einfach die schönen dinge ZUSAMMEN machen. und egal wie ungerecht er in euren augen sein mag, nehmt es ihm nicht übel.

in seinem herzen habt ihr einen so großen platz eingenommen, da werdet ihr immer sein.

vielleicht denkt ihr mal über ein hospiz nach? ich hatte das auch ggf. geplant, wir wollten an seiner seite sein wenn er seinen letzten weg geht. aber es ist anders gekommen, ganz ohne schmerzen. er ist einfach gegangen, ohne uns. das tut uns weh, vor allem meiner frau, seiner geliebten tochter. aber ich glaube er hat es so "geplant", er wollte uns nicht "mitnehmen" auf diesem weg und hat in seiner schwersten stunde noch an uns gedacht und uns auf seine weise seine liebe gezeigt.

.......die welt ist freundlcih, warum wir eigentlich nicht?....sie ist freundlich....... (H.Grönemeyer)

egal was passiert, nimm es so wie es ist, laß dir nichts anmerken und nimm nicht übel.......er wird euch immer lieben so wie ihr ihn liebt.

lg ingo

ps.: ich war zum letzten mal im april 2007 hier, und heute vielleicht das allerletzte mal? allen hier viel viel kraft, glück und gottes hand die euch hält.
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  #9  
Alt 25.04.2008, 10:55
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo nat.k.

nach sehr sehr langer Zeit, die ich hier im Forum nicht war, möchte ich mich nun in deinem Thread zu worte melden.

Die Frage, wie geht man am besten mit einem Sterbenden um, die kann dir sicherlich niemand beantworten. Denn jeder Mensch ist anders. Jeder Mensch ist ein Individuum.

Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten. Diese und die Erfahrungen anderer können dir sicherlich helfen, können aber bei weitem kein Wegbegleiter bzw. Rezept für richtiges Verhalten sein.

Meine Zwillingsschwester starb am 5. April letzten Jahres an BSDK. Und ich hatte die Ehre und durfte sie bis und bei ihrem letzten Schritt auf ihrem schweren Weg begleiten. Davon zehre ich noch heute. Sie ist freiwillig in ein Hospiz gegangen. Vllt. wäre das auch etwas für deinen Betroffenen? Meine Schwester jedenfalls hat sich dort sehr gut aufgehoben gefühlt. wir durften sogar unseren hund mit ins hospiz nehmen, weil sie den geliebt hat.

Ich hab immer versucht, für sie da zu sein. Leider konnte ich sie auf ihrem Weg nur begleiten und ihr letztendlich nichts davon abnehmen. Aber ich war immer für sie da. Hab sogar meine eigene Familie dafür vernachlässigt und aufs Spiel gesetzt. Es war mir zu diesem Zeitpunkt egal. Priorität hatte meine Schwester. Und ich hab es bis zum heutigen Tage nicht bereut. Im Gegenteil, ich bin froh, bei ihr gewesen zu sein. Ich hab immer versucht, normal mit ihr umzugehen. hab mich nie konkret verabschiedet. hab mit ihr über ihren bevorstehenden tod geredet und mit ihr ihre beisetzung geplant. das war wirklich sehr schwer für mich. aber ich hab es ihr zuliebe getan. sie liess mich dann auch rufen, als sie ihren letzten schritt ging. selbst da hab ich mich nicht von ihr verabschiedet.

dann hab ich noch eine sehr liebe bekannte begleitet. sie starb am 2. 12.07 an leberkrebs. sie wollte nicht in ein hospiz und ist in einem kh verstorben. dort hab ich sie noch zwei tage vor ihrem letzten schritt besucht. auch von ihr hab ich mich bewusst nie für immer verabschiedet.

vielleicht solltet ihr mit eurem Betroffenen auch über seinen bevorstehenden weggang reden und verscuhen, einen weg zu finden, der ihn wie auch euch mit dem umgang des sterbenden befriedigt. ist jetzt blöd formuliert, aber ich hoffe, du verstehst, wie ich es meine?

Dann ist am 6. Februar diesen Jahres auch noch mein Bruder plötzlich verstorben. Er war Alkoholiker und Dialysepatient.

LG Kathrin
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  #10  
Alt 25.04.2008, 13:53
christa-48 christa-48 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo Kathrin,

wie schön dass du dich wieder mal gemeldet hast,
ich hab immer wieder dran gedacht wie es dir wohl ergehen mag,
ich schick dir mal hier auf diesem weg ganz ganz liebe grüsse
Christa
PS: mein herzliches beileid zum tod deines bruders und deiner bekannten (fühl dich mal gedrückt)

Geändert von christa-48 (25.04.2008 um 14:04 Uhr)
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  #11  
Alt 28.04.2008, 10:48
Kathrin23705 Kathrin23705 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

danke dir Christa,

nat.k ich hoffe, wir konnten dir mit unseren beiträgen wenigstens ein wenig helfen?

LG Kathrin
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  #12  
Alt 30.04.2008, 11:01
katja118 katja118 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo nat.,
das ist alles sehr schwer. Mein Paps hat nun auch schon 1,5 Jahre geschenkt bekommen.
Er möchte aber, wenn es soweit ist, nicht leiden. Obwohl heute angeblich niemand mehr in Deutschland Schmerzen leiden muss angesichts des palliativmed. Fortschritts. Wir werden aber den Willen meines Vaters berücksichtigen und ihm, wenn er es dann wirklich will, Sterbehilfe in Liechtenstein zukommen lassen. Klingt hart, aber ich würde mir das in dieser Situation auch wünschen.
Wünsche Dir und Deiner Fam. viel Kraft! Habt Verständnis, er meint es nicht so.

Viele Grüsse
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  #13  
Alt 30.04.2008, 16:25
*Elke* *Elke* ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo nat.ka
Mein Mann ist vor 1 Woche gestorben, nachdem er wegen starken Brechreizes für eine Woche ins Krankenhaus mußte. Er hatte Darmkrebs mit Lebermetastasen
und schon Bauchfellmetastasen. Die versch. Chemos haben zum Schluß nicht mehr angeschlagen. Im Krankenhaus wurde mir mitgeteilt, daß es nur noch Tage oder Wochen dauern würde, bis er stirbt. Es wurde mit geraten, ihn in ein Hospiz stationär zu geben, weil ich die Belastung durch die tägliche Verschlechterung seines Zustandes nicht aushalten würde. Das kam für mich nicht in Frage. Ich nahm meinen Michi mit nach Hause. Ich richtete das schönste Dachzimmer mit einem verstellbaren Pflegebett, Sofa für Besuch, Fernsehen, Balkon mit Sonne
etc. ein. Er hatte sich das gewünscht. Ich wußte er würde nie mehr dieses Zimmer lebend verlassen, es war schrecklich, daran zu denken. Die Familie (4 Geschwister, 2 Kinder, Freunde und Eltern gaben sich die Klinke in die Hand, er war nie allein. Es ging jeden Tag schlechter und ich ließ den ambulanten Hospizdienst kommen und es war dann jeden Tag ein Arzt da, der das Leiden gelindert hat. Auch habe ich einen DiakoniePfleger bestellt, der mir half meinen Mann zu versorgen. Er konnte nicht mehr reden,nicht gehen, nicht mehr schlucken, er wurde künstlich von mir ernährt. Er atmete sehr schwer und in der letzten Nacht waren 2 Schwestern von ihm, und ich am Bett und haben ihn in den Tod hinübergestreichelt. Die Atemaussetzter wurden immer länger, bis es zu Ende war. Durch das Streicheln und zureden wurde er immer ruhiger und sein Mund lächelte. Das war schön zu sehen, er ging nicht im Kampf sondern im FRieden.
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  #14  
Alt 02.05.2008, 22:03
nat.k nat.k ist offline
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Ausrufezeichen AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Hallo Ihr Lieben!
Vielen, lieben Dank für Eure wirklich tröstenden und hilfreichen Beiträge!
Papa ist am Dienstag, 29.4.08 auf den Tag genau vier Jahre nach der Diagnose "Krebs" verstorben.
Er ist zu Hause friedlich eingeschlafen. Wir haben ihn bis zu seinem Ende begleitet und liebevoll gepflegt. Und das gibt mir bei all der Trauer ein gutes Gefühl.
Ich bin unglaublich stolz auf meine Familie und auf das, was wir alle gemeinsam geleistet haben.
Ohne diesem starken Zusammenhalt hätten wir das nicht bewältigen können!

Deshalb möchte ich auf diesem Wege meiner Mama, meinen Brüdern und ihren Frauen, sowie Papas Enkelkindern, die ihrem Opa in seinen letzten Stunden auch beigestanden haben von ganzem Herzen danken!

WIR ALLE GEMEINSAM WAREN EINFACH TOLL!!!!!

Ich wünsche allen hietr alles Gute und viel Kraft!
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  #15  
Alt 03.05.2008, 09:38
Benutzerbild von petra48
petra48 petra48 ist offline
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Standard AW: Umgang mit einem sterbenden Menschen?

Liebe nat.k.,

sende dir einen stillen Gruß

Alles Liebe
Petra
__________________
Meine große Liebe *1952, BSDK seit 05/2006, friedlich in meinen Armen eingeschlafen am 29.06.2008
Meine Mutter *1925, BK seit 08/2006, OP und Bestrahlung, DK seit 06/2009 OP, Rezid. BK 10/2009, Lu-Metas 03/2013, eingeschlafen am 3.10.2013

Leuchtende Tage.
Nicht weinen, dass sie vorüber.
Lächeln, dass sie gewesen. (Konfuzius)
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