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  #196  
Alt 24.08.2013, 08:30
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

ein Bekannter fragte mich kumpelhaft ein paar Monate nach Myriams Tod: "Na, wie geht's? Alles klar?" Meine Antwort: "Scheixxe!" Er fragte mich nie wieder.

Ein paar Tage, bevor Myriam verstarb (sie hatte bereits große Atemnot, man sah und hörte es ganz deutlich) jammerte eine Freundin über ihre entsetzlichen Zahnschmerzen. In diesem Moment hätte ich sie am liebsten verprügelt und zur Tür hinaus geworfen. Ich schreibe bewusst 'Freundin', denn das war sie trotzdem. Sie und ihr Mann gehörten zu den Wenigen, die meiner Frau die ganze Zeit der Krankheit vorbehaltslos zur Seite standen. So dachte ich jedoch erst später.

Oft ist es Verlegenheit. Sie wissen nicht, was zu sagen wäre, wollen jedoch etwas sagen. Ansonsten müssten sie sich einfach wortlos wegdrehen, was ihnen auch nicht richtig erscheint. Klar, daß da manchmal nur Stuss heraus kommt. Geht einem doch manchmal selber so.

Nö, du bist nicht 'eigen'. Das sind deine Gedanken in so einem Moment. Alles normal. Ging mir auch so. Man sieht halt alles zuerst durch die eigene Brille. Es ist meistens gut, wenn man dann solche Sätze wie die deinen zuerst mal runter schluckt. Vielleicht kann man sich nach einigem Überlegen auch anders ausdrücken. Die meisten wissen eben nicht, was Trauer heißt. Es liegt auch ein bisschen an uns, es ihnen zu erklären oder das zumindest versuchen.

Zitat:
Zitat von Gina79 Beitrag anzeigen
... ICh werd mich jetzt ablenken und weiter fernsehen! Papa will nicht dass ich traurig bin! ...
Hm. Ich glaube, als Vater wäre ich ganz schön traurig, wenn meine Kinder nicht traurig wären nach meinem Tod. Was ich nicht wollte ist, daß sie nur noch traurig wären und damit nicht mehr fähig zu leben. Mir wäre es lieber, wenn sie verstünden, daß die Traurigkeit genau so zum Leben gehört wie die Freude. Daß die Freude am Leben eben nicht selbstverständlich ist, wie es bis dahin war, und daß sie diese Freude dann erst richtig zu schätzen lernten und wirklich bewusst lebten. Wenn sie lernten, welch großartiges Geschenk das Leben und die Freude daran ist. Genau wie: Regen und Sonnenschein, Tag und Nacht, heiß und kalt.

Als Vater habe ich versucht, ihnen all das bei zu bringen, was man für ein gutes, zufriedenes, Leben braucht. Ich denke, es ist mir (uns) gelungen. Obwohl ich das nicht will, bleibt ihnen nur noch eine Lektion. Meine Letzte. Eine haben sie bereits hinter sich. Sehr schmerzlich, ich weiß. Leider weiß ich auch, daß ich es nicht ändern kann. Wann? Keine Ahnung. Niemand weiß das und niemand kann das wirklich beeinflussen. Keine Chance, das zu verhindern.

"Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen". Seit traurig, wenn ihr traurig seit. Doch lacht auch laut und herzlich. Beides zusammen ist Leben.


Alles Liebe,

Helmut


PS:

@Monika, so ein bisschen ist das auch für dich gedacht. Ich denke, du verstehst, was ich meine.

@Tina, beim Zitieren darfst du alles mögliche aus dem Text raus löschen. Nicht löschen darf man, was in eckigen Klammern steht. Inclusive der eckigen Klammern. Dann klappt das.
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Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
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  #197  
Alt 24.08.2013, 08:53
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

guggus ihr lieben..
möcht mich jetzt auch mal zu dem leiden anderer äußern:
ich bin da etwas anders und habe nie wut entwickelt, wenn jemand wegen einer "kleinigkeit" gejammert hat. ich seh das so, daß derjenige gar nicht weiß, wie schlecht es uns hinterbliebenen geht. und ihre problemchen sind in dem moment für sie auch schlimm. und ich will mir nicht anmaßen, daß dann zu bewerten. sie kennen unseren schmerz ja gar nicht. für uns mag es unverständlich sein, wegen so was rumzujammern. aber für den betroffenen ist es halt grad schlimm. so reg ich mich darüber nicht auf, sondern laß es als tatsache so stehen.

liebe tina.. diese bilder wirst du nie aus dem kopf kriegen. sie gehören zu der errinnerung an unsere lieben. aber wir lernen mit der zeit dies zu akzeptieren. doch weh tun wird es immer wieder.
drück dich,
tine
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  #198  
Alt 24.08.2013, 08:56
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Guten Morgen Helmut,

wouw, das hast du wieder mal toll geschrieben...!

Bin im Moment ein bisschen durch den Wind, weil mein Mann vor den Nachsorge-Untersuchungen steht, was mich immer ziemlich nervös macht. Aber das kennt ihr ja alle hier, da muss man durch.

Bis dann,

Monika
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  #199  
Alt 24.08.2013, 15:42
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr Lieben!

Danke für eure ehrlichen Antworten! Sie lassen mich doch wieder vieles Überdenken. Man ist halt selber auch sehr kritisch und ich hadere doch immer wieder mit dem Schicksal und warum gerade mein Papa so krank geworden ist
Ja Helmut, ich muss mich Moni anschließen, ich lese auch immer unheimlich gerne von dir und deine Worte helfen mir oft manches aus einem anderen Blickwinkel zu sehen!

Moni: Ich kann deine Nervosität so gut verstehen! Ich wünsch euch dass alles in Ordnung ist und drück euch die Daumen!

Bin ab morgen in Italien für eine Woche!

Wünsche euch allen eine schöne Woche mit viel Freude im Herzen! Alles Liebe
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  #200  
Alt 25.08.2013, 20:17
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

schönen Urlaub wünsche ich Dir!

LG! Tina

PS: @ Helmut: Danke! Ich werde es beim nächsten Mal hoffentlich schaffen
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  #201  
Alt 08.09.2013, 18:09
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Papa ich vermisse dich so sehr! Ich vermisse deine Stärke, dein ruhiges und sonniges Wesen, die Schulter zum Anlehnen und einfach alles !

Manchmal geht es mir ganz gut aber heute ist es wieder besonders schlimm!
Papa, ich vermisse dich!
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  #202  
Alt 08.09.2013, 20:32
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

schön dass du wieder da bist. Wie war dein Urlaub??

Komm idh drück dich mal,
Monika
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  #203  
Alt 09.09.2013, 18:20
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Monika! Danke der Nachfrage, der Urlaub war wunderschön. Ich war ja für eine Woche in Italien und wir hatten ganz tolles Wetter, auch mein Wuff Wuff hat sich total wohl gefühlt und ich konnte die Woche wirklich genießen.
Natürlich waren Freude und Traurigkeit wieder sehr eng beisammen und ich habe Papa wieder sehr vermisst. Besonders als es abends seine heißgeliebte "Fischplatte mit den verschiedenen Meerestieren" gab wurde ich wieder traurig und musste weinen.
Bei mir hat ja heute die Schule wieder begonnen und der Ernst des Lebens beginnt wieder von Neuem. Bei der Autofahrt in die Arbeit am Morgen habe ich, wie auch noch vor den Ferien gleich wieder llaut zu weinen begonnen. Also das Weinen vor der Arbeit, alleine im Auto ist noch immer da.

Es geht mir ganz gut außer dass ich schon bemerke dass sich das trübe Wetter und der langsam beginnende Herbst nicht unbedingt positiv auf mein Gemüt auswirken. Im Sommer war ich ja viel im Garten und es war so schön hell. Bin gespannt wie es jetzt wird wenn wieder alles so grau und dunkel wird.

Wie geht es dir denn Monika? Hoffe die Nachuntersuchung bei deinem Mann ist gut und positiv vorüber gegangen!?

Wünsche dir und natürlich auch allen anderen die hier lesen einen schönen und erholsamen Abend! Glg
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  #204  
Alt 09.09.2013, 18:20
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Ach ja, ich drück dich zurück!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
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  #205  
Alt 09.09.2013, 21:33
monika100 monika100 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Nina,

schön dass du dem Urlaub auch was Schönes abgewinnen konntest und er dir gut getan hat.
Die Traurigkeit und das immer mal wieder weinen müssen, das gehört dazu. Vielleicht rechnest du es z. Z. einfach fest mit in dein Leben ein, dann kann es dich nicht mehr erschrecken und "niedermachen".

Deine Traurigkeit und deine Tränen, das ist ganz einfach eine Verarbeitung der Trauer. Was völlig normales, nichts wofür man sich schämen oder rechtfertigen müsste, es gehört einfach dazu.

Mein Mann hatte vor 2 Wochen CT und heute morgen Magenspiegelung - und es sieht alles gut aus. Er hat nun 4 Jahre seit der OP geschafft.

Ich bin dann im Oktober wieder mit der Kontrolle dran, aber im Moment habe ich noch keine Angst davor, bin recht ruhig, ich hoffe das bleibt so.

Was arbeitest du an der Schule? Bist du Lehrerin?
Ich vermisse meinen Job ohne Ende und kann mich kaum mit dem "EU-Rentnerinnen-Dasein" abfinden, merke aber auch jeden Tag aufs Neue, dass ich kaum belastbar bin.
Naja, wird schon werden.

LG Monika
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  #206  
Alt 09.09.2013, 21:58
Almnixe Almnixe ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Liebe Nina,

habe viel an Dich gedacht und wollte auch schon längst fragen, wie Dein Urlaub war. Aber mir gehts auch gerade nicht so gut. Habe nun auch einen eigenen Thread eröffnet, weil ich mal was loswerden musste.

Es ist verrückt, aber ich muss auch immer im Auto weinen. Komisch. Die Schule wird Dir wieder ein Stück Alltag zurückbringen und das tut sicherlich auch ganz gut.

Schön, dass Du einen tollen Urlaub hattest. Das Dich zwischendurch Dinge an Deinen Papa erinnert haben, wird wahrscheinlich ab jetzt immer dazugehören. Aber mit der Zeit werden wir lernen, damit umzugehen.

Ich drück Dich auch ganz fest!

LG! Tina

PS: Du könntest recht haben, dass das Wetter auf jeden Fall auch die Stimmung nieder drückt. An die kommende Winterzeit darf ich noch gar nicht denken...
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  #207  
Alt 10.09.2013, 07:54
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fraunachbarin fraunachbarin ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

liebe nina..
schön, daß du wieder heile ausm urlaub da bist.
deine traurigkeit hat dich im moment wieder und es ist gut, wenn du sie zu läßt. ich hab gelernt, daß mich immer wieder trauerwellen überfluten. es gehört jetzt einfach nach mamis tod zu meinem leben. ich laß sie zu, leb sie aus und danach gehts wieder weiter.
ich hoffe, deine welle wird bald wieder schwächer.
umärmel dich, tine
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  #208  
Alt 10.09.2013, 22:02
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo ihr LIeben! Es tut sooooooooooooo gut von euch zu lesen!
Ja, die Trauer kommt wirklich in WEllen. Manchmal denke ich echt die "normale" Welt hat mich wieder, man arbeitet dahin und muss seine Leistung bringen, kann sich nicht von GEfühlen verleiten lassen aber dann plötzlich kommt diese Traurigkeit wieder wie im Flug auf einem zu. Ich kenne das jetzt eh schon und gerade im Urlaub habe ich ja damit gerechnet. Mama und ich haben im Urlaub auch sehr viel von Papa geredet. Ich brauche das, ich kann nie genug von Papa reden. Irgendwie fühle ich dabei dass er mir nahe ist und mit dabei ist.
Zur Zeit habe ich ja mega Stress in der Schule und bin ganz schön abgelenkt. Trotzdem weine ich noch immer alleine im Auto. Gerade nach so richtigen Heulattacken fühle ich mich dann leichter und besser. Es muss einfach raus!
Vor den Ferien bin ich ja immer morgens vor der Schule schon zu Papa ans Grab gefahren. Das mache ich jetzt nicht mehr. Ich fahre schon so früh weg dass es noch dunkel ist. Ich besuche Papa jetzt immer nach der Schule.
Monika: Ja, ich bin Lehrerin. Es macht mir großen Spass aber ich merke schon dass auch ich noch nicht so richtig belastbar bin und mir noch einiges nachhängt. Ich hoffe die Energie kommt bald wieder! Ich bin ja doch eine längere Zeit immer wieder auf der Überholspur gefahren und hatte ganz andere Dinge im Kopf als die Schule. Aber ich bin guter Dinge dass es wieder bergauf geht und freue mich auf das neue Schuljahr!
Es freut mich dass die Nachkontrolle bei deinem Mann gut verlaufen ist! Drück dir die Daumen dass deine im Oktober auch positiv verläuft! Gut dass du noch keine Angst hast! Alles wird gut!

Aber ich sag euch was. Mir kommt alles auch ganz oft so unwirklich vor. Manchmal begreife ich es trotzdem noch nicht dass Papa nie wieder kommt und ich nie wieder mit ihm reden kann oder seine STimme hören kann. Ich bemühe mich oft wenn ich an seinem Grab stehe dass ich ihn mir vorstelle so wie er war als er gesund war. Ich versuche dass ich seine STimme höre wie er mit mir redet und die Art seiner Witze wahrnehme.
Er ist oft so fern und ich muss mich richtig anstrengen damit ich ihn mir gesund vorstellen kann. Und dann plötzlich ist er wieder so nahe, gerade wenn ich Dinge mache die er so gerne gemacht hat. Geht euch das auch so? Ist dieser Unterschied wirklich so krass von Nähe und Ferne?

Ich wünsche euch einen schönen Abend und sende euch ganz liebe Grüße!
Wir haben schon wieder Regenwetter, grau, trüb und nass! Hoffe es wird bald besser. Es wird auch schon so bald dunkel, muss mich erst wieder daran gewöhnen!

Drück euch!
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  #209  
Alt 11.09.2013, 20:08
Sabi83 Sabi83 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo,
nachdem ich schon lange still mitlese, habe ich mich jetzt entschlossen auch etwas zu schreiben.
Ich habe meinen Papa am 5.12.2012, also vor neun Monaten an Leberkrebs verloren. Und wenn ich eure Zeilen lese, dann ist das so wie wenn ich sie selbst geschrieben hätte! Ihr schreibt, fühlt, genauso wie ich es auch tu, und es ist gut zu lesen, dass es wohl "normal" ist!
Manchmal kann ich nicht glauben, dass es schon so "lange" her ist, es tut doch immernoch so wie...es gibt immernoch so oft diese Momente, in denen es so schmerzt wie ganz am Anfang!
Es wird Herbst...und ich habe große Angst vor der Zeit die jetzt kommen wird.
Ich wohne zwar mit meiner Familie(Mann und 3jähriger Sohn) im gleichen Haus wie meine Mama, aber ich weiß, dass sie sich trotzdem wahnsinnig alleine fühlt...so sehr ich mich anstrenge ich kann Papa einfach nicht ersetzen und das tut sehr weh. Er fehlt mir unendlich und gleichzeitig tut es sehr weh meine Mama zu sehen, wie sehr sie leidet und wie sehr sie sich doch für uns, ihre Töchter, und ihre Enkel zusammenreißt...Im Sommer haben wir viel unternommen, waren viel draußen, wie wird es jetzt wohl im Herbst und Winter...mir machen die letzten beide Tage schon so zu schaffen, dieses trübe, nasse Wetter, wenn es dann auch noch so früh dunkel wird...
Ich habe so Heimweh nach Papa, ich fühle mich dann wie ein kleines Kind, wie früher, wenn ich auf Freizeiten ohne meine Eltern war, da hatte ich immer Heimweh, nur habe ich dieses Heimweh jetzt schon neun Monate lang und leider ist kein Ende in Sicht :-(

Jetzt habe ich so viel geschrieben, aber irgendwie ging dass jetzt ganz von allein...

Liebe Grüße
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  #210  
Alt 12.09.2013, 19:12
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Gina79 Gina79 ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo Sabi! Schön dass du dich entschlossen hast zu schreiben, du wirst sehen, es tut sooo gut und hilft, gerade wenn man wieder einmal ganz tief unten ist! Hier sind so viele Menschen denen es genauso geht und die mir durch ihre Erfahrungen und lieben Worte oft wieder aus dem Loch heraushelfen!

Das mit dem Heimweh finde ich süß und wahr! Du hast recht, es fühlt sich an wie dieses Heimweh dass man als Kind hatte wenn man von den Eltern getrennt war. Nur dass wir halt jetzt ganz ganz lange von unseren Lieben getrennt sein werden und uns unseren eigenen WEg ebnen müssen wie wir am besten damit umgehen können. ES ist schwer und jetzt wo diese kalte und graue Jahreszeit heranbricht wird es, für mich zumindest, noch schwerer. Auch ich merke jetzt schon, und es ist erst seit ein paar Tagen trüb bei uns, wie meine STimmung immer schlechter wird.
Heute habe ich die Sommerkleidung verräumt und gegen die Herbst-Winterkleidung im Kasten ausgetauscht. Da ich ja im Haus meiner Eltern wohne, also im 1. Stock, haben wir einen gemeinsamen Raum wo diese SAchen verstaut werden (einen kleinen Abstellraum). Beim Hin- und Herräumen bin ich wieder auf Papas SAchen gestoßen. Seine Winterjacken, seine SAunatasche, seine Tennistasche,... sind in diesem Raum. Ich hatte das Bedürfnis wieder an seiner Jacke zu riechen und sie roch immer noch so sehr nach ihm. Es kam plötzlich wieder alles hoch! Auch seine Saunatasche war noch befüllt mit seinen Duschgels, seinen Badeschuhen und anderen Dingen.
Meine Mama hatte die Räumerei schon heute vormittag alleine erledigt. Als ich heimkam wusste ich genau dass es ihr auch nicht gut ging. Sie hatte wahrscheinlich das selbe gefühlt wie ich.

Vor mir will Mama stark sein und die GEfühle eher verdrängen aber innerlich sieht es anders in ihr aus. Ich habe dann heute mit ihr darüber gesprochen dass ich schon wieder traurig war als ich Papas SAchen gesehen habe. Sie meinte dann dass wir lernen müssen unser Schicksal anzunehmen. Ich denke nicht dass sie selbst das so leicht schafft aber sie spielt glaub ich mir zu liebe die Starke.

Gestern war mir Papa ganz nah! Manchmal glaube ich echt zu wissen dass da mehr sein muss und dass unsere Lieben wirklich immer dabei sind! Normalerweise gehe ich ja jetzt immer nachmittags ans Grab.
Vor den Sommerferien, als ich noch jeden Tag in der Früh zu Papa fuhr habe ich immer ein besonderes Lied in der Früh gehört, ein jetzt aktuelles, eher countrymäßiges aber modernes Lied dass jetzt oft gespielt wird. Ich hab immer wenn ich es gehört habe sehr geweint weil Papa ja ein großer Countryfan war und ihm dieses Lied sicher gefallen hätte. Außerdem hat es die Textstelle "I'll wait for you" darin. (Und ich glaube Papa wartet auf mich)
Gestern früh war ich früher dran und hatte noch Zeit, ich fuhr also morgens schon zu Papa.
Als ich dann wieder ins Auto stieg und der Radio los ging kam plötzlich genau dieses Lied! Ich musste natürlich sofort wieder zu weinen beginnen aber es war so schön und ich hab in den Himmel geblickt und fühlte mich Papa so nahe! GEnau in dem Moment habe ich gefühlt dass es MEHR geben muss!!!!!!!!!!!!

ES ist schon wieder so lange geworden! ICh wünsche uns besseres WEtter und einen schönen Abend! Alles Liebe!
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