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Alt 05.05.2008, 00:32
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Kimmy07 Kimmy07 ist offline
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Registriert seit: 28.05.2007
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Standard Happy birthday....ein Jahr später

Hallo Ihr Lieben,

ich möchte den Thread nutzen, um mir und meinen Mitstreiterinnen alles Gute zum ersten Geburtstag zu wünschen!!!
Heute genau vor einem Jahr fand 13.15 Uhr die Befundbesprechung im Senologiezentrum des hiesigen Kantonsspitals statt und für mich, die immer Gesunde und gesund lebende Marathonläuferin, brach eine Welt zusammen. Es wurde die Diagnose eines invasiven-duktalen Mamma-Ca gestellt, ich hatte drei Tumore in der linken Brust, der grösste 2,5 cm und bereits betroffene Lymphknoten, einer tischtennisballgross. Ich habe das alles damals nicht fassen können, wurde der von mir getastete Knoten doch 2 Monate zuvor als harmloses Fibroadenom befundet. Ich kann mich noch gut an das Gespräch damals erinnern: ich, mein Freund, der Radiologe und ein mir fremder gynäkologischer Oberarzt. Ich hab geheult, alle angeschrien und war völlig verzweifelt, der absolute Albtraum-Patient sozusagen
Am gleichen Abend kamen meine Schwägerin und meine beste Freundin aus Deutschland, gemeinsam haben wir diskutiert und Lösungen gesucht. Mit dem Therapievorschlag des Gynäkologen: "Wir operieren den Tumor raus, bestrahlen noch 2 Wochen und dann wird alles gut" war ich nicht so einverstanden. 2 Tage später rief mich eine Studium-Freundin zurück, die als onkologische Gynäkologin an der Universität Erlangen im Brustzentrum arbeitet, nach diesem Gespräch kam zum ersten Mal Ruhe in mich hinein. Ich wurde zur Zweitmeinung nach Erlangen eingeladen und zum ersten Mal kam das Thema Chemo zur Sprache. Ich, die bis dato immer lange Haare hatte, hab noch mehr geheult.

Am Montag darauf liefen alle Staging-Untersuchungen: Röntgen-Thorax, Sono Abdomen, Szinti. Am Abend stand fest: M0, uff. Mein Freund und ich sind nach Erlangen gefahren und die ganze Woche dort geblieben. In vielen Gesprächen mit dem Chefarzt und nach vielen Untersuchungen wurde der Plan erstellt. Nachdem wir gerade mit dem Nachwuchs anfangen wollten, haben wir eine laparoskopische Kryokonservierung von Eierstockgewebe machen lassen, einen Tag später wurde der Port gesetzt. An zwei Tagen zwei Vollnarkosen, uff. Dazwischen waren mir fett beim Italiener essen und nach der 2. Narkose war mir soooo schlecht, naja, Strafe muss sein. Am dritten Tag lief die erste Chemo mit Epirubicin/Cyclophosphamid. Ca 2 Stunden nach der ersten Chemo setzte eine schlimme Übelkeit ein, ich lag heulend im Bett. Doch dann überwiegte die Wut, ich zog mich an und lief mit meinem Freund (er hatte sich als Begleitperson mit aufnehmen lassen und lag bei mir im Zimmer) in die Stadt. Trotz der Übelkeit hatte ich Hunger und hab einen Döner verspeist :-) Am nächsten Tag sind wir über einen Abstecher nach Stuttgart gefahren und von da nach Hause.

Montag war ich wieder arbeiten, ich hatte 2 Tage vor Diagnosestellung eine neue Stelle als Ärztin in der Chirurgie angefangen. Mein Chef war nett und befreite mich von den Diensten und den OP. Er hat mir angeboten, jederzeit zu Hause bleiben zu können (ein Angebot, von denen ich in 6 Monaten Chemo einmal für 2 Tage Gebrauch machte). Meine neuen Kollegen waren nett, niemand bedrängte mich. Obwohl ich abends todmüde war, war ich froh, arbeiten zu können. In dieser Zeit kam ein Artikel in der Zeitung heraus mit dem Titel "Wenn der Krebsspezialist selbst Krebs hat". Darum ging es um Ärtinnen, die auch an Krebs erkrankten. Eine sagte: "Das Leben der anderen geht weiter und das eigene bleibt stehen." Das hat mich damals so getroffen, und ich sagte mir: genau das will ich nicht, ich möchte nicht, dass diese Erkrankung mich ausgrenzt, ich möchte weiter leben wie zuvor.

Ein paar Tage später war ich in der Apotheke um meine Medikamente abzuholen (Emend, Zofran, MCP etc.). Der Apotheker sprach mich darauf an und wir kamen ins Gespräch. Er trug ein Basecap und erzählte uns, er sei selbst an einem Gehirntumor erkrankt. Er gab mir den Tipp, mich zwecks Chemo an eine private Praxis in meiner Heimatstadt zu wenden. Der Gedanke, die Chemo in einem riesigen anonymen Krankenhaus zu bekommen, verursachte mir eh schon Magenschmerzen. So bin ich im ZeTuP gelandet und werde dort hervorragend und sehr persönlich betreut.

In dieser Zeit sass ich oft mit meinem Freund, warm in Decken eingemummelt, auf dem Balkon und habe geredet. Wir waren zum damaligen Zeitpunkt schon verlobt und ich war so traurig. Sollten wir mal heiraten, hätte ich eine Perücke oder kurze Haare. Mein Freund, der ewig freiheitsliebende Weltenbummler, rief kurzentschlossen im Standesamt an. Leider war kein Termin mehr frei und ich traurig. Nachdem der Beamte von unseren Sorgen erfuhr, bekamen wir einen Extra-Termin. So konnte ich mit meinen eigenen Haaren und einer traumhaften Hochsteckfrisur heiraten, 14 Tage nach der ersten Chemo. Am nächsten Tag sass ich beim Friseur und sah meinen Haaren traurig nach, weg waren sie.

In Erlangen sagte der Chefarzt: "Die Zeit wird hart, setzen sie sich Leuchttürme!". Der erste war die Hochzeit. Und zu jedem Zyklus haben wir etwas unternommen. Da ich die Chemo freitags bekam, war an dem ersten WE immer jemand aus dem Freundes-/Familienkreis bei uns zu Besuch. Und in jedem Zyklus haben wir etwas tolles unternommen und waren in Italien, Paris, London...

2 Wochen nach der letzten Chemo war OP-Termin. Vom erstbefundeten T 2 war nichts mehr übrig, ich hatte die Totalremission geschafft, leider waren 3 Lymphknoten befallen, so blieb es beim ypT0 ypN1a M0.

Direkt danach sind wir auf die Malediven geflogen, das erste Mal ohne Perücke! Da mir schon nach der 4. Chemo (Umstellung von Epirubicin/Cyclophosphamid auf Taxol/Herceptin) wieder Haare wuchsen, konnte ich mit einer ultra kurzen Kurzhaarfrisur verreisen. Danach kam die Bestrahlung, währenddessen ich halbtags arbeitete. Im Vergleich zur Chemo echt ein Klacks. In der letzten Woche habe ich mir noch eine Wunde in der Axilla eingefangen, was mich echt geärgert hat. 4 Wochen dauerte die Heilung. Nach der Bestrahlung sind wir für eine Woche nach Ägypten zum Tauchen geflogen, direkt am Tag danach.

Nun bekomme ich alle drei Wochen Herceptin dass ich gut vertrage. Die Kontrollen beim Kardiologen waren immer okay. Noch 4 Zyklen und es ist endgültig vorbei. Dann geht es endlich an die Familienplanung, hoffentlich klappt alles.

Ich möchte mich auf diesem Wege bei allen bedanken, die mir in der ganzen zeit mit vielen sms und Emails zur Seite standen (Juli 26, SonnesollScheinen, S-Angel etc.) und möchte allen Mut machen, die gerade in der Therapie stecken oder eben erst die Diagnose erfahren haben. Mädels, der Krebs lässt sich besiegen, ihr müsst stark sein und kämpfen. Meine erste grosse Kontrolle vor 2 Wochen mit CT von Brust, Bauch, Becken war ohne Befund. Ich bin glücklich und hoffe, es bleibt so.

liebe Grüsse von einer glücklichen Einjährigen,

Kathleen.
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