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  #1  
Alt 18.02.2017, 18:51
Mel_1 Mel_1 ist offline
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Standard AW: Trauerbegleitung oä

Als mein Mann starb, war ich auch so unfassbar traurig...ich dachte, ich werde nie mehr lachen können usw. Ich konnte keine Musik mehr hören und hatte eine Unruhe, die mich wahnsinnig gemacht hat. Auch litt ich unter massiven Schlafstörungen und Rückenverspannungen, so dass ich nur noch mit Auto und Sitzheizung durch die Gegend gefahren bin.
Ich machte das 8 Wochen, bis ich vor Schmerzen im Rücken und dieser unendlichen Müdigkeit zu meinen Ärzten bin.
Da gab es dann das volle Programm...Massagen und auch Schmerzmittel und auch was zum schlafen für die Nacht.
Zumindest wanderte ich Nachts nicht mehr wie blöde rum.
Aber diese unfassbare TRaurigkeit wollte natürlich nicht nach 2 Monaten vergehen...meine Ärzte sorgten dafür, dass ich schnellstmöglichst eine Trauertherapie machte. Das ging wirklich fix...weil die Mittel und WEge haben, einen Platz zu bekommen.
Ich muss sagen, meine Mutter hatte zu diesem Zeitpunkt auch unheilbar Lungenkrebs und man wartete auch da, wenn es zu Ende geht.
Die Trauertherapie beim Psychologen hat mir geholfen, dass ich wieder einen Fuss ins Leben fand...aber sowas geht nicht von heute auf morgen.
Trauer muss man leben....nicht verstecken oder unterdrücken. Ich hab aus vollstem Herzen getrauert, weil ich meinen Traummann verloren hab.
Natürlich war ich nach 6 Monaten auch noch nicht raus...aber ich konnte aktiv am Leben teilnehmen, hab mir einen Hund gekauft, der mir richtig den Schups ins "neue" Leben gab. DEr hat mich ordentlich beschäftigt und mit ihn hab ich auch viele neue Menschen kennengelernt, die mich auch aus diesen Sumpf zogen.
Es wird immer eine gewissen TRaurigkeit bleiben, auch nach fast 10 Jahren...an Tagen wie Todestag/Geburtstag/Hochzeitstag, aber die Freude am Leben und der Stolz, das solange alleine geschafft zu haben, überwiegt.
Ich hab damals nie gedacht, aus diesem tiefen Trauerloch zu kommen.
Sätze wie...Zeit heilt alle Wunden oder Du schaffst das schon, konnte ich nicht mehr hören.
Aber...es ist so...man entwickelt Kräfte, die man von sich nicht kannte.
Ich kann nur jeden Mut machen, zu kämpfen und auch die TRauer laufen zu lassen und mit der Zeit wird es besser, man darf nur die Geduld nie verlieren.
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  #2  
Alt 21.02.2017, 18:10
BuntesSchaf BuntesSchaf ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Ich war heute bei einer Psychologin, bei der ich wegen Depressionen vor 2 Jahren in Behandlung war. Sie bietet leider keine Trauertherapie an. Sie hat mich an das Psychotherapeuten Netzwerk in Marburg verwiesen, dort habe ich morgen einen Notfalltermin. Auch nur um einen Therapeuten zu finden. Dann schauen wir mal. Im Moment habe ich das Gefühl, dass es jeden Tag eher schlechter wird. Sie (die Psychologin) meinte, das kann auch noch das nächste halbe Jahr weiter so gehen.. macht Mut . Ich muss mal den Hintern hoch bekommen. Eine gute Bekannte hat ihren Lebensgefährten vor 1,5 Jahren auf ähnliche Art verloren. Vielleicht helfen mir Gespräche mit ihr. Ich erwarte nicht, dass ich in 3 Monaten wieder glücklich durch die Gegend hüpfe, aber wenn sich die jetzt begonnene Abwärtsspirale ein halbes Jahr fortsetzt, zieh ich den Stecker. Das kann ich nicht- sorry, wenn das feige ist.
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  #3  
Alt 21.02.2017, 18:27
Benutzerbild von carlchen
carlchen carlchen ist offline
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Standard AW: Trauerbegleitung oä

Hallo liebes buntes Schaf,

Stecker ziehen, bitte nicht.
Ich für mich kann sagen, es wird besser, aber die Trauer einen Teil meines Lebens verloren zu haben, der wird immer bleiben.

Heute habe ich einen "lustigen" Beitrag im Internet mir angeschaut.
Erst war ich auf der Suche, was ist wenn der Seelenpartner stirbt.
Und dann war da ein Beitrag von einem jungen Österreicher.
Was bedeutet das Weiterleben, Reinkarnation, also am Ende mußte ich Schmunzeln, wir sind ein Teil eines großen Kuchen. Versuche mal zu verlinken
https://www.youtube.com/watch?v=Zi2QQBW5hU8.

Meine Trauer - es ist eine Art Reise - ich bin habe viele gesehen und erlebt, bin vielen Menschen begegnet was so ja nie passiert wäre.
Aber dieses neue andere Leben so hinzunehmen, ist ein ganz schönes Stück Arbeit für mich.

Jetzt aber ist deine Zeit und du darfst traurig und auch mal wütend sein.
Viel erreicht hast du in der kurzen Zeit ja auch schon.

Darum ich wünsche dir alles alles Gute liebe Grüße Carolin
__________________
Dieser Tag - ein Leben
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  #4  
Alt 21.02.2017, 18:30
sanne2 sanne2 ist offline
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Standard AW: Trauerbegleitung oä

Hallo liebes Buntes Schaf.
Es tut mir unglaublich leid, dass es dich auch treffen musste.
Deine Geschichte habe ich still verfolgt, aber da auch ich noch nach genau 8 Monaten in Trauer um meinen verstorbenen Mann bin, konnte ich dir nicht antworten.

Ich möchte dir nur eines schreiben!
Setze dich nicht mit der Trauer um deinen Mann unter Druck.
In diesem Fall gibt es kein richtig oder falsch!
Jeder Mensch trauert anders und nach deiner kurzen Zeit musst du deinen Weg alleine erst einmal finden.
Und lass dir Zeit!
Jetzt, nach 8 Monaten bin ich noch immer unglaublich traurig um den Verlust meines Mannes und das konnte mir noch niemand nehmen.

Ich alleine entscheide, wie lange und vor allem WIE ich trauere und all meine Freunde und die Famiie haben vollstes Verständnis.

Mir persönlich hat damals meine Arbeit geholfen, nachdem ich 4 Wochen krankgeschrieben war. Auch wenn ich dort häufig traurig war, aber ich war dennoch ebgelenkt.

Probiere für dich die Trauergruppe aus, vielleicht hilft sie dir.
Und wenn sie trotz allem nicht helfen sollte, dann findest du etwas anderes.
Nur erzwingen lässt es sich nicht.
Für mich war der Zeitfaktor sehr entscheidend, den ich ganz alleine für mich entschieden habe.

Solltest du jemanden zum Austausch brauchen, schreibe mich gerne an.
Auch ich habe anfangs sehr viel mit Witwen geschrieben und habe viele Gemeinsamkeiten gefunden, die trotz allem irgendwie tröstlich waren.

Ganz liebe Grüße,

Sanne

Tut mir leid. Habe überlesen, dass du nicht in eine Trauergruppe gehst, sondern zu einem Psychologen. Dort war ich vor dem Tod meines Mannes und MIR hatte es schon geholfen.
Alles gute wünsche ich dir

Geändert von sanne2 (21.02.2017 um 19:06 Uhr)
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  #5  
Alt 21.02.2017, 21:28
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Beiträge: 2.241
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Liebe Buntes Schaf,
du schriebst:
Zitat:
Ich muss mal den Hintern hoch bekommen
Am heutigen Tag hast Du ganz viel für dich getan, es war sicherlich nicht einfach für dich, bei der Psychologin anzurufen.
Ich bin der Ansicht, da du schon einmal eine Depression hattest, ist es jetzt in der Trauerzeit so schwierig. Du erlebst alle Gefühle viel intensiver als andere Menschen. Die Bemerkung der Therapeutin, dass es ein halbes Jahr abwärts gehen kann, ist sehr grenzwertig. Bitte ziehe nicht den Stecker, ich schließe mich den Worten von Sanne 2 an.
Für morgen drücke ich die Daumen, dass du im Netzwerk einen Therapeuten findest, der dir weiterhelfen kann.
Außerdem schicke ich ein großes Kraftpaket auf die Reise,

Liebe Grüße,Elisabethh.
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  #6  
Alt 22.02.2017, 17:55
BuntesSchaf BuntesSchaf ist offline
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Beiträge: 59
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Ich war heute bei einer Psychotherapeutin der Ambulanz in Marburg- und bedauere sehr, dass ich bei dieser Frau nicht die Therapie machen kann. Seit dem Tag der Embolie hatte ich heute zum ersten mal das Gefühl mit jemandem zu sprechen, der WIRKLICH weiß, wo von ich rede. Ist ist im direkten Dialog doch noch mal was anderes, als in der Schriftform. Ihr Wissen um die biologischen und medizinischen Hintergründe (hypoxischer Hirnschaden) haben tatsächlich heute einen (kleinen) Teil der (gefühlt riesigen) Last, die ich mit mir herumtrage, genommen.
Auch mal keinen Vorwurf zu hören, wenn man sagt, dass man nicht mehr will, dass es einem zu viel ist, und das eine eigene, fortschreitende Erkrankung einem als Chance (Exit) erscheint, ist eine positive Erfahrung für mich gewesen.
Die Erkenntnis des Tages ist für mich: ich darf auch nicht mehr wollen, wenn ich nicht mehr kann
In einem Nachbarort ist ein Therapieplatz frei und am kommenden Dienstag ist der Ersttermin. Ich hoffe, das mir auch diese Therapeutin helfen kann. Und dann sehen wir weiter.
Jetzt steht erst mal die Eiger Nordwand in Form der Beerdigung am Samstag vor mir- es wird nicht leichter, wenn die Schwiegereltern sagen, dass sie hoffen, den Tag ohne Notarzt zu überstehen.. Nun ich hoffe, dass dem so ist und das ich meinen Mann mit Würde beerdigt bekomme. Ein Fuß nach dem anderen , ein Tag nach dem anderen
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  #7  
Alt 22.02.2017, 18:13
Wolle2 Wolle2 ist offline
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Beiträge: 365
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Liebe Astrid.

Ich freue mich darüber, dass Du heute etwas aufgebaut worden bist. Vielleicht bringt Dir der Therapieplatz im Nachbarort eine weitere Entspannung.

Für Deinen schweren Tag am Samstag wünsche ich dir viel Kraft. Einen Fuß nach den anderen setzen, das wünsche ich Dir.

Mit vielen Grüßen.
Wolle2.
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  #8  
Alt 22.02.2017, 18:17
BuntesSchaf BuntesSchaf ist offline
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Standard AW: Trauerbegleitung oä

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  #9  
Alt 07.03.2017, 14:12
Benutzerbild von Rachel
Rachel Rachel ist offline
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Beiträge: 1.504
Standard AW: Trauerbegleitung oä

vorab mal möchte ich dich einfach ganz fest in den arm nehmen und dir sagen, daß es eines tages wieder besser werden wird, auch wenn du dir das im moment nicht vorstellen kannst - konnte ich damals auch nicht.

mein mann ist am 27.7.2013 an lungenkrebs verstorben, ich habe ihn ein halbes jahr zu hause bis zum tod gepflegt.

nach seinem tod bin ich in ein großes schwarzes loch gefallen, MEINE welt ist stehengeblieben, ich war für nichts zu gebrauchen, ich bin dahinvegetiert, habe nur geweint, ich habe oft ganz laut im garten geschrieen "ich will meinen mann wieder haben" .......... ich wollte nicht mehr leben, wollte bei meinem mann sein .............. und ich war so wütend auf ihn, daß er mich ganz alleine zurückgelassen hat.

3 monate später bin ich in eine trauergruppe eingestiegen - das war ganz furchtbar für mich. all die schicksale der anderen zu hören ......... bin dann nach 2 monate ausgestiegen und habe einzelstunden genommen. so richtig sind die gespräche damals nicht wirklich angekommen bei mir sondern erst viel später haben sie ihre wirkung gezeigt.

ich habe mir dann bücher über trauer gekauft (wenn du magst kann ich dir diese bücher gerne schicken), manchmal konnte ich die bücher lesen, dann ging es wieder gar nicht.
habe auch versucht viel draußen im freien zu sein, in unserem haus habe ich es überhaupt nicht ausgehalten und ich habe immer und überall geweint, ich habe mich nie versteckt und ich habe viel mit freunden gesprochen.

all das hat mir doch sehr geholfen mit der zeit, es war ein sehr sehr langer schmerzlicher weg und ich habe 1,5 jahre gebraucht bis mein lebenswille wieder vorhanden war, bis ich wieder lust hatte weiterzumachen .................

ich weiß wie weh es tut, wie schwer alles ist aber du mußt versuchen weiterzumachen .............. kleine schritte aber immer weitergehen, nicht zurückschauen und stehenbleiben ......... die zeit heilt alle wunden > blöder satz aber er stimmt wirklich.

Aus heutiger sicht würde ich dir sagen > schau das du liebe menschen um dich hast, weine wenn dir danach ist, rede mit deinem mann, erzähle ihm wie es dir geht ......... ich mache das heute noch und schreibe ihm heute noch SMS wenn ich was schönes erlebt habe oder wenn er geburtstag hätte ....................

es ist eine schlimme zeit, eine schlimme erfahrung aber auch für dich wird die sonne wieder scheinen - viele menschen haben mir das damals gesagt und ich habe es keinem einzigen geglaubt

ich wünsche dir alles alles gute für deine therapie

lg gitti
__________________
mein Mann: Adenokarzinom

man sieht die Sonne langsam untergehen und erschrickt trotzdem wenn es dunkel ist - Kafka

Geändert von Rachel (07.03.2017 um 14:17 Uhr)
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  #10  
Alt 08.03.2017, 19:41
Verlassen Verlassen ist offline
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Registriert seit: 26.11.2016
Beiträge: 59
Standard AW: Trauerbegleitung oä

Liebe Rachel!

Deine Zeilen sind wirkliche Mutmacher. Und es ist schön zu lesen, dass Du auch nach dieser langen Zeit immer noch mit Deinem Mann sprichst. DER eine Mensch, dem man nur einmal in seinem Leben begegnet wird immer gegenwärtig sein.
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