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  #16  
Alt 09.09.2012, 23:52
tochtervonhoffnung0904 tochtervonhoffnung0904 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,
ich habe Dir ja schon per PN geschrieben und Dir mitgeteilt, dass ich Deine Theareds regelmäßig verfolge. Momentan kann ich nicht viel schreiben, aber ich möchte Dir sagen, dass ich an Dich denke und Dir ganz viel Kraft wünsche.
Fühl Dich umarmt Liebe Grüße Sandra
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  #17  
Alt 10.09.2012, 07:39
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Monika,

den Schmerz und die Trauer zulassen, dass ist wahrscheinlich mein Problem. So habe ich das noch gar nicht gesehen, aber du hast recht. Aber so einfach ist das nicht. Ich war doch immer diejenige, die allen Halt gab, meine Familie unterstütze, mit Mama und Ronny alles erledigt hat. Und nun? Ich kann doch das nicht einfach so ablegen. Wer soll mir Halt geben? Ich rede mit niemandem so offen über meine Gefühle, wie mit euch. So weiss auch niemand, wie es wirklich in mir drin aussieht.

Nach außen hin werden sicherlich viele denken, oh ist die stark oder die trauert ja gar nicht oder nach ein paar Wochen geht es der ja schon wieder richtig gut. Wie es aber in mir drin aussieht, dass weiss nur ich und ihr hier im Forum. Ich kann doch Mama damit nicht noch belasten, sie ist doch so schon traurig genug. Ich will ja eigentlich auch nicht mit jemandem so genau drüber sprechen. Ich rede ja sowieso (Carla du weisst was ich meine, bezügl. telefonieren ) nicht gern, dann heule ich immer und bekomme kein Wort raus. Im schreiben bin ich aber ganz gut, so versuche ich mir wenigstens den ganzen Sch... von der Seele zu schreiben.

Am Wochenende konnte ich leider nicht zu Papa, obwohl ich solche Sehnsucht hab. Einer meiner Zwerge war krank und somit ging das leider nicht. Aber gleich heute abend werd ich wieder hin gehen.

Ach liebe Moni, tja nicht gegen den Schmerz ankämpfen. Ehrlich gesagt, weiss ich gar nicht wie das geht. Papa hat uns immer so erzogen und auch als er schon krank war, dass wir unsere Gefühle nicht zeigen sollen. Er hat sich immer aufgeregt, wenn wir mal geweint haben - hat immer gesagt "hört bloß auf mit dem sch... geheule". Bis zum Schluss war er auch immer der Starke Mann in unserer Familie. Er hat nie über seine Gefühle und Ängste gesprochen, vielleicht hätte es geholfen, wenn wir es und gemeinsam ein wenig leichter gemacht hätten. Aber so ist er halt nie gewesen, und trotzdem hab ich ihn sehr geliebt.

Manchmal denke ich, man sollte einfach keinen haben den man liebt, dann kann man wenigstens nicht solchen Schmerz erfahren. Aber was ist ein Leben ohne Liebe? Wäre das wirklich lebenswert, wenn man niemanden hätte? Ich denke, dass ist auch kein richtiges Leben. Mir hat mal jemand gesagt, wer sein ganzes Leben lang Angst hat, hat nicht gelebt. Aber wenn man liebt hat man doch ständig Angst um seine Liebsten, oder? Also lebe ich nicht richtig oder was? Solche Bemerkungen sind doch echt, naja ich will nicht ausfallend werden, gemein.

Liebe Grüße
Jäcky
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mein liebster Papa
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Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

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Geändert von Jaecky (10.09.2012 um 07:44 Uhr)
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  #18  
Alt 10.09.2012, 08:29
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Guten Morgen liebe Jäcky,

und wenn du versuchst, die Trauer oder Traurigkeit als eine Person zu betrachten? Damit habe ich irgendwann angefangen. Wenn sie mich so hinterrücks überfiel, dann habe ich mir vorgestellt, sie sei eine Person und ich lade sie ein, sich mit mir an einenTisch zu setzen. Los werde ich sie ja eh nicht, da kann ich sie auch gleich bitten, Platz zu nehmen und dann trinken wir gemeinsam einen Kaffee. Oder so ähnlich... Die Trauer ist jetzt ein Teil von uns und manchmal ist sie heilsam und tut uns gut, denn dann kommen die vielen wunderschönen Erinnerungen und Bilder hoch. Es gibt aber auch Tage, da ist die Trauer einfach nur erdrückend und schwer. Wie ein launischer Mensch. Mir hilft es, meiner Trauer so zu begegnen als sei sie eine Person. Vielleicht magst du es mal ausprobieren?

Und du brauchst auf keinen Fall immer stark sein und deine Gefühle verstecken. Das kostet ja alles noch sehr viel mehr Kraft, als der Alltag dir ohenhin schon abverlangt.


Miriam
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Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

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  #19  
Alt 10.09.2012, 09:18
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

warum musst du deine Gefühle verstecken? Meinst du nicht, dass z. B. deine Mama sowieso merkt und weiss, wie es in dir aussieht??
Und auch deine Kinder verstehen das doch, dass Mama traurig ist, weil Opa nicht mehr da ist. Es ist doch ganz klar, dass du so traurig bist, es fehlt ein Stück von dir - komischer wäre es doch, wenn du nicht so traurig wärst.
Und dein "Geheule" - willkommen im Club!
Allerdings - meine Schwester z. B. weint so gut wie nie - stattdessen versteinert sie! Glaub nicht, dass das besser ist als Weinen, das ist manchmal irgendwie lästig und man kommt sich blöd vor, aber aus uns fließt zumindest noch was heraus. Stell dir vor, das würde alles in der Seele stecken bleiben.

Ich weiss nicht mehr, ob ich dir mal erzählt habe, dass ich jahrelang unter schlimmsten Panikanfällen gelitten habe? Ich hatte zu der Zeit 2 kleine Kinder und war den ganzen Tag allein mit denen und war durch diese Panikattacken nicht einmal mehr in der Lage den Müll draußen vor der Tür in die Tonne zu bringen...

Jedenfalls habe ich zu der Zeit Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, diese Panik irgendwie los zu werden bzw. dass es besser wird.
Und daher kommt mein Spruch mit "nicht gegen die Trauer kämpfen - Zulassen! Sie ist ja sowieso da und mit dem Kampf dagegen wird es noch schlimmer". Das hat mir damals ein Arzt geraten in Bezug auf diese Panikattacken. Man lebt die ganze Zeit in der Angst, dass "das gleich wieder anfängt" und durch diese Angst ist man schon "geschafft", wenn es dann tatsächlich losgeht.
So ähnlich ist das auch mit Trauer, du kannst machen was du willst, sie ist da und nagt an dir!
Man schlägt morgens die Augen auf und direkt hat man dieses fiese Gefühl im Bauch - im 1. Moment nach dem Schlaf kann man es vielleicht noch nicht so ganz zuordnen - und dann kommt der Hammer: Papa ist weg! Ich kenne das leider auch.

Liebe Jäcky, alles bei dir ist normal, es wird auch wieder besser, du wirst es auch schaffen, diese Situation anzunehmen, aber gib dir Zeit.

Drück dich,
Monika

P.S.
Drück mir bitte mal die Daumen - ich habe heute einen Termin beim Onkologen. Letzte Woche hatte ich meine Blasenkrebs-Nachsorge - und das sah nicht so gut aus. Heute wird entschieden, was weiter passiert ...

Geändert von monika100 (10.09.2012 um 09:22 Uhr)
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  #20  
Alt 11.09.2012, 17:56
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Monika,

ich hoffe dein Termin ist gestern gut verlaufen, ich hab die Daumen ganz doll gedrückt.

Gestern hab ich mit Mama noch eine Weile beim Griechen gesessen. Es war gemütlich. Vorher waren wir bei Papa. Es ist schwer. Wir haben auch festgestellt, wenn uns jemand nach unserem Befinden fragt, können wir darauf nichtmal ne Antwort geben. Wir wissen nicht, wie es uns geht. Irgendwie ist es alles so irreal, so unwirklich. Ich weiss nicht so recht, wie ich es beschreiben soll aber vielleicht wisst ihr, was ich meine.

Wenn ich bei Papa bin, kann ich immer gar nicht glauben, das er wirklich dort ist. Ich denke immer, er ist doch noch irgendwo. Er kann doch nicht tot sein. Das geht doch nicht.

Mama fällt die Decke auf dem Kopf, sie fühlt sich in dem großen Haus nicht mehr wohl. Sie möchte es ja verkaufen, aber so schnell wie wir es uns erhofft haben, wird das nichts. Erbschein beantragen, Käufer warten ja auch nicht an jeder Ecke, Makler usw. Wir hatten uns das alles einfacher vorgestellt. Das das so kompliziert ist, hätte ich nicht gedacht.

Nun ja, irgendwann wird wohl alles in der Bahn laufen.

Liebe Grüße
Jäcky
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Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

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  #21  
Alt 11.09.2012, 19:32
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

im Gegensatz zu deiner Mutter will meine auf keinen Fall raus aus ihrem Haus. Dabei ist ihre Rente so knapp, dass sie das Haus zwar gerade unterhalten kann, aber sie kann keine Renovierungen und Reparaturen machen lassen. Selbst dieses verdammte Heizöl - ist ja z. Z. so teuer - kriegt sie kaum zusammen. Aber sie hält fest, ich kann es auch verstehen, es ist ihr Zuhause seit ungefähr 40 Jahren, sie haben das Haus selbst von Hand gebaut. Es stecken eine Menge Arbeit und so viele Erinnerungen drin...
Drück euch die Daumen, dass sich ein Käufer findet.

Tja mein Termin - der ist gar nicht gelaufen.
Das war wieder so ein typischer "Termin a la Monika".
Ich brauche mit verschiedenen Zügen etwa 2 Stunden bis zu der Praxis des Arztes, dann kam ich rein und : "Ooooh, SIIIIIE hätten wir ja auch besser anrufen können. Der Doktor ist krank!" Super, sowas passiert immer mir. 25 Eu Fahrkarte und 4 Stunden zum Henker. Es wurde wohl Blut und Urin abgenommen, aber meine 2. Meinung wegen dieser auffälligen Stellen in der Blase habe ich immer noch nicht. Und auch keinen Ultraschall, weil bei mir links unter den Rippen so ein komischer Knubbel wächst, wo auch keiner so richtig weiss, was das ist.
Naja, der Doc wird sich dann wohl melden, wenn die Ergebnisse von Blut und Urin da sind und dann spreche ich mit ihm und werde dann hoffentlich schnell einen neuen Termin kriegen.

Auf dem Rückweg war dann noch "ein Bahnübergang kaputt" und wir standen dann etliche Zeit auf den Gleisen, dadurch war mein Anschlusszug weg. Und als ich dann im nächsten Zug drinsaß, hatte dann noch ein Zug vor uns eine Panne, so dass wir dann stehenblieben und nicht weiterkamen. Gott sei Dank waren das dann nur noch 20 km bis zuhause, da hat mein Mann mich dann abgeholt.
Jedenfalls war ich gestern geschaffter als wenn ich den ganzen Tag gearbeitet hätte.

LG Monika
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  #22  
Alt 16.09.2012, 14:07
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Moni,

oh ich wäre da bei diesen kompetenten Schwestern über den Tresen gehoppst. Ich bin ja sowieso sehr emotional und du hast dich schon so fertig gemacht und dann nicht mal einen Anruf. Oh echt, das geht gar nicht.

Bei mir ist es im Moment echt auf und ab. Am liebsten bin ich bei Papi auf dem Friedhof, das ist der einzige Ort an dem ich mich einigermaßen wohl fühle. Ich versuche fast jeden Tag dort zu sein. Mein Mann sagte heut morgen, als ich sagte ich wolle mit den Jungs nachmittag hin gehen, du musst doch nicht jeden Tag gehen. Sicher er denkt ich mach es nur um die Blumen zu sortieren, das Laub weg zu fegen und den Stein sauber zu machen. Ich war wieder so ungerecht zu ihm, hab ihn angeblafft und gesagt, du weisst gar nicht wie das ist, kannst das gar nicht nachvollziehen. Es tut mir hinterher immer leid, denn es ist doch wirklich schön, dass er seine Eltern noch hat. Aber ich bin auf diesem Gebiet echt empfindlich.

Ich komm nicht zurecht damit, dass er nicht wieder kommt. Immerzu hab ich die Bilder seiner letzten Stunde vor mir, dieses Röcheln, das ganze Blut, diese Verzweiflung und Traurigkeit. Immer wieder, immer wieder.

Mein kleiner Erik versucht sich als Therapeut. Das ist so süss. Ich sass gestern wieder am Küchentisch und hab geheult. Da kam er und fragte mich, warum ich traurig bin und ich sagte, dass ich Opi so vermisse und deshalb so traurig bin. Darauf er dann "Mami,das ist doch nicht so schlimm, Opi ist doch in unseren Herzen. Und außerdem hast du doch uns und deinen Mann (ihren Papi)" Ich sagte dann das Omi aber nun keinen mehr hat und er dann wieder "Aber Omi hat doch uns, wir sind doch so oft da und Opi seinen lieben Bruno" Ja den hat er so geliebt, seinen kleinen Hund. Obwohl es ja solch ein Theater gab, als ich ihn für ihn kaufte. Er hat ihn sehr geliebt. Ach mein süßer kleiner Erik. Wie kann ein Kind mit 4 Jahren so viel Weißheit in sich haben. Ich war echt erschrocken, im positiven Sinn. Aber mir macht das auch Sorgen, zwinge ich sie in diese Rolle? Ist es nicht zu früh, müssen sie jetzt schon reagieren (ich drücks mal so aus) wie Erwachsene? Ist blöd ausgedrückt aber ich weiss nicht, wie ich es sagen soll.

Aber es geht mir nicht gut, ich kann im Moment mit mir selber nicht auskommen. Am liebsten wäre mir, wenn ich 24 Stunden nur am rotieren wär, dann hätte ich keine freie Minute für diese Gefühle. Ja ich weiss, ich soll es zulassen, aber dieses Zulassen tut so weh.

Mein Mann kann nicht wirklich verstehen, warum es mich manchmal so übermannt und mir dann einfach die Tränen kommen. Gestern fragte er mich nur, als er sah dass ich wieder geweint hab "Ist wieder was passiert, wovon ich nichts weiß?" Wieso muss immer was neues passieren, das andere ist doch noch so nah und tut weh? Ich glaube er versteht nicht, wie es mir geht. Ich denke, dass kann nur jemand verstehen, der diese Gefühle genau kennt, der das alles genauso erlebt hat.

Liebe Grüße
Jäcky
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Nach langem, schmerzvollem Kampf am 25.07.12 um 15.00 Uhr im Kreise seiner lieben Familie eingeschlafen.

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  #23  
Alt 16.09.2012, 21:09
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

diese Gefühle und das ständige Weinen-müssen, das kenne ich nur zu gut. Als mein Vater gestorben war habe ich das auch lange Zeit gehabt.
Mein Mann und hinterher selbst auch meine Kinder haben das auch nicht verstanden, am Anfang noch so ein bisschen, aber als ich das nach fast 1 Jahr immer noch öfter hatte, wurde ich schon so ein bisschen als "die spinnt ja" abgekanzelt. Das hat mir nicht gerade geholfen.

Aber - ich stehe zu meinen Gefühlen und das finde ich auch nach wie vor richtig so! Die Trauer war einfach so. Ich habe mein ganzes Leben mit meinem Vater verbracht - und dann sollte ich nach kurzer Zeit abhaken, dass er einfach nicht mehr da ist!! Wie soll das gehen?
Ich habe länger gebraucht dafür, na und! Das waren MEINE Gefühle, die gehen keinen was an!
Und ich hab es auch geschafft, wieder normal zu leben, hab dafür vielleicht länger gebraucht als Andere, na und? Dafür fühle ich vielleicht auch einfach tiefer als andere, das ist doch nichts Schlechtes.

Setz dich nicht unter Druck! Deine Kinder packen das schon, aus meinen ist auch was geworden, auch wenn ich stark um meinen Vater getrauert habe. Und wie gesagt, es ist bei euch noch soo frisch. Auch wenn dein Mann dich nochmal fragt "was es NEUES zu weinen gibt", erklär ihm am besten gleich, dass er damit rechnen kann, dass die Trauer um deinen Vater wohl noch einige Zeit dauern wird.

Ich glaube, sowas war früher einfacher. Da trugen die nahen Angehörigen 1 Jahr lang schwarze Kleidung. Damit war für jeden anderen Menschen ersichtlich, dass Derjenige einen schweren Verlust erlitten hat und trauert, dass es ihm deshalb schlecht geht und er wurde von seiner Umwelt rücksichtsvoller und umsichtiger behandelt.
Heute muss man innerhalb kürzester Zeit wieder funktionieren, so ein Schwachsinn.

Irgendwann schaffst du es auch, deine Tränen nur noch heimlich zu weinen, aber bis dahin: Lass es laufen, du musst irgendwie mit der neuen Situation klarkommen, das ist schwer genug und dauert - und Tränen gehören dazu!

LG Monika

Geändert von monika100 (16.09.2012 um 21:13 Uhr)
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  #24  
Alt 17.09.2012, 07:32
carla44 carla44 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

ich kann Monika da nur zustimmen. Deine Kinder schaffen das, denn sie haben starke Eltern. Ja, auch Du bist stark, auch wenn Du Dich im Moment so schwach fühlst.

Ihr habt so lange gekämpft und gelitten. Das kann nicht in ein paar Wochen alles gefühlsmäßig erledigt sein. Die ganzen Emotionen, alles, was über Euch hereingebrochen ist und was Ihr nicht mehr beeinflussen konntet. Und dann letztendlich der Tod von Deinem Papa, das mußt Du erst einmal in aller Ruhe verarbeiten.

Nur, wenn wir einfach weiter funktionieren müssen, dann haben wir eben genau diese Ruhe dafür gar nicht. Wir machen im Alltag weiter und für die anderen um uns herum ist ja auch nichts passiert. Dass mit der schwarzen Kleidung, da ist was dran. Und dieses Jahr brauchst Du mindestens, um das alles zu verarbeiten.

Bei mir gibt es auch heute noch Momente, wo eben alles wieder nach oben kommt und mit aller Macht durchbricht. Dann laufen die Tränen und ich verstecke mich dafür nicht.
Und selbst bei meinem LG, der ja nie über Gefühle redet, habe ich die Tränen in den Augen gesehen, als wir damals bei der Dame von der Hospizgruppe waren und uns beraten lassen haben. Da hatte mein LG Tränen in den Augen, weil er an seinen Vater und dessen Krebstod denken mußte. Sein Papa war da schon 16 Jahre nicht mehr da!

Du siehst also, dass das immer wieder vorkommen wird, dass Dich etwas ganz stark an Eure Geschichte erinnert, ein Moment, der alles wieder aufreißt. Und jetzt, nach so kurzer Zeit, ist das sowieso alles noch ganz frisch. Da sind diese Erinenrungen noch ganz stark und das "normale Leben" läuft eher nebenbei. Es kommt aber bestimmt der Tag, wo das auch wieder anders wird.

Ich sende Dir liebe Grüße und eine ganz liebe Umarmung.
Carla
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Mein lieber Vati ist am 17.7.2011 um 16.30 Uhr in meinen Armen friedlich eingeschlafen.

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  #25  
Alt 17.09.2012, 14:18
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Ich danke Euch Ihr Lieben. Ihr baut mich immer ein bisschen auf.

Mein Erik war gestern wieder so lieb. Er hat mir die Tränen aus dem Gesicht gewischt und wieder gesagt "Mama, du brauchst doch nicht weinen auch wenn du traurig bist" und dann sagte er wieder das wir Opi ja im Herzen haben. Ach mein kleiner Liebling. Was würde ich nur ohne meine Kinder tun?

Meine Freundin kann meine Gefühle gar nicht verstehen. Hat mir geschrieben ich soll mich doch nicht verrückt machen, Papa hätte das doch nicht gewollt und ich soll an meine Kinder denken usw. Sicher, Papa würde mit mir schimpfen, wenn er sehen würde wie schlecht es mir geht. Er hat ja so immer schon geschimft, wenn wir uns haben hängen lassen. Und ich denke ständig an meine Kinder, dass braucht man mir nicht sagen. Kann das denn wirklich nur jemand verstehen, der das selber durchmacht? Wieso verstehen die alle nicht, wie es mir geht.

Vorhin hab ich wieder beim Bestatter angerufen und nach meinem Kettenanhänger gefragt. Er ist immernoch nicht da. Ich hab ihn nun schon vor 4 Wochen bestellt. Ich hab nun Angst, dass doch noch was schief geht. Das wäre so schrecklich. Mama tut ihr Amulett sehr gut, so hat sie Papa immer bei sich.

Liebe Grüße
Jäcky
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  #26  
Alt 17.09.2012, 18:48
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

leider ist es tatsächlich fast immer so im Leben, dass Menschen einen Anderen erst verstehen, wenn sie selbst in seiner Situation sind. Dann ist das "was ganz anderes" und "ja auch noch viiiiel schlimmer"... Warum das so ist, keine Ahnung.

Ich kann die Aussage deiner Freundin nicht so ganz verstehen. Für mich ist eine richtige Freundschaft etwas sehr inniges und enges und ich finde, eine Freundin hat für die Andere da zu sein, wenn es der schlecht geht, auch wenn sie es vielleicht nicht so ganz versteht. Man muss einfach mal versuchen, sich in den Anderen reinzuversetzen. Oft ist es so, dass man ja in solchen schweren Zeiten erst einmal merkt, wer die wirklich wahren Freunde sind.
Ich hoffe, du hast in deinem direkten Umfeld auch Menschen, die für dich da sind und versuchen dich zu verstehen, halt dich an die. Und - halt auf jeden Fall den Kopf oben.

Ich wünsche dir, dass du deine Kette nun schnell bekommst. Aber - auch ohne die Kette ist dein Papa immer bei dir.

Drück dich

Monika

Geändert von monika100 (17.09.2012 um 18:53 Uhr)
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  #27  
Alt 21.09.2012, 08:53
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Mirilena Mirilena ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Liebe Jäcky,

ja, ich glaube auch, dass Menschen, die einen solchen Verlust noch nicht durchmachen mussten, uns nicht richtig verstehen können. Sie können zwar versuchen, sich in unsere Lage hineinzuversetzen, doch das ist tatsächlich etwas völlig anderes... Ich bin mir sicher, dass deine Freundin dich nur aufmuntern wollte und keine ihrer Äußerungen böse gemeint war. Sie kann nicht nachempfinden, was du gerade durchlebst und vielleicht musst du ihr mal sagen, dass du gar keine guten Ratschläge oder gar Aufmunterungsversuche benötigst, sondern dass du bisweilen einfach nur reden willst, von deinem Vater erzählen möchtest und ein offenes Ohr brauchst und vielleicht auch mal offene Arme.

Ich habe auch immer den Eindruck, dass die Menschen hilflos sind und sich damit unwohl fühlen, wenn ihnen die Trauer und Traurigkeit so offensichtlich gegenübertreten. Aber ganz ehrlich, wenn sie damit ein Problem haben, dann ist es IHR Problem und nicht unseres...

Liebe Grüße
Miri
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  #28  
Alt 23.09.2012, 16:20
Jaecky Jaecky ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Ihr Lieben,

ich habe im Moment das Gefühl, mein Körper fängt an zu streiken. Ich bin so k.o. und geschlaucht. So langsam kommen wir zur Ruhe und das ist es wahrscheinlich, was uns unser Körper damit sagen will? Ich sehe die Arbeit zu Hause liegen und kann mich einfach nicht aufraffen, um meinen Haushalt zu schmeißen.

Am Freitag hab ich was Verrücktes getan. Ich habe mir "Ewige Liebe für Papa und Mama" in chinesischen Buchstaben auf mein Bein tätowieren lassen. Haltet mich für bekloppt aber ich hab es für meinen Papi getan. Ich wollte meiner Liebe zu ihm irgendwie Ausdruck verleihen und so war es mir dann vor Augen und ich fühl mich so gut damit.

Papa fehlt mir so sehr. Ich habe Momente, da denke ich es geht schon irgendwie und dann von einem Moment auf den nächsten sitze ich da und heule wie ein Schlosshund. Gestern abend hab ich eine Komödie gesehen und fand es auch wirklich lustig und dann war der Film vorbei, der Abspann lief und ich bin in Tränen ausgebrochen und hab mich gar nicht wieder eingekriegt. Mein Mann hat zum Glück schon geschlafen und so war ich wenigstens für mich allein. Naja, irgendwann bin ich dann darüber eingeschlafen.

Nun geht morgen wieder die Woche los und ich kann wieder Arbeiten gehen.

Liebe Grüße
Jäcky
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  #29  
Alt 23.09.2012, 19:06
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Hallo Jäcky,

komm mal her .

Du bist ausgepowert von der schlimmen Zeit und der Kämpferei, dann der Tod deines Vaters - und wieder hieß es "Schaffen müssen", Planungen, Trauerfeier, deine Mutter auffangen usw. Und jetzt kommt noch so richtig die Trauer dazu, dieses Merken, dass er Nie Mehr wiederkommt und auch das musst du irgendwie "schaffen". Das alles kostet unsagbar viel Kraft!
Dazu Kinder, Job, Haushalt, es ist soo viel was du zu tragen hast.

Leg ne Pause ein, wenn du nicht mehr kannst, das steht dir zu und ist wichtig.

Kann dir keiner ein bisschen helfen, nur vorübergehend, bis es dir besser geht?? Ansonsten lass "Fünfe grade sein", das ist mir immer ganz schwer gefallen, mittlerweile habe ich es gelernt, lernen müssen.

Ich denk an dich,

Monika
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  #30  
Alt 25.09.2012, 07:27
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Standard AW: Am 25.07.12 haben wir verloren

Mein über alles geliebter Papi,

heute vor 2 Monaten haben wir dich gehen lassen müssen. Ach Papi, es tut so unheimlich weh und wir vermissen dich so schrecklich. Gestern waren wir wieder bei dir. Ich hab die Blumen durchsortiert und das Laub ein wenig weg gekratzt. Aber deine Sträuße sehen noch richtig schön aus. Die Jungs haben sich so gefreut, dass du ihre gemalten Bilder zu dir geholt hast. Ich hatte sie natürlich weg genommen, weil es ja geregnet hatte und nichts mehr drauf war, aber sie haben das nicht mit bekommen.

Ach Papi, nächste Woche werden die Jungs nun 5 Jahre. Wie sollen wir den Geburtstag nur ohne dich feiern? Feiern ist auch so ein entsätzliches Wort, mir ist absolut nicht nach feiern. Aber ich weiss, dass du es nicht wollen würdest, wenn wir das ausfallen lassen. DU hast immer so gerne gefeiert und deine süßen Enkelchen so geliebt. Und nun sollen wir einfach so ohne dich feiern? Julian ist ganz stolz, er hat seit Sonntag seinen ersten Wackelzahn und wartet nun ganz sehnsüchtig, dass er rausfällt. Aber das hat er dir ja gestern schon erzählt, als wir dich besucht haben.

Ach Papi, nun sitze ich wieder hier und heule. Ja schimpfe ruhig mit mir, du weisst doch deine Jäcky ist eine Heulsuse. Papi, weisst du was ich gemacht hab? Ich hab mich tätowieren lassen. Nun steht auf meinem Bein "Ewige Liebe zu Papa und Mama". Ich hab dich und Mama so lieb, dass ich das soooo gern wollte und es sieht toll aus. Hilf uns bitte ein bisschen. Gerade heute ist es wieder furchtbar und für Mama auch. Also mach dich ran.

Nun werde ich mich aber in die Arbeit stürzen, meine Kollegin ist im Urlaub und ich bin allein. Wir werden dich heute nachmittag wieder besuchen mein Schatz.

Ich liebe dich ganz furchtbar.
Deine Jäcky
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