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  #1  
Alt 29.12.2013, 17:18
Melbourne Melbourne ist offline
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Registriert seit: 29.12.2013
Beiträge: 11
Standard Erst war alles gut, und jetzt?

Hallo

Eigentlich habe ich mich hier nur angemeldet und einmal alles aufzuschreiben. Und vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen gemacht.

Vor 3 Jahren ging meine Mama zum Arzt weil sie schlecht Luft bekam. Lunge geröngt: Wasser in der Lunge, Knoten in der Brust.
Lunge wurde punktiert, Mama in ein anderes Krankenhaus verlegt. Eigentlich zur Operation. Zu Anfang war wohl nur eine Brust betroffen. Der Krebs war aber schon weit fortgeschritten. Also zuerst Chemo. Also ging sie alle 3 Wochen 6x zu Chemo. Anschließend sollte operiert werden. Durch eine weitere Mammographie stellte sich aber heraus dass der Krebs (mittlerweile?) doch beidseits ist. Es konnte nicht Brusterhaltend operiert werden.
Anschließend Bestrahlung.
Mama ging es schnell besser. Die Reha wurde beantragt und genehmigt.

Etwa 2 Wochen vor Reha start hatte Mama aber komische Flecken am Bauch bemerkt. Hautmetastasen. Reha wurde abgesagt. Erneute Chemo in Tablettenform. Dann schien alles gut. Sie ging in die Reha und kam guter Dinge wieder.
Sie fing wieder halbtags an zu arbeiten. Nach einem Jahr (letztes Jahr) ging sie nocheinmal für 3 Wochen in die Reha. Wieder kam sie guter Dinge wieder.

Die regelmäßigen Kontrollen bei ihrem Onkologen waren immer gut.

Aber jetzt der Schock. Ende November ging sie wieder mit V.a. Metastasen irgendwie im Bauch (weiß gerade nicht wo genau) zum CT.
Heraus kam Metastasen im Bauchraum und in der Lunge.
Wieder Chemo. Die 1. hatte sie dann am 17.12.2013 vormittags. Nachmittags ging es dann schon los dass sie sich schlapp fühlte. Es wurde auf die Chemo geschoben. Die nächsten 2 Tage auch.
Am Freitag, 20.12.2013 wollte mein Papa sie schon ins Krankenhaus bringen. Sie war total schlapp. Sitzen, liegen, Stehen, Laufen, Essen, trinken,...alles war schlecht. Sie bekam schlecht Luft. Mama aber wollte nicht ins Krankenhaus.
Am Samstag wurde es meinem Papa aber zu bunt und brachte sie ins Krankenhaus.
Untersuchungen ergaben: Wieder Flüssigkeit in der Lunge und aber auch Flüssigkeit im Herzbeutel.
Sie bekam Sauerstoff.
Der Plan war Perikardpunktion am 23.12.2013.
Diese wurde dann auch durchgeführt.
Das Herz war aber wohl schon total geschwächt. Herzstillstand. Sie wurde 7 Minuten wiederbelebt. Anschließend OP für eine Perikardfensterung. Dabei wurden auch dort weitere Metastasen bemerkt.

Seit dem liegt sie auf der Intensivstation. Ist nicht wach. Zu Anfang wurde sie beatmet. Mittlerweile atmet sie selbstständig. Mit nur wenig unterstützung.
Wann sie wach wird weiß man nicht.
Ein CT wurde vom Kopf gemacht um zu sehen ob das Hirn einen schaden durch den fehlenden Sauerstoff bekommen hat. Hat es aber so erstmal nur nicht. Genaueres kann man erst sagen wenn sie wieder wach ist. Aber auch im Hirn wurden Metastasen festgestellt.

Ja und jetzt warten wir. Uns wurde klipp und klar gesagt dass niemand weiß ob sie morgen, in 3 Wochen oder in 4 Monaten wach wird.
Aber auch wenn sie morgen wach wird. Wir sprechen über Monate und nicht über Jahre was ihr restliches Leben angeht.

Seit 2,3 Tagen ist es so dass Mama die Augen mal auf, und mal zu hat. Sie bewegt den Kopf manchmal von rechts nach links. Sie beißt auf den Beatmungsschlauch. Verkrampft manchmal die Hände.

Ich weiß einfach nicht wie ich mit ihr umgehen soll. Mein Papa und ihre beste Freundin zum Beispiel. Die fahren hin um sie zu besuchen und sprechen ganz normal mit ihr. Als ob nix wäre. Aber ich kann das nicht. Gestern habe ich ihr etwas vorgelesen. Für morgen überlege ich meine Gitarre mitzunehmen. Aber ich finde es so schlimm.

Und was mich außerdem noch recht traurig macht sind die....ja...komischen Blicke und fragen warum man denn trotzdem noch überall hingeht. Am 25.12. zB...da hat ein Freund seine Geburtstagsparty gefeiert. Und ich war da. Aber ganz viele waren total schockiert. Ist es falsch weg zu gehen? Nur zu Hause zu sitzen kann auch nicht gut sein...

Sorry für den langen Text. Musste es einfach mal alles los werden.
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  #2  
Alt 30.12.2013, 17:49
Benutzerbild von Taziana
Taziana Taziana ist offline
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Beiträge: 83
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Hi Du,

das klingt ja total schrecklich. Ich kann total verstehen, dass du mit der Situation überfordert bist, das wäre ich auch. Ich habe mich auch so gefühlt nachdem meine Mutter einen Schlaganfall hatte (Teilweise Gedächnisverlust (hat mich beim Schlaganfall nicht mehr erkannt), Gesichtslähmung und Handlähmung, Lallen)...

Ich hatte solche Angst ins Krankenhaus zu gehen... Angst, dass sie mich immer noch nicht erkennt, Angst davor, dass sie evtl. nicht mehr richtig Sprechen kann, das sie gelähmt bleibt. Für mich war das befremdlich eine Person die mich großgezogen hat so hilflos zu sehen.

Allerdings, als ich erstmal dort war, war es gar nicht so schlimm... Ich war im Nachhinein sehr glücklich das ich mich überwunden habe.

Du hast natürlich das Recht hinzugehen wo es dir beliebt. Meine Mutter hat Lungenkrebs im Endstadium und ich gehe trotzdem zur Arbeit, fahre in den Urlaub und werde Silvester selbstverständlich anstoßen. Ich finde nicht, dass man deshalb ein schlechtes Gewissen haben muss...

Das Leben geht weiter, auch wenn es immer wieder Phasen gibt wo die Krankheit meiner Mutter und ihr Zustand mein Leben beherrscht. Ich liebe sie nunmal, deshalb darf ich auch traurig sein. Aber das ganze geht nun schon 1 Jahr... Und keiner weiß wielange es noch weiter geht, es gibt bessere und schlechtere Phasen. Du kannst dich ja nicht Monate lang eingraben, weil ein geliebter Mensch krank ist. Sprich darüber, das hilft - ob auf einer Party oder am telefon, wo ist der Unterschied?

Ich wünsche dir viel Kraft!
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  #3  
Alt 31.12.2013, 22:50
Melbourne Melbourne ist offline
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Registriert seit: 29.12.2013
Beiträge: 11
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Die Metastasen im Hirn haben auf den Teil vom Hirn gedrückt der für Atmung und Herz verantwortlich ist.
Dh dass sie selbst atmet aber es immer weniger wird.
Heute morgen haben wir beschlossen dass Mama das nicht gewollt hätte und haben das Beatmungsgerät ausstellen lassen.
Gegen 19:50 hat Mama ihren letzten Atemzug getan und hat es jetzt geschafft. Mein Papa war dabei.
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  #4  
Alt 31.12.2013, 23:11
Conny57 Conny57 ist offline
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Ort: Bayern
Beiträge: 43
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Liebe Melbourne,
einfach eine stille Umarmung.
Conny
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  #5  
Alt 01.01.2014, 01:04
Sternenkreuzer Sternenkreuzer ist offline
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Beiträge: 108
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Da schließ ich mich an. Ich wünsche dir viel Kraft!!!
__________________
Liebe Grüße,

Nadine


Meine Mama

Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom 01/12

04.01.14 ins Licht gegangen

Ich werde dich nie vergessen Mama, du fehlst.
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  #6  
Alt 01.01.2014, 09:54
Scania143 Scania143 ist offline
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Registriert seit: 28.09.2013
Beiträge: 17
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Liebe Melbourne,
es tut mir leid, dass ihr deine Mama verloren habt.
Meine Jungs sind auch erst 20 und 16 Jahre alt und ich weiß wie es ihnen geht und ging als ihr Papa vor etwas über 3 Monaten starb.
Ich habe mir gestern den ganzen Tag überlegt wie ich dir schreiben soll. Meinem Mann erging es ähnlich wie deiner Mama. Herzstillstand, reaniemiert nach mehr als 10 Minuten, aber er wurde nicht mehr wach. Nach 15 Stunden durfte er in unserem Beisein gehen.
Was ich dir mit auf den Weg geben möchte ist, rede mit deinen Freunden, aber sieh ihnen auch nach wenn sie nicht reden können. Ihr seid alle noch sehr jung und selbst Erwachsene wissen oft nicht wie sie mit einem Hinterblieben sprechen sollen.
Meine Jungs sind auch kurz nach dem Tod meines Mannes wieder weg gegangen und ich glaube sie konnten beim "feiern" einiges vergessen bzw. ausblenden. Wenn einer sich darüber den Mund zerreist lass sie reden. Du musst tun was für dich am besten ist.
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  #7  
Alt 02.01.2014, 18:05
Almnixe Almnixe ist offline
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Registriert seit: 09.01.2012
Beiträge: 469
Standard AW: Erst war alles gut, und jetzt?

Liebe Melbourne,

mein aufrichtiges Beileid. Es war ganz sicher unendlich schwer. Deine Mama ist wahnsinnig stolz auf Ihre starke und tapfere Tochter.

Traurige Grüße, Tina
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