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  #1  
Alt 02.03.2006, 14:39
Zoe Zoe ist offline
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Standard Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Hallo Alle,
meine Frage ist vielleicht nicht so geschickt formuliert, aber es interessiert mich sehr, ob Krankenhäuser und auch Ärzte dazu verpflichtet sind, ihre Kompetenzgrenzen anzuerkennen und den (potentiellen) Patienten gegebenenfalls an eine Spezialklinik zu verweisen? Wenn diese Verpflichtung besteht - ist das genauer geregelt und wie?
Hintergrund ist die Erkrankung meines Partners an Sarkom, was sehr selten ist. Er wurde vor etlichen Jahren in einer Uniklinik operiert und sehr aggressiv bestrahlt obwohl das Sarkom gut differenziert und niedrig malign (G1) war. Die Bestrahlung war ein Fehler, nachdem was ich mittlerweile weiß und was von ärztlicher Seite nun dazu gesagt wurde - nun, da seit kurzem Rezidivverdacht besteht und eine weitere OP notwendig ist und guter Rat teuer ist, da das Bein schwer geschädigt ist, auch der Nerv (Gehbehinderung), von den verbliebenen Therapieoptionen ganz zu schweigen.........
Was ich mittlerweile weiß: Es gibt Tumorzentren, die auf Sarkome spezialisiert sind. Warum orientieren sich die Ärzte und Krankenhäuser nicht daran, sondern schnippeln, obwohl noch nie ein Sarkom gesehen, munter darauf los ??? Arroganz und finanzielle Interessen spielen bestimmt eine große Rolle. Warum dürfen die das? Und muss man sich alles gefallen lassen?
Danke, Zoe
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  #2  
Alt 04.03.2006, 01:11
Zoe Zoe ist offline
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Registriert seit: 18.08.2005
Beiträge: 242
Standard AW: Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Danke, Werner, für Deine ausführliche Antwort.
Sie trifft nicht so ganz meine Frage - ich habe mich nicht klar genug ausgedrückt:
Es ging mir vor allem um den Fall in dem man als Patient nicht merkt, dass man nicht in den besten Händen ist, weil alles neu für einen ist, die Krebsart und die Behandlugen mit denen man plötzlich konfrontiert ist.
Ich verstehe nicht, dass Ärzte nach der Diagnose nicht in der Lage sind, einen automatisch in eine auf die Krebsart spezialisierte Klinik zu schicken - stattdessen wird man ins nächstbeste Klinikum geschickt und das Schicksal nimmt seinen Lauf.
Viele Grüße, (aus Schaden wird man klug) - Zoe
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  #3  
Alt 04.03.2006, 12:40
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Lächeln AW: Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Hallo Zoe,

ich weiß nicht, wie es diesbezüglich rechtlich bestellt ist, aber ich denke, alles ist dehnbar und unterliegt im Zweifel sehr stark der individuellen Interpretation.

Meine persönliche Erfahrung ist folgende: Wer sich nicht selbst schlau macht und durch viele unbequeme Fragen negativ auffällt, hat im Zweifel Pech gehabt. Auch ich gehöre zu denen, die nach überraschender Diagnose - zwar von einem fähigen Arzt operiert wurde - aber denn rundherum belogen und medizinisch schlecht behandelt wurde. Erst nachdem es mir besser ging, konnte ich mich nach und nach tiefer in die Materie einarbeiten... Mittlerweile werde ich von Medizinern häufig gefragt, ob ich eine medizinische Ausbildung habe, wegen der Fachtermini und meines umfangreichen Wissens .

Auch eine Aussage der Leiterin meiner Krebs-Selbsthilfegruppe hat mich stutzig gemacht: "In den 20 Jahren, die ich jetzt die Gruppe leite, fiel mir zunehmend auf, dass die Patienten, die viel fragen und eher unbequem sind, deutlich länger überleben..." Ich glaube, das muss ich jetzt nicht weiter kommentieren....

Also... Ärzte dürfen nicht alles, aber man kann das Geschehen nur schlecht oder gar nicht kontrollieren... und ich weiß mittlerweile, dass selbst CT-Bilder und weitere Unterlagen sehr schnell verschwinden können.... Ich mache keine Behandlung mehr, ohne dass ich mir sofort im Anschluss alles (und wirklich alles) vom OP-Bericht bis zu Aufnahmen und sonstigen Statements aushändigen lasse. Desweiteren habe ich das letzte halbe Jahr dafür verwendet, mir eine Palette von Ärzten zusammenzustellen, die ehrlich sind, mich ernst nehmen und mit denen ich alles diskutieren kann. Ich denke, so lebe ich weitaus besser und vielleicht auch länger...

LG chaosbarthi
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  #4  
Alt 04.03.2006, 15:39
Benutzerbild von Jutta
Jutta Jutta ist offline
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Standard AW: Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Hallo Zoe,

Du schreibst, vor etlichen Jahren, dies kann auch bedeuten, daß vor diesen etlichen Jahren die heute angewandte Methode noch nicht bekannt war.

Ich möchte nicht generell eine Lanze für alle Ärzte brechen, aber es gibt auch genügend Ärzte, die unumwunden sagen, daß ein Kollege sich besser mit der Sache auskennt. Man kann deine Aussage nicht auf alle beziehen, auch wenn es einige faule Äpfel unter der Ärzteschaft gibt.

Bei mir wurden vor Jahren bei einer notwendigen Operation die allerneueste Methode angewandt, welche leider dermaßen in die Hosen ging, daß ich bis an mein Lebensende darunter leiden muß. Nach einigen Jahren wurde den Ärzten bewußt, daß diese Methode ein Schuß nach hinten war. Doch für alle anderen Behandlungen war ein Arzt dort mein bester Ratgeber, um mir für mich die optimalsten Ärzte bzw. Kliniken zu finden.

In vielen Punkten gebe ich Chaosbarti recht. Mir erging es die letzten Jahren auch so. Bevor ich mit dem Kopf nicke und zustimme, gehe ich zuerst nochmals nach hause, recherchiere und stehe mit meinem Fragenkatalog beim nächsten Termin solange auf der Matte, bis ich der Meinung bin, wirklich umfassend beraten worden zu sein.
In der Zwischenzeit habe ich ein supertolles Ärzteteam, das mich schon kennt, grinsend mit den Augen rollt, wenn ich da stehe. Und sie auch akzeptieren, wenn ich von einer vorgeschlagenen Behandlung Abstand nehme. Keinen Groll zeigten, als ich am Morgen einer geplanten OP wieder meinen Koffer packte und nach hause ging, da mir während der Nacht plötzlich große Zweifel kamen.
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Jutta
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  #5  
Alt 05.03.2006, 15:39
Benutzerbild von Carpe1
Carpe1 Carpe1 ist offline
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Ort: ab 1.9.2006 in Graz-Gittiland
Beiträge: 59
Standard AW: Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Liebe, unbekannte Zoe!

Zu Deiner Frage möchte ich dir "meine" Geschichte als Angehörige kurz erzählen und allen, natürlich auch Dir, Mut machen sich zu wehren und die Halbgötter in weiß zu entzaubern.

Meine Tochter, 28, bekam im Dezember 2004 die Diagnose Hautkrebs, malignes Melanom, 3,35 mm Eindringtiefe nach Breslow, Clark Level IV an einer Uni-Klinik in Ostdeutschland gestellt. Wir waren im Schockzustand, die Prognose sehr schlecht. Es folgte das übliche Prozedere mit Entfernung des Wächterlymphknotens (ohne Befall) und die Entfernung des Sandfleckes (15 x 30 cm) vorsorglich, auf dem das Blödding gewachsen war, anschließend Hauttransplantation. Danach die übliche Behandlung mit Interferon 3 x 3 Mio/Woche. Alle weiteren Untersuchungen waren ohne Befund. Leider wurde aber ihre Schilddrüse durch die Interferonbehandlung vollkommen zerstört, sie wird jetzt lebenslang Hormone nehmen müssen und hat bis diese Diagnose in der selben Uniklinik gestellt wurde, 20 kg zugenommen.

Zwischenzeitlich hatte ich mich im Internet (auch im Krebs-Kompass) schlau gemacht und mir als Laien sind mehrere Ungereimtheiten aufgefallen, sodass ich meine Tochter immer stärker zu einer Zweitmeinung gedrängt habe. Mit viel Glück habe ich einen schnellen Termin bei Prof. Garbe in Tübingen ergattert (DER Spezialist für Hautkrebs in BRD) und was soll ich lange drumherum reden, es handelt sich tatsächlich um eine Fehldiagnose, es ist KEIN Melanom, es ist überhaupt kein Krebs.

Ich bin mir durchaus bewußt, dass meine Tochter Riesenglück hatte und ihre Schutzengel für ein paar Jahre verbraucht hat. Was ich aber damit sagen will, dass die erstbehandelnde Uniklinik es nicht für nötig gehalten hat, diese Ungereimtheiten zu berücksichtigen und sich Hilfe bei der führenden Klinik für diesen Krebs zu holen, das halte ich persönlich für schlichtweg verantwortungslos und deswegen haben wir auch eine Schadensersatzforderung gestellt, der sich übrigens auch die Krankenkasse meiner Tochter angeschlossen hat.

Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass die überwiegende Mehrheit der Ärzte ihr Bestes tun und all ihr Fachwissen dem Patienten zur Verfügung stellen, allerdings bin ich auch fest davon überzeugt, dass heute nur noch ein mündiger Patient die besten aller Chancen hat.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein klein wenig Mut machen, alles zu hinterfragen, Dich niemals bspeisen zu lassen und denn Ärzten gehörig auf den Wecker zu gehen!

Ich wünsch Dir alles Gute!
Uschi
__________________
Carpe diem et carpe noctem
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  #6  
Alt 15.03.2006, 15:28
Cornelia O Cornelia O ist offline
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Registriert seit: 15.08.2005
Beiträge: 184
Standard AW: Dürfen Krankenhäuser / Ärzte alles?

Hallo Carpe,

durch Zufall habe ich gerade eben deinen Beitrag gelesen. Ich kenne dich noch aus dem Hautkrebsforum. Ich bin völlig geschockt von deiner Geschichte.
Stell sie doch bitte auch ins Hautkrebsforum, denn das interessiert doch alle und wir (alten Hasen) fragen uns doch, was mit den Leidgenossen passiert ist, warum sie sich nicht mehr melden.
Ich freue mich für deine Tochter- es ist eine unglaubliche Geschichte!!!!- und wünsche ihr alles, alles Gute.

Liebe Grüße
Cornelia
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