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  #1  
Alt 27.07.2008, 09:11
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard Nierenkrebs - erlöst

Seit Mamas OP am 30.3.2008 hat die ganze Familie gekämpft, mit allem, was uns einfiel. Nexavar, dann Sutent, Aufbaupräparate, Mistelspritzen, Indian Essence usw. Die Nebenwirkungen waren zwar nahezu alle wie nach Beipackzettelkatalog vorhanden, aber alle in minimaler Ausprägung. Insgesamt ging es Mama (*27.1.1950) die ganze Zeit über recht gut. Nur die letzten 2-3 Wochen fühlte sie sich nicht mehr gut. Gestern (26.7.2008) ist sie während eines tiefen, entspannten Mittagsschlafes verstorben. Nun sind wir hin- und hergerissen zwischen Trauer, Entsetzen und Erleichterung - so blöd das klingen mag: Sie ist erlöst und hatte im Hinblick auf die Krankheit den angenehmsten Tod, den man sich nur denken kann. Muss man dafür nicht dankbar sein? Auch, dass wir es alle nochmal geschafft haben, in den letzten Stunden bei ihr zu sein - noch dazu, da niemand damit gerechnet hat, dass es jetzt so schnell gehen würde - ist eigentlich ein großes Glück. Dank unserem gemeinsamen Kampf hat sie 9 Quartale gewonnen. Laut einem befreundeten Arzt ist beim metastasiertem Nierenzellkarzinom jede Woche, jedes Monat und jedes Quartal ein unglaublicher Gewinn. Sie konnte in der Zeit erleben, wie der älteste ihrer Enkel (gehören alle zu meiner Schwester) eingeschult wurde und im Mai zur Erstkommunion ging, wie der mittlere sich entwickelte und der kleinste das Laufen lernte. Sie konnte sich freuen, weil es bei mir beruflich endlich aufwärts ging und sogar noch an einigen meiner erfolgreichsten Projekte im Hintergrund mitarbeiten. Jetzt, da sie überzeugt war, dass es uns Kinder gut geht und sie wohl auch sah, dass Papa (er hat beide Elternteile durch Krebs verloren) wusste, dass es zu Ende ging (auch wenn er zu niemandem was gesagt hat - das kam gestern erst eine Stunde nach Mamas Tod) konnte sie beruhigt und entspannt hinüberschlafen.

orgelbass
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  #2  
Alt 27.07.2008, 09:29
Benutzerbild von rumpelinchen
rumpelinchen rumpelinchen ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Mein aufrichtiges Beileid.

Aber trotzdem schön, dass deine Mama in Frieden und Ruhe hinübergehen konnte. Sie ist erlöst.

Lg
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  #3  
Alt 27.07.2008, 12:38
mureva mureva ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

hallo orgelbass

was du geschrieben hast ist meiner meinung sehr gut.
denn mann mann hat schon 18 monate gewonnen mit 50 mg sutent.

jeztzt muß er weil mestatasen in der leisten und an versch. venen
infusionen bekommen.

du hast ganz recht,dass die zeit ein gewinn ist. man muß sie nutzen.es gibt wunderschöne momente und die will man nicht mehr löschen.

die chemotherapie besteht aus ein neues mittel von weyth pharma TEMSIROLISMUS .
er 64 jahr muss jede woche blutabnahme und einen tag später die infusion.

wir hoffen,dass wir noch etwas zeit miteinander geniessen können.

ich 64 jahre habe mir internet angeschafft um ein wenig ermunterung
von der aussenwelt zu bekommen.

ich bedanke mich für deine zeilen.

mureva
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  #4  
Alt 27.07.2008, 17:00
orgelbass orgelbass ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Liebe Mureva, liebes Rumpelinchen!
Danke für eure Zeilen. Dass Mama so einen "schönen" Tod hatte, ist uns der größte Trost. Auch sind wir froh, dass es vorüber ist - für alle!
Mama hatte auch noch eine Infusion mit Temsirolimus/Torisel. Allerdings war sie da wohl schon so schwach und psychisch derart angeschlagen, dass das keinen Sinn mehr hatte. Gemeinsam mit dem neuen Schmerzpflaster brachte das in erster Linie Übelkeit, die nicht mehr beherrschbar war. Auf der Palliativstation wurde noch versucht, was gegen die Übelkeit und die Schmerzen zu tun. Schmerzen klappte, Übelkeit nicht. Schließlich war ihre Kraft am Ende, bevor wir was passendes gefunden haben.

orgelbass
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  #5  
Alt 27.07.2008, 17:14
Benutzerbild von Ramonali
Ramonali Ramonali ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Hallo orgelbass,
erst einmal mein aufrichtige Beileid zu deinem schweren Verlust!
Mein Paps ist am 11.Januar 2008 verstorben, im Alter von 53 Jahren, letztes Jahr im Juni diagnostiziert und schon gestreut (Hoden,-Magen,-Knochen,
-Lymphdrüsenkrebs). Es ist schön zu lesen, das deine Mama noch so viele schöne Momente erleben durfte und damit vielleicht dir innere Ruhe bekommen hat, gehen zu dürfen...
Ich wünsche dir und deiner Familie alles erdenklich Liebe und vor allem viel Kraft für die kommende Zeit
Ramona
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  #6  
Alt 29.07.2008, 08:30
orgelbass orgelbass ist offline
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Beiträge: 132
Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Danke euch allen für eure lieben Worte. Auch hier (sozusagen in der realen Welt) ist die Anteilnahme geradezu überwältigend: Bei den Sterberosenkränzen ist die Kirche schon ziemlich voll. Offensichtlich sehr dankbar nehmen die Leute auch die von uns erstmals in unserer Pfarrei verwendeten Kondolenzlisten an. Da haben wir uns auch große Mühe gegeben: Hinten in der Kirche haben wir einen Tisch frei geräumt, dann eine von Mama verzierte Wohnzimmertischdecke drübergelegt, darauf die beiden Kondolenzmappen und als Schmuck: Die Brautkerze meiner Eltern, ein Photo von Mama, einen offenen Brief von mir und meiner Schwester und Mamas Lieblingsvase mit einem Blumenstrauß, der ihrem eigenen Brautstrauß nachempfunden wurde. Wir hoffen, dass es ihr so gefällt.
In den nächsten Stunden kommt der Sarg - das wird nochmal schwer. Wir haben uns überlegt, was wir mit hineingeben. Auf jeden Fall kommt in Erinnerung an Mamas letzte Reise (London) eine schöne Kopie von Händels Sopranarie und Chor "Ich weiß, dass mein Erlöser lebet" (aus: "Messias" - selbiges Notenblatt hat die Figur Händels in seinem Grabmal in der Hand, das hat Mama damals sehr gut gefallen). In diese Noten habe ich eine Chorstimme des "Ave Maria-Glöcklein" gesteckt - da hat Mama früher immer das Sopransolo gesungen und ihre Schwester das Altsolo. Von meiner USA-Reise an Pfingsten habe ich beim Zwischenstopp in London englischen Tee gekauft, weil sie den so gern mochte. Bis zum Schluss hat sie (wenn sie daheim war) morgens eine Tasse "Earl Grey" getrunken, auch wenn sie sich regelmäßig übergeben musste. Den Rest der Packung geb ich ihr mit. Dazu die Brosche mit dem Notenschlüssel, über die sie sich so wahnsinnig gefreut hat und den Gutschein meiner Tante "Ein Tag in Regensburg" - den sie nicht mehr einlösen konnte. Meine Schwester hat ein Photo der Enkel vorbereitet und die Kinder haben für die Oma was gemalt. Meine Tante will sich noch was überlegen und ebenso Mamas Cousine.
Auch das Requiem und alles was damit zusammenhängt, haben wir in Gedenken an Mama so geschmackvoll und persönlich vorbereitet, wie es uns nur möglich war. Auffallen wird bei den Liedern, dass es bewusst keine "echten" Trauerlieder gibt: Der größte Trost, der uns bleibt, ist ein Wiedersehen im Himmelreich bei unserem göttlichen Vater. Wir sind sicher, dass Mama es dort jetzt besser hat und gemeinsam mit ihren Eltern und vorangegangenen Freunden durch das abendlose Licht wandelt in ewiger Freude und Gott lobsingt, ohne Ende.

orgelbass
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  #7  
Alt 30.07.2008, 11:59
Nerie Nerie ist offline
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Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Hallo, lieber Orgelbass.
Wir "kennen" uns ja schon aus dem Nierenkrebsforum und jetzt bist auch du hier. Anfangs habe ich hier auch immer mal gelesen, aber nie geschrieben, ging irgendwie nicht. Es ist schön zu lesen, wie ihr alles vorbereitet für eine schöne Trauerfeier. Und ich beneide dich für deinen Glauben. Leider bin ich nicht kirchlich erzogen und ich finde, dann ist alles noch schlimmer damit umzugehen. Für mich ist alles so endgültig. Ich muss auch immer noch so oft an meine Muttsch denken, obwohl es nun schon ein dreiviertel Jahr her ist, dass sie gegangen ist. Ich träume sogar oft von ihr, sehe sie dann aber immer krank, nie wie früher, als sie noch gesund war. Mein Paps ist auch so alleine jetzt, er lenkt sich zwar irgendwie ab, aber er findet eben alles so sinnlos.
Ich schicke dir liebe Grüße, Tschüß Nerie.
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  #8  
Alt 31.07.2008, 12:23
orgelbass orgelbass ist offline
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Beiträge: 132
Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Liebe Nerie!
Ja, es stimmt: Der Glaube und die alten kirchlichen Riten sind eine große Hilfe. Auch wenn wir es (ich bin ausgebildeter Kirchenmusiker und habe auch Theologie fürs Lehramt studiert) gewagt haben, einiges massiv anzupassen, zu individualisieren. Aber ich hatte gestern den Eindruck, dass alle Trauergäste (müssen so um die 600 gewesen sein) schwer beeindruckt waren. Irgendwann hatte ich auch das GEfühlt, Mama zu vernehmen "das habt's aber ganz toll gemacht und alles für mich?!" Das war irgendwie schon schön.
Papa? Ja, da mach ich mir auch Sorgen, wie das weiter gehen wird, aber irgendwie funktioniert's schon - was bleibt einem auch anders übrig? Mama hat's jetzt auf jeden Fall besser. Wie sagte der Priester in der Eröffnung: "Am Samstag gegen 12.15 Uhr hat unsere Mariele aufgehört zu Atmen. Gegen halb eins hat sie der Herrgott umarmt und gesagt 'Mariele, warst immer brav und fleißig! Schau, jetzt geht's Leben erst richtig los, ein Leben, das sich keiner auf diesem Planeten auch nur vorstellen kann und - versprochen - ganz ohne Schmerzen, Tabletten und Krankenhaus!"

Ja, so stell ich mir das vor

orgelbass
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  #9  
Alt 27.08.2008, 11:37
orgelbass orgelbass ist offline
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Beiträge: 132
Standard AW: Nierenkrebs - erlöst

Kaum zu glauben, wie die Zeit vergeht. Jetzt ist Mama schon seit 1 Monat tot (+26.7.08). Die ersten Tage waren, als wäre die Zeit stehen geblieben. Allmählich aber nimmt das Leben irgendwie wieder Fahrt auf. Die Trauer ist da, aber sie kommt in Schüben. Eine Freundin meinte dazu: "Da hat euch alle deine Mutter schwer geprägt! Irgendwie ist das gut so, ihr habt euch im Griff und könnt euch kontrollieren!" Naja, hoffe mal, dass uns das "im Griff haben" weiter gelingt - es ist ja leider Gottes nicht zu ändern
Allen Mitbetroffenen viel Kraft!

orgelbass
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