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  #1  
Alt 15.11.2009, 22:06
Ina91 Ina91 ist offline
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Registriert seit: 28.02.2009
Beiträge: 32
Standard Brief aus dem Himmel

Brief aus dem Himmel

An meine geliebte Familie, etwas das ich euch sagen möchte.
Als erstes sollt ihr wissen, ich bin gut angekommen.
Ich schreibe euch vom Himmel, wo ich wohne.
Wo es keine Tränen der Trauer mehr gibt, nur ewige Liebe.
Bitte seit nicht unglücklich, nur weil ich nicht mehr zu sehen bin.
Denkt daran, dass ich jeden Morgen,
jeden Mittag, und jede Nacht bei euch bin.
An dem Tag, als ich euch verlassen musste,
als mein Leben auf der Erde vorüber war,
las der Himmel mich auf und umarmte mich,
und er sagte:"Ich heiße dich willkommen.
Es ist gut, dich wieder zu haben, du wurdest vermisst,
als du fort warst.
Wie von deiner geliebten Familie, sie werden später auch hier sein.
Ich brauche dich hier so nötig, als Teil meines großen Plans.
Es gibt so viel, das wir tun müssen, um den
sterblichen Menschen zu helfen."
Dann gab man mir eine Liste der Dinge, die
ich für euch tun soll.
Der größte Teil meiner Liste ist, euch zu
beobachten und für euch zu sorgen.
Und ich werde bei euch sein, jeden Tag,
jede Woche und jedes Jahr.
Und wenn ihr traurig seid, bin ich da,
die Tränen abzuwischen.
Und wenn ihr nachts im Bett liegt,
die Alltagsmühen in die Flucht geschlagen sind,
bin ich in der Mitte der Nacht bei euch.
Wenn ich an mein Leben auf der Erde denke
und all die Jahre voll Liebe,
sie müssen euch Tränen bringen,
weil ihr nur menschlich seid.
Habt bitte keine Angst zu weinen, das
erleichtert den Schmerz, bedenkt,
es gäbe keine Blumen, wenn es nicht auch Regen gäbe.
Aber eins ist sicher, obwohl mein Leben auf
der Erde vorüber ist,
bin ich euch näher, als ich je vorher war.
Ich bin gar nicht weit von euch entfernt,
ich bin nur jenseits des Hügels.
Ihr habt steinige Wege vor euch und
viele Berge zu erklimmen,
aber gemeinsam können wir es schaffen,
einen Tag nach dem anderen.
Es war immer meine Philosophie,
und ich hoffe für euch auch, dass,
wenn du der Welt etwas gibst,
wird die Welt dir etwas geben.
Wenn du jemanden in Kummer und Schmerz helfen kannst,
dann kannst du am Abend
sagen:"Mein Tag war nicht vergebens.
Und ich bin jetzt zufrieden, das mein Leben
etwas wert war, weil ich weiß, dass ich jemanden,
dem ich begegnete, zum Lachen brachte."
Wenn du also jemanden triffst, der
niedergeschlagen und in gedrückter Stimmung ist,
reich ihm deine Hand und hilf ihm auf,
wärend du vorüber gehst.
Wenn du die Straße entlang gehst
und ich komme dir in den Sinn,
dann gehe ich in deinen Fußspuren gerade
einen halben Schritt hinter dir.
Und wenn du diese sanfte Brise oder den Wind
auf deinen Gesicht fühlst,
das bin ich, der dich fest drückt oder nur sanft umarmt.
Und wenn es für dich Zeit ist, deinen Körper
zu verlassen, um frei zu sein,
denke daran, dass du nicht gehst, sondern
hierher zu mir kommst.
Und ich werde dich immer lieben aus diesem
Land hier oben.
Wir treffen uns bald.

Geändert von Ina91 (15.11.2009 um 22:17 Uhr)
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  #2  
Alt 15.11.2009, 22:15
Ina91 Ina91 ist offline
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Beiträge: 32
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Ich habe diesen text hier ins forum gestellt, damit ihr auch daran teil haben könnt.

Dieser text hat mich sehr bewegt! und mir trieb es sofort die tränen in die augen!!

Ich finde es ist eine wunderschöne vorstellen... und es hilft mir auf eine art und weise.

Es ist so als hätte ihn meine Mama verfasst, die uns vor zwei monaten verlassen hat.
Der schmerz ist unausweichlich und ein ständiger Begleiter!
Momentan bin ich in einer Trauerphase, wo in mir Hilflosigkeit herrscht...Sprachlosgkeit, ständige Angst... ich frage mich oft wie es weiter gehen soll.
Meine Mutter fehlt mir so sehr! Diese entgültigkeit kann ich einfach nicht fassen!

Ich hoffe der Text gefällt euch
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  #3  
Alt 16.11.2009, 09:35
Tammi251 Tammi251 ist offline
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Standard AW: Brief aus dem Himmel

Hallo Ina91,

der Text ist wunderschön und ich hoffe, daß es wenigstens ein bisschen so ist....

Für mich ist es nach wie vor auch immer noch unvorstellbar, daß meine Mama nicht mehr da ist und es ist so unendlich traurig, daß es nie mehr so sein wird wie vorher! Auch wenn ich ganz fest dran glaube, daß ich sie irgendwann wieder sehen werde, sie fehlt mir hier und jetzt!!!

Liebe Grüße
Manuela
__________________
Diagnose am 08.08.07: AML
totale Remission im April 08
August 2008: Diagnose MDS
6 Lungenentzündungen von Dezember 08 - März 09
Mai 2009 erneutes hohes Fieber mit div. Keimen
Mama 17.08.44 - 14.08.09

**Ich vermiss Dich so!!!!**
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  #4  
Alt 16.11.2009, 09:43
Bremensie Bremensie ist offline
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Beiträge: 758
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Hallo Ina,
der Text ist wunderschön.
__________________
Jeder Tag ist der Anfang des Lebens.
Jedes Leben der Anfang der Ewigkeit.
(Rainer Maria Rilke)
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  #5  
Alt 16.11.2009, 10:18
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: Brief aus dem Himmel

DANKE ina, für diesen wunderschönen brief. auch ich habe sofort geweint. ich bin schon lange der festen überzeugung, daß es so ist - auch wenn wir so sehr leiden unter dem verlust. bei vielen begebenheiten in meinem leben, bin ich überzeugt, daß "die da oben" die hand im spiel haben. das ist tröstlich.
ich schick dir liebe, mitfühlende grüße, tina.
__________________
Du kannst nie tiefer fallen, als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #6  
Alt 16.11.2009, 10:25
Isabell Isabell ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Hallo Ina91,
ich kann mich Bremensie nur anschließen,der Text ist sehr sehr schön. Es ist eine schöne Vorstellung. Ich wünsche dir von ganzem Herzen das dir die Vorstellung von dem Inhalt des Textes hilft "leichter" mit der Trauer umzugehen.
Viel Kraf und vor allem viel Gedult mit dir selber wünsche ich dir von Herzen.
Lass die einzelnen Trauerphasen zu diebrauchst du damit du die Trauer bewältigen kannst.

Viele Liebe Grüße Nicole
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  #7  
Alt 16.11.2009, 10:32
Stephani Stephani ist offline
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Beiträge: 1.078
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Hallo Ina!
Es ist ein wundervolles Gedicht und entspricht hoffentlich der Wahrheit das wir unsere lieben irgendwann wiedersehen.

Ingrid
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  #8  
Alt 16.11.2009, 10:37
Thessa76 Thessa76 ist offline
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Registriert seit: 20.03.2008
Beiträge: 508
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Liebe Ina,

das sind ganz tolle Sätze. Vielen Dank, dass Du sie hier eingestellt hast. Ich glaube, das werde ich meiner Familie mal an einem Adventssonntag vorlesen.

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Gottvertrauen auf Deinem Weg.

Alles Liebe

Thessa
__________________
Meine Mutter, ED 03/08 Adenokarzinom nicht operabel; T4N3M0.
Chemokonzept: seit 03/08 Carboplatin/ Vinorelbine, Umstellung aufgrund von Versagen von Carboplatin auf Taxotere am 22.07.08. Letzte Chemo am 27.11.08 - nun watch and wait.
14.01.: Lunge fast tumorfrei, multiple Hirnmetastasen, 10 Ganzhirnbestrahlungen ab dem 22.01.
am 09.02.2009 in unseren Armen eingeschlafen
1946 - 2009
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  #9  
Alt 16.11.2009, 22:30
Benutzerbild von IreenS
IreenS IreenS ist offline
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Registriert seit: 04.05.2008
Ort: Oberfranken
Beiträge: 448
Standard AW: Brief aus dem Himmel

Hallo Ina,

Danke
__________________
http://www.myvideo.de/watch/4892460/...ume_leben_ewig


Wolfgang *03.04.1947 - +18.10.2008

Christel *17.05.1950 - +12.04.2011
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  #10  
Alt 04.09.2010, 21:53
Ina91 Ina91 ist offline
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Registriert seit: 28.02.2009
Beiträge: 32
Standard Ich fühle mich so Rastlos

Ich grüße Euch,

schon lange habe ich nicht mehr in dieses Forum geschrieben.
am 17.09 ist meine Mutter ein Jahr lang tod.
Sie ist an einem Gehirntumor gestorben. Nach der Diagnose lebte sie kaum mehr ein jahr lang ...
Seid dem habe ich sehr viele phasen durchlitten.
Eine phase der tiefen trauer und lethargie
Ich hatte momente wo ich wieder richtige freude und glück spüren durfte, da ein neuer partner in mein leben trat.
Ich hatte phasen wo mir alles so klar und bewusst erschien... wo mir alles klar wurde! wo ich meine mutter stolz machen wollte und nur so vor energie strotzte!
Momentan weiß ich nur leider nicht wohin mit mir !
ich fühle mich so unendlich rastlos ! Eine erdrückende leere herrscht in mir!
Ich würde gerne meine Festplatte formatieren... einen neuanfang beginnen. Nur wie soll so etwas gehen?
Mit dem geschehenen kann ich mich nicht abfinden!
Ich finde es so unglaublich unfair dass meine mutter mit 52 jahren ihre drei kinder verlassen musste! jeder sagt zwar... so ist das leben, es bringt nichts, wenn man anfängt zu grübeln... diese "wieso" "warum" "weshalb" fragen lassen einen im kreis drehen. Diesen aussagen spreche ich nicht die wahrheit ab, jedoch macht es mich rasend! Das ganze Jahr 2009 würde ich am liebsten aus meinem Leben löschen! In diesem jahr mussten wir unsere mutter bei uns zuhause pflegen! Wir durften tag für tag mit ansehen wie der tumor meine mutter in seine gewalt nahm!
Diese ganzen erinnerungen haben ein trauma bei mir hinterlassen! löcher in meiner seele, die drohen mich aufzufressen!
Ich kann seid längerer zeit nicht mehr alleine sein! Solche angst haben ich vor den gedanken, vor den gefühlen, die sich bei mir regen könnten!
die ganze trauer verdränge ich momentan sehr eisern! ich möchte mich ihnen nicht stellen, weil ich es oft einfach nicht einsehen möchte und kann, dass ich meine mutter wirklich nie wieder sehen werde! dass ich sie nie wieder in meine arme schließen kann! Sie mir nie wieder über meine haare streifen kann! ich kann und will es nicht einsehen!
Ich leide unter ständigem phlegmatismus! für alles fehlt mir die kraft und der wille!
Meine freunde kümmern sich sehr um mich! Jedoch kann und will ich diese hilfe oft nicht annehmen! Dieses phlegmatische steigt dann wieder in mir auf. Ich habe zu nichts lust und fühle mich alleine!
Seid ca. einem halben jahr bin ich bei einer therapeutin.
zwar helfen mir diese stunden schon, jedoch habe ich das gefühl nicht weiter zu kommen.
Immer wieder steigen die bilder meiner kranken mutter in mir hoch! Ende Oktober 2008 war es das letzte mal, dass ich sie "normal" erlebt habe. es ist eine so lange zeit!! Oft denke ich, alles geschehene war nur ein traum und meine mutter kommt gleich von arbeit. Oft habe ich auch das gefühl, dass die ganze vergangenheit mit meiner mutter nur ein traum war und sie schon immer tod ist... ich weiß nicht wie ich mit solchen gefühlen umgehen soll! ich weiß einfach nicht mehr weiter....

diese gedanken musste ich aufschreiben... mir von der seele reden.
ich danke euch, dass ihr euch diese zeilen durchgelesen habt und danke euch für antworten!

euro ina
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  #11  
Alt 04.09.2010, 22:12
JeanineK JeanineK ist offline
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Beiträge: 197
Standard AW: Ich fühle mich so Rastlos

Hallo Ina,

ich kann Dich sehr gut verstehen.
Meine Mutter ist am 02.07.2010 verstorben. Vorgestern vor zwei Monaten. Ich hatte seit über 10 Jahren angst davor, wenn sie gehen muss. Und ich habe immer gedacht, ich schaffe es dann nicht. Ich habe meinen Freunden erzählt, dass ich dann mitgehe oder sie mich einliefern können.

Nun, wo sie gegangen ist, funktioniere ich einfach.
Ich habe hier oft gelesen, dass Menschen nach 1 oder 2 Jahren immer noch voller Trauer sind. Das erschreckt mich.
Ich habe gedacht, dass ich es mit der Zeit vielleicht besser ertragen kann.
Aber Dein Beitrag hat mir eben wieder angst gemacht.

Ich nehme zur Zeit ein Antidepressiva. Aber nicht viel. Ich habe es nach ein paar Wochen abgesetzt, weil ich morgens nicht aus dem Bett kam. Ich habe es verschrieben bekommen, weil ich nicht einschlafen konnte. Aber im Gegenteil. Ich konnte nicht einschlafen und kam morgens nicht aus dem Bett.
Als ich es ein paar Tage abgesetzt hatte, konnte ich die Tage nur noch mit Weinen überstehen. So ging es nicht. Ich nehme jetzt nur noch eine halbe Tablette, um es irgendwie zu schaffen. Ich bin auch in Therapie. Aber irgendwie ist die Therapeutin glaube ich nicht die Richtige. Sie verunsichert mich eher noch.

Ich hatte auch angst, durch diese Tabletten nicht richtig zu trauern. Aber da ich mindestens einmal am Tag weinen muss, weiß ich, ich trauere trotdem.

Bei meiner Mutter kam die Diagnose Krebs am 11.04.2010 und nicht mal 3 Monate später, ging sie zu ihrer Mutter.

Ich hatte ein sehr enges Verhältnis zu ihr. Ich bin 2003 erst bei ihr ausgezogen und wir sahen uns täglich. In der Zeit ihrer Krankhei habe ich mit ihr gehofft und gebangt. Wenn die Spritze für die Therapie fällig war, fragte sie schon, wann WIR die Spritze kriegen.

Ich war bei ihr, als sie ging. Und ich funktioniere weiter.

Dadurch, dass Du hier schreibst, merke ich, dass es Dir auch wieder besser gehen wird. Du hast das Gefühl, dich mit Gleichgesinnten auszusprechen. Und Du tust es. ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass mich zwar alle trösten wollen, aber sich keiner richtig in mich hineinversetzen kann.

Wir hier verstehen Dich. Und ich hoffe, dass es Dir hilft, wenn Du mit uns darüber schreibst.

Ich wünsche Dir alle Kraft, dass es Dir bald wieder besser geht.

Liebe Grüße
Jeanine
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  #12  
Alt 04.09.2010, 22:13
monika100 monika100 ist offline
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Beiträge: 1.792
Standard AW: Ich fühle mich so Rastlos

Hallo Ina,

alles, was du da beschreibst, gehört zur Trauer.

Als mein Vater gestorben ist ging es mir - und vor allem meiner Muter - sehr schlecht. Der Arzt sagte damals, dass so eine Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen teilweise bis zu 5 Jahren dauern dann. Das erschreckt dich vielleicht auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite zeigt es dir, dass du nicht "unnormal" bist.

Den Weg, eine Therapie zu machen, halte ich für sehr gut. Nimmst du zusätzlich Medikamente gegen Depressionen/Ängste? Sonst wäre das auch noch eine (vorübergehende ) Möglichkeit.
Es gibt auch gute psychosomatische Kliniken, die sich auf Trauerverarbeitung spezialisiert haben. Kannst du ja mal im Hinterkopf halten, wenn du das Gefühl hast, nicht weiter zu kommen.

Viel Kraft und versuche, den Kopf irgendwie hoch zu halten.

LG Monika
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  #13  
Alt 04.09.2010, 22:57
Ina91 Ina91 ist offline
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Registriert seit: 28.02.2009
Beiträge: 32
Standard AW: Ich fühle mich so Rastlos

Hallo Jeanine, Hallo monika
ich danke euch für eure antworten

ich fühle so sehr mit dir jeanine! wie gut ich mir deine gefühlswelt vorstellen kann! Ich hatte auch mal eine zeit, wo ich nur "funktioniert" habe. Ich lebte einfach so weiter... weil ich eben lebte... ohne groß darüber nach zu denken! wie in watte gepackt! der strom zog mich einfach mit... und ich fand kein ufer!
Ich weiß nicht ob ich das sagen kann, aber ich habe das gefühl momentan die schlimmste phase durch zu machen!
Als meine mutter starb war ich auch bei ihr! ich glaube sie hat auf mich und meine schwester gewartet... es war total komisch
wir hatten damals eine 24-stunden pflege bei uns zuhause. Es war 6uhr morgens gewesen und die frau, die unsere mutter pflegte, wachte auf... weil sie den dran verspürte nach unserer mami zu schauen.und da war der zeitpunkt gekommen! Unsere mutter atmente sehr sehr schwer. sie war eis kalt, hatte jedoch 41grad fieber!
Daraufhin weckte die frau uns und wir gingen sofort an das bett unserer mutter.
Sie sah total friedlich aus... hatte die augen geschlossen und atmete so sehr! ich werde es nie vergessen! man spürte dass sie nun gehen würde.
wir nahmen ihre hand und ich legte mich zu ihr ins bett. Ich sagte zu ihr, dass sie nun gehen darf! Dass sie so stark war und nun gehen darf! wir werden es ohne sie schaffen... und dann hörte sie auf zu atmen!
Dieser moment... er stand einfach still!
so viele gefühle auf einmal! angst, trauer, hilflosigkeit... und doch freude...
die ganzen monate die sie leiden musste! sie konnte sich schon 4 monate davor nicht mehr bewegen, hatte totale sprachstörungen! es war einfach schrecklich! das alles viel von mir ab! die ganze belastung! wir wartet eigentlich jeden tag auf ihren tod... weil ihr zustand weder für sie noch für uns zumutbar war!
Die wochen nach dem tod, habe ich sehr sehr viel geweint, jedoch war ich auch teilweise froh. froh darüber dass diese ganze krankheit vorbei war!
ich habe noch zwei geschwister. Sie sind 24 und 16 jahre alt. ich selbst bin 19. Wir haben in einem großen haus gewohnt. alleine mit meiner mutter.
nachdem sie aus dem krankenhaus wieder kam, mussten wir sie alleine pflegen. Wir wurden einfach alleine gelassen, da unsere ganze familie sehr zerstritte ist und uns keiner helfen wollte. die zeit war so sehr belastend und einfach grauenvoll!

Ich kann es verstehen, dass du angst bekommst, was die trauer anbelangt! dass es immer schlimmer werden soll, mit der zeit. Jedoch ist das bei jedem anders! jeder trauert anders und lebt es anders aus. deswegen denke jetzt noch nicht darüber nach! lebe den moment und lebe die trauer aus, die du im moment verspürst!
auch wenn ich das schreibe und es dir nahe lege, kann ich es selbst nicht! ich weiß dass es besser für mich wäre... jedoch ist es so unglaublich schwer für mich, da ich mich mit dem ganzen geschehenen nicht abfinden kann!

Nach dem tod habe ich auch tabletten genommen. Jedoch nicht lange. ich hatte starke schlafmittel. doch stand ich neben mir. Diese tabletten waren der horror! ich nahm von meiner umwelt nichts mehr wahr. auch aus diesem grund lehne ich für mich persönlich solche medikamente ab.

Du hast so recht damit, wenn du sagst, dass jeder einem helfen möchte... doch man das gefühl nicht weg bekommt, dass man doch nicht richtig verstanden wird! Oft würde ich gerne meinen mitmenschen einen film zeigen... einen film von der zeit! damit sie einfach nur verstehen! denn oft kann ich es nicht in worte fassen! generell kann ich besser schreiben.
wie oft sitze ich bei der therapie und kann meine gefühle nicht in worte fassen! wie als sei ich gefangen! und dann ist da plötzlich soo viel... so viel auf einmal und dann kann ich nichts mehr! es ist schrecklich !
Dann habe ich gute momente, wo ich meine gefühle und gedanken so gut in worte fassen kann... doch plötzlich, ja da merke ich, dass jedes wort was ich benutzen könnte, niemals diesen schmerz ausdrücken kann! diese worte reichen einfach nicht aus! dann werde ich wütend und traurig.... und könnte einfahc nur noch heulen!

Doch hier fühlt man sich verstanden! da hast du recht!
die gefühle kann man so gut nachempfinden! und wenn man sich die beiträge durchliest... wie oft denke ich, dass sich eine person genau so fühlt wie ich!

monika, leider habe ich bisher noch keine selbsthilfegruppe für junge waisen gefunden! irgendwie gibt es nichts :-/.... trauernde eltern, trauernde geschwister... aber nichts über junge menschen die ihre mutter verloren haben. vllt habe ich noch nicht richtig gesucht oder müsste mich mal genauer erkundigen!
jedoch frage ich mich, ob sowas das richtige wäre! es ist fraglich, ob ich meine geschichte live vor mehreren menschen erzählen kann... ich würde zittern und in mir zusammenbrechen... dass ist meine angst!

umarme euch!
Ina
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  #14  
Alt 04.09.2010, 23:17
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Ich fühle mich so Rastlos

Ihr Lieben,

meine Mutter ist vor fast 14 Jahren gestorben, nicht an Krebs, also an keinem Tumor.

Sie war auch "schon" 72, hat mich sehr spät - mit 42 - geboren.

Ich weiß ich habe ca 2 Jahre gebraucht bis es mir merklich besser ging, bis dahin habe ich ganz viel geweint und als ich keine Tränen mehr hatte kam auch die Leere von der ihr schreibt ...

Und bedenkt: ihr alle habt eure Eltern in jungem Alter verloren, was noch unglweich schwerer zu akzeptieren ist, als wenn jemand mit 72 stirbt.
Auch habt ihr ganz andere Sachen zu verkraften, Bilder und sicher auch dass ihr mitbeommen habt, wie eure Eltern hilfloser wurden, verzweifelt waren und immer mehr der Krankheit verfallen sind. Ihr habt sie gepflegt, was auch nochmal andere Empfindungen mit sich bringt.

Bei Heike habe ich vieles gesehen und erlebt, weshalb ich mir vorstellen kann, was ihr alles zu verarbeiten habt ...

Weshalb ich euch schreibe?

Ich möchte euch Mut machen!

Man kann es sich kaum vorstellen (konnte ich auch lange Zeit nicht) - aber es gibt noch ein lebenswertes Leben "danach". Ein Leben, in dem ihr wieder lachen können werdet und jede Träne einer schönen Erinnerung weichen wird.

Es braucht viel Zeit und das erste was man lernen muss, ist Geduld mit sich selbst zu haben.

Neulich habe ich mit einer Userin per PN geschrieben, was ich dort schrieb möchte ich auch euch mitgeben:

Am Ende eines jeden Lebens gibt es ein "Bild des Lebens", was aus vielen kleinen Abschnitten besteht - wie ein Mosaik.
Die Kindheit ist ein solch kleines Mosaikbildchen, die erste Liebe und vielleicht Heirat und Kinder, also die eigene Familie. Urlaube ist ein kleines Mosaikbild
und vieles andere auch.
Das Erwachsensein ergibt ein Mosaikbild und auch die Krankheit und der Abschied von den Eltern wird ein Mosaikbild sein im "Gesamt-Bild eures Lebens".
Das Bild von euch und euren Eltern ist nun zerbrochen - aber aus den Scherben könnt ihr ein neues Mosiakbild zusammenlegen - ein Bild in hellen Farben, das die Freude über die Zeit, die ihr mit ihnen hattet, die Liebe und die Erinnerungen beinhaltet ...

Es wird besser - irgendwann, versprochen!

Man muss erstmal begreifen, was da alles passiert ist und es akzeptieren lernen.

Und eines Tages werdet auch ihr an den Punkt kommen, dass ihr sagen könnt:
Ich vermisse sie/ihn sehr - aber ich bin froh, dass es für ihn so schnell ging und er/sie nicht noch länger leiden musste.

Und etwas wichtiges vergesst nicht:
In euch leben sie weiter! Geht mal zum Spiegel und schaut euch an, achtet auf eure gewohnheiten usw, da werdet ihr vieles finden.

Ganz liebe Grüße,
Angie
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
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  #15  
Alt 05.09.2010, 00:03
Ina91 Ina91 ist offline
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Beiträge: 32
Standard AW: Ich fühle mich so Rastlos

hallo angie,

es tut gut solche zeilen zu lesen !
sie geben einem kraft und lassen licht am horizont erscheinen!

auch meine mutter ist an einem glioblastome multiforma (grad IV) gestorben!

ich glaube und meine auch zu wissen, dass es mir irgendwann wieder besser gehen wird! wo ich das leben in vollen zügen genießen kann! ich bin eine starke person und in mir drin fühle ich, dass es wieder bessere zeiten geben wird. jedoch rutsche ich momentan so oft ab!
das mit der geduld muss ich noch lernen! diese habe ich noch keinenfalls!

Meine mutter war ein workaholicer! vieles habe ich ihr oft übel genommen! sie hatte selten zeit für richtige zweisamkeit mit ihren kindern! meinen schwester hat das oft nichts ausgemacht... jedoch nagte ich sehr daran!
ich hoffte so oft, dass wenn ich später älter bin, kinder haben werde... könnte ich diese zweisamkeit mit meiner mutter nachholen. Wie oft redeten wir darüber, wenn ich mal kinder haben werde! sie freute sich so sehr auf ihre enkelkinder. Innerlich hoffte ich, später einmal die ganze verlorene zeit nachzuholen und hielt mich damit über wasser! doch dann kam die krankheit und der tod! die zeit rannte mir weg, mir und meiner mutter! alles ging so schnell und dann wurde mir der boden unter den füßen weggerissen! die ganze hoffnung die ich die ganze zeit in mir hegte wurde mir auf einen schlag gestohlen! und jetzt... tja, jetzt ist alles verloren! nichts kann man mehr nachholen!
Wie oft wünsche ich mir, dass meine mutter mich sehen könnte... WIRKLICH sehen könnte... dass ich vor ihr stehe und sie ganz genau sieht, was aus mir geworden ist! wie sehr ich mich weiter entwickelt habe! wie stolz sie auf mich wäre... und dann wünsche ich mir sooo sehr den stolz in ihren augen sehen zu können ! ... es zerreist mich !

Dein text mit dem Mosaik ist wunderschön !
nur dauert es noch sehr sehr lange bis ich schönes bild, mit hellen farben daraus zaubern kann!

ich danke dir für deine worte!!!

einen schönen abend wünsche ich dir noch =)

*Ina
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